31. März 2025
Die internationale Presseschau

Diesmal mit Stimmen zum Ärger von US-Präsident Trump gegenüber Russlands Staatschef Putin, zum Erdbeben in Myanmar und den Massenprotesten in der Türkei.

Menschen schwenken Fahnen und skandieren Slogans während einer Massenkundgebung zur Unterstützung des inhaftierten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu am 29. März 2025 in Istanbul.
Hunderttausende protestierten am Samtag in Istanbul für die Verteidigung der Demokratie. (picture alliance / abaca / Ugur Can )
CUMHURIYET aus Istanbul bewertet die Kundgebung in der Stadt vom Samstag als "spektakulär": "Die Rede von CHP-Chef Özgür Özel zeigte die Stärke und Entschlossenheit der Opposition und schürte zum ersten Mal seit den Gezi-Protesten 2013 neue Hoffnung. Das Regime in Ankara soll Pläne gehabt haben, Zwangsverwalter für Istanbul und Ankara zu ernennen, ebenso für die sozialdemokratische Partei CHP. Ziel könnte es gewesen sein, sich vor den nächsten Wahlen die finanziellen Ressourcen der beiden großen Stadtverwaltungen anzueignen und die Opposition neu zu organisieren. Aufgrund der Massenproteste im Land wurden diese Pläne verworfen", konstatiert CUMHURIYET aus der Türkei.
Für die französische Zeitung L'HUMANITÉ war das Wichtigste bei der Großdemonstration die Teilnahme der Kurdenpartei DEM. "Sie hatte sich bisher bedeckt gehalten - vermutlich aufgrund des Wunsches, den Prozess um die Freilassung von PKK-Führer Öcalan zu Ende zu bringen, also den Konflikt mit der türkischen Regierung beizulegen. Jetzt aber kam die DEM-Führung offenbar zu der Überzeugung, dass die Manöver des türkischen Machthabers zu viele Gefahren bergen. Denn was sind unter diesen Umständen die Versprechungen gegenüber den Kurden wert?", fragt L'HUMANITÉ aus Saint-Denis.
EXPRESSEN aus Stockholm stellt die Festnahme des schwedischen Journalisten Joakim Medin in den Mittelpunkt: "Ankara bestreitet, dass die Festnahme etwas mit Medins journalistischer Tätigkeit zu tun hat - aber das ist wenig glaubwürdig. Es wird immer schwieriger, aus und in der Türkei zu berichten. Zensur ist weit verbreitet und kritische Journalisten verlieren ihre Zulassung oder werden inhaftiert. Frühere Fälle zeigen, dass resolutes Eingreifen helfen kann. Wollen wir hoffen, dass diese Lektion beherzigt wurde. Medins Verhaftung sollte beim Treffen der NATO-Außenminister behandelt werden und die EU sollte rasch eingebunden werden. Jede Stunde zählt", unterstreicht die schwedische Zeitung EXPRESSEN.
Die indische Zeitung DT NEXT bringt einen Gastkommentar, der sich mit dem Einfluss von US-Präsident Trump auf den türkischen Staatschef Erdogan beschäftigt: "Seit Trump am 20. Januar sein Amt angetreten hat, stellt er die Prinzipien der amerikanischen Diplomatie auf den Kopf. Er huldigt Staatschefs, die demokratische Prinzipen verletzen, statt sie in die Schranken zu weisen. Und er verstärkt diesen Kurs noch durch sein eigenes Handeln: Er rächt sich an politischen Rivalen, greift Anwälte, Medienschaffende sowie Universitäten an und stellt die Autorität der Justiz in Frage. Damit bietet er Machthabern in Ländern wie Serbien oder Israel ein Vorbild; demokratisch gewählten Führern, die aber schon länger versuchen, die Grenzen ihrer Macht zu verschieben", analysiert DT NEXT aus Chennai.
Bleiben wir bei Trump: Der US-Präsident ist nach eigenen Worten "sehr verärgert" über den russischen Staatschef Putin, weil dieser die Glaubwürdigkeit des ukrainischen Präsidenten Selenskyj infrage gestellt hatte. Dazu schreibt LA STAMPA aus Turin: "Bisher beruhte der Dialog zwischen Putin und Trump eher auf ideologischen Gemeinsamkeiten als auf konkreten Vereinbarungen - und tatsächlich bekräftigte der US-Präsident, dass er seine Wut auf Putin überwinden könnte, wenn der sich nur richtig verhält. Trumps jetziger Ausbruch könnte also eine Geste sein, nachdem er von vielen als Vermittler kritisiert wurde; ein Signal an Selenskyj, dass er bereit ist, ihn zu verteidigen - und ein verbale Ohrfeige, um Putin zur Eile in Sachen Waffenruhe zu bewegen", überlegt die italienische LA STAMPA.
