
Die portugiesische Zeitung CORREIO DA MANHA aus Lissabon bilanziert: „Es gab mehr als 30 Tote, darunter viele Menschen, die am Palmsonntag auf dem Weg in die Kirche waren. Wenn noch jemand Zweifel an Putins Motiven hatte, dann müssten sie angesichts der Bilder von den Opfern endgültig zerstreut sein. Es kam zuletzt gelegentlich zu Angriffen durch beide Seiten, aber Russland hat mit aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben, dass es keinerlei Ethik in diesem Krieg kennt. Putin hat ganz offensichtlich kein Interesse an einem Frieden und will die Ukraine weiter schwächen. Aber auch US-Präsident Donald Trump trägt eine Mitverantwortung: Er hat keine Ahnung, wie er die russische Aggression beenden kann, bringt aber auch nicht den Mut oder den Willen auf, den blutrünstigen Kreml-Herrscher zur Rechenschaft zu ziehen“, urteilt CORREIO DA MANHA.
Die spanische Zeitung EL MUNDO aus Madrid findet: „Solche Angriffe wie jetzt in Sumy verfolgen keine militärischen Ziele, sondern können nur als Kriegsverbrechen gewertet werden. Es wachsen außerdem die Zweifel, was die Erfolgsaussichten von Trumps Einsatz für eine Waffenruhe betrifft. In Bezug auf Trumps chaotische Persönlichkeit ist Vorsicht angebracht, aber das Weiße Haus ist nun mit einem Beweis für Putins Brutalität und für seine Absicht konfrontiert, auf Zeit zu spielen und sich die Ukraine zu unterwerfen. Die Europäer müssen deshalb jetzt ihre Aufrüstung beschleunigen. Denn wenn sich die USA zurückziehen, reicht das militärische Potenzial nicht aus, um Russland abzuschrecken“, vermutet EL MUNDO.
Mit Blick auf die Ukraine geht die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN ein auf das Satellitennetz Starlink des US-Techunternehmers Elon Musk: „Heute gibt es mehr als 40.000 Starlink-Terminals in der Ukraine, und die Kommunikation ist eine Voraussetzung dafür, dass das Land sich – und Europa – gegen Russland verteidigen kann. Das ist lebensnotwendig, aber schon länger steht auch fest, wie riskant eine Abhängigkeit von Starlink und Musk ist. So verweigerte Musk der Ukraine vor zwei Jahren die Nutzung von Starlink bei einem geplanten Gegenangriff und begründete dies mit der Gefahr einer weiteren Eskalation. Das war noch, bevor er zu einer Schlüsselperson in der US-Regierung aufstieg und bevor Trump den Verbündeten der USA mit Handelskriegen und Annexionen drohte. Die Waffenlieferungen von Washington an Kiew sind bereits eingestellt. Zu jedem Zeitpunkt und unter jedem Vorwand kann Elon Musk beschließen, den Stecker zu ziehen. Die Drohung stand auch schon im Raum, als es um das Rohstoffabkommen ging. Das ist nichts anderes als Erpressung – und ein echtes Sicherheitsrisiko“, unterstreicht SYDSVENSKAN aus Malmö.
Themenwechsel. Nach jahrelanger Funkstille haben der Iran und die USA am vergangenen Wochenende ihre Atomverhandlungen wieder aufgenommen. Die österreichische Zeitung DER STANDARD beobachtet: „Die Chefverhandler, Donald Trumps Nahost-Emissär Witkoff und Irans Außenminister Araghchi, tauschten nicht nur in Maskat im Oman Botschaften durch Vermittler aus, es kam auch zu einem persönlichen Kontakt. Das war vom Regime in Teheran lange ausgeschlossen worden. Um diese Entwicklung zu erklären, wird zu Recht der Druck angeführt, unter dem die Islamische Republik steht: Ihre Wirtschaft ist durch Sanktionen ruiniert, die Menschen leben am Anschlag. Das strategische Netzwerk des Iran in der Region – die sogenannte Achse des Widerstands – ist kaputt, die eigenen militärischen Systeme sind vom israelischen Angriff im Oktober schwer angeschlagen. Und der US-Präsident droht mit Krieg, sollte es keinen neuen Atomdeal geben. Diese US-Drohung blieb offenbar aus: Witkoff trat als ‚Good Cop‘ auf, der als Verhandlungsziel auch nicht – wie etwa von Israels Premier Benjamin Netanjahu verlangt – ausgab, am Ende alle Atomanlagen im Iran ‚zu sprengen‘. Die USA haben ihre eigene Motivation“, glaubt DER STANDARD aus Wien.
