![Dietmar Woidke bei seiner Vereidigung zum Ministerpräsidenten. Dietmar Woidke bei seiner Vereidigung zum Ministerpräsidenten.](https://bilder.deutschlandfunk.de/0c/fc/77/a0/0cfc77a0-ed23-4f24-a7aa-5722b0304a14/woidke-brandenburg-wiederwahl-100-1920x1080.jpg)
In der ersten Runde war der SPD-Landeschef mit 43 von insgesamt 88 Stimmen gescheitert. Im zweiten Wahlgang erhielt er dann 50 Stimmen. "Die erste Koalition unter Beteiligung des BSW startet äußerst holprig", bemerkt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Zwar liegt nahe, dass es Abgeordnete des BSW waren, die sich verweigerten. Gut möglich ist aber auch, dass sich der eine und andere SPD-Abgeordnete revanchieren wollte. Woidke amtiertseit elf Jahren, das geht nicht, ohne sich Gegner zu machen. Kurioser ist da schon, dass Woidke in Wahlgang zwei mindestens vier Stimmen von der Opposition bekommen hat, aber es niemand gewesen sein will. Die CDU sagt, die AfD sei es gewesen, die AfD sagt, die CDU sei es gewesen."
"Mögen SPD und BSW auch kein Dreamteam sein, so bietet das Bündnis doch die Chance auf eine stabile Regierung für Brandenburg", glaubt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER. "Der Osten wählt die Ränder, Koalitionen sind schwierig. Da wird Prinzipientreue zum Luxus und Pragmatismus zur Pflicht. Es braucht Kompromisse, sonst sind einige Länder unregierbar. Zumal Russlandnähe und Migrationskontrolle in der Landespolitik keine Rolle spielen. Das ist Außenpolitik und Aufgabe des Bundes. Brandenburg wird zum Testfall: Dort kann das BSW zeigen, ob es gute Politik für die Menschen macht und ein zuverlässiger Partner in der Regierung ist."
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) meint: "Sorgen sollte Woidke weniger das BSW machen. Wacklig zeigt sich zum Start vielmehr die SPD. Deren Minister stehen auch in den kommenden Wochen im Fokus. Wird Landwirtin Hanka Mittelstädt mehr als eine Lobbyistin mit Ministerrang für die Agrar-Großbetriebe? Kann der als streitbar bekannte Ex-Fraktionschef Daniel Keller den allseits geschätzten Jörg Steinbach als Moderator des Wirtschaftswandels vor allem in der Lausitz ersetzen? Woidkes eigene Truppe entscheidet darüber, ob es ein Fehlstart wird oder nur ein Stotterstart." So weit die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
Die TAGESZEITUNG analysiert: "Knappe Mehrheiten können disziplinieren. In NRW regierte Schwarz-Gelb, in Thüringen Rot-Rot-Grün störungsarm mit nur einer Stimme Mehrheit. Doch dieses Szenario ist für Brandenburg, seit 34 Jahren SPD-regiert und bisher ein stählerner Anker der Stabilität, unwahrscheinlich. Denn Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün verbanden klare politische Konzepte. Die SPD-BSW-Koalition in Potsdam aber ist aus Verlegenheit geboren. Sie ist die einzig mögliche Koalition ohne AfD. Ihre Raison d’Être ist der Mangel an Alternativen."
Und der WESER-KURIER blickt in die Zukunft. "Erreicht man in den nächsten Jahren anschauliche Ergebnisse, könnte das Land zwischen Havel und Oder zu einem Beispiel dafür werden, dass man als BSW auch in anderen Bundesländern mitregieren kann. Dass man nicht nur Mehrheitsbeschaffer einer Minderheitsregierung, wie in Sachsen, oder Teil einer überparteilichen Koalition gegen die AfD, wie in Thüringen ist, sondern auch in einem ganz klassischen Zweierbündnis Akzente setzen kann. Doch in den nächsten Monaten wird es immer wieder Sollbruchstellen geben. Gespannt sein kann man, wie sich das Land verhalten wird, wenn etwa im Bundesrat eine Resolution zur Unterstützung der Ukraine abgestimmt wird." Sie hörten den WESER-KURIER aus Bremen.
Die FIFA hat die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2034 ungeachtet aller Kritik an Saudi-Arabien vergeben. "Viele Menschen werden womöglich sterben müssen für diese WM", schreibt der TAGESSPIEGEL aus Berlin. "Wir erinnern uns an die Zustände für die Gastarbeiter vor der WM in Katar. Die Hinrichtungen in Saudi-Arabien sind laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation 'ALQST' in jüngster Zeit gestiegen. Die Fifa spielt Steigbügelhalter für das Sportswashing von Saudi-Arabien, der DFB schwimmt mit seiner Entscheidung für Saudi-Arabien mit."
