
Zum ersten Thema heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG: "Wenn man die Deutschen gerade über Politik reden hört, dann klingt alles ganz einfach. Lasst die Konservativen ran, sagen die einen, dann hört das naive Weltverbesserungsgeklingel auf, und es wird wieder ordentlich regiert! Nein, antworten die anderen: Die Linken müssen an die Macht, sonst geht nicht nur das Klima, sondern auch der Sozialstaat vor die Hunde! Bei vielen ist die Sehnsucht nach klaren Bündnissen und einer klaren Politik groß, wie früher: Schwarz-Gelb, Rot-Grün, für den Markt, gegen Atomkraft! Für Politiker ist es verführerisch, diese kategorische Stimmung zur Mobilisierung zu nutzen - obwohl die Bündnisse von früher Geschichte sind. Kaum einer macht das so gewissenhaft wie CSU-Chef Markus Söder. Wie ein Gärtner kultiviert er den Grünenhass, der unter der Ampel-Sonne wie Unkraut in die Höhe geschossen ist: mit denen nicht!", notiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
"Ja, es ist eine verdammt ernste Zeit", ist im Berliner TAGESSPIEGEL zu lesen. "Eine, die so niemand für möglich gehalten hat, mit Kriegen und Wirtschaftsflaute. Mit Versuchen, demokratische Institutionen zu schwächen, sogar zu zertrümmern.Es ist dieses Bild, das uns alle erschreckt. Und es kann mehr als gedacht abschrecken, den Wechsel zu wählen, voran den 'Oppositionsführer', wie ihn Scholz nur nennt. Eine ernste Zeit, 'nicht die Zeit für CDU und CSU in Deutschland', sagt Scholz. Die doch so vieles anders machen will. CDU und CSU und Merz als Gegenbild. Die SPD hört das Signal, und sie beginnt, sich zu sammeln. Von Genossin Anke, dem Genossen Boris bis hin zu Rolf und Saskia beginnen sie, das Scholz-Mantra zu trommeln: Für das Miteinander arbeitet – er. Vorneweg marschiert – er. Und er kommt mit Besonnenheit, Erfahrung, Verlässlichkeit. Sie reden Olaf Scholz stark. Was sollen sie auch machen? Wo doch alle wissen, dass es ein Wunder wäre, würde er noch einmal Kanzler", findet der TAGESSPIEGEL.
Österreich wird möglicherweise bald von einem rechtspopulistischen Kanzler - FPÖ-Chef Kickl - regiert. Dazu stellt die WELT AM SONNTAG folgende Überlegung an: "Womöglich will Kickl derzeit gar nicht Kanzler werden. Er kann warten. Und auf eine Neuwahl spekulieren. Bei der Nationalratswahl Ende September vergangenen Jahres kam die FPÖ auf fast 29 Prozent. Heute liegt sie in Umfragen bei 35 bis 37 Prozent. Das Ziel der FPÖ ist es, die ÖVP zu zerstören. Dann hätte sie erreicht, was auch die AfD erreichen will: Sie hätte die einzige bürgerliche Partei zerlegt, die auch konservative Wurzeln hat. Die Kickls sind gekommen, um zu bleiben. Die liberalen Demokratien werden sich, auch in Deutschland, darauf einstellen müssen. Mit Moralkindereien wie 'Brandmauern' wird man nicht weit kommen. Das Vertrackte an den Rechtspopulisten besteht darin, dass sie erstens einem ganz realen Unmut Ausdruck geben, ihn zweitens aber rabiat gegen den liberalen Verfassungsstaat wenden. Auf ihre Entzauberung sollte man nicht hoffen, schon gar nicht in Österreich. In Schweden, Italien und den Niederlanden zeichnet sich derzeit womöglich ab, dass Rechtspopulisten fähig sein könnten, von sich aus vom radikalen Systemwechsel Abschied zu nehmen und sich mit der liberalen Demokratie halbwegs zu arrangieren. Die demokratischen Parteien täten wohl gut daran, in diese Richtung Signale der Kooperationsbereitschaft zu senden", unterstreicht die WELT AM SONNTAG.
