Im davon besonders betroffenen Berlin spielt die Politik nach Ansicht des MÜNCHNER MERKUR das Problem herunter: "In Berlin ist man bekanntermaßen mit wenig zufrieden. Über 'nur' 400 Festnahmen und 38 verletzte Einsatzkräfte in Deutschlands Partyhauptstadt war die SPD-Innensenatorin so erleichtert, dass sie das 'überwiegend friedliche Silvester' in ihrer Metropole rühmte. Das zeigt, wie sehr in der Hauptstadt des Krawalls die Maßstäbe verrutscht sind. Mit politischer Schönfärberei ist dieser Gewalt nicht Einhalt zu gebieten. Wo Staatsablehnung und Zerstörungswut sich zu einem lebensgefährlichen Gebräu vermischen, sollte der Staat kein Mittel leichtfertig ausschließen, um seine friedlichen Bürger zu schützen", meint der MÜNCHNER MERKUR.
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG schreibt zu den Folgen der Böllerei in Berlin und andernorts: "Eine Straße mit über 30 verwüsteten Wohnungen, Tote, Verletzte mit Amputationen und Knalltraumata. Das ist die Bilanz der jüngsten Silvesterknallerei, die außerdem laut und vernehmlich den Begriff 'Kugelbomben' in den allgemeinen Sprachgebrauch schleuderte. Ein Wahnsinn", findet die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg.
Die FRANKFURTER NEUE PRESSE fordert drastische Konsequenzen: "Den Import der Kugelböller durch schärfere Kontrollen zu verhindern, klingt sinnvoll, aber wird nicht ausreichen. Auch das verhindert nicht gefährliche Böller Marke Eigenbau. Zudem sollte das private Feuerwerk ganz untersagt werden. Dass das nicht längst geschehen ist, lässt sich nur durch die falsche Angst vor einer Verbotsdiskussion erklären", glaubt die FRANKFURTER NEUE PRESSE.
Der Berliner TAGESSPIEGEL zeigt sich dagegen genervt: "Silvester in Berlin – wieder debattiert die Politik. Etwa wie Böllerexzesse, neuerdings mit Kugelbomben, und Pyro-Attacken auf Polizisten verhindert werden können. Es ist eine hilflose Debatte, oft geht sie an der Realität vorbei. Vertreter der in Berlin mitregierenden SPD fordern eine Öffnungsklausel im Sprengstoffgesetz des Bundes, damit Berlin privates Feuerwerk außerhalb von Pyro-Erlaubniszonen untersagen kann. Die Gewerkschaft der Polizei will ein Pyro-Verbot für den Privatgebrauch, die Grünen sind für ein komplettes Verkaufsverbot. Diese Vorschläge haben eines gemeinsam: Sie sind wohlfeil. Jene, die all das fordern, wissen, dass es für derlei keine politischen Mehrheiten gibt", ist der TAGESSPIEGEL überzeugt.
Damit in die USA. Nach dem Anschlag mit einem Pick-up-Truck in New Orleans resümiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Ein abscheuliches Verbrechen, das weltweit, aber besonders auch in Deutschland Bestürzung hervorruft, gerade weil man hier einer solchen Untat erst vor wenigen Tagen ausgesetzt war. Wie auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg raste am Neujahrsmorgen ein Mann mit Wagen in Menschen, die dort waren, um ein paar vergnügliche Momente zu erleben. Und wie nach dem Adventsattentat von Magdeburg machen nach der Amokfahrt von New Orleans sofort in den sozialen Medien Posts die Runde, die vermeintlich einfachste Erklärungsmuster für eine unbegreifliche Tat liefern. In beiden Fällen ist es der Fremde, der nicht im Land sein sollte und von außen das Böse über uns bringt. In Deutschland werden solche kruden Thesen von Querköpfen und kalkulierenden Hetzern am rechten Rand verbreitet. In den USA ist es ebenso. Allerdings gibt es einen Unterschied. Nur wenige Stunden nach den Horrormeldungen von New Orleans hat sich der Mann, der in gut zwei Wochen wieder die Geschicke Amerikas lenken wird, mit eben solch berechnendem Unsinn zu Wort gemeldet", moniert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
In der SÜDWEST PRESSE aus Ulm heißt es dazu: "Der Anschlag von New Orleans trifft die gewissermaßen Verunsicherten Staaten von Amerika vor einem einschneidenden Regierungswechsel. Donald Trump, der in zweieinhalb Wochen erneut als Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, erinnerte schon kurz nach der Tat an 'Kriminelle, die ins Land kommen' – passend zu seinen Plänen, unmittelbar nach Amtsantritt Massenabschiebungen illegal eingereister Menschen durchzuführen. Dass der Täter Shamsud-Din Jabbar nicht nur gebürtiger US-Amerikaner, sondern auch Armee-Veteran war, macht das Finden einfacher Antworten für Trump allerdings nicht leichter", hebt die SÜDWEST PRESSE hervor.
