Dazu schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Elon Musk hat also auch eine Meinung zu Deutschland, und why not? Selbstverständlich darf der Milliardär seine Sicht in aller Öffentlichkeit vertreten. Das ist sein Recht, ganz gleich wie wenig Wert er der Demokratie im Zentrum Europas beimisst; ganz gleich wie unwissend er hinsichtlich der Parteienlandschaft in Deutschland argumentiert. Eine unabhängige Redaktion muss selbst entscheiden, ob sie sich zum Verlautbarungsorgan macht, zumal für jemanden, der von unabhängigen Redaktionen allem Vernehmen nach ungefähr so viel hält wie von Betriebsräten in seinen Tesla-Werken. Musk hat nun wieder einmal seine persönliche Markenmacht zur Unterstützung antipluralistischer Kräfte genutzt. Das stärkste Argument für seine Position ist dabei, dass er es ist, der sie äußert", findet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Wer glaubt, einem der mächtigsten Männer weltweit noch eine weitere Plattform im eigenen Blättchen geben zu müssen, hat Meinungsvielfalt mit Stiefellecken verwechselt", schreibt die TAZ und fährt fort: "Die Selbstinszenierung als „Anti-Establishment“ sowohl der Springer-Presse als auch des Gastautors Musk ist eine Farce. Als jemand, der bedeutende Investitionen in die deutsche Industrie- und Technologielandschaft getätigt habe, glaubt Musk, er habe das Recht, in der Welt am Sonntag 'offen über seine politische Ausrichtung zu sprechen' – und eine AfD-Wahlempfehlung zu geben. Mit seriösem Journalismus hat das wenig zu tun. Darf es Blätter wie 'Welt' und 'Bild' geben? Natürlich. Muss man das unterstützen? Natürlich nicht", so die Meinung der TAZ.
Die DITHMARSCHER LANDESZEITUNG aus Heide sieht es anders: "Der Hauptgrund für den kollektiven Aufschrei vom Grünen-Wahlkampfleiter über den CDU/CSU-Kanzlerkandidaten bis hinein in die 'Welt'-Redaktion dürfte der Umstand sein: Elon Musk zeigt Haltung, aber die falsche. Der Tech-Milliardär wiederholt seine Unterstützung der AfD und schwenkt damit ein Stöckchen, über das seine Kritiker bereitwillig springen", unterstreicht die DITHMARSCHER LANDESZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG analysiert: "Manches von dem, was Musk in seinem aktuellen Werbebeitrag für die AfD schreibt, ist schlicht falsch, anderes zeugt von einer eingeschränkten Sicht auf die Realität. Statt nun aufgeregt darüber zu diskutieren, wie man Musk und die AfD 'stoppen' kann, sollten die Parteien der demokratischen Mitte in sich gehen, warum die Rechtspopulisten weiter die zweitstärkste Kraft in den Umfragen sind. Statt der nötigen tiefgreifenden Reformen präsentieren alle Parteien mit Regierungschancen nur kleinere Korrekturen am bestehenden System", argumentiert die FAZ.
Die STUTTGARTER NACHRICHTEN heben hervor: "Elon Musk hat zu allem und jedem eine schlichte Meinung. Als reichster Mann der Welt meint er, dass diese für jeden relevant sein sollte. Er interessiert sich null dafür, ob es für einen engen Trump-Vertrauten angemessen ist, in den Wahlkampf einer anderen Nation einzugreifen. Die Wirkung seiner Worte sollte man aber nicht unterschätzen: Hierzulande gibt es viele Menschen, die ihn als visionären Tech-Unternehmer bewundern und seine Haltungen beachtlich finden", urteilen die STUTTGARTER NACHRICHTEN.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder unterstreicht: "Man kann Elon Musk für einen machtbesessenen Milliardär halten, der keine Ahnung von deutscher Politik hat. Man kann seine Theorien für völligen Quatsch halten. Was aber keiner machen sollte, ist, ihn zu ignorieren. Denn der Tech-Milliardär hat Macht, Geld und offenbar keine Skrupel. Dieser Mann greift nun in den Bundestagswahlkampf ein. Das ist brandgefährlich", befürchtet die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER führt aus: "Der Gastbeitrag des US-Milliardärs in einer deutschen Tageszeitung hat eine Debatte in der Medienbranche ausgelöst, ob man Populisten wie