Die HEILBRONNER STIMME moniert: "Bei allem Verständnis für das Hauptziel der Aktivisten, dem raschen Ausstieg aus den fossilen Energien, sind solche Aktionen schlichtweg kontraproduktiv. Eingriffe in den Luftverkehr sind extrem gefährlich, weshalb das Strafrecht hier Freiheitsstrafen von mindestens sechs Monaten vorsieht. Angesichts der zahlreichen Aktionen auf Flughäfen ist es pures Glück, dass dabei noch nichts Schlimmeres passiert ist. Doch das Risiko, das die Aktivisten bewusst eingehen, ist durch nichts zu rechtfertigen. Deshalb sollte der Gesetzgeber solche Aktionen mit aller Härte bestrafen, die das Gesetz hergibt", verlangt die HEILBRONNER STIMME.
Ähnlich sieht es die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Die öffentliche Hand hält an allen bedeutenden Flughäfen Deutschlands erhebliche Anteile, Politiker sitzen in den Aufsichtsgremien. Das ist gut so: Die Rolle der Flughäfen für die Mobilität der Bürger ist so zentral, dass sich der Staat seiner Verantwortung nicht entledigen darf. Dieser Verantwortung müssen die Politiker gerecht werden. Sie haben die Pflicht, in den Aufsichtsgremien dafür zu sorgen, dass die Flughafenbetreiber alles rechtlich Zulässige unternehmen, um die Blockierer der Letzten Generation zu stoppen. Dafür gibt es verschiedene Ansatzpunkte: Für den Schutz des Flughafengeländes müssen die Betreiber mehr Geld ausgeben als in der Vergangenheit. Gleichzeitig sind die Rechtsabteilungen anzuhalten, Strafanzeigen und Schadenersatzklagen möglichst schnell voranzubringen", betont die F.A.Z..
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG wundert sich, dass die Aktivisten so leicht auf die Rollfelder vordringen konnten: "Die Einrichtungen der kritischen Infrastruktur scheinen überfordert zu sein – mit ihrer eigenen Sicherheit. Wenn Aktivisten durch ein einfaches Loch im Zaun auf Flughafengelände gelangen können, dann können das Saboteure oder Terroristen erst recht. In Zeiten wie diesen darf Deutschland nicht so sorglos agieren", unterstreicht die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder).
"'Klima-Chaoten', 'Klimaradikale', 'Terroristen' – die Vorwürfe, die sich die Aktivisten anhören müssen, sind heftig", findet die TAGESZEITUNG – TAZ: "Aber auch der Staat greift durch: Die Polizei durchsucht ihre Wohnungen, Gerichte sperren sie für Monate ins Gefängnis, die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Dabei ist der Protest der Aktivisten friedlich, legitim und notwendig: Im vollen Namen nennt sich die Organisation 'Letzte Generation vor den Kipppunkten' – das sind Systeme im Weltklima, die, einmal umgekippt, das Antlitz der Erde verheeren werden. Um nicht in solch eine Katastrophe zu laufen, müssen wir unser Leben ändern. Allerdings ist die Gesellschaft nicht bereit für diese Veränderungen: Für unser kleines heutiges Glück soll bitte schön alles so bleiben, wie es ist. Die Letzte Generation stört dieses Idyll – und deshalb wird ihr Protest von der Mehrheitsgesellschaft kriminalisiert", ist die TAZ überzeugt.
