
Dazu heißt es in den LÜBECKER NACHRICHTEN: "Raus aus den Federn, wählen gehen! Heute ist der Festtag der Demokratie. Nach (fast) vier Jahren dürfen wir den Politikern ein Zeugnis für ihre Arbeit in der vergangenen Wahlperiode ausstellen und entscheiden, wer in der kommenden Zeit wie viel Macht und Einfluss bekommt. Generationen haben für dieses Bürgerrecht gekämpft. Millionen Menschen anderswo auf der Welt würden ihr letztes Hemd dafür geben, in einem demokratischen Land zu leben. Wer dieses Recht wegwirft, hat nichts verstanden", betonen die LÜBECKER NACHRICHTEN.
"Der Ausgang der deutschen Wahlen ist für den gesamten Kontinent spielentscheidend", bemerkt die österreichische Zeitung DIE PRESSE AM SONNTAG: "Denn wenn Deutschland in die Gänge kommt, dann kann auch in Europa wieder positive Dynamik entstehen. Wenn es aber weiterhin lahmt, dann humpelt die gesamte EU vor sich hin. Weder die Bundesrepublik noch Europa können sich eine Fortsetzung mutloser Stagnation leisten. Die Ära Merkel summierte sich in vielerlei Hinsicht zu verlorenen 16 Jahren. Die langjährige CDU-Bundeskanzlerin hat nicht nur einen Investitionsrückstau und bröckelnde Infrastruktur hinterlassen, sondern vor allem einen gewaltigen außen-, energie- und migrationspolitischen Scherbenhaufen. Ihr sozialdemokratischer Nachfolger Olaf Scholz ist wahrscheinlich der schwächste deutsche Bundeskanzler seit 1949. Aus den Wahlen heute wird aller Voraussicht nach der Unions-Spitzenkandidat, Friedrich Merz, als Sieger hervorgehen. Für die EU wären das gute Nachrichten: An der proeuropäischen Ausrichtung des Transatlantikers besteht kein Zweifel", analysiert DIE PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
Der TAGESSPIEGEL aus Berlin führt aus: "Die Bundeswahlleiterin hat wirklich allen Anlass zum Dank. 675.000 Wahlhelfende machen die Stimmabgabe erst möglich. Sie sind die Hüter des Privilegs, sichern am 23. Februar den ordnungsgemäßen Ablauf. Das ist praktizierte Demokratie.Es gibt 90.000 Urnen- und Briefwahlbezirke. In jedem Wahllokal und für jeden Briefwahlbezirk gibt es einen Wahlvorstand: Vorsteher, Stellvertretung, drei bis sieben Beisitzer. Manche Großstädte benötigen bis zu 10.000 Helfer. Sage niemand, dass es dafür keinen Lohn geben muss, materiellen wie immateriellen. Der eine ist vergleichsweise klein – das 'Erfrischungsgeld' pro Beisitzer beträgt im Höchstfall 100 Euro –, das andere kann gar nicht groß genug ausfallen: das Lob. Nach der Wahl sollte sich der Gesetzgeber, das Parlament, in der Pflicht sehen. Die Volksvertreter könnten sich ja vornehmen, das Ehrenamt noch weiter zu fördern", schlägt der TAGESSPIEGEL vor.
Die WELT AM SONNTAG blickt voraus: "Nach der Bundestagswahl beginnt die Verteilung der Posten. Die künftigen Koalitionäre wären gut beraten, dieses Mal auf Geschlechterquoten und Proporzdenken zu verzichten. Die Lage ist zu ernst. Vor allem dem Bundeswirtschaftsministerium dürfte eine Kulturrevolution bevorstehen. Und das ist auch bitter nötig. Angesichts der längsten Wachstumsschwäche seit Bestehen der Bundesrepublik kommt diesem Haus in der nächsten Regierung eine Schlüsselfunktion zun", unterstreicht die WELT AM SONNTAG.