Musk so eine große Bühne gewähren soll. Der Deutsche Journalisten Verband hat sich zu der Warnung hinreißen lassen, dass sich 'deutsche Medien nicht als Sprachrohr von Autokraten missbrauchen lassen sollten.' Das ist absurd und stellt ohne Argumente die Legitimität der Wahl von Donald Trump infrage. Genauso aus der Zeit gefallen ist es angesichts der Internet-Reichweite von Musk zu glauben, man könnte ihn mundtot machen, indem man ihn einfach ignoriert", betont der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Ähnlich sieht es der MÜNCHNER MERKUR: "Wer Meinungsfreiheit will, muss unangenehme Meinungen aushalten. Musks AfD-Wahlwerbung in der 'Welt' fällt darunter, sie bewegt sich im Rahmen unserer Gesetze. Es ist ein schwach argumentierender, holpriger Kommentar, recht dünne Suppe. Vielleicht ist der Beitrag genau deshalb erhellend. Jeder Tesla-Fahrer darf fortan bang hoffen, dass Musk besser schraubt als schreibt. Aber: Vom Angstimpuls, dieser Text würde unseren Wahlkampf auf den Kopf stellen, sollten sich alle freimachen", ist der MÜNCHNER MERKUR überzeugt. Und damit soviel zu diesem Thema.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG geht auf die Entschuldigung von Russlands Präsident Putin bei seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Alijew nach dem Flugzeugabsturz am vergangenen Mittwoch ein: "Die Entschuldigung, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, ist für diesen Präsidenten ein weitgehender Schritt. In seiner Logik gilt Nachgeben als Zeichen von Schwäche - und Schuld sind immer nur die anderen. Aber die Fakten machen Ausflüchte schwierig: Vögel, die die russischen Behörden zunächst für den Absturz verantwortlich machten, verursachen nun mal keine Einschusslöcher. Wichtiger aber scheint die ökonomische Komponente. Mehrere Fluggesellschaften haben Flüge nach Russland gestrichen, Nachbarländer wie Kasachstan sind ohnehin schon auf Distanz gegangen. Mehr Isolation aber kann und will sich Putin, der gerade noch mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit seines Landes geprotzt hat, offenbar nicht leisten", vermerkt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Die FRANKFURTER NEUE PRESSE sieht es ähnlich: "Aserbaidschans Präsident Aliyev fordert nach Putins vager Entschuldigung nun ein klares Schuldeingeständnis. Das zeigt, wer derzeit stark und wer geschwächt ist. Aserbaidschan spielt im konfliktreichen Kaukasus durch seinen Öl-Reichtum und seine engen Beziehungen zur Türkei eine wichtige Rolle für Russland. Putin dagegen kann sich nach dem Umsturz in Syrien den Verlust weiterer Freunde kaum noch leisten", notiert die FRANKFURTER NEUE PRESSE.
Abschließend noch Stimmen zur Bereitschaft der SPD, in einer etwaigen neuen Bundesregierung Korrekturen beim Bürgergeld vorzunehmen. Die Magdeburger VOLKSSTIMME vertritt folgende Ansicht: "Mit dem Bürgergeld wollte sich die SPD vom Hartz-Stigma befreien, das ihr seit Jahren anhaftet. Doch die Aktion ging nach hinten los. Das Bürgergeld atmet allzusehr den Geist eines bedingungslosen Grundeinkommens. Dieses Prinzip kommt bei den meisten in Deutschland nicht gut an. Zumal fast überall Betriebe und Geschäfte händeringend Arbeitskräfte suchen, zugleich aber vier Millionen Erwerbsfähige im Hilfssystem verharren. Die SPD hat das nun auch erkannt - helfen dürfte ihr das im Wahlkampf kaum. Denn die Probleme des Bürgergelds sind seit langem bekannt. Doch die Kanzler-Partei hat diese zu lange verdrängt", betont die MAGEDBURGER VOLKSSTIMME.
Und die in Ludwigshafen erscheinende RHEINPFALZ urteilt: "Ein durchschaubares Wahlkampf-Manöver: Die SPD will beim Thema Bürgergeld mehr Härte zeigen. Dafür gab es in drei Jahren Ampel ausreichend Zeit und Gelegenheit. Wenn in der SPD nun der Eindruck erweckt wird, da gebe es ein neues Problem, das nun aber wirklich angegangen gehört, ist das unredlich", so die Meinung der RHEINPFALZ. Und damit endet diese Presseschau.