Die ersten Bilder aus dem besetzten Kuwait zeigten einen einsamen irakischen Panzer auf der Corniche von Kuwait-City – vor dem Wahrzeichen der kuwaitischen Hauptstadt, dem Wasserturm, dreht sich der Geschützturm im Morgengrauen, als peile er sein nächstes Ziel an: Die Bilder stammten aus der Videokamera eines Amateurfilmers, der sie aus einem der oberen Stockwerke des Kuwait International Hotels aufgenommen hatte. Dort berichtete der österreichische Hotelmanager Hermann Simon als erster Augenzeuge vom irakischen Überfall.
"Um 5.30 Uhr ging es los mit Schießen. Wir haben Leute aus dem Hotel jetzt evakuiert in ein anderes Hotel, was ein bisschen weg ist von der Schussrichtung, und auch das Personal, um sicher zu sein, falls die Leute die amerikanischen Botschaft einnehmen wollen, dass, wenn sie danebenschießen, dass, wenn das Hotel was abkriegt, nicht das Personal und die Gäste."
Als die Welt vom irakischen Einmarsch in Kuwait erfährt, ist der Blitzkrieg Saddam Husseins gegen das Emirat im Grunde schon vorbei: Binnen weniger Stunden sind alle Schlüsselpositionen der Stadt in der Hand der irakischen Truppen, lediglich vor dem Palast von Emir Scheich Jaber al Ahmed al Sabah stoßen die Truppen auf bewaffneten Widerstand. Der Monarch und seine Familie sind zu diesem Zeitpunkt schon außer Landes – im Morgengrauen haben sie sich in einem Konvoi aus chromblitzenden Luxuslimousinen ins saudische Exil abgesetzt. Der kuwaitische Rundfunk kann nur noch einen Hilferuf absetzen.
"Das Volk von Kuwait, dessen Ehre verletzt und dessen Blut vergossen wird, bittet: Kommt zu seiner Hilfe, ihr Araber."
Doch davon kann keine Rede sein. Am Golf herrscht das nackte Entsetzen. Saudi-Arabiens König Fahd schweigt - er befürchtet, dass es die irakischen Truppen, die in einer Stärke von 500.000 Mann, 4200 Panzern und 3000 Geschützen in Kuwait eingefallen sind, auch auf sein Königreich abgesehen haben. Er und die anderen Ölmonarchen am Golf wissen, dass sie der irakischen Kriegsmaschinerie militärisch nichts entgegenzusetzen haben.
Konfusion herrscht auch in der übrigen arabischen Welt – bis zum Abend des 2. August können sich die Außenminister der Arabischen Liga in Kairo noch nicht einmal zu einer gemeinsamen Erklärung durchringen. Da hat der Weltsicherheitsrat bereits in einer ersten Resolution den irakischen Einmarsch in Kuwait verurteilt und die Truppen Saddam Husseins zum sofortigen Rückzug aufgefordert.
Alarmiert ist auch der amerikanische Präsident: George Bush senior hatte nicht mit einem derart eklatanten Bruch des Völkerrechts gerechnet. Die Besetzung Kuwaits kommentierte er nicht nur als Rückkehr zum Raubrittertum. Er sah sie auch als Kampfansage an die Wirtschaftsinteressen der westlichen Industrienationen: Mit den kuwaitischen Ölfeldern verfügte der Irak über 20 Prozent der weltweiten Reserven – würde er sich auch noch Saudi-Arabien einverleiben, wären es sogar 50 Prozent. Damit wäre der Irak unumstrittene Führungsmacht der OPEC und künftig in der Lage, die weltweiten Ölpreise zu diktieren.
Angeblich war George Bush bereits nach wenigen Stunden zum Äußersten entschlossen – doch erst am 8. August erklärte er:
""Vier einfache Prinzipien leiten unsere Politik: 1.Wir fordern den sofortigen, bedingungslosen und vollständigen Rückzug aller irakischen Streitkräfte aus Kuwait. 2. Kuwaits legitime Regierung muss zurückkehren und das Marionettenregime ersetzen. 3. Meine Regierung, wie die von Präsident Roosevelt bis Präsident Reagan, ist der Sicherheit und Stabilität des Persischen Golfes verpflichtet. Und 4.: Ich bin entschlossen, das Leben amerikanischer Bürger im Ausland zu schützen ..."
Nur zwei Stunden später die Reaktion aus Bagdad: Der "irakische Revolutionsrat" - wie alle Institutionen an Euphrat und Tigris lediglich Vollzugsorgan Saddam Husseins - gibt die Annexion Kuwaits bekannt.
"Mitbürger, die Geschichte hat bewiesen, dass Kuwait ein Teil Iraks ist. Wir appellieren an die Prinzipien der Ehre, unserem heroischen Führer zu folgen Saddam Hussein soll unser Held in der gesamten arabischen Welt sein."
