"Ich bin der Geist, der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, / ist wert, dass es zugrunde geht."
Es ist die berühmteste Rolle von Gustaf Gründgens: der böse Geist Mephistopheles in Goethes Faust. Er spielte ihn in Berlin, zum ersten Mal 1932, später auch in Düsseldorf und Hamburg. Seit der Verfilmung von 1960 kannte jeder das weiß geschminkte Gesicht mit den steilen schwarzen Strichen für die teuflischen Augenbrauen.
"So ist denn alles, was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element."
"Mephisto" heißt auch der Roman von Klaus Mann, in dem Gründgens von seinem früheren Weggefährten – und Schwager! – nur leicht verschlüsselt als opportunistischer Karrierist dargestellt wird, der mit den Herrschern des NS-Staates paktiert. Tatsächlich wurde der Schauspieler und Regisseur im November 1934 Intendant des Staatlichen Schauspielhauses in Berlin. Das war die Repräsentationsbühne im Dritten Reich, Zeitzeugen bezeichneten sie allerdings auch als Insel der humanistischen Kunst. Es gab Galavorstellungen für die Mächtigen, Stücke von parteitreuen Autoren, aber auch solche, in denen Sätze fielen, die ein aufmerksames Publikum als Rebellion verstehen konnte. Etwa Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua", Gründgens spielte den Titelhelden.
"Genueser – Das Reich der Thiere kam einst in bürgerliche Gärung, Parteien schlugen mit Parteien, und ein Fleischerhund bemächtigte sich des Throns. Dieser, gewohnt, das Schlachtvieh an das Messer zu hetzen, hauste hündisch im Reich, klaffte, biss und nagte die Knochen seines Volks.""
So schwer durchschaubar wie Schillers Fiesco, von dem man lange nicht weiß, auf welcher Seite er steht, war auch Gustaf Gründgens. Geboren am 22. Dezember 1899 in Düsseldorf besuchte er die Schauspielschule von Louise Dumont, die ihm ein ungewöhnliches Talent für "problematische Naturen" bescheinigte. An den Hamburger Kammerspielen wurde er dann tatsächlich Spezialist für schwierige Charaktere und Bösewichte. Dank seines ausgeprägten Gefühls für Tempo und Rhythmus war er bald auch gefragter Regisseur für Unterhaltungsstücke und Operetten. Mit Shakespeares "Hamlet" krönte Gründgens seine Hamburger Zeit und kam 1928 nach Berlin. Der Monokelträger pflegte das Image eines Dandys, er fuhr die neusten Luxusautos und feierte die Nächte durch. Aber sein Erfolg beruhte auf harter Arbeit und eiserner Disziplin. Gründgens war ein Theatertier, nur auf der Bühne fühlte er sich zu Hause – und sicher. Angreifbar war er wegen seiner Homosexualität, und seine Existenz im Dritten Reich empfand er wohl als "Tanz auf dem Vulkan", - so hieß der Film aus dem Jahr 1938, in dem er einen erfolgreichen Schauspieler und Aufrührer gab.
"Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da …"
Das Chanson wurde zum Gassenhauer; auch im Film des Dritten Reichs war Gustaf Gründgens präsent. 1937 drehte er mit seiner zweiten Ehefrau Marianne Hoppe den heiteren und unpolitischen Film "Kapriolen", wirkte aber auch in Propagandastreifen wie "Ohm Krüger" mit. Nach dem Krieg wurde er von den Sowjets neun Monate lang interniert, dann aber vom Vorwurf des Nutznießers und später sogar dem des Mitläufers freigesprochen. Das verdankte er den Aussagen jüdischer und kommunistischer Kollegen, denen er geholfen hatte. 1947 wurde Gründgens Intendant in Düsseldorf. Nun stand er für Werktreue und Tradition; er verteidigte sich mit dem Hinweis auf die zeitlosen Qualitäten der Theaterkunst, auch in seiner Antrittsrede als Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg am 1. August 1955:
"Seit ich unseren Beruf ausübe, haben die deutschen Theater drei Mal ganz von vorn anfangen müssen. Und es galt jedes Mal als schändlich, selbst an die besten Eigenschaften der vergangenen Zeit anzuknüpfen. So war es 1918, so war es 1933, und so war es 1945."
Gustaf Gründgens starb am 7. Oktober 1963 in Manila. Im Sommer desselben Jahres erst hatte er angekündigt, jetzt endlich das "Leben" lernen zu wollen, frei von den Zwängen des Theaterbetriebs. Dazu sollte auch eine Weltreise gehören.