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf kommentiert den dritten Jahrestag der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan: "Nach dem Abzug internationaler Truppen konnten sie nach kürzester Zeit Provinz für Provinz einnehmen. Während ausländische Staatsbürger per Luftbrücke in Sicherheit gebracht wurden, blieben die meisten afghanischen Ortskräfte zurück. Inzwischen sind die Taliban seit drei Jahren an der Macht. Gerade Afghaninnen haben unter den Steinzeitislamisten keine Zukunft: Mindestens 1,4 Millionen Mädchen sind vom Schulverbot ab der siebten Klasse betroffen. Und Deutschland? Hat wieder einmal zu viel versprochen. Denn trotz anderslautender Bekundungen wird am dritten Jahrestag der Taliban-Herrschaft endgültig klar: Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit - GIZ - zieht sich zum Jahresende aus Afghanistan zurück. Und die lokalen Beschäftigten werden wieder einmal im Stich gelassen", hält die RHEINISCHE POST fest.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus schreibt: "Afghanen kommen in der öffentlichen Darstellung fast nur noch als Messerstecher vor – und es herrscht ein Überbietungswettbewerb, wenn es darum geht, Menschen an den Hindukusch zurückzubringen. Dort wurde einst unsere Sicherheit verteidigt. Jetzt häufen sich die Vorschläge, mit den Taliban zu reden – vor allem, um Abschiebungen zu ermöglichen. Einst wollten die Deutschen helfen, am Hindukusch eine Demokratie aufzubauen. Jetzt ist das Interesse an dem bettelarmen Land fast erloschen. Dabei hatten Millionen Menschen gehofft, ihr Leben würde mit westlicher Hilfe besser werden. Wenn solche Menschen nun glauben, ihre Hoffnungen bei uns verwirklichen zu können, schlägt ihnen immer mehr Kälte entgegen. Das ist Verrat. Auch an uns selbst", meint die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG blickt auf den Start einer neuen Gesprächsrunde in Katars Hauptstadt Doha über eine Waffenruhe im Gazastreifen und einen Geiselaustausch: "Im Prinzip wollen sie alle den Frieden, bloß möglicherweise nicht die, die gerade Krieg führen. Die Hamas ist mit ihrem Kampf wieder dort, wo sie sein will: im Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Israel wird, völlig zu Recht, kritisiert für seine Kriegsführung. Wer spricht noch über die Verbrechen des 7. Oktober? In Israel ist es nicht nur Premier Netanjahu, der sich im Krieg sicherer glaubt als am Tag danach, wenn es um sein politisches Überleben gehen wird. Das Beste, was in Doha passieren kann, wäre, dass die Region aus der akuten Eskalationsspirale findet. Iran wird Israel wohl nicht angreifen, solange es noch Hoffnung auf eine Waffenruhe in Gaza gibt. Zugleich war der Druck auf die Hamas und auf Israel, das Töten zu beenden, nie so hoch. So klingt im Nahen Osten derzeit die optimistische Sicht", notiert die SÜDEUTSCHE ZEITUNG.
"Ein Deal muss her, und zwar jetzt", fordert die FRANKFURTER RUNDSCHAU in einem Online-Kommentar: "Die Konturen sind längst bekannt. Es handelt sich um einen mehrstufigen Plan, der in Phase eins vorsieht, Frauen, Kinder, Kranke und Alte unter den Geiseln nach Hause zu holen und die humanitäre Notlage der Zivilbevölkerung in Gaza umfassend zu versorgen. Jegliche Hinhaltetaktik geht auf ihre Kosten", stellt die FRANKFURTER RUNDSCHAU klar.
Zu einem weiteren Thema. Wegen der Verbreitung einer neuen Variante der Viruskrankheit Mpox in mehreren afrikanischen Ländern hat die Weltgesundheitsorganisation eine weltweite Notlage ausgerufen. "Wer nun gleich an Panikmache denkt, möge sich aber beruhigen", empfiehlt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG: "Tatsächlich ist die von der WHO erklärte Notlage eine Vorsichtsmaßnahme. Mit ihr ruft sie die Gesundheitsbehörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit auf. Zudem gemahnt sie die Industriestaaten daran, Impfdosen oder Geld für deren Herstellung zur Verfügung zu stellen. Das Vorgehen entspricht der auch infolge von Corona eingegangenen Selbstverpflichtung: früher warnen, schneller handeln. Doch noch immer steht die Unterzeichnung eines internationalen Pandemie-Vorsorgeabkommens aus. Solidarität und Kooperation aber sind die effektivsten Waffen, um einem weltweiten Gesundheitsnotstand zu begegnen", konstatiert die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER warnt: "Theoretisch hat Mpox das Zeug dazu, sich weltweit zu verbreiten. Es wäre in jeglicher Hinsicht fatal, die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo und ihren Nachbarländern sich selbst zu überlassen. Anders als bei Corona stehen wir nicht blank da. Es gibt antivirale Mittel und zwei Impfstoffe. Schon 2022 hätte es einen besseren Zugang für die am meisten betroffenen Regionen gebraucht. Den Fehler von damals sollten wir nicht noch einmal machen", mahnt der KÖLNER STADT-ANZEIGER, und damit endet die Presseschau.