Kemi Badenoch ist die Tochter wohlhabender nigerianischer Eltern. Sie wurde als Olukemi Adegoke in London geboren, verbrachte aber den größten Teil ihrer Kindheit in Lagos, der größten Stadt Nigerias. Die Zeit in dem afrikanischen Land prägte nach eigenen Angaben ihre politische Einstellung. "Ich bin an einem Ort aufgewachsen, an dem das Licht nicht brannte und häufig der Treibstoff ausging, obwohl Nigeria ein ölproduzierendes Land ist", sagte Badenoch der BBC. Sie betrachte das, was die Menschen in Großbritannien haben, nicht als selbstverständlich.
Mit 16 kehrte sie nach Großbritannien zurück und studierte Computersystemtechnik an der Universität von Sussex und arbeitete als Softwareentwicklerin. Später erwarb sie einen Abschluss in Jura und arbeitete im Finanzsektor. 2012 heiratete sie den Banker Hamish Badenoch, mit dem sie drei Kinder hat.
Politische Karriere
In der Politik machte Badenoch Karriere. 2005 trat sie den Tories bei, machte in London Kommunalpolitik und ist seit 2017 Abgeordnete im Parlament. Unter Boris Johnson übernahm sie erste Funktionen in der Regierung. Später kandidierte sie erfolglos für seine Nachfolge als Parteivorsitzende. Premierministerin Liz Truss ernannte Badenoch zur Handelsministerin, unter Premierminister Rishi Sunak wurde sie Wirtschaftsministerin.
Politische Ansichten
Badenoch gilt als stramm konservativ und als Brexit-Befürworterin. "Ich werde immer gegen linken Quatsch" kämpfen, sagte sie vor ein paar Wochen vor Parteimitgliedern. Badenoch spricht sich für niedrige Steuern und freie Marktwirtschaft aus. Mutterschutz für Beschäftige in kleinen Unternehmen bezeichnete sie als "übertrieben". Dem Beamtentum steht sie misstrauisch gegenüber. In Bezug auf Klima-Themen beschreibt sich Badenoch selbst als "Skeptikerin", was das Ziel einer Wirtschaft mit Netto-Null-Emissionen angeht.
Badenoch kritisierte immer wieder den Multikulturalismus und ist Gegnerin der Identitätspolitik. In der Einwanderungspolitik verfolgt sie einen harten Kurs. In Bezug auf die Frage, wer das Recht bekommen sollte, in Großbritannien leben zu dürfen, sagte sie: "Nicht alle Kulturen sind gleichwertig". Öffentlich erklärte sie, dass sie es vorziehe, sich nicht auf ihre Ethnie zu konzentrieren. "Ich bin jemand, der möchte, dass die Farbe unserer Haut nicht wichtiger ist als die Farbe unserer Haare oder die Farbe unserer Augen", sagte sie auf dem Parteitag der konservativen Anfang des Jahres.
Politische Aussichten
Es wird erwartet, dass Badenoch die Tories weiter nach rechts führen wird. "Es ist Zeit, zur Sache zu kommen, es ist Zeit, sich zu erneuern", sagte die neue Parteivorsitzende. Sie will die Konservativen in Großbritannien wieder in die Regierung bringen. Einige Parteimitglieder fürchten jedoch, dass Badenoch nicht nur den gemäßigten Flügel der Partei verprellen könnte, sondern auch gemäßigte Wählerinnen und Wähler.
Diese Nachricht wurde am 03.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.