Der Werdegang von Clara Haskil als gefeierte Pianistin schien vorbestimmt. Ihre Ausnahmebegabung wurde von Richard Robert in Wien entdeckt und gefördert und schließlich kümmerte sich Alfred Cortot in Paris um ihr weiteres Fortkommen.
Nach Abschluss ihrer Ausbildung erlebte sie immer wieder gravierende Rückschläge: Eine Wirbelsäulenerkrankung in jungen Jahren, später ein Hirntumor, und dann die Flucht aus Frankreich vor den nationalsozialistischen Besatzern. Dennoch konnte sie eine Karriere verfolgen, wenn sie auch erst spät von ihrer Kunst leben konnte.
Haskil wurde zum Inbegriff der Mozart-Interpretin ihrer Zeit. Doch eine Reduzierung darauf wird ihr nicht gerecht. Bei Bach legte sie die Verflechtungen der Mehrstimmigkeit aus einer inneren Zurückhaltung heraus frei. Ihr Klavierton, der gerade im leisen Spiel eine enorme Spannung besaß, kam bei Debussy und Ravel besonders zur Geltung.