Nachmittags um kurz nach fünf auf der Terrasse des Hotels Inglaterra, eines der ältesten und traditionsreichsten Hotels in Havanna. Fast alle Tische sind besetzt zu dieser für Kuba relativ frühen Stunde.
Und die Live-Musik lockt wie stets zahlreiche Zaungäste an – Kubaner, die sich einen Drink oder einen Imbiss im Inglaterra niemals leisten könnten. Doch was ins Auge fällt: Die Palette der Gäste ist farbiger geworden.
Früher dominierten hier Touristen aus Kanada oder aus Europa. Jetzt kommen auch mehr und mehr Kubaner. Wer über CUC verfügt – den konvertiblen Peso – dem stehen heute alle Hotels und Restaurants offen. Es gibt keine speziell für Ausländer reservierten Einrichtungen mehr auf Kuba. Und da man im Tourismus richtig Geld verdienen kann, boomt die Gastronomie. Staatliche und private Restaurants wetteifern im Ringen um Gäste. Besonders dort, wo sich die Touristen auf die Füße treten – wie auf dem Platz vor der Kathedrale von Havanna.
"Unser Restaurant ist um die Ecke in dem blauen Haus, und heute haben wir ein besonderes Angebot alles inklusive – mit Vorspeise, Nachspeise, Reis, Gemüse, Salat und zwei Getränke und Coffee. Und das Hauptgericht ist der Bratspieß-Stiel. Wir haben auch Langusten, die großen Langusten, Hühnchen, Schwein, Garnelen und Fischfilet mit Garnelen und Langusten und Käse Gouda. Alles nur ein Preis: 13 CUC außer die großen Langusten und die Meeresfrüchte Bratspieß-Stiel."
Manuel weiß, wie man Touristen anlockt, ihnen einen Besuch im Restaurant des Hotels Tejadillo schmackhaft macht. Ganz wichtig ist schon mal die Sprache. Seit vier Monaten lernt Manuel Deutsch - und nicht nur Deutsch.
"Für mich ist es schwierig, weil ich vier Sprachen sprechen muss. Ich muss in der Universität das Fach Tourismus absolvieren, und ich muss vier Sprachen sprechen: Deutsch, Spanisch, Französisch und Bulgarisch."
Bulgarisch, das studiere er nur so aus Lust und Laune, weil es ihm halt gefalle, bemerkt der junge Kubaner -–und lässt nicht locker:
"Wir haben einen Hof, einen Salon Imperial und eine Bar. Vergessen Sie nicht: alles inklusive, nur 13 CUC oder 15. Und Sie müssen kein Trinkgeld bezahlen."
Und dabei ist gerade das Trinkgeld für nicht wenige Kubaner ein Motiv, im Tourismus tätig zu sein. Besonders begehrt der Job des Reiseleiters.
Reiseleiter Leandro Blanco präsentiert ein Kleinod Kubas: die alte karibische Kolonialstadt Trinidad. Er profitiert davon, dass er sein Deutsch einst in der DDR lernte, und ist heilfroh, dass er deutschen Touristen seine Heimat zeigen kann.
"Wir sind Könige - Reiseleiter. Wir sind froh und unsere Touristen aus Deutschland sind sehr nett. Deutsche, ihr seid hier willkommen. Wir warten auf euch hier."
Ihn bekümmert nur, dass die Deutschen nicht das ganze Jahr kommen, dass sie im Sommer zumeist Urlaub in Europa machen.
"Es gibt immer Arbeit, aber nicht alle Reiseleiter haben Arbeit. Z.B. von 130 Reiseleitern vielleicht 30 werden arbeiten im Sommer. Die anderen zwei Monate sind wir Zuhause arbeitslos. Aber wir arbeiten viel in der Hochsaison. Wir sparen dann wie die Ameisen für diese zwei Monate."
"König Leandro" ist guter Dinge. Trotz der zweimonatigen Durststrecke kommt er gut über die Runden, verdient mehr als die meisten Kubaner, die nicht im Tourismus arbeiten. Er verweist darauf, dass die zunehmende Privatisierung sich positiv auswirke auf den Kuba-Tourismus.
"Ja, es kommen jetzt mehr Touristen. Wenn die Leute in privaten Häusern bleiben, ist es für die Touristen billiger. So, jetzt kommen mehr und mehr Touristen."
Und Radio Taino verbreitet speziell für Touristen und ausländische Besucher frischen Wind im Äther – nach dem Motto: "La vida va a cambiar" – "Das Leben verändert sich" – so der Sommerhit der Gruppe "Caribe Girls".