Saddam Hussein hatte seine Drohungen wahr– und seinem Geltungsdrang Luft gemacht: Schon beim arabischen Gipfeltreffen im Mai 1990 in Bagdad hatte er den konsternierten Monarchen in der irakischen Nachbarschaft am Golf gedroht, er werde den Krieg in ihre Paläste tragen, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden: Schuldenerlass, höhere Ölpreise, größerer politischer Einfluss am Golf, mehr noch: die Führungsrolle in der arabischen Welt.
Das alles als Lohn für einen verlustreichen Krieg gegen den Iran, der den Irak in den Jahren 1980 – 1988 ein Vermögen gekostet hatte. Und maßgeblich von den Golfanrainern finanziert worden war. Auf Schuldschein. Und nicht einfach so unter Freunden.
Im Krieg gegen den Iran hatte sich Saddam Hussein jedoch nicht nur bei den Golfstaaten als Wahrer ihrer politischen Interessen und Bollwerk gegen die Mullahs angedient – auch die Vereinigten Staaten und die westlichen Industrienationen päppelten das krude Regime des Babyloniers zur fünftstärksten Militärmacht der Welt hoch: Saddam Hussein bestellte Rüstungsgüter – Ost und West lieferten bereitwillig. Saddam baute Schulen, Krankenhäuser, Flugplätze – die Kunden im Ausland profitierten. Und übersahen dabei geflissentlich die Schreckensherrschaft, die Saddam Hussein seit 1979 in seinem Land errichtet hatte. Marcel Pott war lange Jahre Radiokorrespondent der ARD in Amman:
"Saddam war ein grausamer, brutaler Herrscher, der buchstäblich über Leichen ging und keinen Widerspruch duldete. Selbst deutsche Geschäftsleute, die wir in den Lobbies der großen Hotels getroffen haben, hatten Angst vor Saddam Es war immer die Rede von Karl-Heinz. Ich brauchte eine Zeit, um das zu verstehen – das war ein Synonym für Saddam: Man nannte ihn nur Karl Heinz."
Schon wenige Tage nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait waren die Fronten klar: Auf der einen Seite stand das Regime Saddam Husseins – fest entschlossen, der politischen Landkarte der Golfregion den irakischen Stempel aufzudrücken, die ungleichen ökonomischen Besitzverhältnisse in dieser für die Weltwirtschaft so wichtigen Region gewaltsam zu verändern und die politische Führung in der arabischen Welt an sich zu reißen.
Auf der anderen Seite die Weltgemeinschaft unter Führung der Vereinigten Staaten, die weder bereit waren, diesen eklatanten Bruch des Völkerrechts hinzunehmen, noch die Kontrolle über die Energieressourcen aus der Hand zu geben - geschweige denn die Gestaltung der künftigen Regional- oder gar Weltordnung.
Dazwischen die arabische Welt, die in diesem Familienzwist Position beziehen musste: Entweder gegen den Bruderstaat Irak oder gegen die mächtigen Vereinigten Staaten. Volker Perthes, Nahostexperte und Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
"Ich glaube hier aber tatsächlich, muss man ehrlicherweise sagen, war die arabische Liga überfordert mit einem Konflikt dieser Größenordnung. Und um fair zu sein, es hat ja nicht lange gedauert, bis auch europäische Staaten überfordert waren in den 90er-Jahren mit Konflikten, die bei uns auf dem Balkan stattgefunden hatten."
Zwölf arabische Staaten sprachen sich für die UNO-Resolutionen gegen den Irak aus und unterstützten nicht nur die Sanktionen gegen das Regime, sondern auch die Entsendung von Truppen in das Krisengebiet: Dazu gehörten – neben den Golfstaaten – vor allem Ägypten und Syrien. Sie sollten zum wichtigsten arabischen Partner im drohenden Krieg gegen den Irak werden – denn sie verliehen dem internationalen Einsatz unter Führung der USA eine arabische Legitimation.
"George Bush, der Vater, hat das damals sehr schnell verbunden mit der Chance nach dem Ende des Kalten Krieges, er hat das auch sogenannt: Eine neue Weltordnung zu inaugurieren, mit Unterstützung von Kräften, mit denen man in der Vergangenheit nicht zusammengearbeitet hat. Syrien zum Beispiel. Es waren plötzlich, nachdem der Kalte Krieg zu Ende war, neue Koalitionen in der Welt möglich und George Bush hat das sehr aktiv und ich würde sagen, sehr umsichtig genutzt."
So umsichtig, dass er auch bei der Formulierung der Kriegsziele später Rücksicht auf seine arabischen Alliierten nahm: Die Rede war nur von der Befreiung Kuwaits – vom Rückzug der irakischen Truppen und der Wiederherstellung des Status quo ante. Die Rede war nicht vom Sturz Saddam Husseins – dem hätten autoritäre arabische Staatspräsidenten wie Hafiz el Assad aus Syrien oder Hosni Mubarak aus Ägypten niemals zugestimmt.
