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Die Kunst zur Sprache bringen

Die Entscheidung, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in diesem Jahr Anselm Kiefer und damit erstmals einen bildenden Künstler auszuzeichnen, ist nicht unumstritten. Einerseits spielen das Buch als Skulptur und Verse oder Gedichtzeilen eine zentrale Rolle in Kiefers Werk. Seine riesigen Installationen mit Büchern aus Blei hatte wohl auch der Stiftungsrat im Sinn, der den Preis vergibt: Kiefer habe "das Buch selbst, die Form des Buches, zu einem entscheidenden Ausdrucksträger gemacht".

    Andererseits, bemerkten die Kritiker der Entscheidung, sind monumentale Folianten aus Blei noch kein Beitrag zur Verwirklichung des Friedensgedankens. In Wahrheit sei Kiefer Esoteriker und Eskapist. Seine Suche nach dem Mythos, seine Kunst aus Blei, Asche oder Rost seien Ausdruck des Katastrophischen in der Welt und kaum als vermittelnde Einmischung in die Gegenwart zu deuten.

    Werner Spies, der bei der Verleihung des Friedenspreises in der Frankfurter Paulskirche die Laudatio hielt, betonte, Anselm Kiefer gehöre zu einer Gruppe deutscher Künstler, die sich als "Akteure einer für die Deutschen unentbehrlichen Auseinandersetzung mit Geschichte" verstünden. Im Anschluss an die Laudatio ergriff auch der Künstler selbst, der sonst zurückgezogen in Paris lebt, das Wort. Wir dokumentieren Anselm Kiefers Dankrede in Auszügen.

    Die vollständige Dankesrede können Sie mindestens bis zum 20. Februar 2009 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.