Schon 3000 Jahre vor Christus waren Zedern beliebtes Nutzholz, davon berichtet bereits das Gilgamesch-Epos. Sie wurden unter anderem im Gebiet des heutigen Libanon so stark gerodet, dass sie heute auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature stehen - die Zedern sind stark gefährdet. Aber es gibt sie noch hoch oben in den Bergen des Libanon. Das Barouk-Zedern-Naturreservat existiert seit 1996 und ist vor allem im Sommer ein beliebtes Ziel für Touristen und Leute, die einen kühlen, beschaulichen Ort fernab der orientalischen Geschäftigkeit suchen. Hier kann man auf befestigten Wegen Wanderungen zwischen einer halben Stunde bis zu drei Stunden unternehmen. Birgit Kaspar hat für uns einen Spaziergang durch die Barouk-Zedern gemacht:
Im Schatten der alten Zeder ist kaum ein Windhauch zu spüren. Die Luft ist angenehm lau. Schützend spreizt die majestätische Konifere ihre Jahrhunderte alten, weit ausladenden Äste über die felsige Bergkuppe. Ein dichtes Dach aus kräftigem Nadelgrün schirmt die gleißende Sonne und die Hitze ab, Regen ist um diese Jahreszeit nicht zu erwarten.
"Wir sind hier in 1800 Metern Höhe. Dies ist der wohl friedlichste Platz im Libanon. Hier im Naturschutzgebiet findet man Orte ohne Lärmverseuchung, ohne Autos."
Derartige Plätze sind im Libanon äußerst rar, sagt Nizar Hani,der wissenschaftliche Koordinator des Naturschutzgebietes Barouk-Zedern, hoch oben im Chouf-Gebirge. Wären nicht die laut zirpenden Grillen, man könnte die Stille beinahe hören.
Der würzige Zedernduft streichelt die Nasenwände, der Blick schweift wie durch ein Fenster zwischen den Felsen und den Zedernzweigen über die dünn besiedelten, sonnenverbrannten Hochtäler bis er am Horizont auf dem silber-glänzenden Mittelmeer ruht. Nizar, in Jeans, dunkelblauem Hemd und dicken Wanderschuhen, drängt zum Aufbruch. Er zeigt auf die älteste Zeder im Reservat:
"Im Schnitt sind die Bäume hier 500 bis 600 Jahre alt, manche auch über 1000. Bei den ganz alten Zedern ist es sehr schwer, das genau Alter zu bestimmen."
Immerhin hat diese hier einen Umfang von 17 Metern, ihr Stamm hat sich in drei Unterstämme gespalten - daran kann man ablesen, dass sie vermutlich zwischen 2000 und 5000 Jahre alt ist.
Wir gehen los durch den mit über 600 Hektar Zedern größten Wald im Libanon. In diesem Naturschutzgebiet steht ein Viertel der Cedrus libani - jener wenigen, die das Abholzen durch die Phönizier, Ägypter und Osmanen über die Jahrhunderte überlebt haben. Früher waren es einmal 500.000 Hektar, sagt Nizar mit einem Ausdruck von Dringlichkeit in seinem sanften Gesicht.
"Stell dir vor, was das bedeutet! Die Zedern sind unser Nationalsymbol. Hier geht es nicht nur um Naturschutz sondern auch um unser kulturelles Erbe. Der Name unseres Landes - Zedernstaat - bezieht sich auf diesen Baum, auf diese Wälder."
Wir wandern über trockenen, dunklen Waldboden. Im Winter liegt hier normalerweise wochenlang Schnee. Aber die Winter werden immer kürzer in den letzten Jahren, wegen der globalen Erwärmung sagen Wissenschaftler.
"Die größte Bedrohung heute ist der Klimawandel. 90 Prozent unserer Zedern stehen jetzt unter Naturschutz. Aber nun kommt der Klimawandel. Wir müssen ihn weltweit bekämpfen."
Der natürliche Lebensraum der Zedern befindet sich zwischen 1200 und 1800 Metern. Sie brauchen Kälte und Schnee im Winter; und wenn im Sommer kein Regen mehr fällt, dann benötigen sie wenigstens Frühdunst, um daraus Feuchtigkeit aufzunehmen, erklärt Nizar. Die Zedernsamen können ohne kalte Wintertemperaturen nicht keimen.
"Ja, es wird zu warm und zu trocken, wegen des Klimawandels. Die Folge wird sein, dass der natürliche Lebensraum der Zedern sich weiter nach oben bewegt, also zwischen 1500 und 2500 Meter. Dann werden wir den Zedernwald verlieren."
Denn so hoch sind die libanesischen Berge, auf denen die Zedern jetzt wachsen, einfach nicht.
