Der Tempelberg sei für alle monotheistischen Religionen "der Ort auf der Welt", sagte Borodziej. Dieser Ort sei mit nichts vergleichbar. Dass die Krim eine solche Bedeutung für Russland habe, sei für viele Russen neu gewesen, stellte der Vizepräsident der Universität Warschau im Deutschlandfunk fest.
Die Krim habe jahrhundertelang nichts mit Russland zu tun gehabt. Dort hätten viele Völker gelebt, von denen lange kein einziges slawisch war. Es hätten Mongolen und Tataren dort gelebt, die Krim sei Teil des Osmanischen Reiches gewesen und erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts an Russland gekommen; erst seitdem gebe es eine kontinuierliche Präsenz von Slawen bzw. russischsprachigen Menschen auf der Halbinsel
"Das nennen wir die Politisierung der Erinnerung", sagte der Historiker Borodziej. "Sie folgt entweder sehr langen Entwicklungsmustern oder sie entsteht aus aktuellem Anlass." Es läge eher an der Glaubwürdigkeit dessen, der sie verkündet, als an der sakralen Aura des Ortes selbst, wenn dieser zu einem Heiligtum werde. Es gehe nicht um die Heiligkeit des Ortes an sich, sondern um die aktuellen politischen Ziele.
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