Der Eklat um den Eröffnungsfilm hat auch etwas Positives; darüber sind sich die Filmschaffenden in Durban einig. Denn er hat eine längst überfällige Diskussion über künstlerische Freiheit, die gesellschaftliche Rolle des Kinos und den Zustand der jungen Demokratie in Südafrika angestoßen. Vor den Kinosälen, in Workshops und bei Podiumsdiskussionen gibt es kaum ein anderes Thema. Festivalmanager Peter Machen beschreibt die vorherrschende Stimmung so:
"Die Angst vor Zensur hat zugenommen. Konservative Kräfte gewinnen an Macht. Viele Künstler klagen über Schwierigkeiten, Fördermittel zu bekommen. Insofern ist das Verbot des Films 'Of Good Report' nur die Spitze eines Eisbergs. Früher rechtfertigte sich das Apartheid-Regime mit seiner christlich-nationalen Ideologie. Daran fühle ich mich zunehmend erinnert. Denn Südafrika entwickelt sich derzeit in vielerlei Hinsicht in diese Richtung zurück. Und dagegen müssen wir uns wehren."
Peter Machen hat bei der Auswahl auf mutige, kritische und ästhetisch anspruchsvolle Filme gesetzt. Der zensierte Eröffnungsfilm beispielsweise knüpft an die Film-Noir-Tradition an, zeitgenössisch aufgearbeitet, vor südafrikanischer Kulisse. Neben internationalen Produktionen liegt der Schwerpunkt des Festivals in Durban traditionell auf afrikanischen Werken. Dabei scheinen sich die Regisseure zunehmend von der Vergangenheitsbewältigung zu lösen; Apartheid und Kolonialismus kommen nur noch am Rand vor. Im Fokus stehen die drängenden Probleme der Gegenwart.
"Es geht noch immer um Hardcore-Themen wie etwa die Zwangsverheiratung von Mädchen, ethnische Konflikte und Gewalt. Aber diese Filme strahlen eine Energie aus, die auf die Zukunft gerichtet ist. Es geht also nicht nur um die reine Widerspiegelung und Reflektion der Realität, sondern vielmehr darum, sie zu verändern. Ich glaube fest daran, dass Filme diese Macht haben. Sonst würden sie nicht zensiert. Sie verändern die Art, wie wir uns selbst und andere sehen, wie wir unser Umwelt wahrnehmen."
Einer dieser Filme kommt aus Kenia: "It's us - Ni Sisi" spielt in einer typischen Dorfgemeinschaft, deren vordergründige Ruhe durch gezielt gestreute Gerüchte aus den Fugen gerät. So wie nach den Wahlen 2007. Alte Freundschaften zerbrechen, ethnische Gewalt und Chaos brechen aus. Doch am Ende siegt die Hoffnung. Eine gradlinig, wie eine Parabel erzählte Geschichte, teilweise mit Laiendarstellern konventionell gedreht, mit einer klaren Botschaft. Co-Produzentin Krysteen Savane:
"Es geht darum, wie Politiker Menschen instrumentalisieren und die Bevölkerung spalten. Durch die Anstiftung ethnischer Konflikte, Korruption und Gerüchte, die zu einem gefährlich verzerrten Bild führen. Wir zeigen, dass es an jedem von uns liegt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Es beginnt damit herauszufinden, woher diese Gerüchte stammen und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen."
Vor vorschnellen Urteilen warnt auch der Dokumentarfilm "2 men and a wedding" der südafrikanischen Regisseurin Sara Blecher. Wie zahlreiche Filme beim diesjährigen Festival setzt sie sich mit der Situation Homosexueller auseinander. In unverschnörkelter Bildsprache erzählt sie die Geschichte eines schwulen Paars, das in Malawi zunächst zu 14 Jahren Haft verurteilt, nach internationalem Druck jedoch begnadigt wurde.
"Wenn man sich mit den Details von Geschichten wie dieser beschäftigt, merkt man, dass plakative Schlagzeilen wie 'Afrika ist schwulenfeindlich' am Thema vorbeigehen. Einer meiner Protagonisten wurde von seiner Dorfgemeinschaft immer so akzeptiert wie er war. Die Gesellschaft an sich ist also nicht gegen Homosexuelle. Der Skandal um die Hochzeit war ein rein politischer Schachzug. Der damalige Präsident wollte schlicht von seiner schlechten Regierungsführung ablenken. Homophobie wird also instrumentalisiert; in diesem Fall von der Politik, in anderen von religiösen Führern. Und in der Geschichte wird deutlich, wie sich das auswirkt."
