Jasper Barenberg: Mitgehört am Telefon hat Peter Bild, britischer Journalist, arbeitet unter anderem für verschiedene Zeitungen, auch für die BBC. Einen schönen guten Morgen, Herr Bild!
Peter Bild: Schönen guten Morgen!
Barenberg: Warum verfolgen wir zusammen mit etwa geschätzten zwei Milliarden Menschen weltweit mehr oder weniger elektrisiert heute die Hochzeit von Kate und William?
Bild: Ja, wie Sie sagen, mehr oder weniger, aber die Menschen brauchen ihre Träume, also ihre virtuelle Leben und vor allem ihre Seifenoper. Warum das so ist, versuchen seit, glaube ich, ewig die Historiker, die Soziologen und Psychiater zu erklären, aber ohne wirklich zu einem überzeugenden Ergebnis zu kommen. Und da ich auch kein Psychologe, kein Historiker und kein Psychiater bin, werde ich das auch nicht erläutern können.
Barenberg: Aber Sie sind Brite, und haben Sie vielleicht eine Ahnung davon, warum so viele Menschen immer noch der Meinung sind, dass die Mitglieder der königlichen Familie so etwas wie Auserwählte sind?
Bild: Ja, auserwählt - hier haben wir eigentlich den großen Widerspruch: auf der einen Seite durch Zufall auserwählte Leute oder mindestens aufseiten der Windsors. Aber auf der anderen Seite feiert man besonders die Tatsache, dass Kate eigentlich ein modernes und ein, in Anführungszeichen, "ganz normales Mädchen" sei, wie ein Symbol für das moderne Leben und eine dazu passende moderne Monarchie.
Barenberg: Welchen Einfluss hat vielleicht eine andere Überlegung? Wir haben vorhin in einer Reportage unseres Korrespondenten eine Frau gehört, die sagte, sie wünsche sich so etwas wie einen stärkeren Zusammenhalt in der Gesellschaft. Ist also die königliche Familie möglicherweise auch eine Art Kontrast zur Tristesse der gewählten Politiker?
Bild: Ja, also man spricht hier sehr viel von Überdruss, aber ich glaube, das gilt weniger den Politikern als vielleicht dem Alltagsleben ganz allgemein jetzt. Natürlich kommt so etwas wie diese Ehe wie eine gewisse Erleichterung, wenn man vor allem in England an die wirtschaftlichen Probleme denkt. Die Monarchisten unter uns werden dies so porträtieren wollen vielleicht, als sei diese Ehe das Signal für einen wirtschaftlichen und einen gesellschaftlichen Aufschwung, wie dies vielleicht auch in den 50er-Jahren nach der Royal Wedding von der Königin Elisabeth und Philip vermeintlich der Fall war, und noch mehr bei der Ehe von Charles und Diana vor 30 Jahren. Danach ging es der britischen Wirtschaft doch eigentlich etwas besser. Man kann dieses Ergebnis vielleicht ein bisschen mit der Fußball-WM in Deutschland vergleichen: einfach ein Grund für eine Party oder eigentlich für mehrere, für viele Tausende Partys zu feiern.
Barenberg: Insofern auch Grund genug für den britischen Premier, aus dem Häuschen zu sein, wie unser Korrespondent gerade geschildert hat. Er hat also durchaus Anlass, dass ein wenig Zuversicht dadurch durch das Land weht?
Bild: Ja, man darf auch nicht vergessen, wer der David Cameron ist. Er ist ja aus einer sehr guten Familie, war auch Schüler in Eton, und wenn man aus dieser Klasse kommt, natürlich ist man dann beglückt, wenn die Monarchie, der man eigentlich etwas näher ist, so etwas zu feiern hat.
Barenberg: Was werden wir, Herr Bild, heute am Fernseher miterleben können - ein Stück Wirklichkeit oder eine perfekte Inszenierung?
Bild: Beides eigentlich. Ich meine, das, was wir sehen, das ist die Liebe der beiden Jungen, und die scheint wirklich echt zu sein, also eine Wirklichkeit, aber auch eine, ich würde sagen auf eine sehr typisch britische Art inszenierte Wirklichkeit. Ich meine, diese ganzen, das Aufmarschieren und so weiter, das können wir gut, auch wenn wir nichts nützliches produzieren in unserer Wirtschaft, aber trotzdem feiern und schöne Gelegenheiten wie diese heute, dies können wir gut inszenieren. Und das ist auch eine Wirklichkeit.
