![Wahlplakate der etablierten Parteien CDU, AfD, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP hängen an einer Schnellstraße an mehreren Laternenmasten. Wahlplakate der etablierten Parteien CDU, AfD, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP hängen an einer Schnellstraße an mehreren Laternenmasten.](https://bilder.deutschlandfunk.de/27/eb/b0/d2/27ebb0d2-ceac-440e-ba58-3b2a3a16ca00/bundestagswahl-2025-106-1920x1080.jpg)
"Wenn die Fernsehduelle der Spitzenkandidaten so leidenschaftlich werden, wie der Streit darüber, wer bei ihnen mitmachen darf, dann stehen spannende Tage bei den folgenden TV-Debatten bevor. Nach dem Duell wird es erstmals auch ein 'Quadrell' geben, wenn RTL zu Scholz und Merz noch Grünen-Spitzenkandidat Habeck und AfD-Kanzlerkandidatin Weidel dazuholt. Bleibt die Frage, ob der Streit über Einladungsmodalitäten die Sache überhaupt wert ist. Denn diesmal kommen selbst phantasiebegabte Beobachter zu keinem anderen Schluss als dem, dass der nächste Kanzler wohl Friedrich Merz heißen wird. Aber wenn zur besten 'Tatort'-Zeit mal der Bundeskanzler und sein aussichtsreichster Herausforderer streiten, dann schauen auch die zu, die längst nicht alle Wahlprogramme studiert haben, und danach interessieren sie sich bestenfalls etwas mehr für Politik. Also: Möge das Duell beginnen. Und das Quadrell auch", meint die F.A.S.
Die BILD AM SONNTAG blick auf die aktuellen Umfragen: "Gut 50 Prozent der Wähler wollen für Positionen von liberal-konservativ bis weit rechts stimmen. Nur gut 30 Prozent wollen eine Politik links der Mitte – und das nach all den Demonstrationen der vergangenen Tage. Weil aber eine Koalition zwischen Union und AfD aus zwingenden Gründen ausgeschlossen ist und auch Schwarz-grün so gut wie unmöglich scheint, spricht sehr viel für eine Neuauflage von Schwarz-rot, früher einmal als Große Koalition bekannt. Aber: Eine klare Mehrheit rechts der Mitte darf nicht zu einer Politik links der Mitte führen, die weder in der Wirtschaftspolitik noch in der Migration die von CDU und CSU versprochene Wende herbeiführt! Das wäre eine grandiose Umkehr des Wählerwillens ins Gegenteil. Auf die SPD kommt hier eine staatspolitische Reifeprüfung zu: Sie müsste in einer schwarz-roten Regierung akzeptieren, dass zentrale Inhalte ihrer Politik und ihr Kanzler abgewählt worden sind. Die SPD braucht wieder mehr Helmut Schmidt und weniger Rolf Mützenich. Wenn nicht, hat die AfD gute Chancen, bei der nächsten Wahl Kanzlerpartei zu werden", mahnt die BILD AM SONNTAG.
Auch die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN beleuchtet die Koalitionsmöglichkeiten nach der Wahl: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Union eine 'Große Koalition' mit der SPD oder eine schwarz-grüne Bundesregierung bildet, ist derzeit groß. Doch egal, ob mit der SPD oder den Grünen: Sowohl innen- als auch außenpolitisch sind keine gravierenden Änderung in der deutschen Politik zu erwarten. Ein großes Fragezeichen steht zudem hinter der Führungsfähigkeit des Kanzlerkandidaten der Union, Friedrich Merz. Er hat nicht nur keine Regierungserfahrung, sondern nahm bei den Abstimmungen im Bundestag Ende Januar auch wissentlich Stimmen der AfD in Kauf. Es ist fraglich, ob er die Herausforderungen meistern wird, die Deutschland etwa durch die neue US-Regierung unter Donald Trump erwarten", erklärt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die LÜBECKER NACHRICHTEN befassen sich mit dem kleinen Parteitag der CSU gestern in Nürnberg, bei dem Parteichef Söder gemeinsam mit Merz auftrat: "Söder und Merz mussten Geschlossenheit signalisieren - in die eigenen Reihen und nach draußen an die Menschen. Söder stellte sich hinter Merz, sprach aber immer wieder von 'Leitentscheidungen', die Merz getroffen habe. So machte Merz etwa klar, dass er die Mgration begrenzen wolle und Söder sagte: 'Wir stehen da hinter ihm.' In der CDU-Führung hat man diese Formulierungen genau registriert. Söder will damit nämlich auch sagen: Wer die Entscheidung fällt, trägt die Verantwortung. Dabei versichte der CSU-Chef, der Streit von 2021 werde sich nicht wiederholen. Er sei sogar im Sauerland gewesen und habe Sauerländer Würste gegessen. Er sei zu allem bereit. Man kann Söders Ausführungen als Bekenntnis zur hundertprozentigen Unterstützung verstehen - oder als Drohung", analysieren die LÜBECKER NACHRICHTEN.
