Vor zehn Jahren warnte der australische Zoologe Tim Flannery die Weltöffentlichkeit vor den katastrophalen Auswirkungen des weltweiten Klimawandels. Durch seine anschaulichen Beispiele überzeugte sein Buch "Wir Wettermacher" viele Menschen, die die bereits vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zuvor nicht wahrhaben wollten.
Heute ist der Australier ein bekannter Streiter für mehr Klimaschutz. Da verwundert es, dass der Warner überall Anzeichen für Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel ausmacht. So habe sich in den letzten Jahren die Einstellung vieler Menschen zum Klimawandel grundlegend geändert. Die Klimaskeptiker, die vor zehn Jahren vielerorts die Debatte beherrschten, stehen mittlerweile auch in den USA und China auf verlorenem Posten. Viele Politiker und Wirtschaftsbosse haben eingesehen, dass sich bei unserem Umgang mit Energie etwas ändern muss, auch wenn deren Schritte in die richtige Richtung viel zu zaghaft seien. Manche Hoffnung auf erneuerbare Energie aus Sonne und Wind sieht Tim Flannery bestätigt. So seien die Preise für Solarzellen stärker gesunken als selbst Optimisten vor zehn Jahren gehofft hatten. Und der Anteil von Sonne und Wind an der Stromerzeugung wächst weltweit.
Dennoch gibt Tim Flannery in keiner Zeile seiner Bestandsaufnahme Entwarnung. Auch wenn wir jetzt tatsächlich begonnen haben, den Kurs zu ändern, droht der Menschheit nach wie vor eine gewaltige Klimakatastrophe. Sie hat bereits begonnen, und viele Tier- und Pflanzenarten sind ihr zum Opfer gefallen. Viele weitere werden folgen. Ein großes Massenaussterben steht bevor.
Um die Katastrophe abzuschwächen, müssen zusätzlich – so fordert Flannery - alle Maßnahmen erforscht und überprüft werden, mit denen Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden können. Unvoreingenommen und manchmal geradezu naiv beschreibt er die Möglichkeiten von Kohlendioxidabscheidung, chemischer Bindung von Treibhausgasen, Meeresdüngung oder Algenzüchtung vor der Küste. Zwar nennt er gewichtige wirtschaftliche und ökologische Gegenargumente, aber er stellt die umstrittene Klimareparatur nicht grundsätzlich infrage.
Im Gegensatz zu manchen deutschen Klimaforschern, die ähnlich wie Untergangspropheten Horrorszenarien vorhersagen, um die Bevölkerung aufzuschrecken, und zunehmend polemisch argumentieren, überzeugt Tim Flannery durch seine abwägende Sprache. Obwohl selbst engagierter Klimaschützer wählt er die Position des Beobachters und bleibt so glaubwürdig. Sein Umgang mit Zahlen und Zitaten sorgt jedoch bisweilen für Durcheinander. Sein Fokus richtet sich auf sein Heimatland Australien und die Fehler, die dort gemacht wurden und werden. Deutschland und Europa spielen in seiner Darstellung nur eine Nebenrolle, sie erscheinen geradezu als Vorbild und kommen daher gut weg, vielleicht zu gut.
Buchinfos:
Tim Flannery: "Die Klimawende - Wie wir mit neuen Technologien unsere Atmosphäre retten", aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Neubauer, Fischer Taschenbuch, 240 Seiten, Preis: 16,99 Euro, ISBN: 978-3596033782
Tim Flannery: "Die Klimawende - Wie wir mit neuen Technologien unsere Atmosphäre retten", aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Neubauer, Fischer Taschenbuch, 240 Seiten, Preis: 16,99 Euro, ISBN: 978-3596033782