Im KÖLNER STADT-ANZEIGER ist die Rede von einem bitteren Tag für Ford in Köln: "Und in der Reihe der bitteren Tage in diesem Jahr dürfte der 20. November sicher noch mal einen besonderen Tiefpunkt darstellen. Über Jahre laufender Stellenabbau, monatelange Verspätung des Hoffnungsträger-Modells Explorer für den Start in die E-Mobilität, der Abgang von Ford-Chef Sander und dessen Rückkehr in den VW-Konzern, Entmachtung der Geschäftsführung und schließlich Kurzarbeit und nun erneuter Stellenabbau. Das ist selbst für eine krisenerprobte und eingeschworene Mannschaft wie die in Köln sehr viel. 2.900 Jobs sollen nun im Traditionswerk am Rhein abgebaut werden – in Summe 4.000 in ganz Europa. Für die noch rund 12.000 Kölner Beschäftigten heißt es nun Bangen um die berufliche Zukunft. Denn im Gegensatz zu den früheren Sparprogrammen seit 2018 legt sich das Management diesmal noch nicht fest, welche Bereiche es hart treffen wird", bemerkt der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG heißt es: "Sicher hat Ford mit seiner Modellpolitik in Europa nicht sehr glücklich operiert. Aus Köln kommen zwei elektrische Mittelklasseautos, der SUV Explorer und der Crossover Capri. Die haben zwar Autotester der Fachpresse mehr überzeugt als die Konkurrenzprodukte von Volkswagen. Doch Ford kann daraus nichts machen, weil Marke und Kommunikation zu schwach sind", urteilt die F.A.Z.
Beim kriselnden Volkswagen-Konzern haben IG Metall und Betriebsrat kurz vor der heutigen dritten Tarifrunde einen Vorschlag über Kostensenkungen präsentiert. "Alle zusammen, dann geht's" titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und schreibt: "Betriebsrat und IG Metall schlagen jetzt vor, wie sich die Personalkosten um immerhin 1,5 Milliarden Euro reduzieren lassen. Noch scheint nicht klar zu sein, ob alles aus diesem Konzept funktioniert. Aber es ist ein Anfang, um in Verhandlungen eine bessere Lösung zu finden als einen Kahlschlag, der gleich Zehntausende um ihre Arbeit bringt. Es geht jetzt darum, das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Dazu können alle Seiten etwas beitragen. VW verkauft in Europawohl auf Dauer weniger Autos als vor der Pandemie. Deshalb müssen Betriebsratund IG Metall zum Gesamtpaket noch mehr beisteuern. Mit ihrem jetzigen Vorschlag zeigen sie, dass sie Teil der Lösung sein wollen. Alle Beteiligten müssen sich sehr bewegen. Denn alles ist besser als ein Kahlschlag", betont die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Nach Meinung der PFORZHEIMER ZEITUNG kann das jetzt vorgelegte sogenannte Zukunftskonzept allenfalls ein erster Schritt sein: "So bitter es ist: Die Belegschaft wird weiterreichende Einschnitte verkraften müssen. Was großspurig als Gehaltsverzicht angepriesen wird, ist nichts anderes als die Bereitschaft, geringeren Lohnsteigerungen zuzustimmen. Die Erhöhung soll sich am Abschluss der Metall- und Elektroindustrie orientieren und in einen Zukunftsfonds eingezahlt werden. Der jedoch hilft dem Konzern erst einmal wenig. Denn ob er das Geld auf das Konto der Mitarbeiter oder in den Fonds überweist – es ist erst einmal futsch und belastet die Bilanz. Es ändert sich dadurch nichts an den Kostenstrukturen. Und die sind bei VW völlig aus dem Lot geraten", unterstreicht die PFORZHEIMER ZEITUNG.
Den VW-Beschäftigten ist aus Sicht des STRAUBINGER TAGBLATTS zu wünschen, dass der Lohnverzicht das Schlimmste verhindern möge: "Was allerdings gar nicht geht, sind unangetastete Spitzengehälter und Boni für die Chefetagen. Diese zu kürzen oder zu streichen, wird Volkswagen zwar nicht retten, ist aber moralisch geboten."
In der RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg heißt es zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie: "VW, Ford, bald andere: Die Konzerne haben sicherlich viele Fehler gemacht – doch es war der deutsche Staat, der ihnen durch das Prämien-Aus das Stromkabel zog."
