Der SÜDKURIER aus Konstanz führt aus: "Was die Studie im Erzbistum Freiburg in mühseliger Kleinarbeit zutage gefördert hat, öffnet den Blick in einen Abgrund. Über das Ausmaß und die Zahl der Fälle macht sich vermutlich niemand mehr Illusionen. Erschreckend ist aber, wie berechnend und mitleidslos die kirchliche Führungsspitze vorging, wenn es darum ging, die Täter zu schützen und die Opfer mundtot zu machen. Selbst die Staatsanwaltschaft wurde angelogen, um Verbrechen an Kindern und Jugendlichen zu vertuschen. Das Ordinariat kann den ungeheuren Vertrauensverlust nur begrenzen, wenn es nichts, aber auch gar nichts mehr unter den Teppich kehrt. Zu Recht erwarten die Betroffenen Klartext. Jahrzehntelang rannten sie gegen eine Mauer des Schweigens. Sie bricht jetzt zusammen. Ermutigend stimmt, dass der amtierende Erzbischof dies verstanden hat und die richtigen Konsequenzen zieht", unterstreicht der SÜDKURIER.
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm bemerkt: "Ein harsches Urteil war erwartet worden. Dass die Freiburger Missbrauchsstudie dem früheren Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, jedoch eine fortwährende Ignoranz des Kirchenrechts bescheinigen würde, entsetzt dann doch. Der 2006 unter Papst Benedikt XVI. erlassenen Anzeigenpflicht für Priester, die sich an Kindern und Jugendlichen vergangen hatten, kam Zollitsch nie nach. Das war kein Vertun. Das war Methode, die er und sein Vorgänger Oskar Saier jahrzehntelang eingeübt hatten. Für sie galt: Die Priester und deren Reputation sind zu schützen. Diese Maxime wirkte selbst, als einzelne Kleriker wegen erwiesener Missbrauchsverbrechen von weltlichen Gerichten verurteilt worden waren", hebt die SÜDWEST PRESSE hervor.
Auch der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER spricht von gezielter Vertuschung: "Übergriffige Priester werden ohne Auflagen versetzt – oder falls es Auflagen gibt, werden diese nicht kontrolliert. So werden Missbrauchstätern neue arglose Opfer zugeführt. Deren Leid bedeutet nichts. Der Ruf der Kirche dagegen alles. Weitere juristische Schritte liegen nun in der Hand des Papstes. Selbst auf die Annahme des Rücktrittsgesuchs des umstrittenen Kardinals Woelki, der sich ebenfalls der Vertuschung von Missbrauch schuldig gemacht hat, wartet man vergebens aus Rom. So bleiben die Täter meist straflos und die Geschädigten oft ungehört. Solange sich der Altherrenbund der Kirche mit seiner verklemmten Sexualmoral und seinem Zölibat Reformen verweigert, werden weiterhin die Mitglieder davonlaufen", prognostiziert der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Nach Einschätzung der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG aus Ravensburg werde mit dem Gutachten deutlich, dass "die Aufarbeitung des Skandals immer noch keinen professionellen Ansprüchen genügt. Die Bischöfe hatten Jahrzehnte Zeit und müssen sich eingestehen: Wir schaffen es nicht. Wir sind befangen. Wir sind Theologen, keine Juristen."
Die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN aus Karlsruhe verlangen: "Wenn der Abschlussbericht mit einer neuen Kultur einhergehen soll, müssen nun auch konkrete Maßnahmen sicherstellen, dass Missbrauch künftig so gut wie ausgeschlossen werden kann. Sicher, die katholische Kirche hat schon vieles auf den Weg gebracht. Aber 13 Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchs muss man bezweifeln, ob es eine gute Idee war, die Kirche die Mammutaufgabe selbst anpacken zu lassen. Wie der Bericht offenlegt, hat sich in der Vergangenheit in der Kirche eine Art Staat im Staate entwickelt, in dem Unrecht begangen wurde, und zwar begünstigt durch Hierarchiegläubigkeit, Männerbündigkeit und fehlende Machtkontrolle. Es sind eben doch die Strukturen, und die Politik schaute zu." So weit die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN.
