"Natürlich ist es eine gute Nachricht, dass sich Israel und die Hamas grundsätzlich auf eine Waffenruhe für Gaza geeinigt haben. Die 2,3 Millionen Zivilisten in dem Küstenstreifen können darauf hoffen, dass der Krieg ein Ende haben wird. Dutzende Geiseln sollen knapp anderthalb Jahre nach ihrer Verschleppung durch die Hamas ab Sonntag heimkehren können. Doch noch ist die Einigung nicht unterschrieben, es gibt Streit um angebliche Nachforderungen der Hamas. Ohnehin haben beide Kriegsparteien den Konflikt unnötig verlängert: Sie hätten sich schon vor Monaten auf den jetzt vereinbarten Plan einigen können. Das hätte vielen Menschen das Leben gerettet. Auch gibt es auf beiden Seiten starke Kräfte, die den Krieg nach einer Atempause fortsetzen wollen", konstatiert die FREIE PRESSE.
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN überlegen: "Läuft alles gut, kann die Waffenruhe einen Krieg beenden. Zehntausende Menschen sind tot, der Wiederaufbau von Gaza wird Jahre dauern und Milliarden kosten. Noch kann keiner sagen, dass die Feuerpause halten wird. Vorerst wird in Gaza weiter gekämpft. Beide Konfliktparteien bieten wenig Grund für Zuversicht. Die bisher einzige Waffenruhe im November 2023 hielt nur eine Woche. Vieles von dem, was vereinbart wurde, war schon lange in der Diskussion", notieren die NÜRNBERGER NACHRICHTEN.
Ähnlich äußert sich die NORDWEST-ZEITUNG aus Oldenburg: "Die Freude über die Freilassung der Geiseln wird voraussehbar sehr schnell Ernüchterung weichen, wenn der Terror aus Gaza ebenso voraussehbar wieder auflebt. Dann ist der Punkt gekommen, an dem Jerusalem erneut gezwungen ist, hart zu reagieren."
Aus Sicht der Magdeburger VOLKSSTIMME können weder Israel noch die Palästinenser hinter die Grundsatzeinigung von Doha zurück: "Sonst würden sie jede Glaubwürdigkeit verlieren und die jeweilige Unterstützung aufs Spiel setzen. Dass überhaupt ein Deal zustande kam, ist der verschärften Gangart der Amerikaner geschuldet. Letztlich wird die Drohung des neuen US-Präsidenten Trump, keine Waffen mehr zu liefern, entscheidend für das Einlenken von Israels Premier Netanjahu gewesen sein. Der muss nun mit den Hardlinern im Kabinett zurechtkommen. Die Hamas wiederum kann es sich nicht leisten, aufzutrumpfen – sonst wird es wieder krachen", vermutet die VOLKSSTIMME.
"Amerika ist und bleibt der entscheidende Player in Nahost", titelt die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf und schreibt: "Hier haben offenbar die alte und die neue Regierung – ob direkt oder indirekt – zusammen gewirkt. Und zwar in einer Weise, die nun zu grundlegenden Veränderungen führen kann. Die Erschöpfung auf allen Seiten ist groß. Es bleibt zu hoffen, dass es tatsächlich zur Umsetzung eines Waffenstillstands kommt und der Frieden dann hält", ist in der RHEINISCHEN POST zu lesen.
Nach Meinung des REUTLINGER GENERAL-ANZEIGERS hat die Vergangenheit eines gezeigt: "Wenn die Israelis eine palästinensische Widerstandsorganisation zerschlagen oder geschwächt haben, entstand meistens eine neue und noch radikalere Organisation. Deshalb ist das Abkommen kein Ende des Nahostkonflikts. Es ist die Hoffnung, dass das geplagte Land wieder für einige Jahre aufatmen kann. Mehr nicht."
Die WIRTSCHAFTSWOCHE kommentiert die letzte Ansprache von Joe Biden als US-Präsident: "Die Warnung Bidens vor der zunehmenden Macht einer 'amerikanischen Oligarchie' kommt zum richtigen Zeitpunkt. Schließlich hat die Präsidentschaftswahl im November gezeigt, wie groß der Einfluss von Großspendern auf den demokratischen Prozess sein kann. Geld und Macht waren in den USA schon immer eng miteinander verbunden. Die Gründerväter des Landes gehörten zu den reichsten Männern der jungen Nation. Doch diese Staatsoberhäupter verstanden ihren Reichtum als Verpflichtung, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Oft haben sie dabei die Interessen ihrer reichen Freunde nicht aus den Augen verloren. Heute ist das Gemeinwohl in Gefahr. Die Megaspender von heute unterstützen mit ihren Millionen einen Mann, der schon einmal versucht hat, das amerikanische System aus den Angeln zu heben", hält die WIRTSCHAFTSWOCHE fest.
