Angeboren oder erworben? Die Debatte wird auf keinem Feld so erbittert ausgetragen wie auf dem der Intelligenz. Beide Seiten haben gute Argumente: Eineiige Zwillinge besitzen die gleichen Gene und sie ähneln sich in ihrem Intelligenzquotient viel stärker als gewöhnliche Geschwister. Ein Punkt für die Gene. Gleich klug oder dumm sind sie aber auch nicht, Erbgut hin oder her. Ein Punkt für die Umwelt. Einstand. Terrie Moffitt ist diese Form des Schlagabtausches leid. Statt über den Einfluss des Erbguts oder der Umwelt forscht sie am Londoner Institut für Psychiatrie lieber über konkrete Gene und konkrete Erfahrungen. Beim Intelligenzquotienten zählt dazu zum Beispiel das Stillen in den ersten Lebensmonaten.
"Alle Studien sind sich darin einig, dass gestillte Babys später einen höheren IQ haben. Unterschiedliche Ansichten gibt es zu den Gründen, da gibt es viel Skepsis. Kluge Kinder haben oft Mütter, die eine höhere Schulbildung haben. Und gebildete Mütter stillen einfach häufiger."
Handelt es sich also nur um einen statistischen Zufall, oder ist Muttermilch wirklich ein Turbonährstoff fürs Gehirn? Anders als Kuhmilch, der Rohstoff der Flaschennahrung, enthält Muttermilch zum Beispiel wertvolle Fettsäuren, die für die Funktion von Nerven unerlässlich sind. Um näheres über den Umweltfaktor Muttermilch herauszufinden, blickte Terrie Moffitt ins Genom.
"Wir haben uns gefragt, ob das Erbgut eines Babys beeinflusst, wie gut es diese Fettsäuren aus der Muttermilch nutzen kann und wie das mit dem IQ zusammenhängt. So bestimmt unter anderem ein Gen namens Fads 2, wie gut Fettsäuren aus der Nahrung aufgenommen werden."
Den Zusammenhang zwischen Fads 2, der Muttermilch und dem IQ entschlüsselte Terrie Moffitt mit Hilfe der Dunedin Studie. Anfang der Siebziger wurden in dieser Kleinstadt in Neuseeland über 1000 Babys medizinisch untersucht, die Lebensbedingungen ihrer Familien aufgezeichnet. Etwa die Hälfte der Babys bekam damals die Brust, im Durchschnitt etwa fünf Monate. Wie erwartet lag ihr IQ im Schulalter höher. Ob ein Kind aber von der Muttermilch profitierte, hing davon ab, welche Variante des Fads 2-Gen es besaß.
"90 Prozent der Babys haben eine Variante des Gens, die auf die wertvollen Fettsäuren reagiert. Wenn diese Babys gestillt werden, haben sie im Schulalter einen höheren IQ als nicht gestillte Kinder. Aber sie müssen die richtige Genvariante haben."
Der IQ von gestillten Babys mit dieser Fads 2-Variante lag im Durchschnitt um mehr als sechs Punkte höher als der der Fläschenkinder mit der gleichen Genausstattung. Das ist ein deutlich merkbarer Unterschied, der sich durchaus auch auf die Schulnoten auswirken kann. Bei den Babys mit der anderen Genvariante hatte die Ernährung dagegen keinerlei Einfluss. Der Effekt der Muttermilch wird über das Fads 2-Gen vermittelt, hat also eine klare biologische Basis und ist damit definitiv kein statistischer Nebeneffekt. Und weil 90 Prozent der Babys genetisch in der Lage sind, auf die Muttermilch zu reagieren, sollte das Stillen weiter gefördert werden, findet Terrie Moffitt.
"Wenn alle Babys gestillt würden, hätten wir mehr begabte Kinder und weniger Kinder mit geistigen Einschränkungen."
Fairerweise muss man sagen, dass sich die Flaschennahrung seit den Siebzigern verbessert hat. Es gibt heute Milchpulver, das mit wertvollen Fettsäuren angereichert ist. Ob es aber wirklich der Muttermilch gleichkommt, können erst weitere Studien zeigen. Neben den guten Nachrichten zur Muttermilch liefert die Arbeit von Terrie Moffitt auch noch gute Nachrichten für die Erbe/Umwelt Debatte.
