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Die Kunst, eine Photographie für alle zu schaffen

In der kommenden Woche wird Köln mit der Photokina wieder zum Mekka der Photographie. Längst ist die Photokina auch ein Ort für Photokunst. Dort aber vollzieht sich seit vier Jahren eine kleine Revolution, welche die Berliner Galerie-Kette Lumas mit einer simplen Geschäftsidee angestoßen hat: Sie verkauft Fotokunst in hohen Auflagen. So wird Fotokunst auch für weniger betuchte Sammler erschwinglich.

Von Eva Bahner |
    "Staub ist unser größter Feind, gerade bei so hellen Motiven, bei hellen, homogenen, weißen Flächen, da ist jeder schwarze Fussel sichtbar."

    Es sind Werke wie das von Julia Christe, die Alexander Nieswandt zu schaffen machen. Wenn eine grell weiße Dünenlandschaft hinter Plexiglas geklebt werden soll, muss der Geschäftsführer von Icony Media besondere Sorgfalt walten lassen. Zentimeter für Zentimeter wischt er die Laser belichtete Fotopapierrolle mit einem Staubfixtuch ab, bevor sie in der Walze verschwindet. Es ist eine spezielle Kaschierung, die für mehr Tiefenschärfe sorgt und die Fotos für die Ewigkeit haltbar machen soll.

    Rund 3000 Fotokunstwerke im Monat lässt Lumas auf dem alten Fabrikgelände in Frechen bei Köln produzieren. Das 30-köpfige Team von Icony Media, an dem die Berliner Fotokunstkette beteiligt ist, arbeitet schon heute in zwei Schichten. Von hier aus werden die gerahmten und kaschierten Fotos in großen Holz-Kisten verschickt, an die 13 Lumas-Galerien: nach Hamburg, München, Berlin, aber auch nach Zürich, Paris, oder nach Übersee oder direkt in ihr neues Zuhause zum Kunden:

    "Das sind Personen, die grundsätzlich ein Interesse an Kunst haben, grundsätzlich Fotografie spannend finden, und die kommen zu uns, machen ihre ersten Erfahrungen, verlieben sich in die ersten Arbeiten und werden in der Regel dann auch zu Sammlern bei uns."

    sagt Stefanie Harig in ihrem Büro in Berlin Charlottenburg. Zusammen mit ihrem Partner Marc Ullrich hat die 39-Jährige vor vier Jahren die Galeriekette gegründet, mit einer simplen Idee, die nur in der Fotokunst möglich ist: Niedrige Preise durch hohe Auflagen. Anders als herkömmliche Galerien, die sich auf zehn, drei oder gar einen Abzug limitieren, sind bei Lumas Auflagen von bis zu 150 Stück üblich. Wand füllende Großformate sind für jeden erschwinglich, die Preise liegen zwischen 120 und 800 Euro. Ein Geschäftsmodell, das für Skepsis sorgt bei Künstlern und auch Sammlern. Zu wenig Kunst, zu viel Kommerz, so die Kritik. Und dazu kam anfangs die Angst der Galeristen vor einem Kunst-Discounter, der den Markt überschwemmen könnte:

    "Da wir ja nicht Kunstmarkt-Teilnehmer im klassischen Sinne sind, können wir da ja schon mal gar nichts überschwemmen. Wir bedienen ja eine völlig neue Zielgruppe, stellen Sie sich mal eine Pyramide vor. Dann haben Sie das obere Viertel der Pyramide, das ist eine ganz kleine Gruppe an Händlern, an Galeristen, an Sammlern. Dann gibt es den Museumsshop- Markt. Das ist das Fundament der Pyramide das ist ein recht breiter Markt. Und zwischen dem Museumsshop-Bereich und dem Galeriebereich ist eine große Brache und da sitzen wir mit Lumas. Das heißt da haben wir unsere Nische gefunden."

    Bis zu 300 Kunden am Tag zählt Angelika Scharpenack in der Galerie in Berlin Mitte. Stammkunden, Kunstinteressierte und viele Touristen, die in den Hackeschen Höfen nur zufällig bei Lumas vorbei schauen:

    "Es kommen Menschen rein, die denken an nichts, verlieben sich in ein Bild, dann leuchten die Augen, und dann ist es in der Regel nicht so, dass sie das nach zwei Minuten kaufen, dann machen sie noch mal eine Runde, dann trinken sie noch mal einen Kaffee, dann sagen sie: Vielleicht komme ich morgen wieder. Und zehn Minuten später sagen sie: ich nehm's. Und sind überglücklich. Das erleben wir ständig, dass das so eine Liebe auf den ersten Blick ist und dass das Bild dann auch einfach mitgenommen wird."

    Oder sie bestellen das Foto nach reichlicher Überlegung bei einem Glas Rotwein zuhause online, erzählt die Galerieleiterin. Das Internet-Geschäft macht ungefähr ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Und der ist rasant gestiegen, 2006 lag der Umsatz noch bei 5,5 Millionen Euro, in diesem Jahr will Lumas-Geschäftsführerin Stefanie Harig 13,5 Millionen Euro einnehmen, auch in den USA. Nach New York und Boston werden im Oktober Lumas-Galerien in Miami und Washington eröffnen:

    "Der amerikanische Markt ist für uns mittelfristig der wichtigere Markt. Der ist wesentlich größer als der deutsche. Also hier hörte man bis vor zwei, drei Jahren immer noch auf Veranstaltungen, dass gesagt wurde: Photographie als künstlerische Ausdrucksform. Das musste man dann immer noch dazu sagen."

    Meist sind es junge, noch unbekannte Künstler, die bei Lumas unter Vertrag sind, die aber schnell zu Stars werden könne, wie die Folkwang-Schülerin Stephanie Schneider. Für talentierte Hobby-Fotografen ohne Künstler-Vita hält Lumas die offene Internet- Plattform Whitewall parat, die auch auf der Kölner Messe Photokina vertreten ist:

    "Da kann man auch als ambitionierter Photograph, als Laie, als Profi-Fotograph, der aus der Werbung kommt, seine Arbeit einstellen. Die wird von der Jury bewertet, landet dann im Kunstmarkt, man kann seine eigene" Gallery" oder "Artist-Page" haben, und man kann bei unserem Labor tatsächlich in genau der gleichen Qualität wie bei Lumas bestellen."

    Schon heute herrscht Hochbetrieb in dem modernen Fotolabor von Alexander Nieswandt, von morgens sieben bis abends neun. Und wenn das Weihnachtsgeschäft kommt? Dann seien die Nächte jung und die Wochenenden besonders kurz, sagt er.

    Infos:

    lumas.de
    whitewall.com