Wenn Bischof Jogvan Fridriksson aus einem der Fenster seiner Residenz sieht, liegen die bunten Häuser von Torshavn und der graue Nordatlantik in seinem Blick. Kein Punkt auf den insgesamt 18 baumlosen Färöer-Inseln ist mehr als fünf Kilometer vom Meer entfernt. Die Färinger sind ein kleines Volk mit eigener Sprache und Kultur. Von ihnen heißt es, sie seien besonders fromm.
"Die raue Natur, der Wind, der viele Regen und die Dunkelheit im Winter haben Einfluss auf unser Gemüt und unsere Seele. Früher waren dem schutzlos ausgeliefert, aber heute sind wir mit all den technischen Errungenschaften Teil der modernen Gesellschaft. Nur Romantiker würden behaupten, dass wir heute noch spiritueller sind als andere. Persönlich glaube ich, dass wir hier so materialistisch eingestellt sind, wie die Leute in den anderen skandinavischen Ländern oder in Deutschland.
Aber oft sind die Inseln in ein geradezu magisches Licht getaucht. Außerdem birgt die See vor unserer Haustür immer noch Gefahren. Oft glauben wir Menschen ja, die Natur im Griff zu haben, aber hier auf den Färöer-Inseln ist sie sehr oft stärker als wir. Und das beeinflusst uns schon."
Rund 50000 Menschen wohnen auf den Inseln, 16000 in der Hauptstadt Torshavn. Die Insulaner leben hauptsächlich vom Fischfang und sind deshalb auch nicht EU-Mitglied.
Nicht nur auf hoher See sind Stürme eine Gefahr, selbst an Land kommt es vor, dass Windböen Autos umkippen und Menschen davontragen, sagt Jogvan Fridriksson, der Bischof der neuen, unabhängigen Färöischen Volkskirche wurde.
"Seit 2007 sind wir kirchlich von Dänemark unabhängig und handeln seither selbst verantwortlich. Dennoch arbeiten wir mit dänischen Bischöfen und Pastoren zusammen. Wir treffen uns regelmäßig und sind freundschaftlich verbunden. Diese Trennung von Dänemark ist kein religiöser, sondern eine politischer Tatbestand."
Die Färöer-Inseln sind immer noch Mitglied des dänischen Reichsverbands, aber Kirchenoberhaupt ist nun nicht mehr die dänische Königin, sondern der färöische Ministerpräsident. Für die Färöische Volkskirche ist das Kulturministerium zuständig.
Die kleinste Hauptstadt Europas ist auch die der kurzen Wege. Sonntagmorgens haben die Bewohner von Torshavn und der übrigen 58 Gemeinden auf den Inseln meist nur ein Ziel: Eine der christlichen Kirchen. Da die insgesamt 25 Pastoren sonntags nicht in allen Gemeinden gleichzeitig sein können, gibt es auch Laiengottesdienste.
Die ersten Siedler dürften irische und schottische Mönche gewesen sein, die um die Mitte des siebten Jahrhunderts auf der Inselgruppe die Abgeschiedenheit suchten. Sie brachten die ersten Schafe mit und bauten Getreide an. Das erste schriftliche Zeugnis für eine – wenn auch temporäre – Besiedlung gab der irische Mönch und Chronist Dicuil im Jahr 825. Die Überfälle der Wikinger zwangen die Mönche jedoch später zur Flucht. Die Inselgruppe wurde nach und nach für die Nordmänner aus Skandinavien zur Dauersiedlung. Sie schufen ein eigenes Parlamentswesen mit Thingstätten auf Teilen der Inselgruppe und einem Hauptthing in Thorshavn. Sie folgten der alten nordischen Religion. Die Übernahme des Christentums auf den Färöer-Inseln war eine politische Angelegenheit, sagt Regin Debus vom Nationalmuseum in Thorshavn.