Man glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. Im eigentlich werbefreien sozialistischen Kuba wird jetzt kräftig geworben für preiswerte Unterkünfte, Speis und Trank und die musikalische Unterhaltung, die nicht fehlen darf.
Zuweilen können es Privatquartiere durchaus mit staatlichen Hotels aufnehmen – besonders in der Provinz. Die Konkurrenz belebt das Geschäft – und erhöht nicht selten die Qualität.
Jorge Luis Noa, Mitarbeiter der staatlichen Firma CUBATUR, vertritt den Standpunkt, dass der frische Wind im kubanischen Tourismus letztlich allen nützt: den privaten Anbietern und dem Staat.
"Die großen Hotels und die großen Restaurants sind immer noch staatlich. Das ist auch okay. Aber gottseidank haben viele Familien jetzt die Gelegenheit, kleine Geschäfte aufzumachen, und sie können vom Tourismusgeschäft auch profitieren. Nicht nur diejenigen, die ein Restaurant aufmachen, auch die Personen, die Touristen Unterkünfte anbieten. Und in vielen Regionen Kubas, wie in Havanna zum Beispiel oder in Vinales zum Beispiel in Pinar del Rio oder in Trinidad leben Hunderte von Familien vom Tourismus. Und sie bieten ziemlich preiswert sehr schöne Unterkünfte an."
Noch gehen staatlicher und privater Tourismus getrennte Wege, doch kann sich Jorge Luis Noa durchaus vorstellen, dass es in absehbarer Zeit hier zu einer Kooperation kommt.
"Vielleicht können die staatlichen Firmen in Zukunft auch bei privaten Leuten organisieren, dass sie in den Restaurants Mittagessen können zum Beispiel, und solche Sachen."
Keine Frage, es bewegt sich was auf dem Felde des Tourismus in Kuba. Und die Caribe Girls treffen den Nagel auf den Kopf mit ihrer musikalischen Botschaft: "La vida va a cambiar".
Das Leben verändert sich spürbar auf Kuba. Davon können sich die Touristen überzeugen. Was sie in der Regel nicht mitbekommen ist, dass auch in Raúl Castros Kuba die Kommunistische Partei weiterhin den Ton angibt und Regimegegner mit harter Hand verfolgt werden. Der Wind der Veränderung, der über Kuba weht, ist noch ein laues Lüftchen – und nicht wenige Kubaner hoffen auf einen Orkan.
Und die Live-Musik lockt wie stets zahlreiche Zaungäste an – Kubaner, die sich einen Drink oder einen Imbiss im Inglaterra niemals leisten könnten. Doch was ins Auge fällt: Die Palette der Gäste ist farbiger geworden.
Früher dominierten hier Touristen aus Kanada oder aus Europa. Jetzt kommen auch mehr und mehr Kubaner. Wer über CUC verfügt – den konvertiblen Peso – dem stehen heute alle Hotels und Restaurants offen. Es gibt keine speziell für Ausländer reservierten Einrichtungen mehr auf Kuba. Und da man im Tourismus richtig Geld verdienen kann, boomt die Gastronomie. Staatliche und private Restaurants wetteifern im Ringen um Gäste. Besonders dort, wo sich die Touristen auf die Füße treten – wie auf dem Platz vor der Kathedrale von Havanna.
"Unser Restaurant ist um die Ecke in dem blauen Haus, und heute haben wir ein besonderes Angebot alles inklusive – mit Vorspeise, Nachspeise, Reis, Gemüse, Salat und zwei Getränke und Coffee. Und das Hauptgericht ist der Bratspieß-Stiel. Wir haben auch Langusten, die großen Langusten, Hühnchen, Schwein, Garnelen und Fischfilet mit Garnelen und Langusten und Käse Gouda. Alles nur ein Preis: 13 CUC außer die großen Langusten und die Meeresfrüchte Bratspieß-Stiel."
Manuel weiß, wie man Touristen anlockt, ihnen einen Besuch im Restaurant des Hotels Tejadillo schmackhaft macht. Ganz wichtig ist schon mal die Sprache. Seit vier Monaten lernt Manuel Deutsch - und nicht nur Deutsch.
"Für mich ist es schwierig, weil ich vier Sprachen sprechen muss. Ich muss in der Universität das Fach Tourismus absolvieren, und ich muss vier Sprachen sprechen: Deutsch, Spanisch, Französisch und Bulgarisch."
