Eine berittene Musikkapelle und eine "signorina", die über einen Lautsprecher den Hunderten von Schaulustigen die einzelnen Darbietungen erläutert.
Kutschen und historische Kostüme, Fahnenschwinger und mittelalterlich anmutende Trommler.
Seit einigen Jahren veranstaltet die Stadt Rom in der Via del Corso an den tollen Tagen einen Umzug. Im Vergleich zu den farbenfrohen und üppig gestalteten Karnevalszügen am Rhein und anderswo in Deutschland wirkt das römische Pendant aber steif und langweilig. Eine karnevalesk ausgelassen Stimmung will nicht aufkommen. Das war nicht immer so in Rom. Zur Zeit des Kirchenstaates wurde in der Stadt kräftig gefeiert. Alkohol und lockere Damen waren dabei an der Tagesordnung. Die römische Lokalhistorikerin Ada Chiarini:
"Im päpstlichen Rom waren diese Tage gewöhnlich die Gelegenheit sich so richtig auszuleben, denn nur während dieser Tage war diese Freiheit im Verhalten erlaubt. Der ansonsten streng eingehaltene Unterschied der gesellschaftlichen Klassen im päpstlichen Rom wurde deutlich gelockert und das nutzte das Volk zu recht ausgelassenen Vergnügungen aus."
Die Päpste und der Karneval: eine Beziehung, die eine lange Geschichte hat. Historische Dokumente in den vatikanischen Archiven sprechen zum ersten Mal von Karnevalsvergnügungen im 10. Jahrhundert. Auf dem künstlichen Hügel Roms, dem Testaccio, der aus den Scherben zahlloser antiker Amphoren im Laufe von Jahrhunderten entstand, wurden, auf Anordnung der päpstlichen Stadtverwaltung, die antiken römischen "ludi" wieder belebt, in Anspielung auf den altrömischen "Ludus carnevalarii". Im antiken Rom organisierte man an diesen Festtagen Hetzjagden auf Tiere.
"Die mittelalterlichen Vergnügungen des römischen Karnevals waren von Gewalt gekennzeichnet: So trieb man von Stieren gezogenen Karren mit Wildschweinen auf den Testacciohügel und stürzte sie in den Abgrund. Um die verletzten und toten Tiere stritt sich dann das Volk."
Diese Brutalität gegenüber Tieren hatte ihren Ursprung in der Antike. Die römische Kirche griff diese Tradition auf. Das Töten der Tiere stand dabei symbolisch für die Befreiung von den Sünden.
Vom Testaccio aus zog das mittelalterliche Volk Roms, nach reichlichem Weingenuss laut schreiend und singend, wie historische Quellen berichten, auf einen Platz, der heute als Piazza Navona bekannt ist. Die Päpste im Mittelalter haben diese Festivitäten nicht verurteilt. Im Gegenteil: Sie wussten, dass das Volk von Rom mindestens einmal im Jahr ein Ventil brauchte, um sich auszuleben. Im 15. Jahrhundert kümmerte sich Papst Paul II. persönlich um den römischen Karneval, weiß Lokalhistorikerin Ada Chiarini:
"Der römische Karneval hatte seinen großen Moment unter Paul II. 1466 entschied er sich dazu, die Feierlichkeiten in der Via Lata, der heutigen Via del Corso, stattfinden zu lassen. Darüber hinaus ordnete er Maskenumzüge an, die von ihm selbst organisiert und finanziert wurden."
Die schnurgerade Straße Via del Corso ist eine der an Palästen und Kirchen prächtigsten Straßen Roms. Bei der Hausnummer 18 lebte während seiner italienischen Reise Johann Wolfgang Goethe. Er beobachtete das römische Karnevalstreiben von seinem Fenster aus. Die Festlichkeiten auf der Via del Corso waren aber auch ein Vergnügen auf Kosten der Juden, die in Rom lebten.