Sieben arabische Staaten und die PLO nahmen eine entschieden andere Haltung ein: unter ihnen Libyen und der Sudan, aber auch der Jemen und vor allem Jordanien. Sie machten sich für eine arabische Lösung des Problems stark – und wollten eine gesichtswahrende Lösung für Saddam Hussein finden. Vor allem aber wandten sie sich gegen einen westlichen Truppenaufmarsch am Golf, weil sie in ihren Ländern einen Sturm der Entrüstung befürchten mussten.
PLO-Chef Jassir Arafat reiste nicht nur einmal nach Bagdad, um Saddam Hussein pathetisch die Solidarität der Palästinenser zu bekunden: Noch kurz vor Kriegsausbruch beteuerte er an der Universität von Bagdad die palästinensische Kampfbereitschaft.
"Viele Anlässe sind zusammengekommen. In der gleichen Zeit hat sich auch der Wille unserer arabischen Nation verstärkt gegen die Allianz der Amerikaner, gegen die Allianz des Zionismus, mit denen wir konfrontiert sind. Wir sagen ihnen willkommen, willkommen, willkommen und nochmals willkommen!"
Ein verhängnisvoller Fehler des PLO-Führers, der seinem Volk damit schweren Schaden zufügte – während die Claqueure in der Universität von Bagdad Revolutionsparolen riefen, wurden die Heerscharen von palästinensischen Arbeitnehmern am Golf zu unerwünschten Personen – allerorten setzte der palästinensische Massenexodus ein. Marcel Pott:
"Das führte natürlich dazu, dass die Araber am Golf ihn natürlich sofort als Paria einstuften – alle Bezahlungen, alle Geldströme, alle politische Unterstützung für Arafat und die PLO und seine Truppen wurden damit ad acta gelegt. Und Arafat war isoliert."
Die Wochen und Monate vor Kriegsausbruch standen im Zeichen eines beispiellosen Truppenaufmarsches der Anti-Saddam-Koalition. Sie standen im Zeichen der hektischen Bemühungen der Vereinten Nationen, doch noch eine politische Lösung zu finden. Und im Zeichen einer eskalierenden Politik Saddam Husseins. Nicht nur die Nerven der Beteiligten lagen blank - auch die Öffentlichkeit reagierte zunehmend gereizt. Sei es, weil der starke Mann in Bagdad westliche Geiseln als Schutzschilde nahm und die Staatengemeinschaft zu erpressen versuchte. Sei es, weil er mit immer maßloseren Drohungen Angst und Schrecken verbreitete und einen Gaskrieg ankündigte. Gleichzeitig verstand es Saddam auf perfide Art und Weise, die arabischen Massen für sich einzunehmen. Er präsentierte sich als Führungsfigur, die für eine gerechte Verteilung des Ölreichtums kämpft, sich für die Sache der Palästinenser einsetzt und es als einziger arabischer Staatschef wagt, Israel und seinem engsten Verbündeten USA die Stirn zu bieten.
"Er hat ein Stück weit eskaliert, indem er Kuwait annektiert und zur 19. Provinz erklärt hat. Und er hat dann Forderungen, die sehr populär waren, auf die Tagesordnung gebracht, die aber nicht sehr realistisch waren, zu sagen: Ich bin bereit, Kuwait aufzugeben, wenn sich die Israelis unmittelbar aus den besetzten Gebieten zurückziehen. Das kam gut an in der arabischen, nicht zuletzt in der palästinensischen Öffentlichkeit."
Und trieb die Menschen in Massen auf die Straßen: Ob in der arabischen Welt, in Kairo oder Amman, oder in europäischen Großstädten: Überall formierte sich der Protest gegen einen Krieg, der nach vielen Resolutionen der UNO und ungezählten erfolglosen Vermittlungsversuchen unausweichlich näher kam.
Als auch das Treffen zwischen US-Außenminister James Baker und seinem irakischen Amtskollegen Tarik Asis in Genf am 9. Januar 1991 ergebnislos zu Ende ging und Saddam Hussein auch das Ultimatum der Vereinten Nationen für einen Rückzug bis zum 15. Januar verstreichen ließ, war klar: Der Angriff der Alliierten stand unmittelbar bevor.
Am 17. Januar 1991 um 2.40 Uhr Ortszeit begann der Krieg gegen den Irak – aus der Operation Desert Shield, dem Aufmarsch der Truppen am Golf, war die Operation Desert Storm geworden: Der Wüstensturm zur Befreiung Kuwaits. Er begann als Luftkrieg und wurde zum medialen Live-Event: Die Reporter von CNN waren auf beiden Seiten präsent – und mussten sich später den Vorwurf anhören, sich zum Instrument der Kriegsherren hier wie dort gemacht zu haben.
Nur einen Tag später, am 18. Januar, schrillten die Alarmsirenen in Israel. Saddam Hussein hatte eine weitere Drohung wahr gemacht und die ersten Scud-Raketen auf Israel abgefeuert. Ein Albtraum drohte Wirklichkeit zu werden – irakisches Giftgas, chemische oder biologische Waffen gegen die israelische Zivilbevölkerung – ein Horrorszenario: Peter Philipp war damals Korrespondent des Deutschlandfunks in Israel.
