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Die Pianistin Lili Kraus
Rastlos zwischen den Welten

Die Namen ihrer Lehrer und Mentoren liest sich wie ein Who's who der damaligen Zeit: Béla Bartók und Zoltan Kodály, Eduard Steuermann und schließlich Arthur Schnabel. Doch die politischen Wirren der 1930er und 40er Jahre ließen keinen geradlinigen Verlauf der Karriere von Lili Kraus zu.

Von Christoph Vratz |
    Die ungarische Pianistin Lili Kraus posiert in den 1950er Jahren für das Harcourt Studio in Paris.
    Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Lili Kraus in den 1950er Jahren (AFP / Archive)
    Geboren 1903 in Budapest, führte ihr Weg über Wien und Berlin nach Italien, nach London und Paris, und dann musste sie vor den Nationalsozialisten flüchten. Auf ihrer ersten Welttournee wurde sie von den Japanern gefangen genommen und musste zwei Jahre Haft durchstehen. Ein japanischer Dirigent rettete sie schließlich, und nachdem sie wieder zu Kräften gekommen war, gelang ihr ein Neubeginn ihrer Karriere, nicht zuletzt auch durch Schallplatteneinspielungen. Weitere Stationen waren Australien, Neuseeland, Europa und Südafrika, die letzten 20 Jahre bis zu ihrem Tod 1986 verbrachte sie in den USA. Ihre musikalische Heimat blieb vorwiegend die Wiener Klassik. Mit ihren Haydn- und Mozart-Einspielungen sind Lili Kraus interpretatorische Meilensteine gelungen, auch wenn ihre Wahrnehmung in Deutschland stets im Schatten eines Edwin Fischer oder Wilhelm Backhaus blieb.