"Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt, Freiheit und Ehre wiederzuerlangen. Mit blutigem Herzen zerreiße ich die Bande des Gehorsams und führe den Krieg auf meine eigene Hand."
Es ist eine ungeheuerliche Entscheidung, die General Hans David Ludwig von Yorck trifft. Eigenmächtig und gegen den Willen des Königs kündigt er das Bündnis mit den Franzosen auf. In einem Brief rechtfertigt er im Januar 1813 seinen Schritt:
"Die Armee will den Krieg gegen Frankreich. Das Volk will ihn, der König will ihn, aber der König hat keinen freien Willen. Die Armee muss ihm diesen Willen freimachen."
Dass ein preußischer Offizier sich anmaßt, die Lage besser zu beurteilen als der König, und sich dabei auch noch auf die Volksmeinung beruft, ist ohne Beispiel - ein klarer Fall von Hochverrat. Aber Yorck sieht sich im Recht, denn die Stimmung in Preußen ist antifranzösisch bis zum Hass. Seit Preußen 1806 von Napoleon vernichtend geschlagen und der Hälfte seines Territoriums beraubt wurde, ist es von Franzosen besetzt und zu ruinösen Reparationszahlungen gezwungen. Es gibt in der Öffentlichkeit den Wunsch nach Krieg, um den verlorenen Großmachtstatus wiederzuerlangen. König Friedrich Wilhelm III. aber hält nichts davon:
"Eine politische Existenz, sie sei auch noch so klein, ist immer besser als keine, und mithin bleibt die Hoffnung auf die Zukunft. Nicht aber, wenn Preußen aus der Reihe der Staaten gänzlich ausscheiden müsste, was sehr wahrscheinlich der Fall sein möchte, wenn es zu früh alles aufs Spiel setzen wollte."
Die Haltung des Königs wird im Offizierskorps und der Öffentlichkeit als zögerlich kritisiert, doch es ist - solange die Haltung der anderen Großmächte unsicher ist - eine sinnvolle Strategie. 1812 führen die Spannungen zwischen Frankreich und Russland zu einem weiteren demütigenden Vertrag: Preußen muss sein Territorium als Aufmarschgebiet französischer Truppen für die Invasion Russlands und zusätzlich ein Hilfskorps für den Feldzug zur Verfügung stellen. Die Führung des Korps' wird Yorck übertragen. Aus Protest gegen das französische Diktat quittieren zahlreiche preußische Offiziere, unter anderem der spätere Militärtheoretiker Carl von Clausewitz, den Dienst und treten in die russische Armee ein.
Napoleons Feldzug in Russland scheitert katastrophal. Nun werden in Preußen die Forderungen nach einem Bruch mit Napoleon noch lauter. Und Yorck, dessen Hilfskorps die zurückkehrenden französischen Truppen decken soll, bekommt von russischer Seite ein Bündnisangebot. Als Unterhändler schicken die Russen Clausewitz. Yorck zögert, bis schließlich Antwort kommt: Es ist klar, dass der König keinen Bruch mit Napoleon will. Clausewitz berichtet in seinen Erinnerungen, wie Yorck ihn beim nächsten Treffen empfängt:
"Bleibt mir vom Leibe! Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben. Ich muss marschieren und verbitte mir jetzt alle weiteren Unterhandlungen, die mir den Kopf kosten würden."
Yorck ist durch und durch königstreuer Soldat. Und doch lässt er sich von Clausewitz überzeugen, dass ein weiterer Kampf gegen die Russen sinnlos wäre. Am folgenden Tag, dem 30. Dezember 1812, treffen sich Yorck und der russische Generalmajor Diebitsch in einer Mühle und vereinbaren die Konvention von Tauroggen - benannt nach der naheliegenden litauischen Stadt. Yorck erklärt sich im Vertrag für neutral - ein klarer Bruch mit Frankreich. Er weiß, dass er damit seinen Kopf riskiert. Und tatsächlich ist Friedrich Wilhelm, als er die Nachricht erhält, schockiert. Yorck durchkreuzt nicht nur seine Verhandlungspläne mit einem geschwächten Napoleon, jetzt sind auch noch Racheakte der Franzosen zu befürchten. Yorck wird seines Amtes enthoben, und es erfolgt ein Haftbefehl. Aber was er losgetreten hat, ist nicht mehr aufzuhalten. Die Konvention von Tauroggen wird zum Fanal für die sogenannten Befreiungskriege, die besonders unter Intellektuellen und Reformern, wie Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, Begeisterung finden:
"Klugheit, Ehre, Vaterlandsliebe und Rache gebieten, keine Zeit zu verlieren, den Volkskrieg auszurufen, die Waffen zu ergreifen, um die Fesseln des frechen Unterdrückers zu brechen und die erlittene Schmach mit Blut seiner verruchten Bande abzuwaschen."
Erstmals wird die öffentliche Meinung zu einem Faktor, dem sich der König beugen muss - auch wenn das bis heute fortwirkende Bild vom Erwachen eines deutschen Nationalgefühls in den Befreiungskriegen Legende ist. Denn der Mehrheit des Volkes geht es nicht um die deutsche Einheit, sondern um das Ende der drückenden französischen Okkupation. Im März 1813 erfolgt der Aufruf "An Mein Volk!", in dem Friedrich Wilhelm den Aufstand gegen Frankreich ankündigt. Preußen wird damit zur treibenden und führenden deutschen Macht im Kampf gegen die Franzosen. Der Hochverräter Yorck wird in den Grafenstand erhoben.