Barenberg: Die Menschen werden die Straßen säumen, sie werden zuwinken und viele werden es im Fernsehen verfolgen. Wie groß ist die Chance, dass der Wunsch in Erfüllung geht, dass die Leute, die sich so sehr dafür interessieren, wirklich ein Stück weit teilhaben können an dem Glück, so wie sie es sich wünschen?
Bild: Es wundert mich jedes Mal, wenn ich dann höre, dass Leute für zwei Tage irgendwo draußen auf der Straße schlafen, um einfach nahe dran zu sein, und die werden vielleicht für 30 Sekunden, wenn sie eigentlich Glück haben, vielleicht das Ehepaar oder das Paar sehen. Wirklich nahe rankommen werden ganz wenige. Im Fernsehen wird man natürlich viel mehr sehen, und es wird auch sehr viel gequatscht werden, aber eigentlich sehr nahe dran ist fast keiner, außer vielleicht diesem kleinen auserwählten Kreis von Gästen.
Barenberg: Und wie sehr sehen Sie denn in dem Brautpaar tatsächlich die Repräsentanten einer neuen Generation, einer modernen Monarchie?
Bild: Das ist eine Wirklichkeit. Ich glaube, dass man inzwischen die Lehren aus der Ehe von Charles und Diana wirklich gezogen hat. Das war eine Frau, die vielleicht in eine Ehe hineinmanövriert wurde damals, das sieht man heute. Die Ehe heute von Kate und William, das ist ganz bestimmt nicht der Fall, dass sie hineinmanövriert wurden, denn die sind schon seit acht oder neun Jahren zusammen, gingen einmal auseinander, kamen dann wieder zusammen zurück, und das ist eben echt an dieser Ehe. Und auch das feiert man im Vergleich zu der Ehe von Charles und Diana.
Barenberg: Der britische Journalist Peter Bild heute Morgen im Gespräch im Deutschlandfunk. Danke, Herr Bild, für diese Einschätzungen!
Bild: Bitte!
Peter Bild: Schönen guten Morgen!
Barenberg: Warum verfolgen wir zusammen mit etwa geschätzten zwei Milliarden Menschen weltweit mehr oder weniger elektrisiert heute die Hochzeit von Kate und William?
Bild: Ja, wie Sie sagen, mehr oder weniger, aber die Menschen brauchen ihre Träume, also ihre virtuelle Leben und vor allem ihre Seifenoper. Warum das so ist, versuchen seit, glaube ich, ewig die Historiker, die Soziologen und Psychiater zu erklären, aber ohne wirklich zu einem überzeugenden Ergebnis zu kommen. Und da ich auch kein Psychologe, kein Historiker und kein Psychiater bin, werde ich das auch nicht erläutern können.
Barenberg: Aber Sie sind Brite, und haben Sie vielleicht eine Ahnung davon, warum so viele Menschen immer noch der Meinung sind, dass die Mitglieder der königlichen Familie so etwas wie Auserwählte sind?
Bild: Ja, auserwählt - hier haben wir eigentlich den großen Widerspruch: auf der einen Seite durch Zufall auserwählte Leute oder mindestens aufseiten der Windsors. Aber auf der anderen Seite feiert man besonders die Tatsache, dass Kate eigentlich ein modernes und ein, in Anführungszeichen, "ganz normales Mädchen" sei, wie ein Symbol für das moderne Leben und eine dazu passende moderne Monarchie.
Barenberg: Welchen Einfluss hat vielleicht eine andere Überlegung? Wir haben vorhin in einer Reportage unseres Korrespondenten eine Frau gehört, die sagte, sie wünsche sich so etwas wie einen stärkeren Zusammenhalt in der Gesellschaft. Ist also die königliche Familie möglicherweise auch eine Art Kontrast zur Tristesse der gewählten Politiker?
