Der Wind pfeift über den Deich, und der Regen geht beinahe senkrecht nieder. Doch den sieben kleinen Heulern macht das norddeutsche Schmuddelwetter nichts aus. Mit neugierigen schwarzen Knopfaugen schauen sie aus ihrem Becken in der Seehundstation Friedrichskoog. Ihre Mütter haben sie verloren. Gleich nach der Geburt wurden sie durch starke Stürme, störende Touristen oder Motorboote von ihnen getrennt und als verlassene Heuler irgendwo im Wattenmeer aufgegriffen. Nun kümmert sich unter anderem Jan Dohndorf um sie. Der Mitarbeiter der Seehundstation nähert sich mit zwei prall gefüllten Eimern Heringen dem Becken.
"Hier gucken uns schon so ein paar interessierte Augen an. Kommt ihr auch? Genau."
Der Mitarbeiter der Station entleert die Eimer mit einem großen Schwung ins Becken, in dem es daraufhin lebhaft zu brodeln anfängt. Damit ist die Fütterung hier auch schon beendet. Doch nicht immer ging das so schnell. Im Juni, wenn die meisten Heuler im Wattenmeer gefunden und in die Station gebracht werden, müssen die Tiere zunächst alle einzeln fünf Mal am Tag über einen Schlauch gefüttert werden. Und zwar mit einer ganz besonderen Milch, wie der verantwortliche Tierarzt der Station, Jörg Driver, erzählt.
"Das Hauptproblem bei der Heulerernährung ist, dass man versucht, möglichst nah an die natürliche Muttermilch heranzukommen. Und da ist das Problem, dass man möglichst keinen Milchzucker drin haben will. Den gibt es in der natürlichen Seehundmilch in ganz geringer Menge nur. Und man braucht einen sehr hohen Fettgehalt."
45 Prozent Fett enthält die Milch, die Seehunde von der Mutter bekommen. Das ist mehr als das Zehnfache unserer normalen Kuhmilch. Schließlich verdreifachen die kleinen Seehunde in den fünf Wochen, in denen sie gesäugt werden, ihr Gewicht. Eine Zunahme, die die kleinen Heuler auch in der Seehundstation vor ihrer Auswilderung erreichen müssen. Und das ist gar nicht so einfach.
"Um an 45 Prozent Fett zu kommen, muss man entweder mit reinen Fischölen arbeiten. Nur das Problem ist, die Milch soll ja pulverisiert werden, damit sie von uns mit Wasser angemischt werden kann. Wenn dieser Gehalt von Fischöl zu hoch wird, dann ist es technisch nicht mehr machbar, das in Pulverform herzustellen. Und dann kriegt
man wieder Probleme mit der Haltbarkeit, man muss die Fette vom ranzig werden und so weiter konservieren. Also macht der Hersteller den Trick, dass er den Fettgehalt über Sahnepulver erreicht. Und im Sahnepulver habe ich dann natürlich wieder einen gewissen Anteil Milchzucker."
Den aber können die kleinen Heuler nicht so gut abbauen, weil ihnen das entsprechende Enzym fehlt. Durchfall oder Verdauungsschwierigkeiten sind die Folge. Dieses Jahr wurde in den beiden Aufzuchtstationen für Heuler, im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog und im niedersächsischen Norddeich, daher erstmals eine neue Milch ausprobiert, die in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule in Hannover entwickelt wurde. Sie enthält mehr Fett und zumindest etwas weniger Milchzucker als der sonst verfütterte Muttermilchersatz. So lassen sich auf Dauer vielleicht mehr Tiere durchbringen und das Gewicht für die Auswilderung schneller erreichen, hofft Tierarzt Jörg Driver.
"Norddeich, die Station in Niedersachsen, da sagte mir die behandelnde Tierärztin, sie hätten den Eindruck, dass die Tiere deutlich schneller zunehmen. Ich kann es bei uns noch nicht sagen. Das hängt aber auch damit zusammen, dass wir hier ein Problem mit einer Infektionserkrankung hatten, die alle Tiere betroffen hat. Das hemmt ja letztendlich auch das Wachstum. Das müssen wir alles in die Untersuchung einfließen lassen und in die Bewertung."