"Die Bevölkerung wurde ganz massiv dazu aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die man so in Israel oder in Europa nie erlebt hat. Man wurde aufgefordert, solche Schaumgummistreifen zu besorgen, um die Fenster und die Türen abzudichten im Ernstfall, damit dort mögliche chemische Waffen und Gas nicht reinkommen können und die Familie dort vielleicht eine Überlebenschance hat."
Tatsächlich wurden die irakischen Scud-Angriffe auf Israel, die zwei Todesopfer forderten, auch zur politischen Belastungsprobe: Die USA mussten unter allen Umständen verhindern, dass Israel in den Krieg eingriff und sich zu Vergeltungsaktionen hinreißen ließ – das hätte die Allianz der Alliierten im höchsten Maße gefährdet: Kein arabischer Staatsmann hätte gewagt, an der Seite Israels weiter gegen den Irak zu kämpfen.
"Der Druck aus Amerika, Israel soll den Kopf einziehen, still sein und nichts tun, der Druck war sehr, sehr stark."
Und er wirkte. Die rote Linie wäre für die israelische Regierung möglicherweise überschritten gewesen, wenn Saddam Hussein tatsächlich Giftgas oder chemische Waffen eingesetzt hätte. Das war auch die Sorge der Bodentruppen, die am 24. Februar die Offensive begannen: Doch weder stießen sie auf unüberwindliche Minenfelder noch auf heimtückische Panzerfallen, weder auf Flammenwände noch auf ein Sperrfeuer aus C-Waffen. So kam der Vormarsch der gigantischen Streitmacht viel schneller voran, als sich die Allianz unter amerikanischem Oberbefehl das erhofft hatte. Nach 100 Stunden der Bodenoffensive war der Krieg am Golf vorbei. Und George Bush erklärte am 28. Februar 1991:
"Kuwait ist wieder in den Händen der Kuwaitis, die die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal haben. Wir teilen ihre Freude, eine Freude, die nur durch unser Mitgefühl für ihre Leiden gedämpft ist."
Niemand weiß, wie viele Menschenleben dieser Krieg auf irakischer Seite gefordert hat – die meisten Toten waren Zivilisten, die noch nicht einmal in Bunkern vor dem mörderischen Bombenhagel sicher waren. Waren es 100.000, 200.000, 250.000? Auf Seiten der Alliierten wurde die Zahl der Toten offiziell mit 240 angegeben.
Bleibt die politische Bilanz. Die Alliierten erreichten ihre Kriegsziele: Kuwait wurde befreit. Scheich Jaber al Ahmed al Sabah kehrte mit der königlichen Familie im März 1991 in das zerstörte Emirat zurück: der Himmel war verdunkelt und aus den Wolken tropfte Öl statt Wasser, weil die irakischen Truppen sämtliche Ölquellen in Brand gesteckt hatten.
Der Irak wurde vernichtend geschlagen, aber Saddam Hussein blieb an der Macht – die Hoffnung, ein Volksaufstand würde sein Regime aus den Angeln heben, erfüllte sich nicht. Die Aufstände der Schiiten im Süden und der Kurden im Norden wurden blutig niederschlagen, ohne dass die Vereinigten Staaten ihnen zu Hilfe gekommen wären. Der Krieg von George Bush junior - im Jahr 2003 völkerrechtswidrig angezettelt, um Saddam Hussein zu stürzen - hat den Irak zerrissen und seiner regionalen Macht beraubt.
Die Hoffnungen auf eine umfassende Demokratisierung der Golfmonarchien haben sich nicht erfüllt. Die Regime in Ägypten, Syrien, Jemen oder Tunesien sind noch immer an der Macht, die angemahnten Reformen sind auch dort ausgeblieben. Und selbst am krassen Wohlstandsgefälle hat sich nichts geändert – der Ölreichtum geht bis heute an den Massen vorbei.
Bleibt die größte Hoffnung, die George Bush mit diesem Krieg gegen den Irak geweckt hatte: Die Hoffnung auf einen umfassenden und gerechten Frieden im Nahen Osten.
"Jetzt sollte allen Beteiligten klar sein, dass die Schaffung von Frieden im Nahen Osten Kompromisse erfordert. Frieden bringt zugleich wahre Vorteile für jeden. Wir müssen alles Mögliche tun, um die Kluft zwischen Israel und den arabischen Staaten – und zwischen Israelis und Palästinensern – zu schließen. Es ist die Zeit gekommen, den arabisch-israelischen Konflikt zu beenden."
Immerhin gelang es George Bush und seinem Außenminister James Baker, noch im Oktober 1991 eine internationale Friedenskonferenz nach Madrid einzuberufen: Dort saßen erstmals alle Konfliktparteien gemeinsam an einem Tisch. Im sogenannten Oslo-Abkommen wurden wenig später, 1993, die Grundpfeiler eines Friedens zwischen Israel, den Palästinensern und den arabischen Nachbarn gesetzt. Das Prinzip heißt: Land für Frieden. Zwei Staaten für zwei Völker. Doch es ist bis heute nicht verwirklicht. So ist der Nahe und Mittlere Osten geblieben, was er bereits vor 20 Jahren war: eine Krisenregion.