Die panarabische Zeitung AL QUDS, die in London erscheint, vermutet: „Ziel der US-Regierung ist es, den Iran am Besitz von Atomwaffen mit allen Mitteln zu verhindern, einschließlich der Androhung militärischer Gewalt. Diese Entschlossenheit könnte die Region an den Rand eines Abgrunds treiben. Allerdings macht Trump dem Iran auch ein Angebot: Stoppt dieser sein Atomprogramm, würden die USA einen Teil der Sanktionen aufheben. Bestehen blieben nur noch die, die durch die problematischen internationalen Aktivitäten des Iran – etwa im Jemen und im Libanon – begründet sind. So liegt eine Einigung durchaus im Bereich des Denkbaren. Käme es dazu, könnte dies die Gefahr einer Eskalation und Konfrontation verringern. Insofern ist bei den Gesprächen alles möglich“, schätzt AL QUDS.
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA aus Mailand hebt hervor, dieser Dialog könnne ein... „...entscheidendes Element für eine andere Zukunft sein – zumindest, aber nicht nur, im Pulverfass Nahost. Eine wesentliche Voraussetzung ist, Irans obersten Führer Ayatollah Chamenei zu überzeugen, einige wichtige Schritte zurück zu machen und gleichzeitig die Schwäche seines gefährlichen Regimes einzugestehen.“
Die türkische Zeitung CUMHURIYET aus Istanbul betont, die USA verhandelten auch weiter mit Russland und schreibt: „Es ist denkbar, dass die Amerikaner Chinas Verbündete reduzieren wollen. Trump scheint die grundlegenden Probleme in Osteuropa und im Nahen Osten lösen und klarere Maßnahmen gegen China ergreifen zu wollen. Doch werden sich Moskau und Teheran von China abwenden? Das ist das Dilemma der Washingtoner Strategie: Putin und Khamenei würden sich nicht um den Preis einer ‚Normalisierung‘ mit den USA von China abwenden, aber sie würden von Trumps Bemühungen enorm profitieren. Man kann von einer transatlantischen Kluft sprechen.“ Das war ein Auszug aus CUMHURIYET.
Nun geht es um den Handeskonflikt zwischen China und den USA. Die taiwanesische Zeitung LIANHE BAO stellt fest, Peking reagiere auf die jüngsten Zölle unbeeindruckt: „Die Gelassenheit hat die Volksrepublik ihren Stärken zu verdanken. Denn das Land verfügt über wettbewerbsfähige moderne Industrien. Das betrifft etwa die Produktion von E-Autos und Lithiumbatterien oder die Solartechnologie. Der riesige chinesische Binnenmarkt kann das Wirtschaftsleben wohl eine Zeit lang zusammenhalten. Um die Abhängigkeit von Amerika zu entschärfen, könnte Peking die Kooperationen sowohl mit seinen asiatischen Nachbarn als auch mit dem globalen Süden intensivieren“, meint LIANHE BAO aus Taipeh.
In einem Gastkommentar verweist die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN auf Aussagen des US-Handelsministers: „Lutnick sagte jüngst, dass die gerade ausgenommenen Produktgruppen wie Chips oder Smartphones bald erneut mit Zusatzzöllen belegt werden könnten. Trump fürchtet offenbar, dass die Zollpause als Schwäche seiner Regierung ausgelegt wird. Dieses ‚Hin und Her‘ ist vielleicht als Taktik vorübergehend effektiv. Langfristig wird sich das allerdings negativ auf die Motivation der Unternehmen für neue Investition in den USA auswirken“, ist sich NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio sicher.
Die britische Zeitung THE TELEGRAPH aus London meint, es sei schwer, ... „...Trumps Absichten nachzuvollziehen, auch wenn seine Unterstützer weiterhin darauf bestehen, dass die Politik funktioniert. Doch was ist der Maßstab dafür? Der Präsident sagt, sie bringe ‚eine Menge Geld‘ nach Amerika. Aber wenn das Ziel darin besteht, die Verbraucher davon abzuhalten, ausländische Waren zu kaufen, müssten die durch den Rückgang der Importe verursachten Einbußen gegengerechnet werden. So wie Trump sich nicht gegen den Anleihemarkt durchsetzen konnte, muss er nun feststellen, dass er einen weiteren mächtigen Gegner hat: die amerikanischen Verbraucher“, kommentiert THE TELEGRAPH zum Ende der internationalen Presseschau.