12. April 2025
Die internationale Presseschau

Viele Zeitungen beschäftigen sich weiterhin mit dem Handelskrieg zwischen den USA und China. Weitere Themen sind der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD in Deutschland und die Atomgespräche mit dem Iran.

Den US-Zöllen gegen viele Länder der Welt liegen nach Ansicht der thailändischen Zeitung BANGKOK POST falsche Annahmen zu Grunde: "Die Trump-Regierung geht davon aus, dass alle Handelsdefizite durch unfaire Praktiken entstehen. Aber diese Annahme ignoriert die natürlichen ökonomischen Kräfte. Das Weiße Haus geht außerdem davon aus, dass jedes bilaterale Handelsdefizit gleich Null sein sollte, was in einer multilateralen Weltwirtschaft keinen Sinn macht. Wenn Kanada Holz an die USA verkauft, die USA Dienstleistungen an Europa und Europa Maschinen an Kanada, wird jede bilaterale Handelsbeziehung ein Ungleichgewicht aufweisen, trotz absolut fairer, für beide Seiten vorteilhafter Regeln und Praktiken. Die USA mögen die größte Volkswirtschaft sein, sie stehen aber nur für 26 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft. Wenn der Rest der Welt gegen sie ist, können sie nicht gewinnen", ist die BANGKOK POST überzeugt.
ASAHI SHIMBUN aus Tokio bezeichnet Trumps Zollpolitik als eine "Dummheit, die die Welt durchschüttelt": "Trump verursacht mit seiner Politik weltweit Turbulenzen, zu allem Überfluss animierte er kurz vor der Bekanntgabe der Zollpause in seinem sozialen Netzwerk zum Aktienkauf. Das ist Leichtsinn sowie Dummheit von ihm. Trumps Inkonsequenz lässt erahnen, dass er von Anfang an keine detaillierte, durchdachte Strategie hatte. Dass die USA sich selbst in den Zoll-Wettbewerb mit China steuern, wird wohl die Position der Volksrepublik in der internationalen Gemeinschaft eher stärken. Für Staaten wie China und Japan oder für Europa ist nun ein besonnenes Vorgehen notwendig, um die Auswirkung dieser Irrfahrt von Washington, die wohl weitergeht, möglichst klein zu halten", empfiehlt die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD sieht im Handelskrieg zwischen den USA und China eine Chance für Europa: "Ein weiterer Zollkrieg würde europäischen wie chinesischen Unternehmen wehtun und hiesige Verbraucher von günstigen Produkten abschneiden. Stattdessen könnten beide Seiten vereinbaren, Warenströme zu managen, um zu verhindern, dass chinesische Güter von den USA umgeleitet werden. Dafür könnte die EU Zölle auf E-Autos aus China senken. Gefragt ist ein kühler Kopf. Bisher machen das die Europäer gar nicht so schlecht", lobt DER STANDARD aus Wien.
Nach Ansicht der schwedischen Zeitung SVENSKA DAGBLADET riskiert Trump seine politische Zukunft: "Wenn China mit eigenen Zöllen reagiert und sogar den Export von wichtigen Mineralien unterbindet und wenn die US-Industrie nicht einspringen kann, alles teurer wird und die Arbeitslosigkeit steigt – dann jagen die Wähler hoffentlich den Narren aus dem Weißen Haus, solange es noch freie Wahlen gibt. Trump gräbt gerade sein eigenes Grab. Soll er das ruhig tun. Das ist besser, als wenn er ein Grab für die Ukraine schaufelt. Und das Ganze soll bitte so schnell wie möglich gehen", wünscht sich SVENSKA DAGBLADET aus Stockholm.
Themawechsel. Im Oman laufen derzeit Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Iran. Die iranische Zeitung HAMMIHAN betont die Ernsthaftigkeit der Gespräche: "Ohne die ausdrückliche Zustimmung des obersten religiösen Führers, Ali Chamenei, wären derartige Gespräche undenkbar. Ebenso selbstverständlich ist, dass Iran nicht verhandelt, um bloßen Aktionismus zu zeigen, sondern mit dem Ziel, konkrete Ergebnisse zu erzielen. Daher sollten wir – unabhängig davon, ob wir Befürworter oder Kritiker der Gespräche sind – mit Vernunft handeln und Einigkeit demonstrieren. Unsere politischen Akteure müssen sich von der lähmenden Macht von Hass und Feindseligkeit befreien. Denn wer in solchen Denkmustern verharrt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern schadet in erster Linie dem Volk", mahnt die in Teheran erscheinende HAMMIHAN.
