"Wissen Sie, wenn damals jemand in den so genannten Kintop ging, da haben sich die Leute direkt geniert das zu sagen. Wenn zwei Leute sich auf der Straße trafen und sagten: 'Was machste denn heute Abend? Wo gehtst’n hin?’ 'Psst! Sag’s niemandem weiter, ich geh ins Kino.’"
Der Kinobesuch als anrüchige Angelegenheit, die man lieber nicht herausposaunt. Henny Porten konnte ein Lied davon singen. Sie machte ihre kometengleiche Leinwandkarriere zu einer Zeit als man Kino eher mit billigem Amüsement verband. Sie war "unsere Henny", die seelenvolle Blondine, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg die Massen ins Kino lockte. Sie war die deutsche Schauspielerin - und die mütterliche Patin des deutschen Films. Henny Porten:
"Das ist eigentlich die richtige Bezeichnung für mich! Denn ich habe doch den deutschen Film eigentlich mit aus der Taufe gehoben als er noch eine Schaubudenbelustigung war. Aber ich habe als ganz junges Mädchen ganz fest daran geglaubt, dass diese kleine Schaubudenbelustigung eines Tages mal eine große Kunst werden würde."
"Ein Spiel um das Lebensglück zweier Menschen", "Mütter, verzaget nicht!", "Perlen bedeuten Tränen!", "Ein Fehltritt!" – so lauten nur einige Titel von Porten-Filmen vor dem Ersten Weltkrieg. Ihre Filme erzählen von schicksalsschwerem Leid, das mit Demut ertragen wird. Henny Porten spielte fast immer die durchschnittsdeutsche Frau: Mägde, Köchinnen oder Dienstmädchen, die würdevoll durch alle Prüfungen gehen. Während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach spiegelt sich eine gebeutelte Nation im entsagungsvollen Seelenglanz ihrer Heldinnen.
Doch Porten trotzt den großen Posen und überhöhten Gesten des Stummfilms immer eine kleine persönliche Note ab. Sie will mehr als seichte Melodramen. Als sie 1919 von einer kleinen Produktionsfirma zur großen Ufa wechselt, stellt sie eine Bedingung: Sie will die verzweifelte Kindsmörderin Rose Bernd in Gerhardt Hauptmanns gleichnamigem Theaterstück spielen. Henny Porten nutzt ihre Chance: Sie spielt die Rolle ergreifend, empfindsam, mit allen Schattierungen zwischen Unschuld und Wahnsinn. Endlich kann sie auch die großen Feuilletonkritiker ihrer Zeit von ihrer Schauspielkunst überzeugen.
Dank ihrer Nuanciertheit gelingt Henny Porten auch der Wechsel zum Tonfilm. Anfang der dreißiger Jahre werden viele ihrer alten Stummfilmerfolge neu als Tonfilme heraus gebracht. Endlich kann man ihre warme Altstimme hören, die ihre mütterliche Weiblichkeit noch unterstreicht. Allerdings tritt so auch die nationale Prägung vieler ihrer Rollen überdeutlich zum Vorschein. Etwa in "Luise, Königin von Preußen", deren schweres Schicksal 1931 zum zweiten Mal auf die Leinwand kommt.
Obwohl Henny Portens Frauenfiguren wie geschaffen sind, um von Goebbels’ Propagandamaschine verwertet zu werden, dreht sie während des Nationalsozialismus nur neun, nicht sonderlich prominente Filme. Hauptsächlich, weil sie seit 1921 in zweiter Ehe mit einem "Halbjuden" verheiratet war. Zwölf Jahre lang ist das Paar von der Zwangsscheidung bedroht. Wegen Portens Prominenz wagt das Propagandaministerium nicht durchzugreifen. Henny Porten wird sich diesen Kampf später nie an die Brust heften. Henny Porten:
"Es war für mich eine Selbstverständlichkeit. Für mich gab es keinen anderen Weg und keinen anderen Platz als an der Seite meines Mannes."
In der Filmgeschichte bleibt Henny Porten vor allem als große Stummfilmtragödin in Erinnerung. Dabei tritt ihr komisches Talent leider in den Hintergrund. Ihre Volkstheaterkomik in der Doppelrolle in "Kohlhiesls Töchter". Oder auch Carl Fröhlichs Komödie "Wehe, wenn sie losgelassen", in der sie 1926 mit diebischer Freude an der Burleske eine Hausfrau und ihr hässliches Dienstmädchen spielt. Ihre herrliche Süffisanz als Mutterglucke in den 1943 entstandenen Filmen "Neigungsehe" und "Familie Buchholz". In beiden Filmen unterwandert sie das Sittengemälde preußischer Biederkeit durch eine fast schon subversive Komik. Auch in Interviews traten vor allem ihr Temperament, ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor zum Vorschein:
Moderatorin: "Wenn ich Sie hier vor mir sehe, Sie sind so schlank, so vital, so lebensnah, dann möchte ich eigentlich sagen: Dieser Glückwunsch gebührte einer Fünfzigerin."
Henny Porten: "Och, das finde ich ja furchtbar niedlich, dass Sie das sagen. Aber ich muss Ihnen ganz ehrlich gestehen: Mir kommt dieser ganze 70. Geburtstag so eigentlich wie ein Witz vor. Denn ich fühle mich absolut nicht so wie siebzig."