Auch die STUTTGARTER ZEITUNG kritisiert die Haltung des DFB. "Der immerhin größte Sportfachverband der Welt hat brav für die Bewerbung Saudi-Arabiens gestimmt. So steht nach der WM in Russland und dem Turnier in Katar 2026 also zunächst das reiseintensive Mammutevent in den USA, in Kanada und Mexiko an. Dann ein Turnier mit Spielen in Spanien, Marokko, Portugal, Uruguay, Argentinien und Paraguay. Danach geht es nach Saudi-Arabien. Weltfremder kann eine solche Liste kaum klingen", findet die STUTTGARTER ZEITUNG.
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz aber findet: "Der Argumentation von DFB-Präsident Neuendorf kann man folgen: Mit dem WM-Zuschlag gerät Saudi-Arabien noch mehr in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Das kann nur gut sein, das kann die Verhältnisse im Wüstenstaat zum Positiven beeinflussen. Das ist allemal besser, als mit der deutschen Moralkeule zu schwingen und den Sport für Versäumnisse der Politik vors Loch zu schieben."
"Die Wahrheit ist auch", gibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU zu bedenken, "... die angeschlossenen Nationalverbände jubilieren mehrheitlich über Infantinos Coup, zumal der sichert, das die Geldvermehrungs- und Verteilungsmaschine weiter gut geölt läuft."
"Es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen", meint die VOLKSSTIMME aus Magdeburg. "Alle TV-Anstalten dieser Welt dürften keine Bilder vom Turnier liefern, diesen finanziellen Ausfall könnte wohl auch kein Scheich kompensieren. Nun, am Ende gilt fürs TV ebenso wie für den Fan: Bei WM-Anpfiff haben auch sie die Menschenrechte vergessen."
Eine andere Auffassung vertritt die BERLINER ZEITUNG. "Der Tenor ist stets der Gleiche – und zwar sowohl auf Social Media, in den Kurven als auch in der medialen Berichterstattung: Saudi-Arabien sei böse, ein Land ohne Fußballkultur, Spieler und Fans ohnehin nur gekauft, und überhaupt, wie könne man nur auf die Idee kommen, ein großes Turnier außerhalb der westlichen Welt stattfinden zu lassen. Es ist dieselbe europäische und spezifisch deutsche Arroganz, die bereits bei der WM in Katar vor zwei Jahren schwer zu ertragen war. Im 37-Millionen-Einwohner umfassenden Königreich Saudi-Arabien ist Fußball Volkssport Nummer eins. Natürlich: Die Menschenrechtslage ist immer noch katastrophal, Pressefreiheit so gut wie nicht existent. Das ist aber nicht erst seit gestern der Fall – und in den vergangenen Jahrzehnten hat das noch keinen westlichen Politiker davon abgehalten, Milliardendeals mit der Königsfamilie abzuschließen", bemerkt die BERLINER ZEITUNG.
Bundeskanzler Scholz schlägt eine Senkung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Lebensmittel von 7 auf 5 Prozent vor. "Warum hat der Kanzler seine 'Steuerschenkung' nicht schon eher eingebracht, wenn sie ihm so wichtig ist?", fragt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG. "Für eine Umsetzung bis zur Neuwahl wäre die Zeit zu knapp bemessen, die rot-grüne Regierung hat ohnehin keine Mehrheit mehr im Bundestag. Angesichts der Zustimmungswerte der SPD können die Sozialdemokraten nur auf eine künftige Koalition mit der CDU hoffen. Und die hat den Vorschlag bereits brüsk als 'billigen Wahlkampfköder' von sich gewiesen."
Aus Sicht der AUGSBURGER ALLGEMEINEN ... "... zielt Olaf Scholz ebenso am Problem vorbei wie die CSU, die Grundnahrungsmittel ganz von der Umsatzsteuer befreien will. Vernünftiger wäre es, die neue Regierung würde den Dschungel an Ausnahmen und Sonderreglungen ausmisten und den reduzierten Tarif auf das wirklich Nötige beschränken."
Und die NÜRNBERGER ZEITUNG resümiert: "Die Politik ist munter im Wahlkampfmodus. Olaf Scholz auch. Vielleicht war er schon länger nicht mehr selbst einkaufen. Wenn, dann könnte ihm aber aufgefallen sein, dass die Lebensmittelpreise in den letzten Monaten so stark gestiegen sind, dass die paar Euro, die eine Senkung der Mehrwertsteuer rechnerisch bringen würden, in der Realität beinahe vernachlässigbar sind."