Auch die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT blickt zuversichtlich auf die Gespräche: "US-Präsident Trump will keinen militärischen Konflikt mit dem Iran. Denn dann könnte der Ölpreis auf dem Weltmarkt stark ansteigen, was Trumps Plänen zuwiderlaufen würde. Andererseits könnte ein Krieg zu neuem Chaos und Katastrophen in der Region und zu hohen Kosten für Washington führen. Der Iran wiederum braucht eine Lockerung der Sanktionen, um die sozio-ökonomische Krise des Landes zu überwinden und seine Ölproduktion erhöhen zu können. Das Scheitern der Verhandlungen mit den USA und die militärische Eskalation würden die Positionen der iranischen Konservativen stärken. Deshalb versuchen die Reformer, Atomgespräche zu erreichen", bemerkt MÜSAVAT aus Baku.
Zur Bildung einer schwarz-roten Bundesregierung in Deutschland meint die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT: "Friedrich Merz muss zeigen, dass die politische Mitte in der Lage ist, Deutschland durch turbulente Zeiten zu führen. Da die Parteien der Mitte zu Recht nicht mit der extremistischen AfD regieren wollten, war die "Große Koalition" aus Mitte-Rechts und Mitte-Links die beste Option. Allerdings hat dies den Nachteil, dass die Opposition weitgehend Parteien an den Rändern überlassen wird. Sie profitieren von der Unzufriedenheit mit der Regierung. Das geschieht bereits: In einer aktuellen Umfrage liegt die AfD zum ersten Mal vor der CDU/CSU. Das unterstreicht noch einmal die große Aufgabe, vor der die neue Regierung steht", betont DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO widmet sich in einem Gastkommentar den Herausforderungen für die künftige deutsche Regierung: "Das größte Sorgenkind ist wohl die schrumpfende deutsche Wirtschaft. Für die Exportnation Deutschland hängt die momentane Rezession auch von der Weltwirtschaftslage ab. Daher ist das vorgesehene Ziel, die Zusammenarbeit mit China in Wirtschaft und Handel zu erweitern, ein richtiger Ansatz. Es entspricht auch den Interessen der wirtschaftlichen Entwicklung Europas. Insbesondere vor dem Hintergrund der Zollpolitik von US-Präsident Trump konnte Peking mit Berlin und Brüssel einen breiten Konsens erzielen. Dies könnte der deutschen Wirtschaft mehr Halt bieten, um die Verunsicherungen durch den Amerika-First-Kurs zu kompensieren", analysiert HUANQUI SHIBAO aus China.
Zu unserem letzten Thema: Vor zwei Wochen besuchte US-Vizepräsident Vance bei seinem Grönland-Besuch die amerikanische Militärbasis Pituffik. Jetzt wurde die Befehlshaberin Meyers wegen einer regierungskritischen E-Mail entlassen. Dazu meint die schwedische Zeitung EXPRESSEN: "In der Mail schrieb Meyers, dass die von Vance vorgetragenen Standpunkte nicht die der Basis reflektierten. Kein Wunder also, dass sie ihren Hut nehmen musste. Aber immerhin erinnert die Mail daran, dass es außerhalb des Weißen Hauses auch sympathische Amerikaner gibt. Die USA sind unter den Republikanern inzwischen ungefähr so berechenbar wie Putins Russland. An einem Tag bist du das Kuscheltier des Präsidenten, aber schon am nächsten Tag könntest du in einem Flugzeug nach El Salvador sitzen", warnt EXPRESSEN aus Stockholm.
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG bemerkt dazu: "In Pituffik arbeiten Dänen, Grönländer und Amerikaner zusammen, und Vance versuchte, Zwiespalt zu säen: Er warf Dänemark vor, die Grönländer schlecht zu behandeln. Meyers schrieb dagegen, dass dies nicht die Lage widerspiegele. Aber kein Amerikaner in Uniform darf das Narrativ stören, dass die Dänen schlechte Verbündete und überdies schlecht für Grönland seien. Auf Trumps imperialistischer Agenda steht, dass er Grönland haben will – auf die eine oder andere Weise. Aber Trumps Visionen sind illusorisch, und es hilft wenig, wenn Trump die Grönländer und die Dänen mit seinen Drohungen provoziert. Würde es ihm wirklich um Sicherheitsinteressen in der Arktis gehen, wäre die vernünftige Lösung vielmehr, mit Dänemark und Grönland zusammenzuarbeiten."