"Also ich würde sagen, man hat lange versucht, es kleinzureden. Und mein Anforschen dagegen, das, was es eigentlich ist, den Dingen auf den Grund zu gehen, die Ergebnisse vorzulegen, dass war für mich schon sehr wichtig, dass in dem Fall Geschichtsaufarbeitung auch Bewusstsein verändern kann."
Die Historikerin Annegret Schüle arbeitet seit fast zehn Jahren an dem Thema "Topf und Söhne" in Erfurt. Nirgendwo sei die Verstrickung der Industrie in die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten so sichtbar wie in dieser Firma. Das Forschen war schwierig, denn die Unterlagen der Firma waren – wenn noch erhalten – verstreut in mehreren Ländern, unter anderem in Moskau und Frankreich.
Annegret Schüle hat Briefbögen, Lieferscheine, Notizen und Firmenbücher gesichtet, Biografien recherchiert und die letzten Zeitzeugen gesprochen. Es ist ihr Mittel gegen die Kultur des Wegschauens.
"Dass mich gereizt hat, diese Mittäterschaft im Alltag zu beleuchten und nachvollziehbar zu machen, dafür sensibel zu machen, wie diese eine Schicht ist, Zivilisationsschicht zwischen Arbeit mit Verantwortung und beruflichen Handeln mit unmenschlichen Folgen."
"Topf & Söhne" wurde 1878 gegründet. Das Unternehmen warb noch zu Beginn der 30er-Jahre pietätvoll mit Feuerbestattungen, lieferte Öfen zum Verbrennen von Särgen und Tierkadavern. Später ist gezielt im Auftrag der Nationalsozialisten produziert worden. Verbrennungsöfen gigantischen Ausmaßes lieferte "Topf & Söhne" nach Buchenwald und Auschwitz. Unterlagen belegen den engen Kontakt zwischen Produzenten und Auftraggebern. Mitarbeiter waren – ganz nach Wunsch der Kunden – mehrere Tage in Auschwitz, um dort die Technik zu kontrollieren.
Andere wiederum sahen direkt von ihrem Schreibtisch zum Ettersberg bei Weimar. Die Zeichensäle von einst sind die Ausstellungsräume von heute:
"Also, wir haben weitgehend den Blick verschlossen, um uns auf die Ausstellung, die Dokumente zu konzentrieren. Wir haben hier im Zeichensaal 3 Fenster, die im Original wieder eingesetzt wurden, offen gehalten. Das ist der Blick nach Buchenwald auf den Ettersberg und das ist auf der anderen Seite der Blick auf den Güterbahnhof, denn von dort aus sind die größeren Teile in die Lager gebracht worden."
"Stets gern für Sie beschäftigt" prangt an der Außenfassade des ehemaligen Verwaltungsbaues. So hatte die Firmenleitung mit besten Empfehlungen Schreiben an die SS in Auschwitz unterzeichnet. Von Erfurt aus wurden Sonderaufträge erfüllt, Lüftungstechnik ausgeklügelt und immer wieder neue Öfen für die Massenvernichtung geschaffen. Die Firmengeschichte war lange tabu. Auch Mitarbeiter der Nachfolgefirma und die Stadt Erfurt sahen es jahrzehntelang nicht als dringend an, hier Geschichte aufzuarbeiten. Nun also die Eröffnung eines Erinnerungsortes am authentischen Platz:
"Wir haben alle Tapetenschichten abgetragen, auch die Graffitischicht aus der Zeit nach dem Konkurs und der Verwahrlosung des Gebäudes."
Geblieben ist ein mattes, dunkles Gelb. In hellen und grau-braunen Schattierungen zieht es sich als Lasur über die Wände:
"Dieses Gelb haben wir vorgefunden bei den Papierresten von der Tapete, haben aber für uns entschieden, wir machen das insgesamt so Gelb und wir haben uns auch ein bisschen orientiert an den vergilbten, alten Dokumenten. Das ist auch eine Korrespondenz mit der Ausstellung."
Die Vitrinen in den ehemaligen Zeichensälen sehen aus wie schräg gekippte Konstruktionstische.
