Margarete Steffin gehört zu den Mitarbeiterinnen Bertolt Brechts, mit deren Namen sich sein Ruf als Ausbeuter weiblicher Kreativität verbindet. Dass sie halbe Stücke für ihn geschrieben haben soll, wurde jedoch nie stichhaltig bewiesen. Sie war vor allem ein vielversprechendes lyrisches Talent. Mit Brecht tauschte sie Sonette und sonettähnliche Gedichte aus, deren Qualität den seinen nicht nachstand.
"Schauspieler: Brecht
Als wir zerfielen einst in DU und ICH
Und unsere Betten standen HIER und DORT
Ernannten wir ein unauffällig Wort
Das sollte heißen: ich berühre dich."
"Schauspielerin: Steffin:
Das Wort ist mir Umarmung, ist mir Kuss.
Die ich so lange auf dich warten muss
Ich küsse es in jedem deiner Briefe.
Und weine ich, wenn ich es lese, ist
Es nur, weil du dann wieder bei mir bist
Und ich bin ohne Wunsch. Als ob ich bei dir
schliefe."
Dieser Liebesdialog hat in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts kein Pendant. Als Dramatikerin hinterließ die früh verstorbene Steffin nur zwei respektable Kinderstücke für Kinder, die das Bewusstsein eigener Rechte und eigener Kraft stärken sollten. Diese Stücke wollten sich nicht mit denen von Brecht messen. Steffin war aber eine unverzichtbare Mitarbeiterin bei der Entstehung von "Die Rundköpfe und die Spitzköpfe", "Furcht und Elend des Dritten Reiches", "Puntila", "Der gute Mensch von Sezuan" und "Arturo Ui". Louise Eisler lernte sie im dänischen Exil kennen:
"Die Arbeit, wenn Brecht ihr diktierte, war so, dass Brecht diktierte und wenn sie also irgendwie nicht einverstanden war oder gemeint hat, jetzt ist eine Diskussion nötig über dieses Thema, dann hat sie aufgehört zu tippen und dann sprachen sie miteinander. Es waren auch oft andere Leute dabei, Brecht hatte gern bei der Arbeit viele Leute dabei, aber vor allem die Grete."
Als Proletarierkind war die am 21. März 1908 geborene Margarete Steffin in Kellerwohnungen aufgewachsen. Der Vater trank und bekämpfte die inbrünstige Religiosität und das Kunstinteresse der kleinen Grete. Während sie eine Lehre als Kontoristin und Buchhalterin beim Globus-Verlag begann, verbrachte sie die Freizeit in sozialdemokratischen und kommunistischen Jugendgruppen, die Sport trieben, sich gemeinsam weiterbildeten und künstlerische Kreativität zu politischer Agitation machten.
Die Jugendgruppen unternahmen auch ausgedehnte Wanderfahrten. Nach einem Bad in eiskaltem Wasser in der Sächsischen Schweiz erkrankte Margarete Steffin an TBC. Sie verdrängte die Krankheit zunächst, verbarg sie vor anderen.
1924 stieß ihr Treptower Jugendverein "Fichte" zum "Großberliner Sprechchor". Mit expressionistisch inszenierten Revolutionswerken von Gerhard Hauptmann, Ernst Toller, Johannes R. Becher veranstaltete dieser Chor Sonntagsmatineen in Max Rheinhards Großem Schauspielhaus. Margarete Steffin war bald Solosprecherin.
1931 gehörte sie zu Laiendarstellern der Jungen Volksbühne, die zusammen mit Professionellen wie Helene Weigel, Lotte Lenya und Blandine Ebinger eine antifaschistische Revue planten. Einer der Texter war Brecht, der sich nicht nur erotisch für sie interessierte. Steffin vermittelte ihm ein vielschichtiges Bild proletarischen Klassenbewusstseins, das aus dem intensiven Gruppenleben der jungen Arbeiter entstand, die er als sein Publikum ansah. Brecht und Hanns Eisler finanzierten Operationen und Kuren, um die nun fortgeschrittene Tuberkulose zu heilen.