Auch der KÖLNER STADT-ANZEIGER sieht es ähnlich: "Wenn Donald Trump in Reaktionen auf den Anschlag in New Orleans jubiliert, er habe mit seiner Warnung vor kriminellen Einwanderern recht gehabt, leugnet er, dass der Attentäter in den USA geboren wurde. Ein Grenzzaun hätte ihn ebenso wenig abgehalten wie jener 'Muslim-Ban', mit dem Trump einst Einreisen aus islamischen Ländern untersagte", gibt der KÖLNER STADT-ANZEIGER zu bedenken.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG befasst sich mit den Hinweisen auf einen islamistischen Hintergrund der Tat: "Es ist eine bittere Wendung, mit der Präsident Joe Biden noch am Neujahrsabend die ersten Erkenntnisse über den Amokfahrer von New Orleans zusammenfasste: Der Mann sei von der Terrorgruppe IS 'inspiriert' gewesen. Daran hatte der Täter keinen Zweifel gelassen. Er postete offenbar unmittelbar vor der Tat einschlägige Bekenntnisse im Internet, und er montierte die Flagge des 'Islamischen Staats' auf den Wagen, mit dem er in der Silvesternacht durch die Feiernden raste", hält die F.A.Z. fest.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG rechnet auch künftig mit islamistisch motivierten Anschlägen weltweit - denn: "Die großen Terrornetzwerke wie Al-Kaida und der IS konkurrieren miteinander: um Einfluss, um Kämpfer, vor allem um Spenden. Schon kurz nach dem 7. Oktober 2023 befürchteten Experten, der Terrorangriff der Hamas auf Israel könnte diesen mörderischen Konkurrenzkampf neu anfachen. Nun ist auch noch in Syrien ein frischer Tummelplatz für Islamisten entstanden. Das wilde, widersprüchliche Reich des Dschihad, es sortiert sich gerade neu. Gerade der Islamische Staat will dabei offenbar nicht zu den Verlierern gehören", analysiert die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Wir kommen zum letzten Thema. Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf hält die Empörung über die Beleidigung deutscher Politiker durch den US-Unternehmer Musk und dessen AfD-Wahlaufruf für übertrieben: "Wenn SPD-Chef Lars Klingbeil den Tesla-Erfinder mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin hinsichtlich der Schwächung der deutschen Demokratie auf eine Stufe stellt, Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz von der größten Wahlkampf-Einmischung in der Geschichte der westlichen Demokratien spricht, dann kann man nur etwas verwundert den Kopf schütteln. Musk nervt, die mögliche finanzielle Verbindung zur AfD muss man beobachten, falls sie den deutschen Gesetzen zuwiderläuft. Aber insgesamt ist der Unternehmer Musk nur ein Vorgeschmack auf neue vier Jahre unter US-Präsident Trump. Und da könnten mit Blick auf die Handelspolitik auf Deutschland ganz andere Probleme zukommen. Von der möglicherweise ausbleibenden Unterstützung für die Ukraine oder einer schwächeren US-Beteiligung an der Nato ganz zu schweigen", ist in der RHEINISCHEN POST zu lesen.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG warnt Politiker davor, Musk durch die Nutzung seiner Plattform X weiter zu unterstützen: "Wer sich auf X informieren will, kommt an Elon Musk nicht mehr vorbei. Nicht an seinen Angriffen, seinen Beleidigungen, seinen Memes, seinen rechtsextremen Hundepfeifen. Er hat es geschafft, dass im deutschen Wahlkampf, zur strategisch besten Zeit des Weihnachts- und Silvesterlochs, nur noch über die AfD und ihn geredet wurde. Jede Politikerin, jeder Politiker, der auf X Wahlkampf machen will, gibt sich in Musks Hand. Macht sich von ihm abhängig. Und macht sich zu seinem Komplizen", urteilt die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG. Und damit endet diese Ausgabe der Presseschau.