Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus kommentiert: "Zwar ist der immense Vorsprung, den Donald Trump gegenüber Nikki Haley in den Umfragen genoss, geschrumpft, folglich siegte der ehemalige Präsident etwas knapper als erwartet. Gleichwohl war es für die frühere Gouverneurin von South Carolina unverzichtbar, dass sie zumindest ihren Heimatstaat gewinnt, wenn sie eine ernsthafte Chance haben will, Trump den Spitzenrang streitig zu machen. Folglich wird nun innerhalb der Partei der Druck auf Haley zunehmen, das Handtuch zu werfen und Trump ihre Unterstützung zuzusagen", erklärt die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG geht auf Schwächen des Ex-Präsidenten ein: "Die Art und Weise, wie Trump in geradezu pseudoreligiöser Rage die Apokalypse für die USA für den Fall heraufbeschwört, dass er nicht ins Weiße Haus einzieht und dem etablierten System den Stecker zieht, wird vielen gemäßigten Konservativen immer suspekter. Sie könnten bei der Präsidentschaftswahl tatsächlich versucht sein, auf ein Votum zu verzichten oder ihre Stimme gar den Demokraten zu geben. Solange Trump damit kokettiert, den demokratischen Rechtsstaat zu schleifen, macht ihn das auch bei der eigenen Klientel angreifbar. Darauf lenkt Haleys Stehvermögen den Blick", bemerkt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER stellt ebenfalls Mutmaßungen darüber an, warum Haley weiterhin in dem, so wörtlich, "aussichtslosen Rennen" gegen Trump bleibt: "Will sie sich als letzte Alternative bereithalten, falls der Ex-Präsident aus irgendwelchen Gründen ausfällt? Läuft sie sich schon für eine Kandidatur im Jahr 2028 warm? Oder erwägt sie am Ende, als parteiunabhängige Bewerberin sowohl gegen Trump wie gegen Amtsinhaber Joe Biden anzutreten? Jedenfalls provoziert sie Trump und leert seine Wahlkampfkasse. Beides hilft den Demokraten – und Bidens Partei kann jede Unterstützung gebrauchen", analysiert der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
"Zum Glück macht sie weiter", meint die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Haley beweist der Partei mit jeder Vorwahl, dass mindestens ein Drittel der republikanischen Basis Trump und seine autoritären Fantasien nicht unterstützt, dass eine ansehnliche Zahl von Geldgebern bereit ist, ihn zu stoppen. Haley führt Trump damit vor Augen, dass er die politische Mitte nicht aus den Augen verlieren darf. Die Politikerin ist selbst eine ultrarechte Republikanerin: Sie unterstützt ein Verbot von Abtreibungen, eine knallharte Grenzpolitik, ist gegen den Klimaschutz. Aber sie respektiert demokratische Wahlen und den Rechtsstaat. In den USA von 2024 reicht das, um als gemäßigt zu gelten. Immerhin zeigt sie Trump, dass er nicht wie ein König schalten und walten kann, wenn er im Herbst die Präsidentenwahl gewinnen will", unterstreicht die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Themenwechsel. Die Co-Vorsitzende der Grünen, Lang, ist bei einer Veranstaltung in Magdeburg am Samstagabend von protestierenden Landwirten an der Abfahrt gehindert worden. Einzelne Bauern hatten Feuer auf der Straße entzündet. Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg notiert: "Es drängt sich der Eindruck auf, dass ein kleiner Teil der demonstrierenden Bauern es von vornherein auf Eskalation angelegt hatte. Wut nach Drehbuch sozusagen. Schließlich war es kaum zu erwarten, dass die Grünen-Parteivorsitzende den Demonstranten irgendwelche konkreten Zusagen machen würde. Umso irritierender ist es, dass nicht ein einziger landwirtschaftlicher Interessenverband kritische Worte zu brennenden Reifen und Traktor-Blockaden findet. In berufsständischer Solidarität wird dagegen auf die Fehler der Politik verwiesen, die den Unmut und mithin die Krawalle erst auslösen. So kann man ein hehres und nachvollziehbares Anliegen auch diskreditieren", moniert die VOLKSSTIMME.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG spricht von einer "neuen abstoßenden Form der Protestkultur" und führt aus: "Wut-Bauern errichten Barrikaden aus brennenden Reifen und versuchen mit Drohgesten, Parteiveranstaltungen zu sprengen. Der Rechtsstaat darf solche Usurpationen der Demonstrationsfreiheit nicht durchgehen lassen."