"Um das Jahr 1000 hatten zwei der Häuptlinge hier Streit. Einer von ihnen, Sigmundur Brestisson, floh nach Norwegen an den Hof von König Harald Tryggvason. Dieser war selbst Christ geworden und wollte seine neue Religion auch über die Grenzen seines Landes hinaus verbreiten. König Harald Sigmundur Brestisson ging deshalb zurück auf die Färöer-Inseln, um das Christentum dort einzuführen."
Auf den Inseln kam es zu Kämpfen, bei denen Sigmundur Brestisson fiel. Aber 1271 wurden die Färöern dann zur norwegischen Kolonie und christianisiert. 1380 ging Norwegen dann mit den Färöern an die dänische Krone.
Zentrum der Macht, der Religion und der Kultur im Mittelalter, war der Bischofssitz in Kirkjuboer, etwa fünf Kilometer südwestlich von Torshavn, mit der kleinen St. Olafskirche. Erst Ende des 13. Jahrhunderts wurde dort der Bau des viel größeren Magnusdoms begonnen und vermutlich nie vollendet. Bis heute beherrschen seine schwarzen Mauern, ohne Dach und ohne Turm, den einsamen Ort auf einem schmalen Streifen Grün an der Küste, an dessen Felsklippen sich die Wellen brechen.
Dahinter erhebt sich ein steiniger Bergrücken mit einer Art Mondlandschaft.
Mit der Reformation 1538 in Dänemark wurde das Bistum Färöer aufgehoben. Kirkjuboer verlor gänzlich an Bedeutung. Kirchenland wurde Königsland. Der dänische König gewann immer mehr an Einfluss. Ab 1709 wurde die Inselgruppe, die über 1.000 Kilometer von Dänemark entfernt liegt, sogar direkt von Kopenhagen aus regiert. Die Geistlichen waren Dänen, die Kirchensprache bis 1939 dänisch.
Erst 1948 bekamen die Inseln zumindest eine Teilautonomie mit eigener Regierung, Verwaltung und Flagge. Die erste Bibelübersetzung in Färöisch wurde aber erst 1961 vollendet. Den Färingern wird nach der langen Fremdherrschaft ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein nachgesagt. Jogvan Fridriksson:
"Die Trennung von Dänemark war gut, denn nun sind wir auf uns selbst gestellt. Finanziell war es ein Kraftakt, eigene Strukturen auszubilden. Aber es funktioniert. Die Kirchensteuer beträgt 0,6 Prozent des Einkommens. Das reicht uns. Wir haben 25 Pastoren und viele freiwillige Mitarbeiter in der Kirche. Wir hier auf den Färöer-Inseln sind nicht mehr ganz so nationalbewusst wie früher, sondern wir denken global."
Menschen aus allen Erdteilen leben heute auf den Färöer-Inseln. Inzwischen haben auch andere Religionsgemeinschaften Baptisten, Zeugen Jehovas und sogar Bahai hier eine Heimat gefunden. Dazu auch rund 150 Katholiken.
Der Benny Blumensaat, der katholische Priester, der auf den Färöern die Messe liest, kommt aus Dänemark. Für ihn ist das Pfarramt auf diesem Außenposten im Nordatlantik wie eine Art Urlaub.
"Dänemark ist Diaspora für Katholiken, aber die Färöer-Inseln sind die Diaspora der Diaspora. Fr mich als Priester ist es eine Freude, für drei, vier Wochen im Jahr hier her zukommen. Die Färöer-Inseln gehören zur Diözese Kopenhagen und deshalb kommt wechselweise ein Priester von dort hierher."