An jedem Abend des Karnevals, ab 23 Uhr, fand eine "Corsa dei cavalli barberi" statt, das waren beim Volk sehr beliebte Pferderennen – daher auch der Name Via del Corso, Straßen der Rennen. Von der Piazza del Popolo aus trieb man Pferde über die fast zwei Kilometer lange Straße bis zur Piazza Venezia. Der Besitzer des Pferdes, das gesiegt hatte, erhielt ein versilbertes Stück Stoff mit kostbaren Stickereien. An den Rennen auf dem Corso hatten auch sogenannte "bestie bipedi" teilzunehmen, zu Deutsch: zweibeinige Tiere. Dabei handelte es sich in um Mitglieder der jüdischen Gemeinde Roms. Noch im 17. Jahrhundert mussten Juden zur Belustigung der christlichen Römer über die Via del Corso laufen. Erst Papst Klemens IX. hat dann Mitte des 17. Jahrhunderts dieses Treiben verboten. Doch fortan hatten die römischen Juden die Kosten für den Karneval aufzubringen. Für die Juden gab es während des "carnevale romano" auch aus einem anderen Grund nicht viel zu lachen. Ada Chiarini:
"Der höchste Repräsentant der jüdischen Gemeinde, der Oberrabbiner, musste einen üblen Akt der Unterwerfung über sich ergehen lassen. Auf dem Kapitol-Hügel erhielt er von einem städtischen Würdenträger einen Tritt in sein Hinterteil."
Der traditionelle römische Karneval endete mit der "festa dei moccoletti": die Römer trafen sich auf Straßen und Plätzen mit Kerzen, die sie in den Händen hielten oder auf ihren Hüten trugen. Jeder versuchte die Kerzen des anderen auszublasen.
1874, Rom, war seit drei Jahren Hauptstadt des geeinten Italien und der Papst lebte im Exil im Vatikan, verbot die laizistische Stadtverwaltung die Pferderennen auf der Via del Corso und die antijüdischen Ausschreitungen.
Der traditionell einst sehr ausgelassene römische Karneval verschwand mit den Jahren und ist heute nur noch Erinnerung.
Kutschen und historische Kostüme, Fahnenschwinger und mittelalterlich anmutende Trommler.
Seit einigen Jahren veranstaltet die Stadt Rom in der Via del Corso an den tollen Tagen einen Umzug. Im Vergleich zu den farbenfrohen und üppig gestalteten Karnevalszügen am Rhein und anderswo in Deutschland wirkt das römische Pendant aber steif und langweilig. Eine karnevalesk ausgelassen Stimmung will nicht aufkommen. Das war nicht immer so in Rom. Zur Zeit des Kirchenstaates wurde in der Stadt kräftig gefeiert. Alkohol und lockere Damen waren dabei an der Tagesordnung. Die römische Lokalhistorikerin Ada Chiarini:
"Im päpstlichen Rom waren diese Tage gewöhnlich die Gelegenheit sich so richtig auszuleben, denn nur während dieser Tage war diese Freiheit im Verhalten erlaubt. Der ansonsten streng eingehaltene Unterschied der gesellschaftlichen Klassen im päpstlichen Rom wurde deutlich gelockert und das nutzte das Volk zu recht ausgelassenen Vergnügungen aus."
Die Päpste und der Karneval: eine Beziehung, die eine lange Geschichte hat. Historische Dokumente in den vatikanischen Archiven sprechen zum ersten Mal von Karnevalsvergnügungen im 10. Jahrhundert. Auf dem künstlichen Hügel Roms, dem Testaccio, der aus den Scherben zahlloser antiker Amphoren im Laufe von Jahrhunderten entstand, wurden, auf Anordnung der päpstlichen Stadtverwaltung, die antiken römischen "ludi" wieder belebt, in Anspielung auf den altrömischen "Ludus carnevalarii". Im antiken Rom organisierte man an diesen Festtagen Hetzjagden auf Tiere.