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG unterstreicht: "Vor Trumps Amtsantritt kauften sich die Milliardäre hemmungslos ohne jedes politische Mandat beim neuen Herrscher ein: Zuckerberg richtet gleich einen eigenen Empfang aus. Bezos hat seiner 'Washington Post' einen Maulkorb verpasst. Am wildesten treibt es Musk, der auf der Plattform X inzwischen die politischen Parolen vorgibt und künftig eine Regierungskommission leiten darf. Biden hat mit seiner eindringlichen Warnung vor einer Oligarchie mehr als recht. Noch besser wäre es freilich gewesen, wenn er während seiner Amtszeit etwas gegen die skandalöse Konzentration des Reichtums unternommen hätte", findet die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Für DIE TAGESZEITUNG, TAZ, steht eines fest: "Keine Frage, die kommenden Trump-Jahre dürften vier Jahre der offenen und schamlosen Korruption werden. Elon Musk als Oligarchen zu bezeichnen ist keine Polemik – es stimmt. Wer aber denkt, dass die amerikanische Oligarchie nur eine Angelegenheit der Republikaner ist, irrt. Hätte Biden sich ehrlich gemacht, dann hätte er anerkannt, wie sehr der Einfluss der Reichen auf die Mächtigen das amerikanische System bereits prägt. Und welche Mitschuld die Demokraten daran tragen", bemerkt die TAZ.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt auf die Rolle der Demokraten während Trumps zweiter Amtszeit: "Als höchste Demokraten vom Dienst werden die Minderheitsführer im Kongress, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, austarieren müssen, wie weit sie den Republikanern entgegenkommen. Ihr Einfluss auf die Gesetzgebung steigt in dem Maße, in dem die Republikaner untereinander zanken. Trumps Gegner sind gut beraten, konstruktiv Oppositionsarbeit zu leisten und 'Widerstand' nur dann zu orchestrieren, wenn der Präsident die Grundfesten der liberalen Demokratie beschädigt. Eine neuerliche Dauerempörung führte dagegen nur zu weiterer Abstumpfung. Und die wäre das größte Geschenk für Trump und seine Möchtegernoligarchen", ist sich die F.A.Z. sicher.
Dass deutsche Behörden mit dem späteren Attentäter von Magdeburg häufiger beschäftigt waren als bisher bekannt, ist Thema in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Wer die vertrauliche Chronologie liest, die das BKA im Nachgang des Anschlags erstellt hat, fragt sich, warum diese vielen Informationen offenbar nicht früher einmal zusammengeflossen sind. Entscheidend war vielleicht ohnehin ein weiterer Faktor: Einen politisch motivierten Täter hätte das LKA vermutlich anders behandelt. Doch den sahen die Ermittler in Taleb A. nicht. Weil er weder in die islamistische noch in die rechtsextremistische Kategorie passte, wurde er nie eingestuft als das, was er vor allem war: ein Gefährder." So weit die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Sicherheit ist Bürgerrecht", überschreibt DER TAGESSPIEGEL seinen Kommentar und führt aus: "So viele haben sich mit dem Täter befasst: Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hamburg, Bayern, dazu das BKA, der Bundesnachrichtendienst, der Verfassungsschutz, das Kanzleramt. Es gab Hinweise auf mögliche Straftaten aus Großbritannien, Kuwait und Saudi-Arabien. Ja, und wenn das alles doch so war – was fehlt da? Koordination, Information, Aktion! Seit Jahren wird an einem Programm gearbeitet, das die 20 deutschen Polizeien vernetzen soll, neben dem BKA 16 Länderpolizeien, die Bundespolizei, das Zollkriminalamt, die Polizei beim Bundestag. Zentrale Verantwortung liegt beim Bundesministerium des Innern. 2030 soll alles umgesetzt sein. Wer hat so viel Geduld? Die Wähler könnten sie verlieren. Diese Prognose sollte den Wahlkampf verändern", betont DER TAGESSPIEGEL aus Berlin zum Abschluss der Presseschau.