Die Zeitung LIETUVOS RYTAS aus Vilnius schreibt dazu: "Es ist wohl das größte Treffen dieser Art in der litauischen Geschichte. Für die Ukraine und ihre Unterstützer ist die Perspektive einer Aufnahme in die Allianz der wichtigste Punkt, aber noch immer haben führende westliche Länder Angst vor einer Eskalation und hoffen, den Krieg in der Ukraine zu begrenzen oder einzufrieren zu können. Wird Kiew also tatsächlich eine Einladung oder einen konkreten Zeitplan erhalten? Wenn die NATO ein Mitglied im Kriegszustand aufnähme, würde sie automatisch auch in den Krieg hineingezogen. Andere finden, dass militärische Hilfe für die Ukraine zurzeit wichtiger ist als eine Mitgliedschaft in der NATO", fasst die litauische Zeitung LIETUVOS RYTAS zusammen.
Der Londoner GUARDIAN beschäftigt sich mit der Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine. "Die derzeitigen Strukturen der EU müssten reformiert werden, um ein so bevölkerungsreiches und wirtschaftlich entkräftetes neues Mitglied aufnehmen zu können. Alles müsste überarbeitet werden, von der Verteilung der Sitze im Europäischen Parlament bis zu den Agrarsubventionen. Der ukrainische Beitritt würde das Kräfteverhältnis im Europäischen Rat weg vom westlichen Kern der EU des 20. Jahrhunderts hin zu den östlichen Mitgliedern des 21. Jahrhunderts verschieben. Man kann Kiew verschiedene Abkommen und eine Sicherheitspartnerschaft anbieten, die einen glaubwürdigen Weg zur Vollmitgliedschaft aufzeigen. Die EU ist zwar meist langsam und unflexibel, aber in einer Krise kann sie bemerkenswert innovativ sein. Die Aggression Russlands hat der kontinentalen Solidarität neuen politischen Schwung verliehen", stellt die britische Zeitung THE GUARDIAN fest.
Russland hat die Rückkehr mehrerer ukrainischer Kommandeure aus der Türkei in ihre Heimat verurteilt. "Der russische Präsident Putin scheint beleidigt zu sein", lesen wir dazu in der aserbaidschanischen Zeitung MÜSAVAT. "Putins Sprecher Peskow wertete die Rückkehr als Verstoß gegen bestehende Vereinbarungen. Sowohl die Ukraine als auch die Türkei hätten sich nicht daran gehalten. Der Kreml ist verärgert, dass er über die Verlegung der Anführer des Bataillons 'Asow' nicht informiert war. Sie hätten bis zum Ende des Konflikts in der Türkei bleiben sollen, so der Kreml. Russland selbst befolgt nach eigener Aussage alle unterzeichneten internationalen Abkommen sowie bilateralen Dokumente. Zur Erinnerung: 1995 garantierte Moskau der Ukraine die Souveränität und die territoriale Integrität als Gegenleistung für die Übergabe der Atomsprengköpfe an Russland. Kiew hielt Wort. Moskau nicht. Wenn die Ukraine ein, zwei Sprengköpfe behalten hätte, dann hätte Russland die militärische Aggression gegen sein Nachbarland vielleicht nicht gewagt", spekuliert die Zeitung MÜSAVAT aus Baku.
Die österreichische KRONEN ZEITUNG schreibt zur Entscheidung Washingtons, der Ukraine Streumunition zu liefern: "Die Entscheidung markiert eine Radikalisierung der US-Unterstützung - und steht symbolisch für einen Punkt, der letztlich über das Schicksal dieses Krieges entscheiden könnte. Die Entscheidung ist kontrovers. Humanitäre Hilfsorganisation und Militärexperten sind sich einig, dass die Brutalität dieses Krieges in neue Sphären vorstoßen wird, selbst wenn Russland bereits aktiv auf die Waffe zurückgreift. Die Streugeschosse sollen dabei helfen, die Russen aus ihren Verteidigungsanlagen zu bomben. Bidens Entscheidung deutet in ihrer Radikalität zudem darauf hin, dass in Washington die Sorge umgeht, dass Putin die Ukraine auf lange Sicht doch zermürben könnte." Sie hörten die KRONEN ZEITUNG, die in Wien erscheint.
