
Zum ersten Thema schreibt die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER: "Am Freitag posierte Trumps Sondergesandter Steve Witkoff neben dem russischen Präsidenten Putin und sprach von konstruktiven Friedensverhandlungen. Zwei Tage später griff Russland ukrainische Kirchgänger an. Das Ziel war, so viele Zivilisten wie möglich zu treffen - und das ist auch gelungen. Bislang werden 34 Todesopfer und mehr als 100 Verletzte gezählt. Putin hat auf jeden Fall deutlich gezeigt, was er von einem Frieden hält und wie wenig er mögliche Reaktionen der USA befürchtet", unterstreicht DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die dänische Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen bedauert: "Von dem von Trump in Aussicht gestellten Waffenstillstand ist absolut nichts zu erkennen. Stattdessen wird immer deutlicher, dass Trump von Putin erfolgreich durch die Manege geführt wird. Und wem die Signale noch nicht deutlich genug sind: Vor zwei Wochen erfolgte in Russland die Einberufung von 160.000 neuen Wehrpflichtigen - eine Zahl in Rekordhöhe."
Ähnlicher Meinung ist die tschechische Zeitung HOSPODARSKE NOVINY: "Mit seinen Bemühungen um einen Waffenstillstand ist Trump eher ein nützlicher Idiot Russlands als dessen Marionette. Er schickt seinen Golfpartner und Botschafter für alles, Steve Witkoff, zu Treffen mit Putin, damit sich die amerikanischen extremen Rechten und US-Regierungsvertreter noch stärker die russische Weltsicht aneignen. Anders als auf diese zynische Weise lässt sich die derzeitige Situation in den Verhandlungen nicht begreifen. Der Westen sollte anfangen, Russland in diesem zynischen Stil zu begegnen", fordert die Zeitung HOSPODARSKE NOVINY aus Prag.
Der mögliche künftige Bundeskanzler Merz ist offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Dazu heißt es in der niederländischen Zeitung DE TELEGRAAF: "Die Langstreckenwaffe könnte im Kampf der Ukraine gegen Russland einen großen Unterschied ausmachen. Der Taurus-Marschflugkörper ist das Nonplusultra; er hat eine größere Reichweite als die französische Scalp- oder die britische Storm-Shadow-Rakete. Außerdem kann der Taurus spezifische Ziele mit der dafür erforderlichen Präzision zerstören. Der Kreml reagierte gestern wie von der Tarantel gestochen", betont DE TELEGRAAF aus Amsterdam.
Hören Sie nun Kommentare zum Handelsstreit zwischen China und den USA. Die Zeitung JIEFANG RIBAO aus Schanghai notiert: "Mit seiner Politik des Hü und Hott im Zollkonflikt mit der ganzen Welt stiftet Trump immer mehr Chaos. Seine Regierungsmannschaft versucht zwar, Zuversicht zu verbreiten, aber ihre widersprüchlichen Aussagen erreichen genau das Gegenteil. Die ständigen Rückzieher sind ein Beleg dafür, dass die ursprüngliche Strategie des US-Präsidenten immer mehr an ihre Grenzen stößt. Trump ist aber zu stur, um sich einzugestehen, dass er sich verzockt hat."
Die britische FINANCIAL TIMES aus London meint, die Wirtschaftselite in den USA habe Trump falsch verstanden: "Die Großunternehmer an der Wall Street sahen in den Zöllen zunächst den Preis, den sie zahlen mussten, um in den Genuss anderer Vorteile zu kommen. Dazu gehören etwa eine lockere Durchsetzung des Kartellrechts und umfangreiche Steuersenkungen. Doch Trumps Bereitschaft, die Wall Street durch die Eskalation eines Handelskriegs zu erschüttern, hat dauerhaftes Misstrauen gesät."
Die Zeitung LA RAZON aus Mexiko City sieht den von Trump angezettelten Handelskrieg als Risiko für die USA: "Mit seinem sogenannten 'Tag der Befreiung' hat Donald Trump bei seiner Konfrontation mit China weiter Öl ins Feuer gegossen. Immerhin gehört China zu den weltweit wichtigsten Exporteuren seltener Erden, die von zentraler Bedeutung für die Herstellung von Elektroautos oder Halbleitern sind. Firmen wie Apple erleiden massive Verluste, weil sich die Lieferung wichtiger Komponenten urplötzlich massiv verteuert hat", beobachtet LA RAZON aus Mexiko.
