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Die kolumbianische Band fatsO
"Ich will die volle Aufmerksamkeit meiner Hörer"

Vor zwei Jahren gründete Daniel Restrepo die Band fatsO in Bogotá. Sechs Mitstreiter gesellten sich dazu – alle gehören zu den führenden Musikern der kolumbianischen Hauptstadtszene: Auf seinem neuen Album "on tape" kreiert das Septett fatsO einen einzigartigen Mix aus Jazz, Soul und Rock. Derzeit ist die Band auf Deutschlandtour.

Von Marlene Küster |
    Die kolumbianische Band fatsO angelehnt an den Stil der Blues Brothers.
    Die Band wurde nach dem Kontrabass des Gründers benannt: FatsO bedeutet 'Fettwanst' oder 'Dickerchen'. (Jazzhaus Freiburg GmbH)
    Daniel Restrepo: "Ich will die volle Aufmerksamkeit meiner Hörer. Mit einem Knopfdruck auf den CD-Player ist es nicht getan. Man muss uns auf der Bühne live erleben."
    Der 34-jährige Bandleader, Kontrabassist und Sänger Daniel Restrepo spricht selbstbewusst von seiner Band fatsO. In eleganten dunklen Anzügen, mit Sonnenbrille, weißem Hemd und schwarzer Krawatte spielen die Künstler aus Bogotá atemberaubende Soli auf Klarinette und Saxofon – dazwischen die markanten Klänge des Kontrabasses und die Reibeisenstimme von Daniel Restrepo, die an Tom Waits oder Joe Cocker erinnert.
    Eingängige Motive wiederholen sich, variieren und steigern die Intensität. Dann lösen ruhige, reduzierte, lange Passagen die bewegten Parts ab.
    Lateinamerikanische Improvisation
    Live improvisiert Daniel Restrepo nicht mit seinem Kontrabass. Jedes musikalische Detail ist bei ihm wohl durchdacht. Er feilt minutiös an der Komposition. Wichtige Inspirationen kommen von Bach. Wenn er an einem Gesangsstück für Chor arbeitet orientiert er sich oft an seinen Kantaten. Der Kolumbianer improvisiert aber mit seiner Stimme. Er mag das Spontane an der Improvisation – das war auch ausschlaggebend bei der Wahl seiner Bandmitglieder und der Instrumente. Ursprünglich hatte er an Posaune und Trompete gedacht, merkte aber bald, dass die Improvisation der Trompeter und Posaunisten in Kolumbien immer eine Latin-Färbung hatte. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Deshalb wollte er Saxofon und Klarinette in seiner Band haben.
    Restrepo: "Wir haben dann 2013 beim Bogotáer 'Jazz-in-the-Park-Festival' zum ersten Mal auf einer großen Bühne zusammen gespielt. So hat das fatsO-Abenteuer begonnen."
    Orientierung an musikalischen Helden
    Daniel Restrepo ist als Komponist und Songschreiber die kreative Kraft in der Band. In Kolumbien geboren und aufgewachsen, verbrachte er seine Jugendjahre in den USA. Dort entdeckte er seine musikalischen Helden: Joe Cocker, Tom Waits und Ray Charles. Nach dem Studium am Konservatorium in Bogotá startete er sein eigenes Projekt. Ein wichtiges "Bandmitglied" und gleichzeitig Namensgeber des Septetts: der Kontrabass fatsO.
    Restrepo: " 'Fatso' bedeutet 'sehr dick'. Doch im Spanischen hat dick nicht unbedingt eine negative Konnotation, sondern durchaus eine liebevolle. So nennen wir bei uns oft gute Freunde."
    In Kolumbien ist der Kontrabass nicht verbreitet, eine Freundin brachte dem kolumbianischen Musiker einen aus Kuba mit.
    Restrepo: "Ich spielte die Tonleitern C, D, E, F, G rauf und runter. Dabei sind viele Kompositionen entstanden, wie etwa das Stück "Snake Eyes", ein Song in c-Moll. Darin taucht eine dunkle Gestalt auf. Am Anfang heißt es "He walks in like he's a big shot". Der Rhythmus gibt die Schritte dieser Person beim Betreten der Bar wieder."
    Gescheiterte Existenzen bewegen
    Für seine Songs ersann Daniel Restrepo Protagonisten, die – ob Drogenprobleme oder Spielsucht – mit ihrem Leben einfach nicht klar kommen.
    Restrepo: "Obskure Gestalten aus dem Nachtleben, zwielichtige Typen aus der Unterwelt. Da gibt es zum Beispiel einen Zuhälter im Song 'Pimp'. Als ich das Stück komponierte, hatte ich nur drei Saiten auf meinem Kontrabass. Die Vierte war kaputt. Also spielte ich mit diesen drei Saiten ein Riff in e-Moll und fügte ein paar Worte hinzu."
    Der Song "I'll be fine" zeigt den kompositorischen Kniff, mit dem der Kolumbianer den ständigen Wechsel von Spannung und Auflösung erzielt.
    Restrepo: "Der Rhythmus der Verse ist kurz betont und mit vielen Pausen, der Refrain dagegen voller Harmonien und die Melodiefolge ohne Unterbrechung. Genau diese starken Kontraste möchte ich erzeugen."
    fatsO – eine dynamische Band aus Südamerika mit einem unverwechselbaren Sound, und Bandleader Daniel Restrepo – ein Musiker mit beeindruckendem Timbre und sicherem Gespür für eingängige Melodien.