
Die polnische GAZETA WYBORCZA geht auf die Haltung der USA zum Ukraine-Krieg ein: „In Paris warnte US-Außenminister Marco Rubio gestern vor einem möglichen Rückzug der Amerikaner aus den Friedensverhandlungen. In den jüngsten Äußerungen von Rubio und Trump ist die Irritation deutlich spürbar. Kein Wunder, denn der amerikanische Plan, die russische Invasion in der Ukraine zu beenden, war geradezu kindisch einfach. Unglücklicherweise könnte es sein, dass Trump nun das tut, was er am besten kann: beleidigt sein und dem Krieg den Rücken zukehren. Russland scheint sich an den Launen des US-Präsidenten nicht zu stören. Für die Ukraine könnte Trumps Schmollen dagegen eine Katastrophe bedeuten“, befürchtet die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
„Wenn Amerika sich zurückzieht, wird der Hauptnutznießer wieder einmal Wladimir Putin sein“, glaubt auch der britische INDEPENDENT. „Der Grund für das klägliche Scheitern von Präsident Trumps Friedensinitiative liegt zum Teil darin, dass er das unerfahrenste und dilettantischste Team von Unterhändlern entsandt hat, um mit der gerissensten Bande zu verhandeln, die den Kreml seit Josef Stalin und seinen Schergen geführt hat. Der Gesandte des Präsidenten, Steve Witkoff, dessen Qualifikationen über eine erfolgreiche Immobilienkarriere nicht hinausgehen, hat sich als besonders peinlich erwiesen. Bald werden die Europäer an der Reihe sein, die Ukraine zu retten. Sie verstehen zumindest, womit sie es zu tun haben“, stellt der INDEPENDENT aus London fest.
In der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN ist zu lesen: „Die US-Version eines ‚Friedensprozesses‘ ist inhaltsleer, es geht mehr um ungerechte Deals als um echte Verhandlungen. Russland hat bislang keinen Beitrag geleistet. Vielmehr sind die militärischen Angriffe auf die Ukraine immer brutaler geworden. Gleichzeitig wurden die auf Regeln basierende Weltordnung geschwächt und die Position Chinas gestärkt. Ein nachhaltiger, gerechter Frieden in der Ukraine ist noch weit entfernt“, bilanziert die Gastkommentatorin von NIHON KEIZAI SHIMBUN.
Die WASHINGTON POST meint zur Ukraine-Politik der USA: „Diplomatie ist mühsame Arbeit, und Erfolge lassen sich selten innerhalb weniger Wochen erzielen, wie die US-Regierung im Fall des Gazastreifens erfahren musste. Und vielleicht bald erfahren wird, wenn sie eine neue Runde von Gesprächen mit dem Iran beginnt. Trumps Prahlerei ist kein Ersatz für den langen und schwierigen Prozess, eine gemeinsame Basis zwischen den Kriegsparteien zu suchen und die richtige Kombination aus Druck und Anreizen zu finden. Anstatt schulterzuckend aufzugeben, sollten Trump und sein Team zum Ansatz der Regierung Biden und der europäischen Verbündeten zurückkehren: die Ukraine weiter bewaffnen und die Kosten des Konflikts für Russland erhöhen. Das bedeutet auch, dass sie wieder auf die europäischen Verbündeten zugehen müssen, die sie unnötigerweise beleidigt haben“, verlangt die WASHINGTON POST.
„Putin hat Trump genau richtig eingeschätzt“, bemerkt der österreichische STANDARD. „Sobald es kompliziert wird und ein schneller Erfolg ausbleibt, wird es Trump zu mühsam – und er verliert das Interesse. Putins Hinhaltetaktik, so zeigt sich, hat sich ausgezahlt. Für die Ukraine hat Russlands Spiel mit Trump tragische Folgen. Seit der US-Präsident glaubt, Putin verhandle mit ihm, sterben noch mehr Ukrainerinnen und Ukrainer durch Luftangriffe als zuvor. Anders als Moskau hat Kiew zudem längst einer Kampfpause zugestimmt, sogar das umstrittene Rohstoffabkommen nimmt Form an. Gebracht hat das der Ukraine nichts. Dabei hätten die USA durchaus Mittel, um Putin zumindest zu bremsen. Doch anstatt Druck auf den Kreml auszuüben, gibt Trump lieber Joe Biden und der Ukraine selbst die Schuld an dem Krieg. Der selbsternannte König der Dealmaker will verschleiern, wie nackt er dasteht“, erläutert DER STANDARD aus Wien.
