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Die Ohnmacht des Erbguts

"Heute lernen wir die Sprache, mit der Gott das Leben geschaffen hat. " Mit diesen Worten gratulierte US-Präsident Bill Clinton im Jahr 2000 Genforschern, denen es nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen gelungen war, das menschliche Erbgut zu entziffern.

    Der wissenschaftliche Durchbruch wurde als Mondlandung der Biologie gefeiert. Er war das Ergebnis eines milliardenschweren Mammutvorhabens und machte weltweit Schlagzeilen. Neun Jahre später ist die Euphorie verflogen. Das Buch des Lebens ist entziffert – doch seine Bedeutung verstehen die Forscher bis heute nicht. Schlimmer noch: Es sieht ganz so aus, als hätte das Genom weit weniger direkten Einfluss auf unser Leben, als ihm jahrelang zugeschrieben wurde. Denn ob und wann bestimmte Gene aktiv sind, steuern molekulare Schalter, die von Umweltfaktoren beeinflusst werden.

    Spannende neue Bücher thematisieren diesen Paradigmenwechsel in der Genforschung. Was sich zu lesen lohnt, darüber diskutiert das Sachbuch-Trio des Deutschlandfunks in der Sendung Auslese.

    Peter Spork: Der zweite Code. Epigenetik, oder wie wir unser Erbgut steuern können

    Bernhard Kegel: Epigenetik: Wie Erfahrungen vererbt werden können

    J. Craig Venter: Entschlüsselt. Mein Genom, mein Leben

    Außerdem fand das Trio noch folgende Bücher lesenswert:

    Tobias Hürter und Max Rauner: Die verrückte Welt der Paralleluniversen. Wo leben wir eigentlich? Und wenn ja wie oft?

    Judith Schalansky: Atlas der abgelegenen Inseln. Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde

    Ulrich Frey und Johannes Frey: Fallstricke. Die häufigsten Denkfehler in Alltag und Wissenschaft

    Daniel Goleman: Ökologische Intelligenz. Wer umdenkt, lebt besser

    Georg Schwedt: Chemie und Literatur - ein ungewöhnlicher Flirt

    Staffan Müller-Wille und Hans-Jörg Rheinberger: Das Gen im Zeitalter der Postgenomik. Eine wissenschaftshistorische Bestandsaufnahme