Bulgarisch, das studiere er nur so aus Lust und Laune, weil es ihm halt gefalle, bemerkt der junge Kubaner -–und lässt nicht locker:
"Wir haben einen Hof, einen Salon Imperial und eine Bar. Vergessen Sie nicht: alles inklusive, nur 13 CUC oder 15. Und Sie müssen kein Trinkgeld bezahlen."
Und dabei ist gerade das Trinkgeld für nicht wenige Kubaner ein Motiv, im Tourismus tätig zu sein. Besonders begehrt der Job des Reiseleiters.
Reiseleiter Leandro Blanco präsentiert ein Kleinod Kubas: die alte karibische Kolonialstadt Trinidad. Er profitiert davon, dass er sein Deutsch einst in der DDR lernte, und ist heilfroh, dass er deutschen Touristen seine Heimat zeigen kann.
"Wir sind Könige - Reiseleiter. Wir sind froh und unsere Touristen aus Deutschland sind sehr nett. Deutsche, ihr seid hier willkommen. Wir warten auf euch hier."
Ihn bekümmert nur, dass die Deutschen nicht das ganze Jahr kommen, dass sie im Sommer zumeist Urlaub in Europa machen.
"Es gibt immer Arbeit, aber nicht alle Reiseleiter haben Arbeit. Z.B. von 130 Reiseleitern vielleicht 30 werden arbeiten im Sommer. Die anderen zwei Monate sind wir Zuhause arbeitslos. Aber wir arbeiten viel in der Hochsaison. Wir sparen dann wie die Ameisen für diese zwei Monate."
"König Leandro" ist guter Dinge. Trotz der zweimonatigen Durststrecke kommt er gut über die Runden, verdient mehr als die meisten Kubaner, die nicht im Tourismus arbeiten. Er verweist darauf, dass die zunehmende Privatisierung sich positiv auswirke auf den Kuba-Tourismus.
"Ja, es kommen jetzt mehr Touristen. Wenn die Leute in privaten Häusern bleiben, ist es für die Touristen billiger. So, jetzt kommen mehr und mehr Touristen."
Und Radio Taino verbreitet speziell für Touristen und ausländische Besucher frischen Wind im Äther – nach dem Motto: "La vida va a cambiar" – "Das Leben verändert sich" – so der Sommerhit der Gruppe "Caribe Girls".
Man glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. Im eigentlich werbefreien sozialistischen Kuba wird jetzt kräftig geworben für preiswerte Unterkünfte, Speis und Trank und die musikalische Unterhaltung, die nicht fehlen darf.
Zuweilen können es Privatquartiere durchaus mit staatlichen Hotels aufnehmen – besonders in der Provinz. Die Konkurrenz belebt das Geschäft – und erhöht nicht selten die Qualität.
Jorge Luis Noa, Mitarbeiter der staatlichen Firma CUBATUR, vertritt den Standpunkt, dass der frische Wind im kubanischen Tourismus letztlich allen nützt: den privaten Anbietern und dem Staat.
"Die großen Hotels und die großen Restaurants sind immer noch staatlich. Das ist auch okay. Aber gottseidank haben viele Familien jetzt die Gelegenheit, kleine Geschäfte aufzumachen, und sie können vom Tourismusgeschäft auch profitieren. Nicht nur diejenigen, die ein Restaurant aufmachen, auch die Personen, die Touristen Unterkünfte anbieten. Und in vielen Regionen Kubas, wie in Havanna zum Beispiel oder in Vinales zum Beispiel in Pinar del Rio oder in Trinidad leben Hunderte von Familien vom Tourismus. Und sie bieten ziemlich preiswert sehr schöne Unterkünfte an."
Noch gehen staatlicher und privater Tourismus getrennte Wege, doch kann sich Jorge Luis Noa durchaus vorstellen, dass es in absehbarer Zeit hier zu einer Kooperation kommt.
"Vielleicht können die staatlichen Firmen in Zukunft auch bei privaten Leuten organisieren, dass sie in den Restaurants Mittagessen können zum Beispiel, und solche Sachen."
Keine Frage, es bewegt sich was auf dem Felde des Tourismus in Kuba. Und die Caribe Girls treffen den Nagel auf den Kopf mit ihrer musikalischen Botschaft: "La vida va a cambiar".
Das Leben verändert sich spürbar auf Kuba. Davon können sich die Touristen überzeugen. Was sie in der Regel nicht mitbekommen ist, dass auch in Raúl Castros Kuba die Kommunistische Partei weiterhin den Ton angibt und Regimegegner mit harter Hand verfolgt werden. Der Wind der Veränderung, der über Kuba weht, ist noch ein laues Lüftchen – und nicht wenige Kubaner hoffen auf einen Orkan.