"Die Morde von Magdeburg haben dieses Weihnachten verändert", ist die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG überzeugt: "Sie haben auch den Charakter der weihnachtlichen Hoffnung verändert. Man hofft jetzt nicht auf das Gute, sondern auf das Ausbleiben des Schlechten. Auf diese Weise wird die Hoffnung zur Schwester der Furcht. Man redet nicht mehr darüber, welcher Weihnachtsmarkt schön, welcher kitschig und welcher nicht überfüllt war. Man redet vielmehr darüber, wie man nächstes Jahr Fluchtkorridore sichern kann, wann ein Auto verdächtig ist, und wie viel Polizei die Glühweinbuden bewachen muss. Wenn Weihnachten in einer mehr und mehr säkularen Gesellschaft zu einem Problem der öffentlichen Sicherheit wird, ist seine Bedeutung als eine verbindende Hoffnungszeit für Christen und Nichtchristen, als ein soziales Fest, in Gefahr", befürchtet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz sieht es so: "Die Tage um das Weihnachtsfest herum sind gewöhnlich auch politisch eine windstille Zeit. In diesem Jahr kann davon keine Rede sein. Das kann nach dem erschütternden Anschlag von Magdeburg ja auch gar nicht anders sein. Es gibt ein dringendes Bedürfnis nach Aufklärung all der Umstände, die zur Tat geführt haben. Diese Aufklärung ist so dringlich, dass hier keine Rücksicht auf den Weihnachtsfrieden möglich ist", mahnt die FREIE PRESSE.
"Und jetzt kommt da dieses Weihnachten", lesen wir in den NÜRNBERGER NACHRICHTEN: "Nach einem Jahr mit eskalierenden Kriegen in der Ukraine und in Gaza, mit beunruhigenden Nachrichten, mit dem fürchterlichen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Kann man da wirklich 'frohe Weihnachten' feiern – in Zeiten, die rauer werden? Man kann nicht nur, man sollte es unbedingt tun – feiern, die hoffentlich ruhigeren Tage genießen, singen, gut essen und gelassen, 'froh und munter' sein: Wir können damit auch dem Terror trotzen, der genau das Gegenteil erreichen will", unterstreichen die NÜRNBERGER NACHRICHTEN.
Der TAGESSPIEGEL aus Berlin führt aus: "Die Kirchen sind voll an Heiligabend, obwohl mehr als 80 Prozent der Berlinerinnen und Berliner weder katholisch noch evangelisch sind. Ist der Kirchgang an Weihnachten nur gute alte Tradition? Vielleicht steckt auch etwas anderes dahinter, denn Kirchen sind beides, öffentlicher Raum und Schutzraum zugleich. Man feiert Weihnachten im engen Familien- oder Freundeskreis, geichzeitig ist das Bedürfnis groß nach Zusammenkunft, Teilnahme, Teilhabe. Erst recht nach dem Anschlag in Magdeburg mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten. Wir sind viele, wir stehen zusammen, weithin sichtbar im öffentlichen Raum. Deshalb gehen Menschen auf Kundgebungen, deshalb ist das Kerzen- und Blumenmeer in Magdeburg inzwischen zur Größe eines Fußballstrafraums angewachsen, deshalb geht mancher in die Kirche. Oder in die Moschee, die Synagoge, den Tempel. Oder in ein Theater, eine Konzerthalle. Der Trend wird sich auch 2025 fortsetzen. Im Stadion, auf dem Weihnachtsmarkt oder im Kino wissen wir nicht, wer die Menschen neben uns sind. Aber uns verbindet ein gemeinsames, oft intensives Erlebnis: Es schafft Nähe, Verständnis, zumindest die Möglichkeit von Verständigung", bilanziert der TAGESSPIEGEL.
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz notiert: "Die ökumenische Jahreslosung für das bald abgelaufene Jahr stammte aus dem Ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther und lautete 'Alles, was Ihr tut, geschehe in Liebe'. Auch denjenigen, die keiner Kirche oder Religion angehören, kann dieser Satz den Blick weiten. Auf Triebfedern, die aus Liebe im beschriebenen Sinn unmittelbar folgen: Mitleid, Empathie, Rücksichtnahme, Toleranz, das Anerkennen von Verantwortung für sich und andere. An diesem Punkt angekommen, darf, nein, muss man eine weitere Frage stellen: Welche Alternative zur Liebe haben wir denn? Zumindest dann, wenn wir wirklich die freie und werteverbundene Gesellschaft sein und bleiben wollen, von der wir immer reden?", fragt die RHEIN-ZEITUNG.
