Wenn jetzt moderne Klassiker mit ihren psychologisch-realistischen Geschichten und reichen Figurengestaltungen vermehrt auf die Spielpläne gesetzt werden, seien es die Stücke von Williams oder die Dramen von Albee, Wilder, Hauptmann und Bruckner so muss daraus nicht gleich wieder eine stilistische Trendwende konstruieren. Immerhin auffällig ist allerdings, dass nach "Endstation Sehnsucht" und "Die Glasmenagerie" jetzt "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Williams wieder auf die Theaterbretter drängt.
Die Verfilmung von 1958, drei Jahre nach der New Yorker Uraufführung, hat das Theaterstück weltberühmt gemacht. Richard Brooks schuf mit Liz Taylor und Paul Newman eine filmische Version, gegen deren schauspielerische Aura und mythische Kraft die Theater nicht ankamen. Lange war "Die Katze auf dem heißen Blechdach" deshalb kaum auf der Bühne zu sehen. In dieser Spielzeit aber haben es gleich acht deutschsprachige Bühnen auf den Spielplan gesetzt. Düsseldorf machte im September den Anfang, dann folgten ein Tourneetheater, Wiesbaden, Oberhausen und nun Wien, bevor sich Wuppertal, Salzburg und Hannover anschließen. Williams´ Familiendrama um den unheilbar krebskranken, steinreichen Plantagenbesitzer Big Daddy, an dessen 65. Geburtstag die Lügen, Heucheleien und aller Selbstbetrug einer Familie beim Kampf ums Erbe offenbar werden, ist auch eine Auseinandersetzung mit der Verlogenheit des amerikanischen Erfolgstraums und ein Psychogramm der amerikanischen Gesellschaft.
Bei Williams findet gesellschaftliche und Weltwahrnehmung über Figurenpanoramen statt. Und so wie Jürgen Gosch vor kurzem am Deutschen Theater in Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" lauter verstörte Menschen gefunden hat, so zeigt Andrea Breth am Wiener Burgtheater hysterisierte Menschen mit ihren verdrehten, hoffnungslosen Sehnsüchten. Die Regisseurin hat sich für "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von Annette Murschetz ein breites Panorama bauen lassen. Durch ein riesiges Schlafzimmer, hinter dessen Verandascheiben ein Auto ins Bild ragt, geht der Blick in weitere Räume. Wenn das Publikum in den Zuschauerraum strömt, ist überall schon viel los. Hinten sitzt man an geschmückter Geburtstagstafel, vorn übt eine Gruppe dunkelhäutiger Diener ein Lied, und eine Kinderschar tobt unentwegt durch die Räume. Die Regisseurin hat das Stück nicht inhaltlich aktualisiert, aber sie hat es mit modernen Assessoires in unsere Zeit versetzt. Vor allem aber malt sie es atmosphärisch mächtig aus und bläht es auf dreieinhalb lange Stunden auf.
Zunächst müht sich Johanna Wokalek als Maggie, die "Katze auf dem heißen Blechdach", vergeblich um die Liebe und Sexualität ihres Mannes. Brick wird von Big Daddy ausgefragt:
Brick, der ehemalige Footballstar und Sportreporter, ist Alkoholiker aus Lebensekel. Die Beziehung zu seinem besten Freund ist von seiner Frau als homosexuell verdächtigt worden. Darüber und über den Tod des Freundes kommt er nicht hinweg. Markus Meyer humpelt stückbedingt mit Gipsfuß und in sich gekehrt durch die Szene, während Johanna Wokalek auf langen Beinen hektisch von einer Zigarette zur nächsten hin und her stöckelt. Leider dringt die Schauspielerin mit ihrer hohen Stimme kaum über die Rampe, und eine Aura von Erotik und selbstbewußter Kraft strahlt sie auch nicht aus. So bleibt der erste Akt recht spannungslos.
Wenn Gert Voss und Elisabeth Orth als Big Daddy und Big Mama auftreten, beginnt das Stück neu: als Königsdrama. Voss legt seine Figur zwischen altem Knöterich und spielerisch jugendlichem Patriarchen an. Dabei erlebt man einen älter werdenden großen Schauspieler bei der tastenden Suche nach einem neuen Rollenprofil.
Wie Gert Voss seinen zwischen der Illusion, keinen Krebs zu haben, und der tödlichen Erkenntnis der Wahrheit alle Emotionen durchlebenden Big Daddy anlegt und dabei mit der souveränen Elisabeth Orth ein Paar spielt, das sich nach vierzigjähriger Ehe vor lauter Vertrautheit und Zuneigung auch auf die Nerven geht, das rückt diese Geschichte ins Zentrum des Stückes.
So ist es nicht mehr das Frauenstück, als das es oft inszeniert wird. Dabei bleiben, anders als vom Autor gefordert, leider wenig Entwicklung und kein Geheimnis bei der Enthüllung der Charaktere. Statt realistischer Kleinzeichnung und scharfer Spannung bietet Breth pastose Malerei und endlose Redereien. Die abschließenden Erbstreitereien (Cornelius Obonya als spießig zielbewusster ältester Sohn und Sabine Haupt als gierig überdrehte, schwangere Schwiegertochter geben ein schrecklich normales Paar) sind dann mit ihren langwierigen, grell-bösen Szenen nur noch fast entbehrliche Zugabe.