Es ist eine ungeheuerliche Entscheidung, die General Hans David Ludwig von Yorck trifft. Eigenmächtig und gegen den Willen des Königs kündigt er das Bündnis mit den Franzosen auf. In einem Brief rechtfertigt er im Januar 1813 seinen Schritt:
"Die Armee will den Krieg gegen Frankreich. Das Volk will ihn, der König will ihn, aber der König hat keinen freien Willen. Die Armee muss ihm diesen Willen freimachen."
Dass ein preußischer Offizier sich anmaßt, die Lage besser zu beurteilen als der König, und sich dabei auch noch auf die Volksmeinung beruft, ist ohne Beispiel - ein klarer Fall von Hochverrat. Aber Yorck sieht sich im Recht, denn die Stimmung in Preußen ist antifranzösisch bis zum Hass. Seit Preußen 1806 von Napoleon vernichtend geschlagen und der Hälfte seines Territoriums beraubt wurde, ist es von Franzosen besetzt und zu ruinösen Reparationszahlungen gezwungen. Es gibt in der Öffentlichkeit den Wunsch nach Krieg, um den verlorenen Großmachtstatus wiederzuerlangen. König Friedrich Wilhelm III. aber hält nichts davon:
"Eine politische Existenz, sie sei auch noch so klein, ist immer besser als keine, und mithin bleibt die Hoffnung auf die Zukunft. Nicht aber, wenn Preußen aus der Reihe der Staaten gänzlich ausscheiden müsste, was sehr wahrscheinlich der Fall sein möchte, wenn es zu früh alles aufs Spiel setzen wollte."
Die Haltung des Königs wird im Offizierskorps und der Öffentlichkeit als zögerlich kritisiert, doch es ist - solange die Haltung der anderen Großmächte unsicher ist - eine sinnvolle Strategie. 1812 führen die Spannungen zwischen Frankreich und Russland zu einem weiteren demütigenden Vertrag: Preußen muss sein Territorium als Aufmarschgebiet französischer Truppen für die Invasion Russlands und zusätzlich ein Hilfskorps für den Feldzug zur Verfügung stellen. Die Führung des Korps' wird Yorck übertragen. Aus Protest gegen das französische Diktat quittieren zahlreiche preußische Offiziere, unter anderem der spätere Militärtheoretiker Carl von Clausewitz, den Dienst und treten in die russische Armee ein.
Napoleons Feldzug in Russland scheitert katastrophal. Nun werden in Preußen die Forderungen nach einem Bruch mit Napoleon noch lauter. Und Yorck, dessen Hilfskorps die zurückkehrenden französischen Truppen decken soll, bekommt von russischer Seite ein Bündnisangebot. Als Unterhändler schicken die Russen Clausewitz. Yorck zögert, bis schließlich Antwort kommt: Es ist klar, dass der König keinen Bruch mit Napoleon will. Clausewitz berichtet in seinen Erinnerungen, wie Yorck ihn beim nächsten Treffen empfängt:
"Bleibt mir vom Leibe! Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben. Ich muss marschieren und verbitte mir jetzt alle weiteren Unterhandlungen, die mir den Kopf kosten würden."
Yorck ist durch und durch königstreuer Soldat. Und doch lässt er sich von Clausewitz überzeugen, dass ein weiterer Kampf gegen die Russen sinnlos wäre. Am folgenden Tag, dem 30. Dezember 1812, treffen sich Yorck und der russische Generalmajor Diebitsch in einer Mühle und vereinbaren die Konvention von Tauroggen - benannt nach der naheliegenden litauischen Stadt. Yorck erklärt sich im Vertrag für neutral - ein klarer Bruch mit Frankreich. Er weiß, dass er damit seinen Kopf riskiert. Und tatsächlich ist Friedrich Wilhelm, als er die Nachricht erhält, schockiert. Yorck durchkreuzt nicht nur seine Verhandlungspläne mit einem geschwächten Napoleon, jetzt sind auch noch Racheakte der Franzosen zu befürchten. Yorck wird seines Amtes enthoben, und es erfolgt ein Haftbefehl. Aber was er losgetreten hat, ist nicht mehr aufzuhalten. Die Konvention von Tauroggen wird zum Fanal für die sogenannten Befreiungskriege, die besonders unter Intellektuellen und Reformern, wie Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, Begeisterung finden:
"Klugheit, Ehre, Vaterlandsliebe und Rache gebieten, keine Zeit zu verlieren, den Volkskrieg auszurufen, die Waffen zu ergreifen, um die Fesseln des frechen Unterdrückers zu brechen und die erlittene Schmach mit Blut seiner verruchten Bande abzuwaschen."
Erstmals wird die öffentliche Meinung zu einem Faktor, dem sich der König beugen muss - auch wenn das bis heute fortwirkende Bild vom Erwachen eines deutschen Nationalgefühls in den Befreiungskriegen Legende ist. Denn der Mehrheit des Volkes geht es nicht um die deutsche Einheit, sondern um das Ende der drückenden französischen Okkupation. Im März 1813 erfolgt der Aufruf "An Mein Volk!", in dem Friedrich Wilhelm den Aufstand gegen Frankreich ankündigt. Preußen wird damit zur treibenden und führenden deutschen Macht im Kampf gegen die Franzosen. Der Hochverräter Yorck wird in den Grafenstand erhoben.