Die Wiener Zeitung DIE PRESSE AM SONNTAG mahnt: "Für die ÖVP muss es ein Gebot der Staatsräson sein, insbesondere in der Europa- und Außenpolitik weithin sichtbare rote Linien zu ziehen, bevor sie sich als Juniorpartner auf eine Koalition mit der FPÖ einlässt. Wolkige Floskeln reichen nicht. Und ÖVP-Chef Stocker legt die Latte zu niedrig, wenn er sich mit einem Bekenntnis zur EU-Mitgliedschaft begnügt. Einen Öxit hat die FPÖ seit dem Brexit-Referendum 2016 gar nicht mehr gefordert. Österreich muss klarstellen, dass es weiter ein verlässlicher, konstruktiver EU-Partner ist und nicht im Stil Viktor Orbáns regelmäßig Sand ins Getriebe streut. In einem etwaigen Koalitionsabkommen sollte deshalb deutlich formuliert sein, dass die Republik Sanktionen gegen Russland aufrechterhält und die Ukraine so wie bisher im Rahmen der Neutralität unterstützt, solange Putin seinen Angriffskrieg nicht beendet. Nötig ist auch ein explizites Bekenntnis zu internationalen Verträgen", betont die österreichische Zeitung DIE PRESSE AM SONNTAG.
Der Kalte Krieg zwischen Russland und dem Westen sei unter anderen Vorzeichen zurückgekehrt, findet die Schweizer NZZ AM SONNTAG. "Wenn – wonach es derzeit aussieht – Herbert Kickl von der zumindest in Teilen rechtsextremen FPÖ Bundeskanzler wird, könnte Wien erneut zur Strategie des Pendelns zwischen der Autokratie in Moskau und den europäischen Demokratien zurückkehren. Diesmal freilich ohne große Not und mit weitaus schrilleren Tönen: 'Kriegstreiberei' nennt Kickl die Unterstützung für die von Russland bedrängte Ukraine. Es stünde, behauptet er, dem neutralen Österreich nicht zu, bei dem seit drei Jahren tobenden Angriffskrieg Stellung zu beziehen. Die Alpenrepublik liefert zwar keine Waffen nach Kiew, leistet aber humanitäre Hilfe und unterstützt die EU-Sanktionen gegen Russland. Und noch etwas ist anders als früher: Damals rang das kleine Land in einem schwierigen Umfeld ums Überleben. Mit einem Kanzler Kickl könnte Wien hingegen zu einem entscheidenden Akteur im Umgang Europas mit Putin werden", hält die Schweizer NZZ AM SONNTAG fest.
Wenige Tage vor seiner Amtseinführung hat der künftige US-Präsident Trump wieder Schlagzeilen gemacht. Dazu schreibt die norwegische Zeitung VERDENS GANG aus Oslo: "Trumps Äußerungen sind erschreckend, denn er spricht nicht nur davon, die USA wieder groß zu machen, sondern es sogar noch größer zu machen – und zwar in Bezug auf seine Fläche. So hat er neben der Übernahme des Panamakanals und der Einverleibung Kanadas als 51. US-Bundesstaat auch den Kauf von Grönland ins Spiel gebracht und will dabei nicht einmal militärische Mittel ausschließen. Es ist kaum zu fassen. Dabei ist die Welt schon durch die russische Invasion in der Ukraine gefährlicher geworden", erläutert VERDENS GANG aus Oslo.
Die Welt sei in Aufruhr, meint CUMHURIYET aus Istanbul: "Je näher der Countdown für Trumps Amtseinführung rückt, desto größer wird die Unruhe. Sind die Salven, die der 47. Präsident während seiner Aufwärmrunden abfeuert, großspurig oder nicht? Müssen wir uns wirklich fürchten und Sorgen machen? Das fragen sich alle, im Osten wie im Westen. Selbst die Russen, die bei der Wahl 2016 Trump zum Sieg verholfen haben, sind jetzt beunruhigt. Trump wurde zum zweiten Mal ohne die Hilfe der Russen gewählt. Das hat Moskau wohl nervös gemacht, vor allem wegen Aussagen wie 'Grönland gehört uns!'. Die Russen wissen genau, wie gefährlich es ist, wenn ein Land expandieren will", erläutert die türkische Zeitung CUMHURIYET.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN blickt nach Venezuela, wo Präsident Maduro am Freitag seine Vereidigung zur dritten Amtszeit mit Gewalt durchgesetzt hat: "Immer mehr Menschen fliehen aus Venezuela, was die Migrationskrise in den USA verschärft und nun einen Konflikt zwischen Maduro und dem nächsten US-Präsidenten Trump auslösen wird. Zwar könnte Trump einen Deal mit Maduro für die Abschiebung der Flüchtlinge abschließen, andererseits ist es aber auch möglich, dass Washington mit Sanktionen Druck auf Caracas ausübt. Das wird das lange Leiden der Bürger dieses südamerikanischen Landes, das eigentlich das meiste Erdöl der Welt besitzt, noch einmal verschärfen." Mit diesem Kommentar der Tokioter Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN endet die Sonntagspresseschau.