Insgesamt ist Andrea Breth wieder einmal eine äußerst sorgfältig durch komponierte, aber keine wirklich beeindruckende oder gar große Inszenierung gelungen.
Die Verfilmung von 1958, drei Jahre nach der New Yorker Uraufführung, hat das Theaterstück weltberühmt gemacht. Richard Brooks schuf mit Liz Taylor und Paul Newman eine filmische Version, gegen deren schauspielerische Aura und mythische Kraft die Theater nicht ankamen. Lange war "Die Katze auf dem heißen Blechdach" deshalb kaum auf der Bühne zu sehen. In dieser Spielzeit aber haben es gleich acht deutschsprachige Bühnen auf den Spielplan gesetzt. Düsseldorf machte im September den Anfang, dann folgten ein Tourneetheater, Wiesbaden, Oberhausen und nun Wien, bevor sich Wuppertal, Salzburg und Hannover anschließen. Williams´ Familiendrama um den unheilbar krebskranken, steinreichen Plantagenbesitzer Big Daddy, an dessen 65. Geburtstag die Lügen, Heucheleien und aller Selbstbetrug einer Familie beim Kampf ums Erbe offenbar werden, ist auch eine Auseinandersetzung mit der Verlogenheit des amerikanischen Erfolgstraums und ein Psychogramm der amerikanischen Gesellschaft.
Bei Williams findet gesellschaftliche und Weltwahrnehmung über Figurenpanoramen statt. Und so wie Jürgen Gosch vor kurzem am Deutschen Theater in Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" lauter verstörte Menschen gefunden hat, so zeigt Andrea Breth am Wiener Burgtheater hysterisierte Menschen mit ihren verdrehten, hoffnungslosen Sehnsüchten. Die Regisseurin hat sich für "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von Annette Murschetz ein breites Panorama bauen lassen. Durch ein riesiges Schlafzimmer, hinter dessen Verandascheiben ein Auto ins Bild ragt, geht der Blick in weitere Räume. Wenn das Publikum in den Zuschauerraum strömt, ist überall schon viel los. Hinten sitzt man an geschmückter Geburtstagstafel, vorn übt eine Gruppe dunkelhäutiger Diener ein Lied, und eine Kinderschar tobt unentwegt durch die Räume. Die Regisseurin hat das Stück nicht inhaltlich aktualisiert, aber sie hat es mit modernen Assessoires in unsere Zeit versetzt. Vor allem aber malt sie es atmosphärisch mächtig aus und bläht es auf dreieinhalb lange Stunden auf.
Zunächst müht sich Johanna Wokalek als Maggie, die "Katze auf dem heißen Blechdach", vergeblich um die Liebe und Sexualität ihres Mannes. Brick wird von Big Daddy ausgefragt:
Brick, der ehemalige Footballstar und Sportreporter, ist Alkoholiker aus Lebensekel. Die Beziehung zu seinem besten Freund ist von seiner Frau als homosexuell verdächtigt worden. Darüber und über den Tod des Freundes kommt er nicht hinweg. Markus Meyer humpelt stückbedingt mit Gipsfuß und in sich gekehrt durch die Szene, während Johanna Wokalek auf langen Beinen hektisch von einer Zigarette zur nächsten hin und her stöckelt. Leider dringt die Schauspielerin mit ihrer hohen Stimme kaum über die Rampe, und eine Aura von Erotik und selbstbewußter Kraft strahlt sie auch nicht aus. So bleibt der erste Akt recht spannungslos.
Wenn Gert Voss und Elisabeth Orth als Big Daddy und Big Mama auftreten, beginnt das Stück neu: als Königsdrama. Voss legt seine Figur zwischen altem Knöterich und spielerisch jugendlichem Patriarchen an. Dabei erlebt man einen älter werdenden großen Schauspieler bei der tastenden Suche nach einem neuen Rollenprofil.
Wie Gert Voss seinen zwischen der Illusion, keinen Krebs zu haben, und der tödlichen Erkenntnis der Wahrheit alle Emotionen durchlebenden Big Daddy anlegt und dabei mit der souveränen Elisabeth Orth ein Paar spielt, das sich nach vierzigjähriger Ehe vor lauter Vertrautheit und Zuneigung auch auf die Nerven geht, das rückt diese Geschichte ins Zentrum des Stückes.
So ist es nicht mehr das Frauenstück, als das es oft inszeniert wird. Dabei bleiben, anders als vom Autor gefordert, leider wenig Entwicklung und kein Geheimnis bei der Enthüllung der Charaktere. Statt realistischer Kleinzeichnung und scharfer Spannung bietet Breth pastose Malerei und endlose Redereien. Die abschließenden Erbstreitereien (Cornelius Obonya als spießig zielbewusster ältester Sohn und Sabine Haupt als gierig überdrehte, schwangere Schwiegertochter geben ein schrecklich normales Paar) sind dann mit ihren langwierigen, grell-bösen Szenen nur noch fast entbehrliche Zugabe.
Insgesamt ist Andrea Breth wieder einmal eine äußerst sorgfältig durch komponierte, aber keine wirklich beeindruckende oder gar große Inszenierung gelungen.