1933 folgte Steffin Brecht ins Exil. Weil sie als Mitglied der KPD wohl schnell ins KZ gekommen wäre, fand sich Brechts Frau Helene Weigel damit ab. Das skandinavische Seeklima und schließlich der entbehrungsreiche finnische Winter schwächten Margarete Steffin so, dass die 33-Jährige auf dem Weg in die USA starb - am 4. Juni 1941 in Moskau.
"Schauspieler: Brecht
Als wir zerfielen einst in DU und ICH
Und unsere Betten standen HIER und DORT
Ernannten wir ein unauffällig Wort
Das sollte heißen: ich berühre dich."
"Schauspielerin: Steffin:
Das Wort ist mir Umarmung, ist mir Kuss.
Die ich so lange auf dich warten muss
Ich küsse es in jedem deiner Briefe.
Und weine ich, wenn ich es lese, ist
Es nur, weil du dann wieder bei mir bist
Und ich bin ohne Wunsch. Als ob ich bei dir
schliefe."
Dieser Liebesdialog hat in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts kein Pendant. Als Dramatikerin hinterließ die früh verstorbene Steffin nur zwei respektable Kinderstücke für Kinder, die das Bewusstsein eigener Rechte und eigener Kraft stärken sollten. Diese Stücke wollten sich nicht mit denen von Brecht messen. Steffin war aber eine unverzichtbare Mitarbeiterin bei der Entstehung von "Die Rundköpfe und die Spitzköpfe", "Furcht und Elend des Dritten Reiches", "Puntila", "Der gute Mensch von Sezuan" und "Arturo Ui". Louise Eisler lernte sie im dänischen Exil kennen:
"Die Arbeit, wenn Brecht ihr diktierte, war so, dass Brecht diktierte und wenn sie also irgendwie nicht einverstanden war oder gemeint hat, jetzt ist eine Diskussion nötig über dieses Thema, dann hat sie aufgehört zu tippen und dann sprachen sie miteinander. Es waren auch oft andere Leute dabei, Brecht hatte gern bei der Arbeit viele Leute dabei, aber vor allem die Grete."
Als Proletarierkind war die am 21. März 1908 geborene Margarete Steffin in Kellerwohnungen aufgewachsen. Der Vater trank und bekämpfte die inbrünstige Religiosität und das Kunstinteresse der kleinen Grete. Während sie eine Lehre als Kontoristin und Buchhalterin beim Globus-Verlag begann, verbrachte sie die Freizeit in sozialdemokratischen und kommunistischen Jugendgruppen, die Sport trieben, sich gemeinsam weiterbildeten und künstlerische Kreativität zu politischer Agitation machten.
Die Jugendgruppen unternahmen auch ausgedehnte Wanderfahrten. Nach einem Bad in eiskaltem Wasser in der Sächsischen Schweiz erkrankte Margarete Steffin an TBC. Sie verdrängte die Krankheit zunächst, verbarg sie vor anderen.
1924 stieß ihr Treptower Jugendverein "Fichte" zum "Großberliner Sprechchor". Mit expressionistisch inszenierten Revolutionswerken von Gerhard Hauptmann, Ernst Toller, Johannes R. Becher veranstaltete dieser Chor Sonntagsmatineen in Max Rheinhards Großem Schauspielhaus. Margarete Steffin war bald Solosprecherin.
1931 gehörte sie zu Laiendarstellern der Jungen Volksbühne, die zusammen mit Professionellen wie Helene Weigel, Lotte Lenya und Blandine Ebinger eine antifaschistische Revue planten. Einer der Texter war Brecht, der sich nicht nur erotisch für sie interessierte. Steffin vermittelte ihm ein vielschichtiges Bild proletarischen Klassenbewusstseins, das aus dem intensiven Gruppenleben der jungen Arbeiter entstand, die er als sein Publikum ansah. Brecht und Hanns Eisler finanzierten Operationen und Kuren, um die nun fortgeschrittene Tuberkulose zu heilen.
1933 folgte Steffin Brecht ins Exil. Weil sie als Mitglied der KPD wohl schnell ins KZ gekommen wäre, fand sich Brechts Frau Helene Weigel damit ab. Das skandinavische Seeklima und schließlich der entbehrungsreiche finnische Winter schwächten Margarete Steffin so, dass die 33-Jährige auf dem Weg in die USA starb - am 4. Juni 1941 in Moskau.