Die schwedische Zeitung DALA-DEMOKRATEN schaut auf den radikalen Kurswechsel der US-Politik unter Donald Trump: "Er betrachtet sich als uneingeschränkter Vorstandschef der 'Welt AG', unterstützt von Tech-Milliardären und umringt von Ministern wie aus einem Gruselkabinett. Er droht mit Strafzöllen, hat das Pariser Klima-Abkommen aufgekündigt, den Austritt aus WHO und WTO erklärt, wirft gierige Blicke auf den Panama-Kanal, Grönland und Kanada und lässt Gefangene frei. Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Wenn der Klimawandelleugner Trump das Pariser Abkommen aufkündigt und auf Ölbohrungen setzt, wird Erzrivale China die Führungsrolle bei nichtfossiler Technik übernehmen. Wenn Trump die WHO verlässt, bedeutet das für die Chinesen eine enorme Chance bei der internationalen Gesundheitszusammenarbeit. So lassen sich Sympathien im globalen Süden gewinnen, während die USA unter Trump auch dort zum isolierten Verlierer werden", konstatiert DALA-DEMOKRATEN aus Falun.
"Trump spielt den starken Mann – und schwächt so Amerika", betont auch die NZZ AM SONNTAG aus Zürich: "Der US-Präsident stoppt die Auslandshilfe, weil er nicht versteht, wieso man anderen Ländern helfen soll. Für ihn ist das Geldverschwendung. Dabei hat schon der ehemalige Präsident Kennedy gesagt, die Gegner der Auslandshilfe müssten verstehen, dass sie 'eine mächtige Quelle der Stärke für Amerika' sei. Die Amerikaner holten sich von Entwicklungsländern Rohstoffe, schufen mit stabilen Ländern Absatzmärkte und gewannen Konsumenten für ihre Produkte. Der Eigennutz ging einher mit dem größeren Guten. Doch das sieht Trump nicht."
Die Überlegungen Trumps, mehr als zwei Millionen Palästinenser zumindest vorübergehend aus dem Gazastreifen in andere Länder umzusiedeln, nennt die JERUSALEM POST "brillant": "Der Vorschlag ist historisch, innovativ und bietet sowohl humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen als auch strategische Vorteile für Israel. Einer der überzeugendsten Aspekte von Trumps Vorschlag ist sein Versprechen, das Leben der Menschen im Gazastreifen zu verbessern, die lange unter der brutalen Herrschaft der Hamas und den Zwängen des anhaltenden Konflikts in der Region gelitten haben. Der Erfolg hängt von sorgfältiger Planung, Zusammenarbeit und der Verpflichtung ab, auf die Bedürfnisse aller Beteiligten einzugehen. Wenn das funktioniert, verdient Trump den Friedensnobelpreis", äußert sich THE JERUSALEM POST.
THE STRAITS TIMES aus Singapur ist skeptischer und spricht von einer "Fata Morgana im Nahen Osten": "Trumps Vorschlag hat den Status quo erschüttert. Könnte er als Geschäftsmann mit einem solchen Deal eines der hartnäckigsten Probleme der Welt lösen? Fraglich. Womöglich gießt er nur mehr Öl ins Feuer."
Zuletzt noch ein Kommentar zu den Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst. Die WELT AM SONNTAG sieht die aktuellen Streiks unter anderem in Kitas, Schwimmbädern und bei der Müllabfuhr kritisch: "Noch handelt es sich nur um eintägige Warnstreiks, aber eine Eskalation droht. Denn trotz Wirtschaftskrise und Haushaltslöchern bei Bund und Kommunen verlangen die Arbeitnehmervertreter acht Prozent mehr Lohn und für untere Einkommensgruppen mindestens ein Plus von 350 Euro im Monat. Überdies will Verdi drei zusätzliche freie Tage und noch einen weiteren Urlaubstag für alle Gewerkschaftsmitglieder durchsetzen. Beim Bürger dürfte die verlangte Arbeitszeitverkürzung mehr noch als die üppige Lohnforderung auf Unmut stoßen. Wenn Erzieher und Busfahrer fehlen, sind neue Freizeitansprüche kontraproduktiv. Und dass auf den Ämtern und in den Ministerien die Arbeitsbelastung unzumutbar hoch ist, glaubt man in der Bevölkerung ohnehin nicht. Vielmehr haben die Deutschen das Gefühl, für ihre horrenden Steuern keine adäquate Gegenleistung zu bekommen."