"Um 5.30 Uhr ging es los mit Schießen. Wir haben Leute aus dem Hotel jetzt evakuiert in ein anderes Hotel, was ein bisschen weg ist von der Schussrichtung, und auch das Personal, um sicher zu sein, falls die Leute die amerikanischen Botschaft einnehmen wollen, dass, wenn sie danebenschießen, dass, wenn das Hotel was abkriegt, nicht das Personal und die Gäste."
Als die Welt vom irakischen Einmarsch in Kuwait erfährt, ist der Blitzkrieg Saddam Husseins gegen das Emirat im Grunde schon vorbei: Binnen weniger Stunden sind alle Schlüsselpositionen der Stadt in der Hand der irakischen Truppen, lediglich vor dem Palast von Emir Scheich Jaber al Ahmed al Sabah stoßen die Truppen auf bewaffneten Widerstand. Der Monarch und seine Familie sind zu diesem Zeitpunkt schon außer Landes – im Morgengrauen haben sie sich in einem Konvoi aus chromblitzenden Luxuslimousinen ins saudische Exil abgesetzt. Der kuwaitische Rundfunk kann nur noch einen Hilferuf absetzen.
"Das Volk von Kuwait, dessen Ehre verletzt und dessen Blut vergossen wird, bittet: Kommt zu seiner Hilfe, ihr Araber."
Doch davon kann keine Rede sein. Am Golf herrscht das nackte Entsetzen. Saudi-Arabiens König Fahd schweigt - er befürchtet, dass es die irakischen Truppen, die in einer Stärke von 500.000 Mann, 4200 Panzern und 3000 Geschützen in Kuwait eingefallen sind, auch auf sein Königreich abgesehen haben. Er und die anderen Ölmonarchen am Golf wissen, dass sie der irakischen Kriegsmaschinerie militärisch nichts entgegenzusetzen haben.
Konfusion herrscht auch in der übrigen arabischen Welt – bis zum Abend des 2. August können sich die Außenminister der Arabischen Liga in Kairo noch nicht einmal zu einer gemeinsamen Erklärung durchringen. Da hat der Weltsicherheitsrat bereits in einer ersten Resolution den irakischen Einmarsch in Kuwait verurteilt und die Truppen Saddam Husseins zum sofortigen Rückzug aufgefordert.
Alarmiert ist auch der amerikanische Präsident: George Bush senior hatte nicht mit einem derart eklatanten Bruch des Völkerrechts gerechnet. Die Besetzung Kuwaits kommentierte er nicht nur als Rückkehr zum Raubrittertum. Er sah sie auch als Kampfansage an die Wirtschaftsinteressen der westlichen Industrienationen: Mit den kuwaitischen Ölfeldern verfügte der Irak über 20 Prozent der weltweiten Reserven – würde er sich auch noch Saudi-Arabien einverleiben, wären es sogar 50 Prozent. Damit wäre der Irak unumstrittene Führungsmacht der OPEC und künftig in der Lage, die weltweiten Ölpreise zu diktieren.
Angeblich war George Bush bereits nach wenigen Stunden zum Äußersten entschlossen – doch erst am 8. August erklärte er:
""Vier einfache Prinzipien leiten unsere Politik: 1.Wir fordern den sofortigen, bedingungslosen und vollständigen Rückzug aller irakischen Streitkräfte aus Kuwait. 2. Kuwaits legitime Regierung muss zurückkehren und das Marionettenregime ersetzen. 3. Meine Regierung, wie die von Präsident Roosevelt bis Präsident Reagan, ist der Sicherheit und Stabilität des Persischen Golfes verpflichtet. Und 4.: Ich bin entschlossen, das Leben amerikanischer Bürger im Ausland zu schützen ..."
Nur zwei Stunden später die Reaktion aus Bagdad: Der "irakische Revolutionsrat" - wie alle Institutionen an Euphrat und Tigris lediglich Vollzugsorgan Saddam Husseins - gibt die Annexion Kuwaits bekannt.
"Mitbürger, die Geschichte hat bewiesen, dass Kuwait ein Teil Iraks ist. Wir appellieren an die Prinzipien der Ehre, unserem heroischen Führer zu folgen Saddam Hussein soll unser Held in der gesamten arabischen Welt sein."
Saddam Hussein hatte seine Drohungen wahr– und seinem Geltungsdrang Luft gemacht: Schon beim arabischen Gipfeltreffen im Mai 1990 in Bagdad hatte er den konsternierten Monarchen in der irakischen Nachbarschaft am Golf gedroht, er werde den Krieg in ihre Paläste tragen, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden: Schuldenerlass, höhere Ölpreise, größerer politischer Einfluss am Golf, mehr noch: die Führungsrolle in der arabischen Welt.
