03. April 2025
Die internationale Presseschau

US-Präsident Trump hat neue Zölle von 10 bis 50 Prozent für Handelspartner weltweit verhängt. Die US-Wirtschaftspolitik ist daher das bestimmende Thema in den Kommentarspalten der Zeitungen.

US-Präsident Trump steht an einem Rednerpult und spricht, hinter ihm ist ein Teil der US-Flagge zu sehen.
Im Rosengarten des Weißen Hauses kündigt US-Präsident Trump neue Zölle für viele Länder an. (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO)
Das New Yorker WALL STREET JOURNAL erläutert: "Zunächst erlegt Trump allen Ländern der Welt einen 'Grundzoll' von 10 Prozent auf, um auf dem US-Markt verkaufen zu können. China wird mit Zöllen in Höhe von 34 Prozent belegt, selbst unsere japanischen Freunde werden 24 Prozent zahlen. Die Europäische Union wird mit 20 Prozent belastet, Indien mit 24 Prozent. Trumps neuer Zollangriff gibt China eine weitere Möglichkeit, seinen großen Markt zu nutzen, um US-Verbündete zu umwerben. Südkorea und Japan sind die ersten Ziele, aber auch Europa steht auf Chinas Liste. Die Neugestaltung der Weltwirtschaft hat weitreichende Folgen, und diese werden vielleicht nicht alle zu dem führen, was Trump als neues 'goldenes Zeitalter' anpreist", befürchtet das WALL STREET JOURNAL.
Die britische Zeitung FINANCIAL TIMES notiert: "Während das Weiße Haus auf eine Art von neuer amerikanischer Autarkie zuzutaumeln scheint, stellt sich die entscheidende Frage, ob Trump in der Lage sein wird, diese aggressive Handelspolitik über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, oder ob er sie unter dem Druck der Wirtschaft, des Marktes, der Politik und sogar der Justiz schließlich rückgängig machen wird. Der wichtigste Faktor, der Trump und sein Team dazu bringen könnte, ihre Handelspolitik zu überdenken, könnte ein rein politischer sein - und zwar der Einbruch der Zustimmungswerte für den Präsidenten", spekuliert die Londoner FINANCIAL TIMES.
"Trumps 'Tag der Befreiung'. Was werden die Zölle gegen 183 Länder und Gebiete bewirken?", fragt die russische Zeitung WEDOMOSTI: "Trump ist von der Wirksamkeit seiner Zölle überzeugt, doch diese Politik wird der US-Wirtschaft kurz- und mittelfristig nichts Positives bringen. Für Trump war die Wirtschaft eine seiner wichtigsten Trumpfkarten im Wahlkampf, aber eine derartige Zollpolitik, wie er sie nun betreibt, könnte ihn dieses Vorteils berauben. Das wiederum würde die Chancen der Republikaner bei den Zwischenwahlen im November 2026 schädigen. Die meisten Amerikaner sind mit den Zollkriegen des Präsidenten unzufrieden", meint WEDOMOSTI aus Moskau.
"Trump hat eine Reset-Taste für das Freihandels-System der Nachkriegszeit gedrückt", analysiert die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN: "Die durchschnittlichen Zölle der USA steigen von 3,3 Prozent auf über 20 Prozent. Damit wird einer der weltweit offensten Märkte plötzlich zu einem der am meisten isolierten unter den führenden Industriestaaten. Der Tag, an dem Trump die USA angeblich 'befreien' will, könnte zum Tag des Zusammenbruchs des Freihandels werden. Die globalen Lieferketten sind eng verflochten – nicht nur durch Waren, sondern auch durch Technologie und Wissen. Die US-Halbleiterindustrie etwa ist ohne japanische Produktionsmaschinen nicht überlebensfähig. Hinzu kommt die Gefahr steigender Preise: Die neue Zollpolitik könnte die Inflation anheizen – und Trumps Regierung massiv unter Druck setzen. Sind die USA auf dem Weg zur wirtschaftlichen Selbstzerstörung?". So weit NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die taiwanesische Zeitung JINGJI RIBAO sieht eine Verschärfung der Inflation bei stagnierender Wirtschaft: "Einer Prognose von Goldman Sachs zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in den nächsten zwölf Monaten von 20 auf 35 Prozent. Das Wachstum könnte auf magere 1 Prozent schrumpfen, während die Inflation auf 3,5 Prozent steigt. Die größten Verlierer wären also jene wirtschaftlich schwachen Amerikaner, die Trump wieder ins Amt gebracht haben. Trump wird eines Tages gezwungen sein, seine Zollpolitik rückgängig zu machen. Doch bis dahin wird die Welt einen hohen Preis zahlen und Amerikas Rolle als Weltführer könnte für immer verloren sein", mahnt die JINGJI RIBAO aus Taipeh.