"2 men and a wedding" mitbehandelt nicht nur ein international kontrovers diskutiertes Thema, sondern stellt auch Klischees und Vorurteile über Afrika in Frage. Ein Ausdruck wachsenden Selbstbewusstseins afrikanischer Filmemacher, die ihre Geschichten zunehmend aus ihren eigenen Blickwinkeln erzählen.
"Die Angst vor Zensur hat zugenommen. Konservative Kräfte gewinnen an Macht. Viele Künstler klagen über Schwierigkeiten, Fördermittel zu bekommen. Insofern ist das Verbot des Films 'Of Good Report' nur die Spitze eines Eisbergs. Früher rechtfertigte sich das Apartheid-Regime mit seiner christlich-nationalen Ideologie. Daran fühle ich mich zunehmend erinnert. Denn Südafrika entwickelt sich derzeit in vielerlei Hinsicht in diese Richtung zurück. Und dagegen müssen wir uns wehren."
Peter Machen hat bei der Auswahl auf mutige, kritische und ästhetisch anspruchsvolle Filme gesetzt. Der zensierte Eröffnungsfilm beispielsweise knüpft an die Film-Noir-Tradition an, zeitgenössisch aufgearbeitet, vor südafrikanischer Kulisse. Neben internationalen Produktionen liegt der Schwerpunkt des Festivals in Durban traditionell auf afrikanischen Werken. Dabei scheinen sich die Regisseure zunehmend von der Vergangenheitsbewältigung zu lösen; Apartheid und Kolonialismus kommen nur noch am Rand vor. Im Fokus stehen die drängenden Probleme der Gegenwart.
"Es geht noch immer um Hardcore-Themen wie etwa die Zwangsverheiratung von Mädchen, ethnische Konflikte und Gewalt. Aber diese Filme strahlen eine Energie aus, die auf die Zukunft gerichtet ist. Es geht also nicht nur um die reine Widerspiegelung und Reflektion der Realität, sondern vielmehr darum, sie zu verändern. Ich glaube fest daran, dass Filme diese Macht haben. Sonst würden sie nicht zensiert. Sie verändern die Art, wie wir uns selbst und andere sehen, wie wir unser Umwelt wahrnehmen."
Einer dieser Filme kommt aus Kenia: "It's us - Ni Sisi" spielt in einer typischen Dorfgemeinschaft, deren vordergründige Ruhe durch gezielt gestreute Gerüchte aus den Fugen gerät. So wie nach den Wahlen 2007. Alte Freundschaften zerbrechen, ethnische Gewalt und Chaos brechen aus. Doch am Ende siegt die Hoffnung. Eine gradlinig, wie eine Parabel erzählte Geschichte, teilweise mit Laiendarstellern konventionell gedreht, mit einer klaren Botschaft. Co-Produzentin Krysteen Savane:
"Es geht darum, wie Politiker Menschen instrumentalisieren und die Bevölkerung spalten. Durch die Anstiftung ethnischer Konflikte, Korruption und Gerüchte, die zu einem gefährlich verzerrten Bild führen. Wir zeigen, dass es an jedem von uns liegt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Es beginnt damit herauszufinden, woher diese Gerüchte stammen und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen."
Vor vorschnellen Urteilen warnt auch der Dokumentarfilm "2 men and a wedding" der südafrikanischen Regisseurin Sara Blecher. Wie zahlreiche Filme beim diesjährigen Festival setzt sie sich mit der Situation Homosexueller auseinander. In unverschnörkelter Bildsprache erzählt sie die Geschichte eines schwulen Paars, das in Malawi zunächst zu 14 Jahren Haft verurteilt, nach internationalem Druck jedoch begnadigt wurde.
"Wenn man sich mit den Details von Geschichten wie dieser beschäftigt, merkt man, dass plakative Schlagzeilen wie 'Afrika ist schwulenfeindlich' am Thema vorbeigehen. Einer meiner Protagonisten wurde von seiner Dorfgemeinschaft immer so akzeptiert wie er war. Die Gesellschaft an sich ist also nicht gegen Homosexuelle. Der Skandal um die Hochzeit war ein rein politischer Schachzug. Der damalige Präsident wollte schlicht von seiner schlechten Regierungsführung ablenken. Homophobie wird also instrumentalisiert; in diesem Fall von der Politik, in anderen von religiösen Führern. Und in der Geschichte wird deutlich, wie sich das auswirkt."
"2 men and a wedding" mitbehandelt nicht nur ein international kontrovers diskutiertes Thema, sondern stellt auch Klischees und Vorurteile über Afrika in Frage. Ein Ausdruck wachsenden Selbstbewusstseins afrikanischer Filmemacher, die ihre Geschichten zunehmend aus ihren eigenen Blickwinkeln erzählen.