
Die KLEINE ZEITUNG KÄRNTEN aus Österreich schreibt zu den von US-Präsident Trump verkündeten Zöllen: "Der von Donald Trump gewohnt forsch proklamierte 'Liberation Day' wird dereinst in den Geschichtsbücher wohl als ein Tag großer Torheit abgehandelt werden. Und das keineswegs nur aus handelspolitischer Sicht. Denn mit dem Hochziehen von nachgerade prohibitiven Zollmauern kapselt sich die Supermacht auch gesellschaftlich, kulturell und nicht zuletzt militärisch von Freund und Feind ab. Die USA, so scheint es, können sich das leisten. Noch gibt sich Trumps Gefolge dieser Illussion hin, denn der Flurschaden ist in Pulverdampf gehüllt. Doch eines Tages wird man den Schaden vermessen. Dann wird sich zeigen, dass der weltweite Wohlstandsverlust als Bumerang zum Urheber zurückkehrt. Bei Trump hilft aber womöglich nur die paradoxe Intervention: Irgendwer muss ihm sagen, dass er mit seinem protektionistischen Gefuchtel den klimapolitischen Traum der Grünen von weniger Konsum, weniger Handel, weniger Luft- und Meeresverschmutzung erfüllt. Dann reißt er vielleicht in Panik die Mauern nieder. Gerne per Dekret!", hofft die in Graz herausgebene KLEINE ZEITUNG KÄRNTEN.
Trump sei für China ein Geschenk des Himmels, findet die Wiener Zeitung DIE PRESSE: "China füllt das Vakuum, das die USA hinterlassen, mit Vergnügen aus. Ausgerechnet der kommunistische Herrscher in Peking kann sich nun wie schon in Trumps erster Amtszeit als Hüter des freien Welthandels und des Multilateralismus aufspielen. Mit seinen exorbitanten Zöllen treibt Trump Verbündete wie Südkorea, Japan oder auch Europa geradezu in die Arme Chinas. Um die Exportausfälle in Richtung USA zu kompensieren, wird der Rest der Welt versuchen, den Handel untereinander zu intensivieren. Und einer der mächtigsten Pole wird dabei – neben Indien und hoffentlich auch Europa – die Volksrepublik sein. Selbst wenn die US-Regierung noch Deals anstrebt, gerade auch mit China: Die Verunsicherung wird bleiben. Mit seinen kontraproduktiven Zöllen stärkt Trump die Zusammenarbeit unter den Konkurrenten der USA. Er läutet das chinesische Zeitalter ein. Geistesabwesend", warnt die österreichische Zeitung DIE PRESSE.
In den USA nehmen die Proteste gegen die von US-Präsident Trump und seinem Sonderberater Musk betriebenen Kürzungen zu. In einem Gastkommentar der NEW YORK TIMES heißt es: "Seit Trump wieder Präsident ist, wurden Dutzende von klinischen Medikamentenstudien gestoppt, Krebsforschungsprogramme wurden geschlossen, kommerzielle Fischer, die gerade dabei waren, ihre Boote zu modernisieren, haben Tausende von Dollar verloren. Veteranen haben psychologische Berater verloren, Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen wurden angewiesen, mit weniger Schulhelfern zu rechnen. Die Website der Sozialversicherung stürzte innerhalb von 10 Tagen viermal ab. Wenn dieses von Trump und Musk betriebene Chaos nicht endet, werden die Bundesbediensteten und ihre Botschaft nur noch mehr Resonanz finden. Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Wissenschaftler, Parkwächter, Veteranenbetreuer, Briefträger, Fluglotsen und viele andere, die ihre Stimme erheben, versuchen nicht nur, ihre Arbeitsplätze zu retten – sie versuchen, Programme und Investitionen zu retten, die den normalen Amerikanern unersetzliche Dienstleistungen brachten. Indem sie die Bundesbediensteten ins Visier nehmen, radikalisieren Trump und Musk genau die Leute, die am besten erklären können, wie die Regierung so viel Gutes für so viele tut", ist in der NEW YORK TIMES zu lesen.