Das alles als Lohn für einen verlustreichen Krieg gegen den Iran, der den Irak in den Jahren 1980 – 1988 ein Vermögen gekostet hatte. Und maßgeblich von den Golfanrainern finanziert worden war. Auf Schuldschein. Und nicht einfach so unter Freunden.
Im Krieg gegen den Iran hatte sich Saddam Hussein jedoch nicht nur bei den Golfstaaten als Wahrer ihrer politischen Interessen und Bollwerk gegen die Mullahs angedient – auch die Vereinigten Staaten und die westlichen Industrienationen päppelten das krude Regime des Babyloniers zur fünftstärksten Militärmacht der Welt hoch: Saddam Hussein bestellte Rüstungsgüter – Ost und West lieferten bereitwillig. Saddam baute Schulen, Krankenhäuser, Flugplätze – die Kunden im Ausland profitierten. Und übersahen dabei geflissentlich die Schreckensherrschaft, die Saddam Hussein seit 1979 in seinem Land errichtet hatte. Marcel Pott war lange Jahre Radiokorrespondent der ARD in Amman:
"Saddam war ein grausamer, brutaler Herrscher, der buchstäblich über Leichen ging und keinen Widerspruch duldete. Selbst deutsche Geschäftsleute, die wir in den Lobbies der großen Hotels getroffen haben, hatten Angst vor Saddam Es war immer die Rede von Karl-Heinz. Ich brauchte eine Zeit, um das zu verstehen – das war ein Synonym für Saddam: Man nannte ihn nur Karl Heinz."
Schon wenige Tage nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait waren die Fronten klar: Auf der einen Seite stand das Regime Saddam Husseins – fest entschlossen, der politischen Landkarte der Golfregion den irakischen Stempel aufzudrücken, die ungleichen ökonomischen Besitzverhältnisse in dieser für die Weltwirtschaft so wichtigen Region gewaltsam zu verändern und die politische Führung in der arabischen Welt an sich zu reißen.
Auf der anderen Seite die Weltgemeinschaft unter Führung der Vereinigten Staaten, die weder bereit waren, diesen eklatanten Bruch des Völkerrechts hinzunehmen, noch die Kontrolle über die Energieressourcen aus der Hand zu geben - geschweige denn die Gestaltung der künftigen Regional- oder gar Weltordnung.
Dazwischen die arabische Welt, die in diesem Familienzwist Position beziehen musste: Entweder gegen den Bruderstaat Irak oder gegen die mächtigen Vereinigten Staaten. Volker Perthes, Nahostexperte und Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
"Ich glaube hier aber tatsächlich, muss man ehrlicherweise sagen, war die arabische Liga überfordert mit einem Konflikt dieser Größenordnung. Und um fair zu sein, es hat ja nicht lange gedauert, bis auch europäische Staaten überfordert waren in den 90er-Jahren mit Konflikten, die bei uns auf dem Balkan stattgefunden hatten."
Zwölf arabische Staaten sprachen sich für die UNO-Resolutionen gegen den Irak aus und unterstützten nicht nur die Sanktionen gegen das Regime, sondern auch die Entsendung von Truppen in das Krisengebiet: Dazu gehörten – neben den Golfstaaten – vor allem Ägypten und Syrien. Sie sollten zum wichtigsten arabischen Partner im drohenden Krieg gegen den Irak werden – denn sie verliehen dem internationalen Einsatz unter Führung der USA eine arabische Legitimation.
"George Bush, der Vater, hat das damals sehr schnell verbunden mit der Chance nach dem Ende des Kalten Krieges, er hat das auch sogenannt: Eine neue Weltordnung zu inaugurieren, mit Unterstützung von Kräften, mit denen man in der Vergangenheit nicht zusammengearbeitet hat. Syrien zum Beispiel. Es waren plötzlich, nachdem der Kalte Krieg zu Ende war, neue Koalitionen in der Welt möglich und George Bush hat das sehr aktiv und ich würde sagen, sehr umsichtig genutzt."
So umsichtig, dass er auch bei der Formulierung der Kriegsziele später Rücksicht auf seine arabischen Alliierten nahm: Die Rede war nur von der Befreiung Kuwaits – vom Rückzug der irakischen Truppen und der Wiederherstellung des Status quo ante. Die Rede war nicht vom Sturz Saddam Husseins – dem hätten autoritäre arabische Staatspräsidenten wie Hafiz el Assad aus Syrien oder Hosni Mubarak aus Ägypten niemals zugestimmt.
Sieben arabische Staaten und die PLO nahmen eine entschieden andere Haltung ein: unter ihnen Libyen und der Sudan, aber auch der Jemen und vor allem Jordanien. Sie machten sich für eine arabische Lösung des Problems stark – und wollten eine gesichtswahrende Lösung für Saddam Hussein finden. Vor allem aber wandten sie sich gegen einen westlichen Truppenaufmarsch am Golf, weil sie in ihren Ländern einen Sturm der Entrüstung befürchten mussten.