Die STUTTGARTER ZEITUNG sieht es ähnlich: "Einschüchtern, Angstmachen, Nötigen und Drohen - das sind die Methoden radikaler Extremisten. Sie passen nicht in eine plurale Gesellschaft. Der Rechtsstaat muss dieser Minderheit radikaler Störer entschieden entgegentreten. Vor allem muss man ihnen jeden Anschein nehmen, es gäbe eine Rechtfertigung für ihre Aktionen. Unverfroren zugespitzte Formulierungen von Bauernfunktionären bleiben genau so wenig ohne Folgen wie Aussagen von Unionspolitikern, die die Grünen zu politischen Hauptgegnern stilisieren", hebt die STUTTGARTER ZEITUNG hervor.
Der TAGESSPIEGEL aus Berlin stellt die Reaktion von CDU-Chef Merz auf die Proteste gegen die Grünen-Vorsitzende Lang heraus: "Er drohte den Bauern mit dem Entzug der Unterstützung der CDU bei ihren Anliegen. Das rückt ihn kein Stück näher an die Grünen, das nimmt ihm keine Glaubwürdigkeit als aufrechter Konservativer. Es ist schlicht anständig – und sollte unter Demokraten wieder selbstverständlich werden. Am Verfall der politischen Sitten werden sonst alle demokratischen Parteien zergehen, eine nach der anderen." Soweit der TAGESSPIEGEL.
Damit zum nächsten Thema. Während der Abschlussgala der Berlinale haben Preisträger das Vorgehen Israels im Gazastreifen kritisiert. Die MÄRKISCHE ODER-ZEITUNG aus Frankfurt (Oder) beschreibt: "Den Teilnehmern der Gala ist die Welt kräftig um die Ohren geflogen und zwar keineswegs freundschaftlich. Deutschland solle endlich aufhören, Waffen an Israel zu liefern, rief der palästinensische Filmemacher Basel Adra den versammelten deutschen Politikern und Politikerinnen entgegen. Viele andere forderten ein Ende der Kämpfe in Gaza. Manche hatten die Berlinale wegen Deutschlands israelunterstützender Politik gleich ganz boykottiert. Der Berlinale ist ihr Ruf als 'politisches Festival', der bei jeder Gelegenheit beschworen wird, in diesem Jahr zum Problem geworden. Sie hat, ähnlich wie bei der Documenta 2022, einen Eindruck davon bekommen, dass in der globalen Kulturwelt längst andere Wertmaßstäbe gelten. Höchste Zeit, dass sich ein deutsches Festival dazu positioniert", findet die MÄRKISCHE ODER-ZEITUNG.
"Wie im falschen Film" fühlte sich die Kommentatorin der WELT. "Es war zum Gruseln, wie bei der Preisverleihung des Filmfestivals ein realitätsblindes Milieu in aparter Selbstbesoffenheit die große Bühne für seinen Antisemitismus suchte. Die Kunst ist frei, Künstler sind es auch und manche sind Antisemiten. Dass dafür allerdings auch noch Steuergeld in Millionenhöhe ausgegeben wird, ist nicht zu verantworten."
In der TAZ heißt es hingegen lobend, das Festival habe die Zeichen der Zeit erkannt und genutzt. "Nicht nur, weil es in seiner Abschlussgala noch einmal deutlich und doch dezent Stellung bezogen hat. Sondern auch, weil das Festival die repolitisierte Kunst im Wesentlichen selbst hat sprechen lassen. Nun wird kein öffentlich getragenes Palästinensertuch und kein angeklebtes Statement pro Waffenstillstand den verzwickten Konflikt in Nahost lösen. In der Hinsicht überschätzen sich die Vertreter der Kultur genauso wie lokal agierende Schreiaktivisten. Aber ein Film wie 'No Other Land', der von der Vertreibung von Palästinensern aus ihren Dörfern im Westjordanland handelt und zurecht als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde, stellt einen wichtigen Beitrag zur internationalen Diskussion dar."