Als sie dreizehn war, siedelte ihre Familie nach Paris über, wo sie bei Alfred Cortot Klavier studierte und u.a. von Gabriel Fauré gefördert wurde. Nach ihrer Konservatoriumszeit bewegte sich Tagliaferro im Umkreis von Ravel, d'Indy, Poulenc und Milhaud und Reynaldo Hahn widmete ihr sein Klavierkonzert. Ende der 1930er Jahre lehrte sie selbst am Pariser Conservatoire und vermittelte dort auch ihre eigens entwickelte Technik.
1940 entsandte die französische Regierung als eine Art Kulturbotschafterin für die Musik ihres Landes in die USA, die Kriegsjahre verbrachte sie dann in Brasilien. Erst 1949 kehrte sie nach Paris zurück.
Tagliaferro hatte eine Vorliebe für das französische wie auch das spanisch-lateinamerikanische Repertoire, ihr Spiel zeichnete sich durch Brillanz und große Virtuosität aus, mit einer oft freien Diktion. Konzertiert hat die Ausnahme-Pianistin bis kurz vor ihrem Tod mit 93 Jahren, ihre Schallplattenkarriere umfasste mehr als 50 Jahre. Einige in Vergessenheit geratene Aufnahmen wurden jetzt wieder aufgelegt. Ihre Autobiographie "Quase Tudo" erschien 1979, wurde aber bis jetzt leider noch nicht aus dem Portugiesischen übersetzt.