Bild: Ja, also man spricht hier sehr viel von Überdruss, aber ich glaube, das gilt weniger den Politikern als vielleicht dem Alltagsleben ganz allgemein jetzt. Natürlich kommt so etwas wie diese Ehe wie eine gewisse Erleichterung, wenn man vor allem in England an die wirtschaftlichen Probleme denkt. Die Monarchisten unter uns werden dies so porträtieren wollen vielleicht, als sei diese Ehe das Signal für einen wirtschaftlichen und einen gesellschaftlichen Aufschwung, wie dies vielleicht auch in den 50er-Jahren nach der Royal Wedding von der Königin Elisabeth und Philip vermeintlich der Fall war, und noch mehr bei der Ehe von Charles und Diana vor 30 Jahren. Danach ging es der britischen Wirtschaft doch eigentlich etwas besser. Man kann dieses Ergebnis vielleicht ein bisschen mit der Fußball-WM in Deutschland vergleichen: einfach ein Grund für eine Party oder eigentlich für mehrere, für viele Tausende Partys zu feiern.
Barenberg: Insofern auch Grund genug für den britischen Premier, aus dem Häuschen zu sein, wie unser Korrespondent gerade geschildert hat. Er hat also durchaus Anlass, dass ein wenig Zuversicht dadurch durch das Land weht?
Bild: Ja, man darf auch nicht vergessen, wer der David Cameron ist. Er ist ja aus einer sehr guten Familie, war auch Schüler in Eton, und wenn man aus dieser Klasse kommt, natürlich ist man dann beglückt, wenn die Monarchie, der man eigentlich etwas näher ist, so etwas zu feiern hat.
Barenberg: Was werden wir, Herr Bild, heute am Fernseher miterleben können - ein Stück Wirklichkeit oder eine perfekte Inszenierung?
Bild: Beides eigentlich. Ich meine, das, was wir sehen, das ist die Liebe der beiden Jungen, und die scheint wirklich echt zu sein, also eine Wirklichkeit, aber auch eine, ich würde sagen auf eine sehr typisch britische Art inszenierte Wirklichkeit. Ich meine, diese ganzen, das Aufmarschieren und so weiter, das können wir gut, auch wenn wir nichts nützliches produzieren in unserer Wirtschaft, aber trotzdem feiern und schöne Gelegenheiten wie diese heute, dies können wir gut inszenieren. Und das ist auch eine Wirklichkeit.
Barenberg: Die Menschen werden die Straßen säumen, sie werden zuwinken und viele werden es im Fernsehen verfolgen. Wie groß ist die Chance, dass der Wunsch in Erfüllung geht, dass die Leute, die sich so sehr dafür interessieren, wirklich ein Stück weit teilhaben können an dem Glück, so wie sie es sich wünschen?
Bild: Es wundert mich jedes Mal, wenn ich dann höre, dass Leute für zwei Tage irgendwo draußen auf der Straße schlafen, um einfach nahe dran zu sein, und die werden vielleicht für 30 Sekunden, wenn sie eigentlich Glück haben, vielleicht das Ehepaar oder das Paar sehen. Wirklich nahe rankommen werden ganz wenige. Im Fernsehen wird man natürlich viel mehr sehen, und es wird auch sehr viel gequatscht werden, aber eigentlich sehr nahe dran ist fast keiner, außer vielleicht diesem kleinen auserwählten Kreis von Gästen.
Barenberg: Und wie sehr sehen Sie denn in dem Brautpaar tatsächlich die Repräsentanten einer neuen Generation, einer modernen Monarchie?
Bild: Das ist eine Wirklichkeit. Ich glaube, dass man inzwischen die Lehren aus der Ehe von Charles und Diana wirklich gezogen hat. Das war eine Frau, die vielleicht in eine Ehe hineinmanövriert wurde damals, das sieht man heute. Die Ehe heute von Kate und William, das ist ganz bestimmt nicht der Fall, dass sie hineinmanövriert wurden, denn die sind schon seit acht oder neun Jahren zusammen, gingen einmal auseinander, kamen dann wieder zusammen zurück, und das ist eben echt an dieser Ehe. Und auch das feiert man im Vergleich zu der Ehe von Charles und Diana.
Barenberg: Der britische Journalist Peter Bild heute Morgen im Gespräch im Deutschlandfunk. Danke, Herr Bild, für diese Einschätzungen!
Bild: Bitte!