"Beim IQ regen sich die Leute auf und diskutieren, ob er von den Genen oder der Umwelt bestimmt wird. Unser Artikel zeigt, wie die Gene und die Umwelt zusammenarbeiten, sie reichen sich sozusagen die Hand. Das führt uns weg von diesem Wettstreit zwischen Genen und Umwelt."
Wer wirklich intelligent sei, betrachte den Einfluss der Gene und den Einfluss der Umwelt nicht als Gegensatz, sondern als zwei Seiten einer Medaille.
"Alle Studien sind sich darin einig, dass gestillte Babys später einen höheren IQ haben. Unterschiedliche Ansichten gibt es zu den Gründen, da gibt es viel Skepsis. Kluge Kinder haben oft Mütter, die eine höhere Schulbildung haben. Und gebildete Mütter stillen einfach häufiger."
Handelt es sich also nur um einen statistischen Zufall, oder ist Muttermilch wirklich ein Turbonährstoff fürs Gehirn? Anders als Kuhmilch, der Rohstoff der Flaschennahrung, enthält Muttermilch zum Beispiel wertvolle Fettsäuren, die für die Funktion von Nerven unerlässlich sind. Um näheres über den Umweltfaktor Muttermilch herauszufinden, blickte Terrie Moffitt ins Genom.
"Wir haben uns gefragt, ob das Erbgut eines Babys beeinflusst, wie gut es diese Fettsäuren aus der Muttermilch nutzen kann und wie das mit dem IQ zusammenhängt. So bestimmt unter anderem ein Gen namens Fads 2, wie gut Fettsäuren aus der Nahrung aufgenommen werden."
Den Zusammenhang zwischen Fads 2, der Muttermilch und dem IQ entschlüsselte Terrie Moffitt mit Hilfe der Dunedin Studie. Anfang der Siebziger wurden in dieser Kleinstadt in Neuseeland über 1000 Babys medizinisch untersucht, die Lebensbedingungen ihrer Familien aufgezeichnet. Etwa die Hälfte der Babys bekam damals die Brust, im Durchschnitt etwa fünf Monate. Wie erwartet lag ihr IQ im Schulalter höher. Ob ein Kind aber von der Muttermilch profitierte, hing davon ab, welche Variante des Fads 2-Gen es besaß.
"90 Prozent der Babys haben eine Variante des Gens, die auf die wertvollen Fettsäuren reagiert. Wenn diese Babys gestillt werden, haben sie im Schulalter einen höheren IQ als nicht gestillte Kinder. Aber sie müssen die richtige Genvariante haben."
Der IQ von gestillten Babys mit dieser Fads 2-Variante lag im Durchschnitt um mehr als sechs Punkte höher als der der Fläschenkinder mit der gleichen Genausstattung. Das ist ein deutlich merkbarer Unterschied, der sich durchaus auch auf die Schulnoten auswirken kann. Bei den Babys mit der anderen Genvariante hatte die Ernährung dagegen keinerlei Einfluss. Der Effekt der Muttermilch wird über das Fads 2-Gen vermittelt, hat also eine klare biologische Basis und ist damit definitiv kein statistischer Nebeneffekt. Und weil 90 Prozent der Babys genetisch in der Lage sind, auf die Muttermilch zu reagieren, sollte das Stillen weiter gefördert werden, findet Terrie Moffitt.
"Wenn alle Babys gestillt würden, hätten wir mehr begabte Kinder und weniger Kinder mit geistigen Einschränkungen."
Fairerweise muss man sagen, dass sich die Flaschennahrung seit den Siebzigern verbessert hat. Es gibt heute Milchpulver, das mit wertvollen Fettsäuren angereichert ist. Ob es aber wirklich der Muttermilch gleichkommt, können erst weitere Studien zeigen. Neben den guten Nachrichten zur Muttermilch liefert die Arbeit von Terrie Moffitt auch noch gute Nachrichten für die Erbe/Umwelt Debatte.
"Beim IQ regen sich die Leute auf und diskutieren, ob er von den Genen oder der Umwelt bestimmt wird. Unser Artikel zeigt, wie die Gene und die Umwelt zusammenarbeiten, sie reichen sich sozusagen die Hand. Das führt uns weg von diesem Wettstreit zwischen Genen und Umwelt."
Wer wirklich intelligent sei, betrachte den Einfluss der Gene und den Einfluss der Umwelt nicht als Gegensatz, sondern als zwei Seiten einer Medaille.