Wenn jemand aus Frankfurt am Main nach New York fliegt, macht ihm das meistens wenig aus. Er gewöhnt sich schnell daran, dass der Tag sechs Stunden länger ist. Nach dem Rückflug stellt sich eher ein Jetlag ein – der Körper kommt mit der Zeitverschiebung nach vorne nicht so gut klar. Schichtarbeitsforscher haben ähnliches beobachtet: Vielen Arbeitern scheint es leichter zu fallen, wenn ihre Schichten vorwärts rotieren.
"Vorwärts heißt von der Frühschicht, in die Spätschicht, in die Nachtschicht. Das ist ein System, was in Europa sehr verbreitet ist, was momentan als das Optimum angesehen wird, von der Schichtarbeitsforschung her, dass man sagt, es ist einfacher uns an ein vorwärts rotierendes System anzupassen, weil unsere innere Uhr das besser toleriert",
erklärt Thomas Kantermann, Chronobiologe an der Charité in Berlin. Die innere Uhr der Menschen schlägt unterschiedlich. Es gibt Spättypen und Morgenmenschen. Wer erst mitten in der Nacht müde wird, aber früh zur Arbeit muss, schläft zu wenig. Er muss versuchen, den fehlenden Schlaf an arbeitsfreien Tagen aufzuholen – doch das gelingt den wenigsten. So entsteht ein chronischer Schlafmangel. Forscher sprechen von sozialem Jetlag. Schichtarbeiter leiden darunter besonders häufig. Denn sie müssen regelmäßig nachts arbeiten, wenn sie eigentlich müde sind. Und sie sollen schlafen, wenn ihre innere Uhr auf Tag steht. Jeder Mensch kann seine innere Uhr aber bis zu einem gewissen Grad an äußere Anforderungen anpassen.
"Jetzt hat jeder seine innere Uhr und die ist individuell insofern, dass jeder Möglichkeiten hat, wenn er jetzt Spättyp ist, sehr spät zu werden oder nicht ganz so spät, und wenn ich Frühtyp bin, früh zu werden oder nicht ganz so früh. Also wir sind da variabel."
Bisher wird davon ausgegangen, dass eine Vorverschiebung der inneren Uhr für die meisten Menschen einfacher ist. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung rät daher, bei Schichtplänen auf Wechsel im Uhrzeigersinn zu achten. Eine neue Studie stellt das nun in Frage. Thomas Kantermann untersuchte mit seinem Team 62 Arbeiter in einem belgischen Stahlwerk, die seit mindestens fünf Jahren in rotierenden Schichten arbeiten. Die eine Hälfte der Arbeiter wechselte die Schicht alle zwei Tage vorwärts, die andere Hälfte alle sieben Tage rückwärts – von Früh, in die Nacht, zur Spätschicht. In der Kontrollgruppe waren 15 Tagarbeiter. Die Forscher wollten herausfinden, welche Arbeiter besonders unter Stress leiden. Sie wählten dafür einen Indikator, der in der Schichtarbeitsforschung bisher unbekannt ist – die arterielle Gefäßsteifigkeit. Dafür untersuchten sie bei den Arbeitern, wie schnell ihr Blut fließt.
"Die Theorie dahinter ist einfach, dass unser Gefäßsystem das Blut nicht nur leitet, sondern dass es den Blutdruck, der aus dem Herzen kommt, puffern muss. Und diese Pufferleistung verlangsamt den Blutdruck und macht ihn gleichmäßig. Wenn jetzt unser Arteriensystem zu steif ist durch Arteriosklerose, durch Verkalkungserscheinungen, dann ist das wie ein steifes Rohr und das Blut fließt zu schnell."
Eine Arterienverkalkung baut sich über Jahre auf. Die Forscher messen mit diesem Indikator nicht den akuten Stress, sondern langfristige Belastungen. Sie stellten fest,
"dass es Arbeiter gibt, die tatsächlich pathologisch erhöhte Werte haben, also ein klares Risiko für ihr Herz zeigen und dass diese Menschen in einem schnellen Vorwärtsschichtsystem arbeiten."
Und nicht in dem rückwärts rotierenden. Das war überraschend, da die Wechsel im Uhrzeigersinn als schonender gelten. Zwar ist das Ergebnis nicht signifikant, dafür waren zu wenige Arbeiter an der Studie beteiligt. Trotzdem setzt die Untersuchung ein Fragezeichen hinter die gängigen Empfehlungen. Kantermann plädiert dafür, Schichtpläne künftig flexibler zu gestalten.
"Ich möchte einfach damit sagen, dass wir bisher keine gut belegten Studien haben, die klare Kriterien für Schichtplangestaltung rechtfertigen würden."