PLO-Chef Jassir Arafat reiste nicht nur einmal nach Bagdad, um Saddam Hussein pathetisch die Solidarität der Palästinenser zu bekunden: Noch kurz vor Kriegsausbruch beteuerte er an der Universität von Bagdad die palästinensische Kampfbereitschaft.
"Viele Anlässe sind zusammengekommen. In der gleichen Zeit hat sich auch der Wille unserer arabischen Nation verstärkt gegen die Allianz der Amerikaner, gegen die Allianz des Zionismus, mit denen wir konfrontiert sind. Wir sagen ihnen willkommen, willkommen, willkommen und nochmals willkommen!"
Ein verhängnisvoller Fehler des PLO-Führers, der seinem Volk damit schweren Schaden zufügte – während die Claqueure in der Universität von Bagdad Revolutionsparolen riefen, wurden die Heerscharen von palästinensischen Arbeitnehmern am Golf zu unerwünschten Personen – allerorten setzte der palästinensische Massenexodus ein. Marcel Pott:
"Das führte natürlich dazu, dass die Araber am Golf ihn natürlich sofort als Paria einstuften – alle Bezahlungen, alle Geldströme, alle politische Unterstützung für Arafat und die PLO und seine Truppen wurden damit ad acta gelegt. Und Arafat war isoliert."
Die Wochen und Monate vor Kriegsausbruch standen im Zeichen eines beispiellosen Truppenaufmarsches der Anti-Saddam-Koalition. Sie standen im Zeichen der hektischen Bemühungen der Vereinten Nationen, doch noch eine politische Lösung zu finden. Und im Zeichen einer eskalierenden Politik Saddam Husseins. Nicht nur die Nerven der Beteiligten lagen blank - auch die Öffentlichkeit reagierte zunehmend gereizt. Sei es, weil der starke Mann in Bagdad westliche Geiseln als Schutzschilde nahm und die Staatengemeinschaft zu erpressen versuchte. Sei es, weil er mit immer maßloseren Drohungen Angst und Schrecken verbreitete und einen Gaskrieg ankündigte. Gleichzeitig verstand es Saddam auf perfide Art und Weise, die arabischen Massen für sich einzunehmen. Er präsentierte sich als Führungsfigur, die für eine gerechte Verteilung des Ölreichtums kämpft, sich für die Sache der Palästinenser einsetzt und es als einziger arabischer Staatschef wagt, Israel und seinem engsten Verbündeten USA die Stirn zu bieten.
"Er hat ein Stück weit eskaliert, indem er Kuwait annektiert und zur 19. Provinz erklärt hat. Und er hat dann Forderungen, die sehr populär waren, auf die Tagesordnung gebracht, die aber nicht sehr realistisch waren, zu sagen: Ich bin bereit, Kuwait aufzugeben, wenn sich die Israelis unmittelbar aus den besetzten Gebieten zurückziehen. Das kam gut an in der arabischen, nicht zuletzt in der palästinensischen Öffentlichkeit."
Und trieb die Menschen in Massen auf die Straßen: Ob in der arabischen Welt, in Kairo oder Amman, oder in europäischen Großstädten: Überall formierte sich der Protest gegen einen Krieg, der nach vielen Resolutionen der UNO und ungezählten erfolglosen Vermittlungsversuchen unausweichlich näher kam.
Als auch das Treffen zwischen US-Außenminister James Baker und seinem irakischen Amtskollegen Tarik Asis in Genf am 9. Januar 1991 ergebnislos zu Ende ging und Saddam Hussein auch das Ultimatum der Vereinten Nationen für einen Rückzug bis zum 15. Januar verstreichen ließ, war klar: Der Angriff der Alliierten stand unmittelbar bevor.
Am 17. Januar 1991 um 2.40 Uhr Ortszeit begann der Krieg gegen den Irak – aus der Operation Desert Shield, dem Aufmarsch der Truppen am Golf, war die Operation Desert Storm geworden: Der Wüstensturm zur Befreiung Kuwaits. Er begann als Luftkrieg und wurde zum medialen Live-Event: Die Reporter von CNN waren auf beiden Seiten präsent – und mussten sich später den Vorwurf anhören, sich zum Instrument der Kriegsherren hier wie dort gemacht zu haben.
Nur einen Tag später, am 18. Januar, schrillten die Alarmsirenen in Israel. Saddam Hussein hatte eine weitere Drohung wahr gemacht und die ersten Scud-Raketen auf Israel abgefeuert. Ein Albtraum drohte Wirklichkeit zu werden – irakisches Giftgas, chemische oder biologische Waffen gegen die israelische Zivilbevölkerung – ein Horrorszenario: Peter Philipp war damals Korrespondent des Deutschlandfunks in Israel.
"Die Bevölkerung wurde ganz massiv dazu aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die man so in Israel oder in Europa nie erlebt hat. Man wurde aufgefordert, solche Schaumgummistreifen zu besorgen, um die Fenster und die Türen abzudichten im Ernstfall, damit dort mögliche chemische Waffen und Gas nicht reinkommen können und die Familie dort vielleicht eine Überlebenschance hat."