Seit die Evangelisch-lutherische Kirche, der rund 80 Prozent der Inselbevölkerung angehören, unabhängig von Dänemark ist und auf eigenen Füßen steht, kommt es, wenn auch bescheiden, zur Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen. Jogvan Fridriksson, der Bischof der Färöischen Volkskirche:
"Die katholischen Ordensschwestern zum Beispiel sind heute eine Institution auf den Inseln. Die Leute mögen sie. Sie sind freundlich und sozial gesinnt. Wenn wir an sie denken, haben vor allem ihr Schulsystem, ihre Arbeit mit den Kindern, ihre soziale Lebensart im Sinn, nie die Unterschiede in der christlichen Lehre, die uns trennen. Die Evangelische Volkskirche der Färöer-Inseln muss sich als größte um die anderen kleineren Kirchengemeinden kümmern. Wir arbeiten aus freundschaftlicher Verbundenheit miteinander. "
"Die raue Natur, der Wind, der viele Regen und die Dunkelheit im Winter haben Einfluss auf unser Gemüt und unsere Seele. Früher waren dem schutzlos ausgeliefert, aber heute sind wir mit all den technischen Errungenschaften Teil der modernen Gesellschaft. Nur Romantiker würden behaupten, dass wir heute noch spiritueller sind als andere. Persönlich glaube ich, dass wir hier so materialistisch eingestellt sind, wie die Leute in den anderen skandinavischen Ländern oder in Deutschland.
Aber oft sind die Inseln in ein geradezu magisches Licht getaucht. Außerdem birgt die See vor unserer Haustür immer noch Gefahren. Oft glauben wir Menschen ja, die Natur im Griff zu haben, aber hier auf den Färöer-Inseln ist sie sehr oft stärker als wir. Und das beeinflusst uns schon."
Rund 50000 Menschen wohnen auf den Inseln, 16000 in der Hauptstadt Torshavn. Die Insulaner leben hauptsächlich vom Fischfang und sind deshalb auch nicht EU-Mitglied.
Nicht nur auf hoher See sind Stürme eine Gefahr, selbst an Land kommt es vor, dass Windböen Autos umkippen und Menschen davontragen, sagt Jogvan Fridriksson, der Bischof der neuen, unabhängigen Färöischen Volkskirche wurde.
"Seit 2007 sind wir kirchlich von Dänemark unabhängig und handeln seither selbst verantwortlich. Dennoch arbeiten wir mit dänischen Bischöfen und Pastoren zusammen. Wir treffen uns regelmäßig und sind freundschaftlich verbunden. Diese Trennung von Dänemark ist kein religiöser, sondern eine politischer Tatbestand."
Die Färöer-Inseln sind immer noch Mitglied des dänischen Reichsverbands, aber Kirchenoberhaupt ist nun nicht mehr die dänische Königin, sondern der färöische Ministerpräsident. Für die Färöische Volkskirche ist das Kulturministerium zuständig.
Die kleinste Hauptstadt Europas ist auch die der kurzen Wege. Sonntagmorgens haben die Bewohner von Torshavn und der übrigen 58 Gemeinden auf den Inseln meist nur ein Ziel: Eine der christlichen Kirchen. Da die insgesamt 25 Pastoren sonntags nicht in allen Gemeinden gleichzeitig sein können, gibt es auch Laiengottesdienste.
Die ersten Siedler dürften irische und schottische Mönche gewesen sein, die um die Mitte des siebten Jahrhunderts auf der Inselgruppe die Abgeschiedenheit suchten. Sie brachten die ersten Schafe mit und bauten Getreide an. Das erste schriftliche Zeugnis für eine – wenn auch temporäre – Besiedlung gab der irische Mönch und Chronist Dicuil im Jahr 825. Die Überfälle der Wikinger zwangen die Mönche jedoch später zur Flucht. Die Inselgruppe wurde nach und nach für die Nordmänner aus Skandinavien zur Dauersiedlung. Sie schufen ein eigenes Parlamentswesen mit Thingstätten auf Teilen der Inselgruppe und einem Hauptthing in Thorshavn. Sie folgten der alten nordischen Religion. Die Übernahme des Christentums auf den Färöer-Inseln war eine politische Angelegenheit, sagt Regin Debus vom Nationalmuseum in Thorshavn.
"Um das Jahr 1000 hatten zwei der Häuptlinge hier Streit. Einer von ihnen, Sigmundur Brestisson, floh nach Norwegen an den Hof von König Harald Tryggvason. Dieser war selbst Christ geworden und wollte seine neue Religion auch über die Grenzen seines Landes hinaus verbreiten. König Harald Sigmundur Brestisson ging deshalb zurück auf die Färöer-Inseln, um das Christentum dort einzuführen."