Im Augenblick sind die Hänge allerdings noch dicht bewachsen. Die alten und auch ein paar junge Bäume säumen die ordentlich angelegten, meist steinigen Wege, die mit nur leichten Steigungen durch das Reservat führen. Neben den Zedern mit ihren dicken festen Zapfen wachsen hier mehr als 500 Pflanzenarten, 30 von ihnen sind endemisch, das heißt, sie sind nur hier zu finden; zum Beispiel die gelb blühende Berberis libanoteca, eine einheimische Berberitze oder eine libanesische Eiche, mit sehr kleinen, harten, scharfzackigen Blättern. Dazwischen stehen kurz über dem Boden an vielen Stellen Hunderte kleiner Pompons aus zarten, langen, hellgrünen Nadeln. Kaum zu glauben, dass dies alles kleine Zedern sind. Aber die meisten werden nicht überleben.
All diese kleinen Zedernsetzlinge könnten nicht wachsen, sagt Nizar, weil sie nicht genug Licht und Feuchtigkeit bekämen. Das sei von der Natur so vorgesehen, denn dort wo es dominante alte Bäume gebe, sollten keine anderen nachwachsen. Doch die Natur hat auch dafür gesorgt, dass die Zedern sich trotzdem vermehren können.
"Wenn du dir den Zedernsamen ansiehst, erkennst du einen kleinen Flügel. Schau hier, der erleichtert dem Samen, weit weg zu fliegen von den großen dominanten Zedern. Die Regeneration erfolgt am Waldrand."
Oder auf Lichtungen, durch die unser Weg immer wieder führt. Wie jetzt: Für ein paar Meter gehen wir in der gleißenden Sonne, mit freiem Blick auf einen Hang mit zahlreichen alten Zedern in ihrer klassischen Form - oben abgeflacht, die Länge der Äste pyramidenförmig abgestuft. So sehen die Zedern nur hier aus, lerne ich.
"Im Libanon, wenn die Zeder acht Meter hoch ist, stirbt die Spitze. Das ist nicht krankhaft. Es liegt daran, dass das Wasser im Boden den Baum nur bis zu der Höhe ernähren kann. Wenn die Spitze abgestorben ist, beginnt der Baum seine typische tabularische Form anzunehmen, wir nennen sie auch die Flaggenform, weil die Zeder so auf unserer Nationalflagge abgebildet ist. Sie existiert so nur hier."
Der Weg windet sich hinauf, zurück zu der ältesten Zeder im Reservat. Sanft streicht der Wind durch die kraftvollen Bäume. Es klingt, als flüsterten sie den Besuchern ihre Geheimnisse ins Ohr. Die meisten von ihnen kommen am Wochenende. Es sind vor allem Libanesen, die ihre Zedern kennenlernen möchten. Denn die schmücken sämtliche nationalen Embleme. In der Regel drehen die Libanesen eine kurze Runde mit der Familie in der Nähe des Eingangstors zum Naturschutzgebiet und setzen sich dann wieder ins Auto. Die ausländische Touristen hingegen, vornehmlich Europäer und Amerikaner, genießen die Stille und Einsamkeit bei langen Wanderungen durch den Zedernwald.
Im Schatten der alten Zeder ist kaum ein Windhauch zu spüren. Die Luft ist angenehm lau. Schützend spreizt die majestätische Konifere ihre Jahrhunderte alten, weit ausladenden Äste über die felsige Bergkuppe. Ein dichtes Dach aus kräftigem Nadelgrün schirmt die gleißende Sonne und die Hitze ab, Regen ist um diese Jahreszeit nicht zu erwarten.
"Wir sind hier in 1800 Metern Höhe. Dies ist der wohl friedlichste Platz im Libanon. Hier im Naturschutzgebiet findet man Orte ohne Lärmverseuchung, ohne Autos."
Derartige Plätze sind im Libanon äußerst rar, sagt Nizar Hani,der wissenschaftliche Koordinator des Naturschutzgebietes Barouk-Zedern, hoch oben im Chouf-Gebirge. Wären nicht die laut zirpenden Grillen, man könnte die Stille beinahe hören.
Der würzige Zedernduft streichelt die Nasenwände, der Blick schweift wie durch ein Fenster zwischen den Felsen und den Zedernzweigen über die dünn besiedelten, sonnenverbrannten Hochtäler bis er am Horizont auf dem silber-glänzenden Mittelmeer ruht. Nizar, in Jeans, dunkelblauem Hemd und dicken Wanderschuhen, drängt zum Aufbruch. Er zeigt auf die älteste Zeder im Reservat:
"Im Schnitt sind die Bäume hier 500 bis 600 Jahre alt, manche auch über 1000. Bei den ganz alten Zedern ist es sehr schwer, das genau Alter zu bestimmen."
Immerhin hat diese hier einen Umfang von 17 Metern, ihr Stamm hat sich in drei Unterstämme gespalten - daran kann man ablesen, dass sie vermutlich zwischen 2000 und 5000 Jahre alt ist.