Themenwechsel. Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle bewertet die Gespräche von Vertretern der sieben führenden Industriestaaten in Japan: "Das G7-Außenministertreffen hat eine klare Botschaft an Peking gerichtet: Die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada und Japan mahnen in auffallend selbstbewusstem Ton, China solle 'auf Drohungen, Zwang, Einschüchterung oder die Anwendung von Gewalt verzichten'. Und: Wer Waffen an Putin liefere, werde 'einen schwerwiegenden Preis' bezahlen. Fauchend spricht Peking von Verleumdungen. Tatsächlich aber dürften die klaren Worte der G7 wohltuende weltpolitische Wirkungen entfalten. Die übermütig gewordene Führung in Peking hat Macht und Möglichkeiten der G7 völlig unterschätzt", meint die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG.
Auch die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG zieht eine positive Bilanz: "Die G7-Runde in Karuizawa, inhaltlich und stilistisch angeführt von dem Amerikaner Antony Blinken und der Deutschen Annalena Baerbock, hat den Rücken gerade gemacht. Das kann sie auch. Wirtschaftlich bringen die sieben Staaten kombiniert weit mehr auf die Waage als China. Politisch sind sie, was zu beweisen war, koordinierungsfähig. Sich ernsthaft anzulegen mit dieser mächtigsten Staatengruppe der Welt, das ahnen auch nachdenklichere Kreise in Peking, kann angesichts vielfältiger wechselseitiger Abhängigkeiten für die Handelsnation China böse nach hinten losgehen", vermerkt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG gibt mit Bezug auf den Ukaine-Krieg zu bedenken: "Wie weit die Geschlossenheit reicht, wird sich spätestens bei der vom französischen Staatspräsidenten angeregten Friedensinitiative zeigen. Emmanuel Macron möchte China ins Boot holen, was im Prinzip keine schlechte Idee ist, was aber angesichts der sehr offenen Sympathie Pekings für den Aggressor kaum Erfolg verspricht. Wie schon im Fall Taiwans erweckt Macron den Eindruck eines außenpolitischen Aktionismus angesichts schwerer innenpolitischer Probleme. Das verspricht Spannung, auch unter den G7", erwartet die F.A.Z.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt fest: "Die G-7-Staaten und China haben sich auf eine Reise mit ungewissem Ausgang begeben. Momentan gelten die Regeln der Eskalation – noch mit diplomatischen Mitteln. Aber selbst hier fehlt das Szenario für die Gegenbewegung, fehlen die Ideen für eine Deeskalation. Chinas größtes Problem als geopolitischer Akteur ist, dass es seine Kräfte gerade erst entfaltet und entweder den Umgang damit nicht beherrscht – oder nun in bewusster Entscheidung die Abkürzung hin zu einer Parallel-Ordnung nehmen will. Die G-7-Staaten haben sich auf eine Strategie derklaren Aussprache geeinigt. Offenbar sind sie der Meinung, dass die Benennung der Regelverletzungen zu Einsicht und Gesprächsbereitschaft führt. Der große ideologische Konflikt aber, der allen Scharmützeln zugrunde liegt – er lässt sich so nicht befrieden", ist sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sicher.
Die FRANKENPOST aus Hof geht ein auf die Bildungsstudie Chancenmonitor des Ifo-Instituts: "Wer die Zahlen liest, wähnt sich nicht in der Bundesrepublik des Jahres 2023, sondern im Nachkriegsdeutschland: Es ist ein Skandal, dass immer noch der familiäre Hintergrund und die materielle Ausstattung über die Bildung der Kinder entscheiden - und nicht Können, Talent, Einsatzbereitschaft und Leistungswille. Jedes Mädchen und jeder Junge hat das Recht auf die bestmögliche Bildung!", moniert die FRANKENPOST.
Ähnlich äußert sich die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört: "Dass in Deutschland mehr als in den meisten vergleichbaren Staaten der Bildungserfolg primär vom Elternhaus und nicht vom Können und Talent der Kinder abhängt, ist für die Bildungspolitik hierzulande nicht schmeichelhaft, besser gesagt, ein katastrophales Armutszeugnis. Deutschland braucht bei der Bildung einen nationalen Kraftakt, wie bei der Bundeswehr und der Energieversorgung. Es kann auf kein Talent verzichten", betont die PASSAUER NEUE PRESSE.