Mit der Frage der SPD-Kanzlerkandidatur befasst sich die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus dem brandenburgischen Frankfurt: "Der klügste Weg für die Sozialdemokraten wäre, die Sache einfach mal auszudiskutieren, und das in aller Öffentlichkeit. Mobilisierung schafft eine Organisation nur durch Beteiligung. Das Für und Wider, Scholz oder Pistorius, Neuanfang oder weiter so, all das muss öffentlich besprochen werden. Tatsächlich aber könnte die stark verkürzte Zeit bis zum Wahltag im Februar für diesen Weg nicht ausreichen. Das ist ein großes Dilemma für die SPD-Führung", findet die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG stellt fest: "Gerade mal noch 15, 16 Prozent der Wähler wollen Umfragen zufolge ihre Stimme der SPD geben – das bis dato schlechteste Wahlergebnis aus dem Jahr 2017 mit 20,5 Prozent würde damit noch einmal deutlich unterschritten. Ob mit Pistorius als Zugpferd im Wahlkampf die Aussichten für die SPD besser würden? Einen Automatismus gibt es nicht. Es käme darauf an, ob mit seiner Nominierung eine größere Veränderung sozialdemokratischer Politik einherginge. Darauf deutet bislang eher wenig hin. Für ein paar Prozentpunkte mehr bei der Wahl könnte es mit dem im Volk derzeit beliebtesten Politiker aber reichen. Am Ende beschädigt das unwürdige Schauspiel um die K-Frage alle, die in irgendeiner Weise damit zu tun haben", hebt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG hervor.
Die Linken-Politiker Gysi, Bartsch und Ramelow wollen bei der Bundestagswahl als Direktkandidaten antreten, um ihre Partei im Parlament zu halten. Die Magdeburger VOLKSSTIMME schreibt: "Nun sind die Altvorderen wieder gefragt in der Linkspartei. Die alten, weißen Männer Gysi, Bartsch und Ramelow wollen es mit der 'Aktion Silberlocke' noch einmal wissen. Über Direktmandate soll ihre Partei sich im Bundestag halten können, wenn die Fünf-Prozent-Hürde am 23. Februar nicht genommen wird. Denn das ist ziemlich wahrscheinlich. Die 'Silberlocken' sind eine PR-Idee, die es so noch nicht gegeben hat. Das betagte Trio ist das letzte Aufgebot einer Partei, die sich beim Streit um eine gerechte Zukunft so lange selbst zerlegt hat, bis kaum noch etwas von ihr übrig blieb. Das wäre nicht nötig gewesen. Es hätte nur eher jemand auf die Alten hören sollen", ist in der VOLKSSTIMME zu lesen.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG ist skeptisch, dass das Vorhaben ein Erfolg wird: "Gysi ist in den letzten Jahren weniger durch seine parlamentarische Arbeit aufgefallen als durch häufige Abwesenheiten und üppige Nebenverdienste. Bartsch ist für die Existenzkrise der Linken leider mitverantwortlich; er hätte gegenüber BSW-Chefin Wagenknecht viel eher die Reißleine ziehen müssen. Allein Ramelow hat zuletzt wirklich überzeugt. Er hat als Thüringens Ministerpräsident Realpolitik gemacht und ist doch als Linker erkennbar geblieben. Das war keineswegs selbstverständlich und hat dem Nochregierungschef Respekt eingebracht. Sollte es die Linke mit oder ohne 'Aktion Silberlocke' wieder in den Bundestag schaffen, wäre das angesichts jahrelanger chronischer Streitereien ein Wunder. Und es wäre eines, bei dem der Herrgott beide Augen zugedrückt hat", meint die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Die MEDIENGRUPPE BAYERN findet, etwas Selbstironie und Humor könnten im Bundestagswahlkampf nicht schaden: "Ein wenig erinnert die Mission an Hollywood-Schinken, in denen drei alte, erfahrene Helden noch einmal losziehen, um die Nation oder gleich die ganze Welt zu retten, weil Jungspunde dazu nicht in der Lage sind. Klar, das ist Teil der medienwirksamen Inszenierung der drei ausgebufften Polit-Haudegen. Ob es ihnen gelingt, drei Direktmandate zu erobern, wird der 23. Februar zeigen. Solange das deutsche Wahlrecht unter dem sperrigen Begriff 'Grundmandatsklausel' diese Möglichkeit bietet, ist es jedenfalls legitim, voll auf die Beliebtheit einzelner Kandidaten zu setzen", resümiert die MEDIENGRUPPE BAYERN. Und damit endet diese Presseschau.