Die »lyrix«-Gewinner im März 2013

Wie sehr können wir unser eigenes Leben beeinflussen und wie viel Einfluss haben andere auf uns? Werden wir vom Schicksal gelenkt und hängen am seidenen Faden wie die Marionetten aus dem Kreismuseum Bad Liebenwerda?

    Im März 2013 besuchten wir mit »lyrix« das Kreismuseum Bad Liebenwerda und seine Dauerausstellung über das mitteldeutschen Wandermarionettentheater. In der Zeit des 18. bis 20. Jahrhunderts zogen die Marionettenspieler vom Frühjahr bis zum Herbst mit ihren Wohn- und Packwagen von Dorf zu Dorf, um mit dem Spiel am seidenen Faden Alt und Jung zu begeistern.

    Wir wollten von euch erfahren, was ihr mit dem Thema Puppenspiel verbindet. Manche haben sich an ihre Puppentheaterbesuche in der frühen Kindheit erinnert, für andere war der Begriff Puppenspiel ein Signalwort für den Druck, der von überall auf sie herein prasselt. Wieder andere haben über das Spannungsfeld "Puppe – Puppenspieler" die Beziehung zwischen zwei Menschen verarbeitet.

    Wir haben wieder sehr intensive und emotionale Texte von euch bekommen.
    Vorhang auf für die Top 5 im März!


    Eingenommen-Puppenspiel des Lebens
    Ich bin keine Porzellanfigur
    aber du gibst nicht auf
    mich zu Bruch zu bringen
    immer weiter wirst du
    Stück für Stück ein Teil von mir
    ich will mich nicht von dir
    lenken lassen
    glaub nicht, dass ich schwach werde
    glaub nicht, dass ich aufgebe
    du willst über mich entscheiden?
    nur über meine Leiche
    meinen Körper magst du
    kleinkriegen
    aber meinen Willen nicht
    Glaub mir, Sarkom, mich
    brichst du nicht

    (Caroline Pfeffer aus Hofheim, Klasse 13, Eichendorffschule, Muttersprache Deutsch)


    Marionette oder Marionettenspieler
    Eine leblose Puppe schien ich zu sein:
    Ich sprach nicht,
    ich bewegte mich nicht,
    ließ keine Gefühle zu.
    Atmete kaum hörbar,
    atmete um zu leben,
    aber wozu lebte ich,
    doch nicht nur um zu atmen?
    Um eine Marionette im Leben zu sein?
    Eine Marionette mit der gespielt wird,
    an ihren Fäden nach Lust und Laune gezogen wird?
    "Nein, ich bin ein Individualist,
    ich bewege mich, wenn ich will,
    ich spreche, wenn ich sprechen möchte.
    Ich tue, wonach mir ist,
    ich habe Gefühle,
    ich freue mich,
    freue mich für Sachen, die selbstverständlich scheinen,
    ich bin verliebt,
    weil ich Gefühle habe
    und bin verletzt, wenn mit mir,
    wie mit einer Marionette gespielt wird."
    Menschen, die willensstark sind,
    nehmen ihre Fäden selber in die Hände,
    was wärst du gerne, eine Marionette,
    oder der Marionettenspieler?

    (Karina Mamyan aus Stuttgart, Klasse 11, Ferdinand-Porsche-Gymnasium, Muttersprache Deutsch und Russisch)


    Marionetten

    Sie hängen
    Im Theater, Luft, Stille
    Man spürt
    Kinderlachen im Raume, das herrschte
    Stunden zuvor
    Sie werden
    Nicht bewegt nur der Luftzug
    Steuert
    Normalerweise
    Werden die Fäden gezogen
    Von ihm, niemand weiß wer er ist,
    man kann ihn nicht sehen
    man spürt nur
    ruckartige Bewegungen die
    Arme hochreißen

    Sie hängen
    schwach dort und mitgenommen
    Fäden aufgefasert, Spliss
    sie wollen rennen, Scheren
    sollen zerschneiden ein Leben, das wurde
    von ihm gesteuert
    sie wissen nicht wer er ist, wissen nur
    sie wollen los und weg
    doch wie schneiden
    wie Scheren besitzen
    wenn man nicht aus eigener Kraft die Arme heben kann
    und schneiden
    um dann doch nicht zu rennen weil die Beine knicken

    Sie hängen
    immer noch
    schwach dort und mitgenommen
    voll mit wehleidigen Hoffnungen und Träumen
    schlaffe Bewegungen nicht mal er kann sie
    lebenslustig machen
    denn er weiß nicht
    weiß nicht wie sehr sie in ihren Träumen
    rennen.

    (Lena Marie Hinrichs aus Wentorf, Hansa-Gymnasium Hamburg-Bergedorf, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)

    Am seidenen Faden

    Dein Leben hängt am seidenen Faden
    doch liegt er nicht in deiner Hand

    Du tanzt nach anderer Leute Pfeife
    du hast es bloß noch nicht erkannt

    Dir ist es zu wichtig was andere denken
    du lässt dich von ihren Sprüchen lenken

    Du hast keine eigene Meinung mehr
    dich zu beeinflussen ist nicht schwer

    Du wirst von fremdem Willen gelenkt
    und am eigenen seidenen Faden erhängt

    (Lucie Roth aus Köln, Montessori-Gymnasium Köln, Muttersprache: Deutsch)


    Talent am Faden!

    Leise tapsen meine Füße über den hölzernen Boden
    Es ist still
    Ganz still
    Wie jeden Samstag
    Alle sehen zu wie ich tanze
    Hüpfe von links nach rechts
    schlendere von rechts nach links
    Alles kontrolliert
    Jede einzelne Bewegung
    Über mir Gestalten, die mich durch den Alltag lenken
    Ohne sie unfähig
    Würde auf den Boden fallen
    Würde mir die Beine brechen
    Vielleicht sogar sterben
    Hätte ich doch auch gerne dieses Talent
    DAS TALENT AM FADEN!

    (Jessica Röhrs aus Reeßum, Klasse 10, Gymnasium Sottrum, Muttersprache Deutsch)