"Der helle Schein gehört dazu – doch die Faszination liegt im harten Kern von Weihnachten", finden die STUTTGARTER NACHRICHTEN: "Genau das macht die Weihnachtsgeschichte so anziehend: Die Behauptung ist aufgestellt, Gott lasse sich komplett auf die schwierigen Umstände ein, die so viele Menschen in unzähligen Variationen aus ihrem Leben kennen. Bekannt ist, wohin das beim erwachsenen Jesus führt: zu knallhartem Anecken und einem grässlichen Foltertod am Kreuz. Es geht in dieser Lebensgeschichte nicht nur um einen schwierigen Start. Es geht um ein Einlassen auf Not, Gewalt, Tod." So weit die STUTTGARTER NACHRICHTEN.
Die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, schreibt: "An Heiligabend richtet sich der Blick der Christen nach Bethlehem. Wer dorthin allerdings mit offenen Augen schaut, dem wird rasch wenig weihnachtlich zumute. Nicht nur, dass in der Geburtskirche auch dieses Jahr die Pilger fehlen – im weniger als 100 Kilometer entfernten Gaza-Streifen spielt sich noch immer eine kaum erträgliche Tragödie ab, die der Botschaft von Frieden und Barmherzigkeit zu spotten scheint. Rund zwei Millionen Menschen sind durch die israelischen Angriffe vertrieben worden. Viele hausen unter Bedingungen, die eher schlechter sind als die im biblischen Stall von Bethlehem. Das kann, das darf so nicht weitergehen", meint die PASSAUER NEUE PRESSE.
Themenwechsel. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU kommentiert das Treffen des slowakischen Ministerpräsidenten Fico mit Russlands Staatschef Putin: "Es ist erstaunlich, dass kaum jemand in der EU den Besuch kritisierte. Die Visite verstärkt nach der anhaltenden Kritik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban an der Ukraine-Politik der EU den Eindruck, dass die Solidarität mit dem überfallenen Land in der EU nachlässt. Beunruhigend ist das nicht nur für Kiew, sondern auch für den notwendigen Zusammenhalt der EU bezüglich der immensen Herausforderungen, vor denen Brüssel steht", glaubt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
"Der EU führen die Alleingänge von Fico und Orban ihre Schwäche vor Augen", bemerkt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG: "Insbesondere der harte Konflikt dieser südöstlichen EU-Mitglieder mit den baltischen Staaten und Polen besitzt eine gefährliche Sprengkraft. Er zeigt auch, wie wenig die EU tatsächlich auf den Amtswechsel im Weißen Haus vorbereitet ist. Wenn Donald Trump mit sprunghaften Maßnahmen versuchen wird, zu einem Waffenstillstand mit Russland zu kommen, braucht es eigentlich mehr denn je eine EU, die geeint und mit kühlem Verstand die europäischen Interessen vertritt. Davon kann aktuell nicht die Rede sein", kritisiert die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG führt aus: "Bei seinen Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur hat Russland bisher ein wichtiges Ziel ausgespart: das Gasleitungsnetz. Der Grund ist, dass noch immer russisches Gas durch die Ukraine in die EU fließt. Aber der Durchleitungsvertrag läuft zum Jahresende aus, und Kiew will ihn nicht verlängern. Das Ende des Transits stellt unter anderem Ungarn und die Slowakei vor Probleme, die nach wie vor einen Großteil ihres Gases aus Russland beziehen. Das ist der Hintergrund der würdelosen Aufwartung des slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico bei Wladimir Putin. Aber in Moskau ist Fico mit der Sorge um eine sichere Energieversorgung an der falschen Adresse. Nicht nur, weil es im Interesse der Slowakei wäre, die Abhängigkeit von Russland langfristig zu verringern. Auch zur Abwendung unmittelbarer Engpässe würde Fico besser mit Kiew reden. Der angebliche slowakische Patriot Fico handelt im Kreml so gegen die Interessen seines Landes. Die slowakische Opposition spricht nicht ohne Grund von 'Verrat'", betont die FAZ.