In ihrem aktuellen Programm "NoLobby is perfect" zeigt die in Köln lebende Kabarettistin, dass sie weiß, wovon sie spricht: Anny Hartmann ist studierte Volkswirtin mit nur knapp überwundenem Sparkassen-Trauma. Stets sauber recherchiert, seziert sie punktgenau den Einfluss, den die Wirtschaft mithilfe ganzer Lobbybrigaden auf Politik und Gesellschaft ausübt. Und damit die Zahlenkolonnen nicht zu trocken daherkommen, wischt sie gerne auch mal feuchtfröhlich durch, auch in ihrem hintersinnig-geistvollen Jahresrückblick "Schwamm drüber".
Anny Hartmann sagt: "Der Ursprung meines Jobs ist ja eigentlich ein sehr stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn." Darum benennt sie die Ungerechtigkeiten in Klartext: Gesetzestexte, die von wirtschaftsnahen Anwaltskanzleien geschrieben werden; die "freiwillige Selbstverpflichtung", die staatliche Eingriffe verhindert; blockierte Vermögens- und Erbschaftssteuer; Standvermietung auf Parteitagen; das EU-geförderte Weißwaschen von Steueroasen; oder gekaufte Seifenopern-Dialoge zur privaten Rentenvorsorge – was Anny Hartmann so alles zutage fördert, erzeugt Kopfschütteln am Rande der Selbstenthauptung.
Zudem ist sie eine feminismuskritische Feministin und hat als solche einen Nachteil: Frauen traut man hierzulande politisches Kabarett immer noch nicht zu. Sie hat aber auch einen Vorteil: Frauen traut man hierzulande politisches Kabarett immer noch nicht zu.