ASAHI SHIMBUN aus Tokio geht in einem Gast-Kommentar näher auf die Drohung Trumps ein, Zölle auf russische Öl-Exporte zu erheben: "Bereits in der Amtszeit von Präsident Biden haben die USA Öl-Importe aus Russland verboten und aktuell ist die Einfuhrmenge gleich Null. Wie will Trump denn etwas verzollen, das sein Land gar nicht mehr importiert? Zielt Trump auf Drittstaaten, die noch Erdöl aus Russland importieren? Wie kann das denn in der Praxis umgesetzt werden? Es wäre ein historisch beispielloser Vorgang. Normalerweise wäre es ein Riesenskandal, wenn der oberste Staatsmann einer Supermacht wie der USA solch einen Quatsch erzählt. Aber vielleicht haben wir uns alle schon daran gewöhnt", vermutet der Kommentator in der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN.
Nach Ansicht der dänischen Zeitung JYLLANDS-POSTEN haben sich die Mitglieder der Trump-Regierung bisher auf der weltpolitischen Bühne als Amateure erwiesen. "Putins Verhandler haben das sofort zu ihrem Vorteil genutzt. Der Versuch, den Ukrainern ein völlig unangemessenes Rohstoffabkommen aufzuzwingen, ist genauso abwegig wie die Vorschläge, Kanada und Grönland in US-Knechtschaft zu zwingen oder Gaza in ein Ferienparadies umzuwandeln. Europa muss sich klar von solchen Ideen distanzieren. Und die Amerikaner selbst würden sich und ihren Verbündeten einen großen Dienst erweisen, wenn sie solche Einfälle dorthin verfrachten würden, wohin sie gehören: auf den Müllhaufen der Geschichte", findet JYLLANDS-POSTEN aus Århus.
Trumps Regierungsführung stößt in den USA bereits auf Ablehnung, beobachtet die spanische Zeitung EL PERIODICO DE ARAGON: "Das Inflationsrisiko steigt und höhere Preise für Medikamente bereiten den Wählern immer mehr Kopfzerbrechen. Erste Schätzungen gehen von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal aus. Selbst die großen US-Technologieunternehmen zeigen sich verunsichert: In nur drei Wochen sind die Börsekurse von Giganten wie Meta, Amazon oder Tesla drastisch eingebrochen. Vielleicht dämmert es den USA ja allmählich, was sie sich mit Trump eingehandelt haben", mutmaßt EL PERIODICO DE ARAGON aus Zaragoza.
Die südafrikanische Zeitung THE MERCURY verharrt noch kurz bei der US-Regierung, lenkt aber unseren Blick auf das Erbeben in Südostasien: "Das Erbeben erwischte Myanmar in einer Zeit, in der US-Präsident Trump die Entwicklungshilfe zusammenstreicht. Eine Million Zivilisten in Myanmar könnten die Unterstützung durch das Welternährungsprogramm verlieren, weil Trump hier die Axt angelegt hat. Dabei grassiert die Armut in Myanmar schon jetzt, die Wirtschaft ist zerrüttet und die Kassen der Junta sind wegen des Bürgerkrieges und in Folge von Sanktionen der internationalen Gemeinschaft leer. Dazu kommt: In verschiedenen Regionen haben konkurrierende Gruppen die Kontrolle. Das wird die Verteilung von Hilfsgütern erschweren", fürchtet THE MERCURY aus Durban.
Vor diesem Hintergrund begrüßt LIANHE BAO aus Singapur die teilweise Waffenruhe in den betroffenen Gebieten: "Das ist wichtig für die reibungslose Einfuhr von Rettungspersonal und -gütern. Dass die Regierung so schnell um Hilfe von außen gebeten hat, zeigt, wie aussichtslos die Lage vor Ort sein muss. Die ersten humanitären Lieferungen kommen aus China, Russland und Indien. Auch die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN darf sich ihrer Verantwortung auf keinen Fall entziehen - und zwar über die Katastrophenzeit hinaus", verlangt LIANHE BAO aus Singapur.
MILLENIUM POST aus Neu Delhi bewertet die Rolle Indiens in der Krise als entscheidend: "Als direkter Nachbar von Myanmar muss das Land dafür sorgen, dass die Hilfsgüter bei den Bedürftigen ankommen. Die nächsten Tagen werden entscheidend sein: Tausende sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten, die Rettungskräfte kämpfen gegen die Zeit. Die internationale Gemeinschaft muss vom Militärregime Rechenschaft verlangen über die Verteilung der Hilfsmittel. Die Menschen in Myanmar brauchen langanhaltende Unterstützung - und zwar frei von politischer Manipulation." Das war ein Auszug aus der indischen Zeitung MILLENIUM POST - und damit endet die internationale Presseschau.