Es ist die berühmteste Rolle von Gustaf Gründgens: der böse Geist Mephistopheles in Goethes Faust. Er spielte ihn in Berlin, zum ersten Mal 1932, später auch in Düsseldorf und Hamburg. Seit der Verfilmung von 1960 kannte jeder das weiß geschminkte Gesicht mit den steilen schwarzen Strichen für die teuflischen Augenbrauen.
"So ist denn alles, was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element."
"Mephisto" heißt auch der Roman von Klaus Mann, in dem Gründgens von seinem früheren Weggefährten – und Schwager! – nur leicht verschlüsselt als opportunistischer Karrierist dargestellt wird, der mit den Herrschern des NS-Staates paktiert. Tatsächlich wurde der Schauspieler und Regisseur im November 1934 Intendant des Staatlichen Schauspielhauses in Berlin. Das war die Repräsentationsbühne im Dritten Reich, Zeitzeugen bezeichneten sie allerdings auch als Insel der humanistischen Kunst. Es gab Galavorstellungen für die Mächtigen, Stücke von parteitreuen Autoren, aber auch solche, in denen Sätze fielen, die ein aufmerksames Publikum als Rebellion verstehen konnte. Etwa Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua", Gründgens spielte den Titelhelden.
"Genueser – Das Reich der Thiere kam einst in bürgerliche Gärung, Parteien schlugen mit Parteien, und ein Fleischerhund bemächtigte sich des Throns. Dieser, gewohnt, das Schlachtvieh an das Messer zu hetzen, hauste hündisch im Reich, klaffte, biss und nagte die Knochen seines Volks.""
So schwer durchschaubar wie Schillers Fiesco, von dem man lange nicht weiß, auf welcher Seite er steht, war auch Gustaf Gründgens. Geboren am 22. Dezember 1899 in Düsseldorf besuchte er die Schauspielschule von Louise Dumont, die ihm ein ungewöhnliches Talent für "problematische Naturen" bescheinigte. An den Hamburger Kammerspielen wurde er dann tatsächlich Spezialist für schwierige Charaktere und Bösewichte. Dank seines ausgeprägten Gefühls für Tempo und Rhythmus war er bald auch gefragter Regisseur für Unterhaltungsstücke und Operetten. Mit Shakespeares "Hamlet" krönte Gründgens seine Hamburger Zeit und kam 1928 nach Berlin. Der Monokelträger pflegte das Image eines Dandys, er fuhr die neusten Luxusautos und feierte die Nächte durch. Aber sein Erfolg beruhte auf harter Arbeit und eiserner Disziplin. Gründgens war ein Theatertier, nur auf der Bühne fühlte er sich zu Hause – und sicher. Angreifbar war er wegen seiner Homosexualität, und seine Existenz im Dritten Reich empfand er wohl als "Tanz auf dem Vulkan", - so hieß der Film aus dem Jahr 1938, in dem er einen erfolgreichen Schauspieler und Aufrührer gab.
"Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da …"
Das Chanson wurde zum Gassenhauer; auch im Film des Dritten Reichs war Gustaf Gründgens präsent. 1937 drehte er mit seiner zweiten Ehefrau Marianne Hoppe den heiteren und unpolitischen Film "Kapriolen", wirkte aber auch in Propagandastreifen wie "Ohm Krüger" mit. Nach dem Krieg wurde er von den Sowjets neun Monate lang interniert, dann aber vom Vorwurf des Nutznießers und später sogar dem des Mitläufers freigesprochen. Das verdankte er den Aussagen jüdischer und kommunistischer Kollegen, denen er geholfen hatte. 1947 wurde Gründgens Intendant in Düsseldorf. Nun stand er für Werktreue und Tradition; er verteidigte sich mit dem Hinweis auf die zeitlosen Qualitäten der Theaterkunst, auch in seiner Antrittsrede als Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg am 1. August 1955:
"Seit ich unseren Beruf ausübe, haben die deutschen Theater drei Mal ganz von vorn anfangen müssen. Und es galt jedes Mal als schändlich, selbst an die besten Eigenschaften der vergangenen Zeit anzuknüpfen. So war es 1918, so war es 1933, und so war es 1945."
Gustaf Gründgens starb am 7. Oktober 1963 in Manila. Im Sommer desselben Jahres erst hatte er angekündigt, jetzt endlich das "Leben" lernen zu wollen, frei von den Zwängen des Theaterbetriebs. Dazu sollte auch eine Weltreise gehören.