Acht Monate später, am 15. Oktober 1960, nur ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes, stirbt Henny Porten in Berlin, der Stadt, in der sie ihr Taufkind, das Kino, ein halbes Jahrhundert lang auf dem Weg von der Kirmes zur Kunst begleitet hatte.
Der Kinobesuch als anrüchige Angelegenheit, die man lieber nicht herausposaunt. Henny Porten konnte ein Lied davon singen. Sie machte ihre kometengleiche Leinwandkarriere zu einer Zeit als man Kino eher mit billigem Amüsement verband. Sie war "unsere Henny", die seelenvolle Blondine, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg die Massen ins Kino lockte. Sie war die deutsche Schauspielerin - und die mütterliche Patin des deutschen Films. Henny Porten:
"Das ist eigentlich die richtige Bezeichnung für mich! Denn ich habe doch den deutschen Film eigentlich mit aus der Taufe gehoben als er noch eine Schaubudenbelustigung war. Aber ich habe als ganz junges Mädchen ganz fest daran geglaubt, dass diese kleine Schaubudenbelustigung eines Tages mal eine große Kunst werden würde."
"Ein Spiel um das Lebensglück zweier Menschen", "Mütter, verzaget nicht!", "Perlen bedeuten Tränen!", "Ein Fehltritt!" – so lauten nur einige Titel von Porten-Filmen vor dem Ersten Weltkrieg. Ihre Filme erzählen von schicksalsschwerem Leid, das mit Demut ertragen wird. Henny Porten spielte fast immer die durchschnittsdeutsche Frau: Mägde, Köchinnen oder Dienstmädchen, die würdevoll durch alle Prüfungen gehen. Während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach spiegelt sich eine gebeutelte Nation im entsagungsvollen Seelenglanz ihrer Heldinnen.
Doch Porten trotzt den großen Posen und überhöhten Gesten des Stummfilms immer eine kleine persönliche Note ab. Sie will mehr als seichte Melodramen. Als sie 1919 von einer kleinen Produktionsfirma zur großen Ufa wechselt, stellt sie eine Bedingung: Sie will die verzweifelte Kindsmörderin Rose Bernd in Gerhardt Hauptmanns gleichnamigem Theaterstück spielen. Henny Porten nutzt ihre Chance: Sie spielt die Rolle ergreifend, empfindsam, mit allen Schattierungen zwischen Unschuld und Wahnsinn. Endlich kann sie auch die großen Feuilletonkritiker ihrer Zeit von ihrer Schauspielkunst überzeugen.
Dank ihrer Nuanciertheit gelingt Henny Porten auch der Wechsel zum Tonfilm. Anfang der dreißiger Jahre werden viele ihrer alten Stummfilmerfolge neu als Tonfilme heraus gebracht. Endlich kann man ihre warme Altstimme hören, die ihre mütterliche Weiblichkeit noch unterstreicht. Allerdings tritt so auch die nationale Prägung vieler ihrer Rollen überdeutlich zum Vorschein. Etwa in "Luise, Königin von Preußen", deren schweres Schicksal 1931 zum zweiten Mal auf die Leinwand kommt.
Obwohl Henny Portens Frauenfiguren wie geschaffen sind, um von Goebbels’ Propagandamaschine verwertet zu werden, dreht sie während des Nationalsozialismus nur neun, nicht sonderlich prominente Filme. Hauptsächlich, weil sie seit 1921 in zweiter Ehe mit einem "Halbjuden" verheiratet war. Zwölf Jahre lang ist das Paar von der Zwangsscheidung bedroht. Wegen Portens Prominenz wagt das Propagandaministerium nicht durchzugreifen. Henny Porten wird sich diesen Kampf später nie an die Brust heften. Henny Porten:
"Es war für mich eine Selbstverständlichkeit. Für mich gab es keinen anderen Weg und keinen anderen Platz als an der Seite meines Mannes."
In der Filmgeschichte bleibt Henny Porten vor allem als große Stummfilmtragödin in Erinnerung. Dabei tritt ihr komisches Talent leider in den Hintergrund. Ihre Volkstheaterkomik in der Doppelrolle in "Kohlhiesls Töchter". Oder auch Carl Fröhlichs Komödie "Wehe, wenn sie losgelassen", in der sie 1926 mit diebischer Freude an der Burleske eine Hausfrau und ihr hässliches Dienstmädchen spielt. Ihre herrliche Süffisanz als Mutterglucke in den 1943 entstandenen Filmen "Neigungsehe" und "Familie Buchholz". In beiden Filmen unterwandert sie das Sittengemälde preußischer Biederkeit durch eine fast schon subversive Komik. Auch in Interviews traten vor allem ihr Temperament, ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor zum Vorschein:
Moderatorin: "Wenn ich Sie hier vor mir sehe, Sie sind so schlank, so vital, so lebensnah, dann möchte ich eigentlich sagen: Dieser Glückwunsch gebührte einer Fünfzigerin."
Henny Porten: "Och, das finde ich ja furchtbar niedlich, dass Sie das sagen. Aber ich muss Ihnen ganz ehrlich gestehen: Mir kommt dieser ganze 70. Geburtstag so eigentlich wie ein Witz vor. Denn ich fühle mich absolut nicht so wie siebzig."
Acht Monate später, am 15. Oktober 1960, nur ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes, stirbt Henny Porten in Berlin, der Stadt, in der sie ihr Taufkind, das Kino, ein halbes Jahrhundert lang auf dem Weg von der Kirmes zur Kunst begleitet hatte.