Tatsächlich wurden die irakischen Scud-Angriffe auf Israel, die zwei Todesopfer forderten, auch zur politischen Belastungsprobe: Die USA mussten unter allen Umständen verhindern, dass Israel in den Krieg eingriff und sich zu Vergeltungsaktionen hinreißen ließ – das hätte die Allianz der Alliierten im höchsten Maße gefährdet: Kein arabischer Staatsmann hätte gewagt, an der Seite Israels weiter gegen den Irak zu kämpfen.
"Der Druck aus Amerika, Israel soll den Kopf einziehen, still sein und nichts tun, der Druck war sehr, sehr stark."
Und er wirkte. Die rote Linie wäre für die israelische Regierung möglicherweise überschritten gewesen, wenn Saddam Hussein tatsächlich Giftgas oder chemische Waffen eingesetzt hätte. Das war auch die Sorge der Bodentruppen, die am 24. Februar die Offensive begannen: Doch weder stießen sie auf unüberwindliche Minenfelder noch auf heimtückische Panzerfallen, weder auf Flammenwände noch auf ein Sperrfeuer aus C-Waffen. So kam der Vormarsch der gigantischen Streitmacht viel schneller voran, als sich die Allianz unter amerikanischem Oberbefehl das erhofft hatte. Nach 100 Stunden der Bodenoffensive war der Krieg am Golf vorbei. Und George Bush erklärte am 28. Februar 1991:
"Kuwait ist wieder in den Händen der Kuwaitis, die die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal haben. Wir teilen ihre Freude, eine Freude, die nur durch unser Mitgefühl für ihre Leiden gedämpft ist."
Niemand weiß, wie viele Menschenleben dieser Krieg auf irakischer Seite gefordert hat – die meisten Toten waren Zivilisten, die noch nicht einmal in Bunkern vor dem mörderischen Bombenhagel sicher waren. Waren es 100.000, 200.000, 250.000? Auf Seiten der Alliierten wurde die Zahl der Toten offiziell mit 240 angegeben.
Bleibt die politische Bilanz. Die Alliierten erreichten ihre Kriegsziele: Kuwait wurde befreit. Scheich Jaber al Ahmed al Sabah kehrte mit der königlichen Familie im März 1991 in das zerstörte Emirat zurück: der Himmel war verdunkelt und aus den Wolken tropfte Öl statt Wasser, weil die irakischen Truppen sämtliche Ölquellen in Brand gesteckt hatten.
Der Irak wurde vernichtend geschlagen, aber Saddam Hussein blieb an der Macht – die Hoffnung, ein Volksaufstand würde sein Regime aus den Angeln heben, erfüllte sich nicht. Die Aufstände der Schiiten im Süden und der Kurden im Norden wurden blutig niederschlagen, ohne dass die Vereinigten Staaten ihnen zu Hilfe gekommen wären. Der Krieg von George Bush junior - im Jahr 2003 völkerrechtswidrig angezettelt, um Saddam Hussein zu stürzen - hat den Irak zerrissen und seiner regionalen Macht beraubt.
Die Hoffnungen auf eine umfassende Demokratisierung der Golfmonarchien haben sich nicht erfüllt. Die Regime in Ägypten, Syrien, Jemen oder Tunesien sind noch immer an der Macht, die angemahnten Reformen sind auch dort ausgeblieben. Und selbst am krassen Wohlstandsgefälle hat sich nichts geändert – der Ölreichtum geht bis heute an den Massen vorbei.
Bleibt die größte Hoffnung, die George Bush mit diesem Krieg gegen den Irak geweckt hatte: Die Hoffnung auf einen umfassenden und gerechten Frieden im Nahen Osten.
"Jetzt sollte allen Beteiligten klar sein, dass die Schaffung von Frieden im Nahen Osten Kompromisse erfordert. Frieden bringt zugleich wahre Vorteile für jeden. Wir müssen alles Mögliche tun, um die Kluft zwischen Israel und den arabischen Staaten – und zwischen Israelis und Palästinensern – zu schließen. Es ist die Zeit gekommen, den arabisch-israelischen Konflikt zu beenden."
Immerhin gelang es George Bush und seinem Außenminister James Baker, noch im Oktober 1991 eine internationale Friedenskonferenz nach Madrid einzuberufen: Dort saßen erstmals alle Konfliktparteien gemeinsam an einem Tisch. Im sogenannten Oslo-Abkommen wurden wenig später, 1993, die Grundpfeiler eines Friedens zwischen Israel, den Palästinensern und den arabischen Nachbarn gesetzt. Das Prinzip heißt: Land für Frieden. Zwei Staaten für zwei Völker. Doch es ist bis heute nicht verwirklicht. So ist der Nahe und Mittlere Osten geblieben, was er bereits vor 20 Jahren war: eine Krisenregion.