Die Europäer stünden nun vor einer doppelten Herausforderung, heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG. "Zum einen haben die USA einen Handelskrieg sondergleichen gegen sie angezettelt, zum anderen werden sie ihre Truppen aus Europa eher früher als später abziehen. Darauf stimmte Verteidigungsminister Hegseth seine Kollegen schon Mitte Februar ein. Inzwischen erteilte er dem Pentagon die Weisung, die gesamte Streitkräfteplanung auf einen großen Krieg mit China auszurichten. Darin stellte er klar, dass Europa im Fall eines russischen Angriffs nicht mehr mit US-Verstärkung rechnen könne. Man braucht also nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie die laufende Überprüfung der weltweiten US-Truppenpräsenz ausgehen wird. Was dann noch bliebe von Artikel 5 des Nordatlantikvertrags, ist die nukleare Abschreckung, insbesondere durch amerikanische Atombomben in Europa. Niemand sollte dies leichtfertig infrage stellen, es ist auf absehbare Zeit die ultimative Lebensversicherung gegenüber einem existenzbedrohenden russischen Angriff. Bisher halten die USA an ihrem nuklearen Schutzschirm fest. Können sich die Partner aber wirklich noch darauf verlassen?", fragt sich die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
Die WELT AM SONNTAG äußert sich besorgt darüber, dass immer mehr Deutsche eine Annäherung an Putins Russland befürworten und erinnert an den Vertrag von Rapallo im Jahr 1922. Dieser beinhaltete die gegenseitige Anerkennung des Deutschen Reichs und Russlands: "Führende Köpfe der deutschen Schwerindustrie, des Militärs, des Auswärtiges Amts und der Rechtsradikalen kooperierten sofort nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg mit den Bolschewiki im Osten. Die Feindschaft gegen den liberalen Westen verband beide Seiten so stark, dass sie über andere Differenzen - Sozialismus gegen Kapitalismus - nonchalant hinwegsehen konnten. So wie viele Deutsche über die Differenz zwischen Rechtssstaat und Diktatur hinwegsehen. Und Russland dafür bewundern, dass dort nicht palavert wird, sondern angeblich Ordnung herrscht. Die Verklärungen des Ostens setzen, oft unausgesprochen, eine eisern gültige Beziehung voraus: das Herr-Knecht-Verhältnis. Zar und Kulake, Putin und der namenlose Soldat. Die Kehrseite des darin möglichen 'Heimgefühls' ist die Entmündigung. Von Hitler haben sich die Deutschen abgewendet. Vom Hang zu Führergestalten vielleicht noch nicht", meint die WELT AM SONNTAG.
Der britische INDEPENDENT konstatiert: "Die Welt hat sich verändert. Dies zeigt nicht zuletzt die Annäherung von US-Präsident Trump an den russischen Präsidenten Putin. Bisher dachten wir, dass allein durch die Stationierung von Atomwaffen Europa kein konventioneller Krieg drohen könnte. Aber die Annexion der Krim im Jahr 2014 und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sollten unsere Augen geöffnet haben. Großbritannien sollte so gut es geht, die besonderen Beziehungen mit den USA aufrechterhalten. Aber wir müssen auch anerkennen, dass die von den USA garantierte Sicherheit für Europa ein Auslaufmodell ist. Trump wird nicht für immer Präsident bleiben. Seine Nachfolger haben möglicherweise eine andere Haltung. Aber auf die Annahme, dass die USA immer hinter uns stehen werden, kann man sich in Zukunft nicht mehr verlassen", unterstreicht der Londoner INDEPENDENT.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT warnt vor einem neuen Weltkrieg: "Sowohl Russland als auch die EU-Staaten, die Mitglieder der NATO sind, bereiten sich parallel auf einen Krieg vor. Die Möglichkeit eines solch verheerenden Krieges ist heute größer denn je. Die ersten Anzeichen eines globalen Chaos sind weltweit deutlich sichtbar. Insbesondere der Krieg gegen die Ukraine könnte einen neuen Weltkrieg auslösen. Das Versprechen von US-Präsident Trump, den Krieg in der Ukraine zu beenden, wird nicht eingehalten. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass auch die NATO begonnen hat, sich auf einen Krieg mit Russland vorzubereiten. Russland sendet gefährliche Botschaften an die EU, dass ein Krieg in naher Zukunft unvermeidlich sei. Das bedeutet, dass das nächste Jahrzehnt für die ganze Welt schicksalhaft werden könnte", betont MÜSAVAT aus Baku.