Jetzt ein Blick nach Nahost, wo die Hamas diese Woche weitere israelische Geiseln übergeben hat. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG lesen wir dazu: "Mit voller Härte musste Israel in dieser Woche erfahren, wie schnell sich Freude in Trauer verwandeln kann. Jubelnd, tanzend und singend hatten sich seit dem Zustandekommen des Gazaabkommens immer wieder Tausende Israelis in Tel Aviv und anderen Städten versammelt, um die lang ersehnte Rückkehr von der Hamas entführter Geiseln zu feiern. Am Donnerstag setzte die Hamas dem vorerst ein bitteres Ende. Mehr als 500 Tage nach ihrem brutalen Terrorüberfall vom 7. Oktober 2023 übergab sie vier schwarze Särge an Israel. Darin die sterblichen Überreste einer bislang nicht identifizierten Frau, zweier Kleinkinder und eines 84 Jahre alten Mannes. Neun Monate und vier Jahre alt waren die beiden getöteten Jungen Kfir und Ariel Bibas, als die Terroristen sie verschleppten. Mehr als 16 Monate später mussten ihre Angehörigen nun mitansehen, wie die Hamas die Übergabe der Leichname martialisch inszenierte, unterlegt mit lauter Musik und triumphierenden Parolen vermummter Kämpfer. Die Bilder werden in Israel noch lange nachhallen. Sie sind eine schmerzliche Erinnerung daran, wohin blinder Hass führen kann", kommentiert die FAS.
Die israelische Zeitung HAARETZ merkt an: "Das Trauma des 7. Oktober holt uns immer wieder ein, zuletzt am Donnerstag mit der Rückführung der Leichen von Schira Bibas, ihrer beiden Kinder und Oded Lifschitz. Aber das sollte uns nicht von der Tatsache ablenken, dass trotz des hohen Preises, den Israel in den Kriegen im Gazastreifen, im Libanon sowie mit dem Iran gezahlt hat, die Kämpfe die strategische Landkarte des Nahen Ostens neu gezeichnet haben - sehr zu Israels Gunsten", findet HAARETZ aus Tel Aviv.
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG widmet sich der Außenpolitik von US-Präsident Trump: "Von seinen Anhängern wird Trump als König bezeichnet und mit Krone und Hermelinmantel abgebildet. Aber er ist ein falscher König, der seine Rolle als Anführer der freien Welt aufgegeben und die amerikanische Außenpolitik in Rekordzeit auf den Kopf gestellt hat. Seit Jahrzehnten war die Kluft zwischen Europa und den USA nicht mehr so groß. Trump war schon in seiner ersten Amtszeit fasziniert von Russlands Präsident Putin. Wenn er ihn jetzt als Partner wählt, wird das westliche Verteidigungsbündnis in seinen Grundfesten erschüttert. Wenn Europa wirklich allein zu Hause ist, müssen wir rasch handeln und eine starke und glaubwürdige militärische Verteidigung aufbauen", mahnt VERDENS GANG aus Oslo.
"Trump, hat gesagt, er werde Frieden in Gaza schaffen und den Krieg in der Ukraine beenden", erläutert die türkische Zeitung AKŞAM: "Aber ist es wirklich so? Warum verhandelt Trump mit Russland über ein sogenanntes Ende des Krieges und ignoriert dabei Präsident Selenskyj und die Ukraine? Es ist fast so, als würde er Russland ermutigen, sich die Ukraine einzuverleiben. Die wird damit zu einem ernsthaften Sicherheitsproblem für Europa. Wenn die Russen schon in die Ukraine einmarschiert sind, werden sie jetzt einfach aufhören? Welche Länder werden die nächsten sein? Wir wissen nicht, ob es in naher Zukunft zu einem russisch-europäischen Konflikt kommen wird - aber das Risiko ist heute größer denn je", fürchtet AKŞAM aus Istanbul.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG am Sonntag aus der Schweiz notiert: "Man kann nur den Kopf schütteln über die Wende, die der Ukrainekrieg nimmt: Der amerikanische Präsident Trump presst der Ukraine einen Vertrag zur Abtretung von Schürfrechten ab, sozusagen als Reparationen für einen Krieg, den Russland begonnen hat und der auf die Vernichtung der Ukraine zielt; und gleichsam als Vorspiel zu einem Diktatfrieden, in den Trump den ukrainischen Staatspräsidenten Selenskyj drängen will. Nichts daran ist richtig und gerecht. Aber das ist völlig unerheblich für die USA von Trump. 'Moralistischen Müll' hat sein Vizepräsident Vance Einwände gegen das rücksichtslose machtpolitische Auftreten genannt. Von einem Verbündeten sind die USA für Europa in kürzester Zeit zu einem unfreundlichen Akteur geworden. Trump will als Friedenspräsident in den Geschichtsbüchern stehen. Was Trump nicht wahrhaben will: Sein Frieden zu russischen Konditionen, den er der Ukraine auferlegen möchte, wird nicht lange halten. Russlands Führer Putin wird Kräfte sammeln und dann zum finalen Schlag ausholen. Diktatoren lassen sich nicht 'saturieren'. Das weiss man seit 1939." Und mit dieser Einschätzung der NZZ am Sonntag endet die Presseschau.