Wenn die abgeschlossen sind, schwimmen die gerade aufgepäppelten Tiere schon längst wieder in der Nordsee. Im Winter wird dann weiter fleißig geforscht, um den Milchersatz dem Original noch stärker anzugleichen und für das nächste Jahr gewappnet zu sein. Billig ist das alles nicht. Allein in dieser Saison hat die Seehundstation in Friedrichskoog für das Milchpulver 60.000 Euro ausgegeben. Doch wer kann schon tatenlos zusehen, wenn ein kleiner Heuler allein auf einer Sandbank liegt und seinem Namen alle Ehre macht?
"Hier gucken uns schon so ein paar interessierte Augen an. Kommt ihr auch? Genau."
Der Mitarbeiter der Station entleert die Eimer mit einem großen Schwung ins Becken, in dem es daraufhin lebhaft zu brodeln anfängt. Damit ist die Fütterung hier auch schon beendet. Doch nicht immer ging das so schnell. Im Juni, wenn die meisten Heuler im Wattenmeer gefunden und in die Station gebracht werden, müssen die Tiere zunächst alle einzeln fünf Mal am Tag über einen Schlauch gefüttert werden. Und zwar mit einer ganz besonderen Milch, wie der verantwortliche Tierarzt der Station, Jörg Driver, erzählt.
"Das Hauptproblem bei der Heulerernährung ist, dass man versucht, möglichst nah an die natürliche Muttermilch heranzukommen. Und da ist das Problem, dass man möglichst keinen Milchzucker drin haben will. Den gibt es in der natürlichen Seehundmilch in ganz geringer Menge nur. Und man braucht einen sehr hohen Fettgehalt."
45 Prozent Fett enthält die Milch, die Seehunde von der Mutter bekommen. Das ist mehr als das Zehnfache unserer normalen Kuhmilch. Schließlich verdreifachen die kleinen Seehunde in den fünf Wochen, in denen sie gesäugt werden, ihr Gewicht. Eine Zunahme, die die kleinen Heuler auch in der Seehundstation vor ihrer Auswilderung erreichen müssen. Und das ist gar nicht so einfach.
"Um an 45 Prozent Fett zu kommen, muss man entweder mit reinen Fischölen arbeiten. Nur das Problem ist, die Milch soll ja pulverisiert werden, damit sie von uns mit Wasser angemischt werden kann. Wenn dieser Gehalt von Fischöl zu hoch wird, dann ist es technisch nicht mehr machbar, das in Pulverform herzustellen. Und dann kriegt
man wieder Probleme mit der Haltbarkeit, man muss die Fette vom ranzig werden und so weiter konservieren. Also macht der Hersteller den Trick, dass er den Fettgehalt über Sahnepulver erreicht. Und im Sahnepulver habe ich dann natürlich wieder einen gewissen Anteil Milchzucker."
Den aber können die kleinen Heuler nicht so gut abbauen, weil ihnen das entsprechende Enzym fehlt. Durchfall oder Verdauungsschwierigkeiten sind die Folge. Dieses Jahr wurde in den beiden Aufzuchtstationen für Heuler, im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog und im niedersächsischen Norddeich, daher erstmals eine neue Milch ausprobiert, die in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule in Hannover entwickelt wurde. Sie enthält mehr Fett und zumindest etwas weniger Milchzucker als der sonst verfütterte Muttermilchersatz. So lassen sich auf Dauer vielleicht mehr Tiere durchbringen und das Gewicht für die Auswilderung schneller erreichen, hofft Tierarzt Jörg Driver.
"Norddeich, die Station in Niedersachsen, da sagte mir die behandelnde Tierärztin, sie hätten den Eindruck, dass die Tiere deutlich schneller zunehmen. Ich kann es bei uns noch nicht sagen. Das hängt aber auch damit zusammen, dass wir hier ein Problem mit einer Infektionserkrankung hatten, die alle Tiere betroffen hat. Das hemmt ja letztendlich auch das Wachstum. Das müssen wir alles in die Untersuchung einfließen lassen und in die Bewertung."
Wenn die abgeschlossen sind, schwimmen die gerade aufgepäppelten Tiere schon längst wieder in der Nordsee. Im Winter wird dann weiter fleißig geforscht, um den Milchersatz dem Original noch stärker anzugleichen und für das nächste Jahr gewappnet zu sein. Billig ist das alles nicht. Allein in dieser Saison hat die Seehundstation in Friedrichskoog für das Milchpulver 60.000 Euro ausgegeben. Doch wer kann schon tatenlos zusehen, wenn ein kleiner Heuler allein auf einer Sandbank liegt und seinem Namen alle Ehre macht?