Wir gehen los durch den mit über 600 Hektar Zedern größten Wald im Libanon. In diesem Naturschutzgebiet steht ein Viertel der Cedrus libani - jener wenigen, die das Abholzen durch die Phönizier, Ägypter und Osmanen über die Jahrhunderte überlebt haben. Früher waren es einmal 500.000 Hektar, sagt Nizar mit einem Ausdruck von Dringlichkeit in seinem sanften Gesicht.
"Stell dir vor, was das bedeutet! Die Zedern sind unser Nationalsymbol. Hier geht es nicht nur um Naturschutz sondern auch um unser kulturelles Erbe. Der Name unseres Landes - Zedernstaat - bezieht sich auf diesen Baum, auf diese Wälder."
Wir wandern über trockenen, dunklen Waldboden. Im Winter liegt hier normalerweise wochenlang Schnee. Aber die Winter werden immer kürzer in den letzten Jahren, wegen der globalen Erwärmung sagen Wissenschaftler.
"Die größte Bedrohung heute ist der Klimawandel. 90 Prozent unserer Zedern stehen jetzt unter Naturschutz. Aber nun kommt der Klimawandel. Wir müssen ihn weltweit bekämpfen."
Der natürliche Lebensraum der Zedern befindet sich zwischen 1200 und 1800 Metern. Sie brauchen Kälte und Schnee im Winter; und wenn im Sommer kein Regen mehr fällt, dann benötigen sie wenigstens Frühdunst, um daraus Feuchtigkeit aufzunehmen, erklärt Nizar. Die Zedernsamen können ohne kalte Wintertemperaturen nicht keimen.
"Ja, es wird zu warm und zu trocken, wegen des Klimawandels. Die Folge wird sein, dass der natürliche Lebensraum der Zedern sich weiter nach oben bewegt, also zwischen 1500 und 2500 Meter. Dann werden wir den Zedernwald verlieren."
Denn so hoch sind die libanesischen Berge, auf denen die Zedern jetzt wachsen, einfach nicht.
Im Augenblick sind die Hänge allerdings noch dicht bewachsen. Die alten und auch ein paar junge Bäume säumen die ordentlich angelegten, meist steinigen Wege, die mit nur leichten Steigungen durch das Reservat führen. Neben den Zedern mit ihren dicken festen Zapfen wachsen hier mehr als 500 Pflanzenarten, 30 von ihnen sind endemisch, das heißt, sie sind nur hier zu finden; zum Beispiel die gelb blühende Berberis libanoteca, eine einheimische Berberitze oder eine libanesische Eiche, mit sehr kleinen, harten, scharfzackigen Blättern. Dazwischen stehen kurz über dem Boden an vielen Stellen Hunderte kleiner Pompons aus zarten, langen, hellgrünen Nadeln. Kaum zu glauben, dass dies alles kleine Zedern sind. Aber die meisten werden nicht überleben.
All diese kleinen Zedernsetzlinge könnten nicht wachsen, sagt Nizar, weil sie nicht genug Licht und Feuchtigkeit bekämen. Das sei von der Natur so vorgesehen, denn dort wo es dominante alte Bäume gebe, sollten keine anderen nachwachsen. Doch die Natur hat auch dafür gesorgt, dass die Zedern sich trotzdem vermehren können.
"Wenn du dir den Zedernsamen ansiehst, erkennst du einen kleinen Flügel. Schau hier, der erleichtert dem Samen, weit weg zu fliegen von den großen dominanten Zedern. Die Regeneration erfolgt am Waldrand."
Oder auf Lichtungen, durch die unser Weg immer wieder führt. Wie jetzt: Für ein paar Meter gehen wir in der gleißenden Sonne, mit freiem Blick auf einen Hang mit zahlreichen alten Zedern in ihrer klassischen Form - oben abgeflacht, die Länge der Äste pyramidenförmig abgestuft. So sehen die Zedern nur hier aus, lerne ich.
"Im Libanon, wenn die Zeder acht Meter hoch ist, stirbt die Spitze. Das ist nicht krankhaft. Es liegt daran, dass das Wasser im Boden den Baum nur bis zu der Höhe ernähren kann. Wenn die Spitze abgestorben ist, beginnt der Baum seine typische tabularische Form anzunehmen, wir nennen sie auch die Flaggenform, weil die Zeder so auf unserer Nationalflagge abgebildet ist. Sie existiert so nur hier."
Der Weg windet sich hinauf, zurück zu der ältesten Zeder im Reservat. Sanft streicht der Wind durch die kraftvollen Bäume. Es klingt, als flüsterten sie den Besuchern ihre Geheimnisse ins Ohr. Die meisten von ihnen kommen am Wochenende. Es sind vor allem Libanesen, die ihre Zedern kennenlernen möchten. Denn die schmücken sämtliche nationalen Embleme. In der Regel drehen die Libanesen eine kurze Runde mit der Familie in der Nähe des Eingangstors zum Naturschutzgebiet und setzen sich dann wieder ins Auto. Die ausländische Touristen hingegen, vornehmlich Europäer und Amerikaner, genießen die Stille und Einsamkeit bei langen Wanderungen durch den Zedernwald.