Auf zwei Etagen ist die Ausstellung zur Familie, den Mitarbeitern, Auftraggebern und der Firma "Topf & Söhne" zu sehen. Erzählt wird auch die Geschichte der Zwangsarbeiter. Mehr als 600 waren es, vor allem aus der Ukraine, die damals beim Bau der Öfen mithelfen müssen.
Die Historikerin Annegret Schüle arbeitet seit fast zehn Jahren an dem Thema "Topf und Söhne" in Erfurt. Nirgendwo sei die Verstrickung der Industrie in die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten so sichtbar wie in dieser Firma. Das Forschen war schwierig, denn die Unterlagen der Firma waren – wenn noch erhalten – verstreut in mehreren Ländern, unter anderem in Moskau und Frankreich.
Annegret Schüle hat Briefbögen, Lieferscheine, Notizen und Firmenbücher gesichtet, Biografien recherchiert und die letzten Zeitzeugen gesprochen. Es ist ihr Mittel gegen die Kultur des Wegschauens.
"Dass mich gereizt hat, diese Mittäterschaft im Alltag zu beleuchten und nachvollziehbar zu machen, dafür sensibel zu machen, wie diese eine Schicht ist, Zivilisationsschicht zwischen Arbeit mit Verantwortung und beruflichen Handeln mit unmenschlichen Folgen."
"Topf & Söhne" wurde 1878 gegründet. Das Unternehmen warb noch zu Beginn der 30er-Jahre pietätvoll mit Feuerbestattungen, lieferte Öfen zum Verbrennen von Särgen und Tierkadavern. Später ist gezielt im Auftrag der Nationalsozialisten produziert worden. Verbrennungsöfen gigantischen Ausmaßes lieferte "Topf & Söhne" nach Buchenwald und Auschwitz. Unterlagen belegen den engen Kontakt zwischen Produzenten und Auftraggebern. Mitarbeiter waren – ganz nach Wunsch der Kunden – mehrere Tage in Auschwitz, um dort die Technik zu kontrollieren.
Andere wiederum sahen direkt von ihrem Schreibtisch zum Ettersberg bei Weimar. Die Zeichensäle von einst sind die Ausstellungsräume von heute:
"Also, wir haben weitgehend den Blick verschlossen, um uns auf die Ausstellung, die Dokumente zu konzentrieren. Wir haben hier im Zeichensaal 3 Fenster, die im Original wieder eingesetzt wurden, offen gehalten. Das ist der Blick nach Buchenwald auf den Ettersberg und das ist auf der anderen Seite der Blick auf den Güterbahnhof, denn von dort aus sind die größeren Teile in die Lager gebracht worden."
"Stets gern für Sie beschäftigt" prangt an der Außenfassade des ehemaligen Verwaltungsbaues. So hatte die Firmenleitung mit besten Empfehlungen Schreiben an die SS in Auschwitz unterzeichnet. Von Erfurt aus wurden Sonderaufträge erfüllt, Lüftungstechnik ausgeklügelt und immer wieder neue Öfen für die Massenvernichtung geschaffen. Die Firmengeschichte war lange tabu. Auch Mitarbeiter der Nachfolgefirma und die Stadt Erfurt sahen es jahrzehntelang nicht als dringend an, hier Geschichte aufzuarbeiten. Nun also die Eröffnung eines Erinnerungsortes am authentischen Platz:
"Wir haben alle Tapetenschichten abgetragen, auch die Graffitischicht aus der Zeit nach dem Konkurs und der Verwahrlosung des Gebäudes."
Geblieben ist ein mattes, dunkles Gelb. In hellen und grau-braunen Schattierungen zieht es sich als Lasur über die Wände:
"Dieses Gelb haben wir vorgefunden bei den Papierresten von der Tapete, haben aber für uns entschieden, wir machen das insgesamt so Gelb und wir haben uns auch ein bisschen orientiert an den vergilbten, alten Dokumenten. Das ist auch eine Korrespondenz mit der Ausstellung."
Die Vitrinen in den ehemaligen Zeichensälen sehen aus wie schräg gekippte Konstruktionstische.
Auf zwei Etagen ist die Ausstellung zur Familie, den Mitarbeitern, Auftraggebern und der Firma "Topf & Söhne" zu sehen. Erzählt wird auch die Geschichte der Zwangsarbeiter. Mehr als 600 waren es, vor allem aus der Ukraine, die damals beim Bau der Öfen mithelfen müssen.