Auf den Inseln kam es zu Kämpfen, bei denen Sigmundur Brestisson fiel. Aber 1271 wurden die Färöern dann zur norwegischen Kolonie und christianisiert. 1380 ging Norwegen dann mit den Färöern an die dänische Krone.
Zentrum der Macht, der Religion und der Kultur im Mittelalter, war der Bischofssitz in Kirkjuboer, etwa fünf Kilometer südwestlich von Torshavn, mit der kleinen St. Olafskirche. Erst Ende des 13. Jahrhunderts wurde dort der Bau des viel größeren Magnusdoms begonnen und vermutlich nie vollendet. Bis heute beherrschen seine schwarzen Mauern, ohne Dach und ohne Turm, den einsamen Ort auf einem schmalen Streifen Grün an der Küste, an dessen Felsklippen sich die Wellen brechen.
Dahinter erhebt sich ein steiniger Bergrücken mit einer Art Mondlandschaft.
Mit der Reformation 1538 in Dänemark wurde das Bistum Färöer aufgehoben. Kirkjuboer verlor gänzlich an Bedeutung. Kirchenland wurde Königsland. Der dänische König gewann immer mehr an Einfluss. Ab 1709 wurde die Inselgruppe, die über 1.000 Kilometer von Dänemark entfernt liegt, sogar direkt von Kopenhagen aus regiert. Die Geistlichen waren Dänen, die Kirchensprache bis 1939 dänisch.
Erst 1948 bekamen die Inseln zumindest eine Teilautonomie mit eigener Regierung, Verwaltung und Flagge. Die erste Bibelübersetzung in Färöisch wurde aber erst 1961 vollendet. Den Färingern wird nach der langen Fremdherrschaft ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein nachgesagt. Jogvan Fridriksson:
"Die Trennung von Dänemark war gut, denn nun sind wir auf uns selbst gestellt. Finanziell war es ein Kraftakt, eigene Strukturen auszubilden. Aber es funktioniert. Die Kirchensteuer beträgt 0,6 Prozent des Einkommens. Das reicht uns. Wir haben 25 Pastoren und viele freiwillige Mitarbeiter in der Kirche. Wir hier auf den Färöer-Inseln sind nicht mehr ganz so nationalbewusst wie früher, sondern wir denken global."
Menschen aus allen Erdteilen leben heute auf den Färöer-Inseln. Inzwischen haben auch andere Religionsgemeinschaften Baptisten, Zeugen Jehovas und sogar Bahai hier eine Heimat gefunden. Dazu auch rund 150 Katholiken.
Der Benny Blumensaat, der katholische Priester, der auf den Färöern die Messe liest, kommt aus Dänemark. Für ihn ist das Pfarramt auf diesem Außenposten im Nordatlantik wie eine Art Urlaub.
"Dänemark ist Diaspora für Katholiken, aber die Färöer-Inseln sind die Diaspora der Diaspora. Fr mich als Priester ist es eine Freude, für drei, vier Wochen im Jahr hier her zukommen. Die Färöer-Inseln gehören zur Diözese Kopenhagen und deshalb kommt wechselweise ein Priester von dort hierher."
Seit die Evangelisch-lutherische Kirche, der rund 80 Prozent der Inselbevölkerung angehören, unabhängig von Dänemark ist und auf eigenen Füßen steht, kommt es, wenn auch bescheiden, zur Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen. Jogvan Fridriksson, der Bischof der Färöischen Volkskirche:
"Die katholischen Ordensschwestern zum Beispiel sind heute eine Institution auf den Inseln. Die Leute mögen sie. Sie sind freundlich und sozial gesinnt. Wenn wir an sie denken, haben vor allem ihr Schulsystem, ihre Arbeit mit den Kindern, ihre soziale Lebensart im Sinn, nie die Unterschiede in der christlichen Lehre, die uns trennen. Die Evangelische Volkskirche der Färöer-Inseln muss sich als größte um die anderen kleineren Kirchengemeinden kümmern. Wir arbeiten aus freundschaftlicher Verbundenheit miteinander. "