Der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand befasst sich mit den Gesprächen der italienischen Regierungschefin Meloni in Washington über den Handelskonflikt: „Die USA-Reise von Giorgia Meloni hat zwar wie erwartet zu keinen unmittelbaren Ergebnissen geführt, aber sie war nützlich, um die beiden Seiten des Atlantiks einander näherzubringen. Es gab keinen offenen Streit, und Trump sagte, er sei zu 100 Prozent zuversichtlich, dass eine Einigung mit Europa erzielt werden könne. Kurzum, alles verlief reibungslos, was in diesen Zeiten als Erfolg gewertet werden kann. Die Logik besagt, dass Amerika und Europa zu einem Handelsabkommen kommen werden. Der einzige Vorbehalt ist, dass die Logik zwischen den Nationen manchmal nicht die Oberhand gewinnt“, kommentiert der CORRIERE DELLA SERA.
Nach den Worten der türkischen Zeitung ARTI GERCEK beruht die Haltung der US-Regierung im Handelsstreit auf Unwahrheiten: „Es war eine Lüge, dass Länder, mit denen die USA ein Außenhandelsdefizit haben, die USA berauben oder gar ausbeuten. So wurde behauptet, dass Bangladesch die USA ausbeutet. Oder Laos, Kambodscha und Vietnam. Aber das sind die Länder, aus denen US-Firmen Produkte beziehen, entweder durch die Eröffnung von Fabriken oder durch Zulieferung. Mit anderen Worten: Das amerikanische Außenhandelsdefizit, das in der realen Welt zeigt, wie sehr die US-Monopole die Welt ausbeuten und ausplündern, zeigt in Trumps Paralleluniversum das Gegenteil. Aber es ist eine Sache, die Menschen auf Kundgebungen mit billigen Sprüchen zu täuschen, eine andere sind die ökonomischen Gesetze des globalen Kapitalismus“, kritisiert ARTI GERCEK aus Istanbul.
Die taiwanesische Zeitung LIANHE BAO glaubt nicht, dass Trump mit der Zollpolitik seine Ziele erreichen kann: „Die Realität wird ihm zeigen, dass sein Plan nicht aufgehen kann. Mit dem Einfuhrstopp Chinas für Seltene Erden bekommt die US-Industrie das jetzt schon zu spüren. Auch das Vorhaben, die Produktion in die USA zurückzuholen, ist in Wirklichkeit nicht umsetzbar. Dafür sind die Amerikaner bereits zu sehr verwöhnt. Sie sitzen lieber am PC im klimatisierten Büro als sich in den Fabriken die Hände schmutzig zu machen. Dazu würden ihnen auch die notwendigen Fachkräfte fehlen. Wenn man Präsident Trump etwas zu verdanken hätte, wäre es, dass er seinen Landsleuten die Augen geöffnet hat: Für Amerika gibt es in vielerlei Hinsicht keinen Weg mehr zurück“, erklärt LIANHE BAO aus Taipeh.
Die dänische Zeitung POLITIKEN blickt auf den Widerstand der Elite-Universität Harvard gegen Forderungen aus Washington: „Unter dem Vorwand der Bekämpfung von Antisemitismus hatte Trump von der Universität verlangt, die Förderung von Gleichstellung, Inklusion und Diversität einzustellen. Columbia und andere Universitäten beugten sich solchen Forderungen, aber Harvard wehrt sich. Trumps Ansinnen ist lebensgefährlich für Freiheit und Forschung in den USA, und die Bedeutung des Widerstands der Universität kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Jetzt müssen auch andere Hochschulen für die Freiheit aufstehen. Die USA befinden sich im Kampf um ihre Werte und ihre demokratische Zukunft. Der Mut von Harvard zeigt, dass es noch Hoffnung gibt“, findet POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER beklagt einen Personenkult um den US-Präsidenten: „Niemand hat jemals die Bibel mehr geliebt, niemand weiß mehr über Infrastruktur, Steuern, Drohnen oder den Welthandel. Trump ist das reinste Genie. Während wir in Europa nach der Kapitulation der USA nach einer neuen Rolle suchen, durchleben viele Amerikaner die totale Identitätskrise. Es ist nicht nur das vulgäre Geprotze Trumps, das die USA so seltsam erscheinen lässt – es sind die Reaktionen auf die Lügen und den Wahnsinn. Statt Freiheitsdrang gibt es Unterwürfigkeit, wie man sie von Sekten oder aus Diktaturen wie Nordkorea kennt.“