"Die mittelalterlichen Vergnügungen des römischen Karnevals waren von Gewalt gekennzeichnet: So trieb man von Stieren gezogenen Karren mit Wildschweinen auf den Testacciohügel und stürzte sie in den Abgrund. Um die verletzten und toten Tiere stritt sich dann das Volk."
Diese Brutalität gegenüber Tieren hatte ihren Ursprung in der Antike. Die römische Kirche griff diese Tradition auf. Das Töten der Tiere stand dabei symbolisch für die Befreiung von den Sünden.
Vom Testaccio aus zog das mittelalterliche Volk Roms, nach reichlichem Weingenuss laut schreiend und singend, wie historische Quellen berichten, auf einen Platz, der heute als Piazza Navona bekannt ist. Die Päpste im Mittelalter haben diese Festivitäten nicht verurteilt. Im Gegenteil: Sie wussten, dass das Volk von Rom mindestens einmal im Jahr ein Ventil brauchte, um sich auszuleben. Im 15. Jahrhundert kümmerte sich Papst Paul II. persönlich um den römischen Karneval, weiß Lokalhistorikerin Ada Chiarini:
"Der römische Karneval hatte seinen großen Moment unter Paul II. 1466 entschied er sich dazu, die Feierlichkeiten in der Via Lata, der heutigen Via del Corso, stattfinden zu lassen. Darüber hinaus ordnete er Maskenumzüge an, die von ihm selbst organisiert und finanziert wurden."
Die schnurgerade Straße Via del Corso ist eine der an Palästen und Kirchen prächtigsten Straßen Roms. Bei der Hausnummer 18 lebte während seiner italienischen Reise Johann Wolfgang Goethe. Er beobachtete das römische Karnevalstreiben von seinem Fenster aus. Die Festlichkeiten auf der Via del Corso waren aber auch ein Vergnügen auf Kosten der Juden, die in Rom lebten.
An jedem Abend des Karnevals, ab 23 Uhr, fand eine "Corsa dei cavalli barberi" statt, das waren beim Volk sehr beliebte Pferderennen – daher auch der Name Via del Corso, Straßen der Rennen. Von der Piazza del Popolo aus trieb man Pferde über die fast zwei Kilometer lange Straße bis zur Piazza Venezia. Der Besitzer des Pferdes, das gesiegt hatte, erhielt ein versilbertes Stück Stoff mit kostbaren Stickereien. An den Rennen auf dem Corso hatten auch sogenannte "bestie bipedi" teilzunehmen, zu Deutsch: zweibeinige Tiere. Dabei handelte es sich in um Mitglieder der jüdischen Gemeinde Roms. Noch im 17. Jahrhundert mussten Juden zur Belustigung der christlichen Römer über die Via del Corso laufen. Erst Papst Klemens IX. hat dann Mitte des 17. Jahrhunderts dieses Treiben verboten. Doch fortan hatten die römischen Juden die Kosten für den Karneval aufzubringen. Für die Juden gab es während des "carnevale romano" auch aus einem anderen Grund nicht viel zu lachen. Ada Chiarini:
"Der höchste Repräsentant der jüdischen Gemeinde, der Oberrabbiner, musste einen üblen Akt der Unterwerfung über sich ergehen lassen. Auf dem Kapitol-Hügel erhielt er von einem städtischen Würdenträger einen Tritt in sein Hinterteil."
Der traditionelle römische Karneval endete mit der "festa dei moccoletti": die Römer trafen sich auf Straßen und Plätzen mit Kerzen, die sie in den Händen hielten oder auf ihren Hüten trugen. Jeder versuchte die Kerzen des anderen auszublasen.
1874, Rom, war seit drei Jahren Hauptstadt des geeinten Italien und der Papst lebte im Exil im Vatikan, verbot die laizistische Stadtverwaltung die Pferderennen auf der Via del Corso und die antijüdischen Ausschreitungen.
Der traditionell einst sehr ausgelassene römische Karneval verschwand mit den Jahren und ist heute nur noch Erinnerung.