Nach Ansicht der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio ist es schwer vorstellbar, dass China im Zollstreit nachgibt, denn die Volksrepublik profitiert von der aktuellen Situation: "Peking protestiert einerseits stark gegen Washington, verlangt andererseits aber auch faire Gespräche. Wie wäre es, wenn beide Seiten die Zölle erstmal zurücknehmen und eine Lösung mit Gesprächen suchen? Solange eine Weltwirtschaft ohne die USA und China nicht denkbar ist, gibt es für beide Staaten nur einen Weg – den des Zusammenlebens."
Es folgen nun Stimmen zur aktuellen Situation im Nahost-Konflikt. Die israelische Zeitung HAARETZ beschreibt die Sichtweise der Israelis darauf wie folgt: "Viele Israelis sind blind für das, was in ihrem Namen und im Namen des Schutzes der Grenzen des Landes getan wird, weil sie schlichtweg leugnen, dass es unschuldige Menschen im Gazastreifen gibt. Infolgedessen hat Israel freie Hand bekommen, dort hemmungslos zu agieren, selbst dann, wenn seine Handlungen nicht mehr gerechtfertigt werden können. Auf internationalen Druck hin leitete die Armee eine Untersuchung des Angriffs auf den Hilfskonvoi mit 15 Toten ein. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass wenig zu erwarten ist, wenn die Armee sich selbst untersucht. Seit Beginn des Gaza-Krieges gibt es Dutzende von Ermittlungen zu angeblichen Kriegsverbrechen. Soweit bekannt ist, hat keine einzige zu einer Anklage geführt", erinnert die Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv.
Die panarabische Zeitung AL QUDS sieht vor allem Israels Ministerpräsident Netanjahu in der Verantwortung: "In Israel weitet sich der Widerstand gegen den Krieg im Gazastreifen aus. Erstaunlich ist das nicht, denn bislang hat Netanjahu keines seiner Ziele erreicht. Weder konnte er die Gefangenen mit militärischer Gewalt befreien, noch war er in der Lage, die Hamas zu vernichten. Darum glauben immer mehr Israelis, dass dieser Krieg und die Angriffe auf Zivilisten, Krankenhäuser und Flüchtlingslager sinnlos sind. Zunehmend haben die Israelis den Eindruck, dass Netanjahu diesen Krieg vor allem aus persönlichen Interessen führt", beobachtet AL QUDS aus London.
Auch die arabische Zeitung ARAB NEWS aus Riad bewertet Netanjahus bisheriges Vorgehen als erfolglos: "Netanjahus Ansehen ist geschwächt. Er wird als gescheiterter Politiker und Militärstratege wahrgenommen, der nicht in der Lage ist, entscheidende Siege zu erringen. Genauso wenig kann er seinen Gegnern politische Zugeständnisse abringen. Er ist ein Politiker ohne klaren Plan, der sich in einer Legitimationskrise befindet."
Themenwechsel. Die britische Tageszeitung THE GUARDIAN blickt auf die Regierungsbildung in Deutschland und fasst zusammen: "Die 'Große Koalition' wird sofort nach ihrem Amtsantritt mit größeren Herausforderungen konfrontiert sein als fast alle Vorgänger-Regierungen. Zwar haben Deutschland und seine Nachbarn mit ähnlichen geopolitischen Bedrohungen und Unsicherheiten zu kämpfen. Trotzdem wird die Fähigkeit des stärksten EU-Mitgliedstaates, Führungsstärke zu zeigen und einen Weg aus der Krise zu finden, von entscheidender Bedeutung sein", so die Einschätzung von THE GUARDIAN aus London.
Die Wiener Zeitung DER STANDARD spricht von "irritierenden Vorgängen" in Berlin: "Dass sich Schwarz und Rot gleich wieder gegenseitig ihre unterschiedlichen Sichtweisen um die Ohren hauen, spricht Bände. Man hätte auch einfach mal schweigen und das zunächst intern klären können. Wohlgemerkt: Das alles passiert, noch bevor der deutsche Koalitionsvertrag überhaupt unterzeichnet ist. Noch steht ja die Zustimmung der CDU und der SPD-Basis aus. Da mag man sich im Moment lieber nicht vorstellen, wie diese angeblich so gedeihliche Zusammenarbeit weitergehen wird, wenn Union und SPD erst wirklich an die Arbeit gehen", heißt es im STANDARD aus Österreich.