Im organischen Design glaubt man, dass jeder weiß das sei, wenn man nachfragt, stellt man fest, dass jeder völlig unterschiedliche Vorstellung von dem hat, was es umfassen könnte: Von Naturnachahmung über harmonisch elegantes Design bis zu ergonomisch geformten Gebilden.
Ein schillerndes Phänomen der Produktgestaltung des 20. Jahrhunderts also, kein Wunder angesichts der dominierenden Klarheit und orthogonalen Strenge des Bauhauses. So taucht die „Organische Form“ in vielerlei Gestalt und Larven auf. Im gegenüberliegenden Bildhauer Museum sieht man die Sache anscheinend klarer und handfester, Jürgen Fitschen, der Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses:
Es sind drei Dinge, einmal die schwellende Form, der weich schwingende Umriss und das etwas biomorphe, amorphe einer Form in der Bildhauerei.
Und dazu ist Jürgen Fitschen in der Skulptur des 20 Jahrhunderts schnell und prominent fündig geworden:
Hans Arp, der Beginn dieses Stils, und vor allem Henry Moore, der der Figürlichkeit etwas näher geblieben ist und in den 50er Jahren dieser Form einen neuen Charakter gegeben hat. Und dazu stellen wir aus die deutschen Vertreter, die nach 1945 sich dem Beginn der modernen Plastik in Deutschland verbunden haben
Historisch bis in die Epoche vor Reformstil und Jugendstil zurück greift der thematische Ansatz, mit dem man im Design-Haus an die Organische Form herangeht. Auch die formale und handwerkliche Auseinandersetzung der Gestalter mit den Phänomenen des Organisch-Gewachsenen scheint hier differenzierter:
Es ist ja schon seit Ende des 19. Jahrhunderts der Begriff des Organischen aufgetaucht, also die räumliche Verformung von Hölzern im Möbelbau beginnt mit den Gebrüdern Thonet, geht dann weiter in den Jugendstil, wo sich Nachahmungen von Naturgestaltung treffen, in den 20er Jahren versucht man neue industrielle Verarbeitungsmethoden hervorzubringen; es beginnt mit den Stahlrohrmöbeln und den Freischwingern, Marcel Breuer, Mies van der Rohe, Alvar Aalto, später das Ehepaar Charles und Ray Eames.
Interessanterweise treffen vor allem in den 40er Jahren Bildhauer und Gestalter der organischen Form besonders eng zusammen. So begriffen Vertreter der modernen Plastik das organische Gestalten als eine Art neuen genuinen Stil, als Antwort auf die Härte des Kubismus und der industriell-sachlichen Formgebung. Die Surrealisten und allen voran die italienischen Futuristen bemühten sich um organische Hybride, schufen Maschinenmenschen und humane Roboter. Oftmals kam dann auch Schweizer Käse auf Sockeln heraus. – Umgedreht versuchten die modernen Gestalter, die Industrieform den menschlichen Bedürfnissen möglichst optimal anzupassen, so wurde die ergonomische Gestaltung entwickelt. Das Organische also nicht nur Arabeske sondern echtes Anliegen. Die Ausstellung beweist, dass auch die berühmte Bauhaus-Formel „Form follows Function“ keineswegs immer zutrifft. Am grellsten zeigt sich dies an der Geburt des Nierentisches aus dem vielleicht ja missverstandenen Geist des Organischen. Noch einmal Beate Manske:
In Deutschland hat es so gut wie keine Vertreter des organischen Design gegeben, die man ernst nehmen kann, des wegen streiten wir uns um den Nierentisch. Es gibt wunderbare Nierentische aus den 30er Jahren, das Vorbild waren, aber bei uns gab es kaum organisches Möbeldesign.
Die Bremer Parallelaktion zur Organischen Form ist ein schönes Beispiel dafür, wie zwei benachbarte Museen in einer gemeinsamen Ausstellung einen umstrittenen Begriffs anschaulich, einleuchtend und vielschichtig neu vermessen können.
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Ein schillerndes Phänomen der Produktgestaltung des 20. Jahrhunderts also, kein Wunder angesichts der dominierenden Klarheit und orthogonalen Strenge des Bauhauses. So taucht die „Organische Form“ in vielerlei Gestalt und Larven auf. Im gegenüberliegenden Bildhauer Museum sieht man die Sache anscheinend klarer und handfester, Jürgen Fitschen, der Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses:
Es sind drei Dinge, einmal die schwellende Form, der weich schwingende Umriss und das etwas biomorphe, amorphe einer Form in der Bildhauerei.
Und dazu ist Jürgen Fitschen in der Skulptur des 20 Jahrhunderts schnell und prominent fündig geworden:
Hans Arp, der Beginn dieses Stils, und vor allem Henry Moore, der der Figürlichkeit etwas näher geblieben ist und in den 50er Jahren dieser Form einen neuen Charakter gegeben hat. Und dazu stellen wir aus die deutschen Vertreter, die nach 1945 sich dem Beginn der modernen Plastik in Deutschland verbunden haben
Historisch bis in die Epoche vor Reformstil und Jugendstil zurück greift der thematische Ansatz, mit dem man im Design-Haus an die Organische Form herangeht. Auch die formale und handwerkliche Auseinandersetzung der Gestalter mit den Phänomenen des Organisch-Gewachsenen scheint hier differenzierter:
Es ist ja schon seit Ende des 19. Jahrhunderts der Begriff des Organischen aufgetaucht, also die räumliche Verformung von Hölzern im Möbelbau beginnt mit den Gebrüdern Thonet, geht dann weiter in den Jugendstil, wo sich Nachahmungen von Naturgestaltung treffen, in den 20er Jahren versucht man neue industrielle Verarbeitungsmethoden hervorzubringen; es beginnt mit den Stahlrohrmöbeln und den Freischwingern, Marcel Breuer, Mies van der Rohe, Alvar Aalto, später das Ehepaar Charles und Ray Eames.
Interessanterweise treffen vor allem in den 40er Jahren Bildhauer und Gestalter der organischen Form besonders eng zusammen. So begriffen Vertreter der modernen Plastik das organische Gestalten als eine Art neuen genuinen Stil, als Antwort auf die Härte des Kubismus und der industriell-sachlichen Formgebung. Die Surrealisten und allen voran die italienischen Futuristen bemühten sich um organische Hybride, schufen Maschinenmenschen und humane Roboter. Oftmals kam dann auch Schweizer Käse auf Sockeln heraus. – Umgedreht versuchten die modernen Gestalter, die Industrieform den menschlichen Bedürfnissen möglichst optimal anzupassen, so wurde die ergonomische Gestaltung entwickelt. Das Organische also nicht nur Arabeske sondern echtes Anliegen. Die Ausstellung beweist, dass auch die berühmte Bauhaus-Formel „Form follows Function“ keineswegs immer zutrifft. Am grellsten zeigt sich dies an der Geburt des Nierentisches aus dem vielleicht ja missverstandenen Geist des Organischen. Noch einmal Beate Manske:
In Deutschland hat es so gut wie keine Vertreter des organischen Design gegeben, die man ernst nehmen kann, des wegen streiten wir uns um den Nierentisch. Es gibt wunderbare Nierentische aus den 30er Jahren, das Vorbild waren, aber bei uns gab es kaum organisches Möbeldesign.
Die Bremer Parallelaktion zur Organischen Form ist ein schönes Beispiel dafür, wie zwei benachbarte Museen in einer gemeinsamen Ausstellung einen umstrittenen Begriffs anschaulich, einleuchtend und vielschichtig neu vermessen können.
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