Die Madrider Zeitung EL PAIS kommentiert die steigenden weltweiten Durchschnittstemperaturen. "Die Klimakrise führt zu Veränderungen solchen Ausmaßes, dass alles Leben auf dem Planeten auf unbekanntes Territorium zusteuert. Diese Woche wurde ein weiterer Schritt in diese Richtung getan, indem der Rekord für die durchschnittliche Tagestemperatur auf der Erde zweimal gebrochen wurde. Es gibt keine Aufzeichnungen oder Erfahrungen, die zeigen könnten, wie die Biosphäre, wie wir sie kennen und in der wir uns als Spezies entwickelt haben, unter diesen Bedingungen reagiert. Vor allem muss festgestellt werden, ob die Veränderungen bereits die Kipppunkte erreicht haben, bei denen es zu plötzlichen Sprüngen bei Temperaturen und anderen klimatischen Variablen kommen kann. Der im März veröffentlichte sechste Bericht des Weltklimarats bestätigte eindeutig, dass der Klimawandel zu einem großen Teil auf menschliches Handeln zurückzuführen ist. Der Bericht sagte jedoch auch, dass noch etwas Zeit bleibt, die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu stoppen, wenn wir den geforderten ökologischen Wandel umsetzen." Das war die spanische Zeitung EL PAIS.
Die BERLINER MORGENPOST beschäftigt sich mit den Gefahren durch die Hitze. "Umweltministerin Steffi Lemke hat gerade ein Klimaanpassungsgesetz in Aussicht gestellt, das sich auch mit Fragen des Hitzeschutzes auseinandersetzen soll. Mehr Grün, mehr Schatten, weniger Beton, so lautet das Motto des Vorhabens. Aber genau hier lauert die Gefahr: Das Vorhaben droht im Dauerstreit um die Mobilitätswende und die künftige Energieversorgung hinten runter zu fallen. Mehr Grün, mehr Schatten und weniger Beton würde eben auch bedeuten: weniger Straße. Die Flächenkonkurrenz zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern wird gerade derzeit aggressiv geführt, so dass für die Hitzeprävention kein Raum bleibt. Wer die Hitzegefahren, wie den Klimaschutz auch, allein als grünes Horrorszenario diffamiert, macht einen Fehler. Es wird das bestimmende Thema der kommenden Jahrzehnte bleiben. Es ist höchste Zeit, die ideologischen Windmühlenkämpfe sein zu lassen. Das endlich zu verstehen, wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung", meint die BERLINER MORGENPOST.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG kommentiert die geplanten Kürzungen beim Elterngeld. "Das Elterngeld ersetzte 2007 das Erziehungsgeld, das nur bedürftige Paare bekamen. Es sollte gerade Akademikerinnen zum Kinderkriegen motivieren - und sie ermuntern, nach der Geburt schnell in den Beruf zurückzukehren. Und es sollte die Gleichberechtigung voranbringen. Deshalb wird es länger gezahlt, wenn auch der Mann es in Anspruch nimmt. Seither ist die Geburtenrate vor allem bei Akademikerinnen gestiegen. Frauen kehren früher und mit mehr Arbeitsstunden in den Beruf zurück. Und es nehmen viel mehr Männer Elternzeit, vor allem die mit hohem Einkommen. Das Elterngeld hat gezeigt, dass Geld die Familienplanung und Arbeitsteilung beeinflussen kann. Wenn wohlhabende Paare künftig auf 25.200 Euro verzichten müssen - so viel sind 14 Monate lang 1800 Euro - wird das ihr Verhalten beeinflussen. Frauen könnten versuchen, schon vor der Geburt ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um unter die Elterngeld-Grenze zu fallen. Oder sie kündigen ihren Job, um in der Elternzeit Arbeitslosengeld zu bekommen, das bei gut verdienenden Frauen höher ausfällt als früher das Elterngeld. Das wäre keine gute Entwicklung", ist sich die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG sicher.
Hören Sie abschließend einen Kommentar der NZZ AM SONNTAG zur Bedeutung von Sozialen Netzwerken. "Trotz allen Defiziten: Nirgendwo werden News, Meinungen und Analysen so schnell und kompakt verbreitet wie bei Twitter. In einem von Bildern und Videos überfluteten Internet dominiert auf Twitter der gute alte Text. Wer den richtigen Personen folgt, hat einen Informationsvorsprung. Doch seit der Übernahme durch Elon Musk ist die Plattform nicht mehr dieselbe. Mit zum Teil unverständlichen Eingriffen nimmt er ihr die Relevanz. Zum Glück bringt sich nun eine ganze Reihe von Konkurrenzplattformen in Stellung. Die beste Aussicht auf Erfolg hat das neu lancierte Threads von Facebook. Wo auch immer sich der globale Stammtisch in Zukunft einrichtet: Wichtig ist, dass es ihn weiterhin gibt."