Womit der Einzelne gut zurechtkommt, ist unterschiedlich. Spättypen fällt es zum Beispiel deutlich leichter, sich an Nachtschichten zu gewöhnen. Morgenmenschen kommen eher mit der Frühschicht klar. Idealerweise sucht sich ein Arbeiter seine Schichten deshalb selbst aus – ein Modell, das laut Kantermann in einigen Firmen schon Realität ist.
"Vorwärts heißt von der Frühschicht, in die Spätschicht, in die Nachtschicht. Das ist ein System, was in Europa sehr verbreitet ist, was momentan als das Optimum angesehen wird, von der Schichtarbeitsforschung her, dass man sagt, es ist einfacher uns an ein vorwärts rotierendes System anzupassen, weil unsere innere Uhr das besser toleriert",
erklärt Thomas Kantermann, Chronobiologe an der Charité in Berlin. Die innere Uhr der Menschen schlägt unterschiedlich. Es gibt Spättypen und Morgenmenschen. Wer erst mitten in der Nacht müde wird, aber früh zur Arbeit muss, schläft zu wenig. Er muss versuchen, den fehlenden Schlaf an arbeitsfreien Tagen aufzuholen – doch das gelingt den wenigsten. So entsteht ein chronischer Schlafmangel. Forscher sprechen von sozialem Jetlag. Schichtarbeiter leiden darunter besonders häufig. Denn sie müssen regelmäßig nachts arbeiten, wenn sie eigentlich müde sind. Und sie sollen schlafen, wenn ihre innere Uhr auf Tag steht. Jeder Mensch kann seine innere Uhr aber bis zu einem gewissen Grad an äußere Anforderungen anpassen.
"Jetzt hat jeder seine innere Uhr und die ist individuell insofern, dass jeder Möglichkeiten hat, wenn er jetzt Spättyp ist, sehr spät zu werden oder nicht ganz so spät, und wenn ich Frühtyp bin, früh zu werden oder nicht ganz so früh. Also wir sind da variabel."
Bisher wird davon ausgegangen, dass eine Vorverschiebung der inneren Uhr für die meisten Menschen einfacher ist. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung rät daher, bei Schichtplänen auf Wechsel im Uhrzeigersinn zu achten. Eine neue Studie stellt das nun in Frage. Thomas Kantermann untersuchte mit seinem Team 62 Arbeiter in einem belgischen Stahlwerk, die seit mindestens fünf Jahren in rotierenden Schichten arbeiten. Die eine Hälfte der Arbeiter wechselte die Schicht alle zwei Tage vorwärts, die andere Hälfte alle sieben Tage rückwärts – von Früh, in die Nacht, zur Spätschicht. In der Kontrollgruppe waren 15 Tagarbeiter. Die Forscher wollten herausfinden, welche Arbeiter besonders unter Stress leiden. Sie wählten dafür einen Indikator, der in der Schichtarbeitsforschung bisher unbekannt ist – die arterielle Gefäßsteifigkeit. Dafür untersuchten sie bei den Arbeitern, wie schnell ihr Blut fließt.
"Die Theorie dahinter ist einfach, dass unser Gefäßsystem das Blut nicht nur leitet, sondern dass es den Blutdruck, der aus dem Herzen kommt, puffern muss. Und diese Pufferleistung verlangsamt den Blutdruck und macht ihn gleichmäßig. Wenn jetzt unser Arteriensystem zu steif ist durch Arteriosklerose, durch Verkalkungserscheinungen, dann ist das wie ein steifes Rohr und das Blut fließt zu schnell."
Eine Arterienverkalkung baut sich über Jahre auf. Die Forscher messen mit diesem Indikator nicht den akuten Stress, sondern langfristige Belastungen. Sie stellten fest,
"dass es Arbeiter gibt, die tatsächlich pathologisch erhöhte Werte haben, also ein klares Risiko für ihr Herz zeigen und dass diese Menschen in einem schnellen Vorwärtsschichtsystem arbeiten."
Und nicht in dem rückwärts rotierenden. Das war überraschend, da die Wechsel im Uhrzeigersinn als schonender gelten. Zwar ist das Ergebnis nicht signifikant, dafür waren zu wenige Arbeiter an der Studie beteiligt. Trotzdem setzt die Untersuchung ein Fragezeichen hinter die gängigen Empfehlungen. Kantermann plädiert dafür, Schichtpläne künftig flexibler zu gestalten.
"Ich möchte einfach damit sagen, dass wir bisher keine gut belegten Studien haben, die klare Kriterien für Schichtplangestaltung rechtfertigen würden."
Womit der Einzelne gut zurechtkommt, ist unterschiedlich. Spättypen fällt es zum Beispiel deutlich leichter, sich an Nachtschichten zu gewöhnen. Morgenmenschen kommen eher mit der Frühschicht klar. Idealerweise sucht sich ein Arbeiter seine Schichten deshalb selbst aus – ein Modell, das laut Kantermann in einigen Firmen schon Realität ist.