"Europa ist der Zolloffensive nicht schutzlos ausgeliefert", heißt es in der spanischen Zeitung EL ECONOMISTA: "Es stimmt, dass die Handelsbilanz zwischen den USA und der EU einen Überschuss von etwa 150 Milliarden Euro zugunsten Europas zeigt. Bei den Dienstleistungen sind die Rollen jedoch vertauscht. Hier ist es Europa, das ein großes Defizit von etwa 110 Milliarden gegenüber der größten Volkswirtschaft der Welt aufweist. Ein Großteil dieses Betrags ist darauf zurückzuführen, dass die europäischen Unternehmen in den Bereichen Kommunikation, Industrie und Gesundheitswesen auf die von den großen US-Technologieunternehmen angebotenen Dienstleistungen angewiesen sind. Europa ist somit zu einem entscheidenden Markt für die sogenannten Magnificent Seven geworden. Die Besteuerung dieser Unternehmen, die auch dem derzeitigen Amtsinhaber im Weißen Haus sehr nahe stehen, ist das beste Druckmittel Brüssels gegenüber den USA", stellt EL ECONOMISTA aus Madrid klar.
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE führt aus: "Alles halb so wild also, könnte man in Europa nun sagen. Denn während die Euroinflation weiter abebbt und die Zinsen sinken, zwingt Trump mit seiner Handelspolitik die US-Notenbank Fed zu einer viel behutsameren Lockerung der Geldpolitik. Die transatlantische Zinsdifferenz wächst, der Euro wertet gegenüber dem Dollar ab, europäische Waren werden für US-Kunden deshalb billiger und die Wirkung der Zölle verpufft zum Teil. Vergeltungsmaßnahmen ja, aber vor allem für die Symbolik, wäre dann die Devise für Europa: neue Handelsbarrieren möglichst vermeiden, neue Märkte eröffnen und die Wechselkurse arbeiten lassen. Wer einen Handelskrieg anzettelt, ist auch bereit, einen Währungskrieg zu führen", warnt DIE PRESSE aus Wien.
Die türkische Zeitung KARAR merkt an: "Die USA haben einen enormen Vorteil im Welthandel. Nach wie vor sind sie die bestimmende Kraft im Westen. Außerdem sind sie technologisch, wirtschaftlich und militärisch überlegen. Trumps Credo lautet: 'Jeder ist sich selbst der Nächste.' Aber manchmal stimmt das eben nicht. Trumps Zollpolitik wird nicht zum Erfolg führen. Wenn sie funktionieren würde, wäre vorher schon jemand auf die Idee gekommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es den USA auch hinter Zollmauern nicht besser gehen wird", vermutet die Zeitung KARAR aus Istanbul.
Die in Dublin erscheinende IRISH TIMES ist folgender Meinung: "Das ist ein Wendepunkt in der Wirtschaftsgeschichte und wird wahrscheinlich eine Kette von Ereignissen in Gang setzen, die nicht leicht rückgängig zu machen sind. Aber vielleicht ist es genau das, was der US-Präsident will. Trump wird behaupten, dass die kurzfristigen Kosten für die USA mit der Zeit zu einer neuen Ära des Wohlstands führen werden. Aber das ist ein Irrtum, wobei wir nicht erwarten sollten, dass der Präsident dies jemals zugeben wird", bemerkt die IRISH TIMES.
Nun noch zu einem anderen Thema. Im Hinblick auf den Besuch von Israels Ministerpräsident Netanjahu in Ungarn resümiert die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö: "Orbán hat mitgeteilt, dass er den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs nicht umsetzen wird, wenn sich Netanjahu zu einem mehrtägigen Staatsbesuch in Ungarn aufhält. Damit unterwandert der ungarische Premierminister die internationale Rechtsordnung, während er gleichzeitig weltweit die Zusammenarbeit mit illiberalen Rechtsnationalisten ausbaut."
Um Netanjahu sowie den Nahost-Konflikt geht es auch in der norwegischen Zeitung VERDENS GANG: "Die brutale Kriegsführung hat zu massiven Verurteilungen Israels geführt. Mit gutem Grund: Gaza liegt in Trümmern, und fast alle Menschen dort haben Angehörige verloren. Netanjahu und die Hamas haben die gleiche Meinung zu einer Zwei-Staaten-Lösung: Sie wollen beide keine. Es werden andere Anführer gebraucht, auf beiden Seiten – und eine Welt, die das Bedürfnis beider Seiten nach Sicherheit und Selbstbestimmungsrecht anerkennt. Ein Boykott Israels, wie ihn manche fordern, bietet da keinen Ausweg." Das war zum Ende der internationalen Presseschau VERDENS GANG aus Oslo.