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Die Olympische Idee
"Olympia hat heute nichts mehr mit Pierre de Coubertin zu tun"

Publizist Klaus Zeyringer kritisiert die zunehmende Kommerzialisierung der Olympischen Spiele. Früher seien sie werbefrei gewesen, sagte er im Dlf. Erst durch das Bezahlen von Fernsehrechten und einem Wechsel an der IOC-Spitze sei die Veranstaltung zu einem richtig großen Geschäft geworden.

Klaus Zeyringer im Gespräch mit Birgid Becker |
    Der österreichische Literaturkritiker und Publizist Klaus Zeyringer
    Der österreichische Literaturkritiker und Publizist Klaus Zeyringer (Imago/ Rudolf Gigler)
    Am 9. Februar 2019 beginnen die Olympischen Winterspiele in südkoreanischen Pyeongchang. Vor zwei Jahren schrieb der österreichische Publizist und Germanist Klaus Zeyringer ein Buch über die Kulturgeschichte der Olympischen Spiele. Der Titel lautet: "Olympische Spiele. Eine Kulturgeschichte von 1896 bis heute". Die Olympische Idee gäbe es schon sehr lange und ändere sich auch nicht, sagte der Germanist. Was sich allerdings ändere, sei die olympische Idee innerhalb der Gesellschaften.
    Zunehmende Kommerzialisierung
    Die stärkste und wichtigste Veränderung sei die Kommerzialisierung, die in den 1970er Jahren und noch deutlicher ab 1980 eingetreten sei. Das Olympia von heute habe nichts mehr mit den Absichten und Idealen von Pierre de Coubertin, dem Begründer der Spiele der Neuzeit, zu tun.
    Die Veranstaltung sei früher werbe-und kommerzfrei gewesen. "Das Olympische Komitee hatte sehr lange kein Geld und hat sich aus Mitgliedsbeiträgen finanziert", sagte Zeyringer im Deutschlandfunk.
    Samaranch machte aus den Spielen ein Event
    Ab 1960 mussten Fernsehrechte bezahlt werden - und das sei sehr schnell mehr geworden. Außerdem habe es einen Wechsel an der Spitze des Komitees gegeben: "Der äußerst elitäre und Amateur schätzende Avery Brundage wurde durch den Spanier Juan Antonio Samaranch ersetzt und vor allem Adidas kam in das Geschäft", sagte Zeyringer. Dann sei Olympia ein richtig großes Geschäft geworden.